Auszug - Besuch und Aussprache  

 
 
Presseöffentliche Sitzung des Integrationssausschusses
TOP: Ö 1
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 24.11.2014 Status: öffentlich
Zeit: 16:38 - 18:18 Anlass: ord. (presseöffentlichen)
 
Wortprotokoll

 

Der Besuch beginnt mit einem Rundgang, bei dem Herr Grunewald und Frau Müller die Ausschussmitglieder informieren.

 

Das sechsgeschossige, U-förmige Gebäude wurde von Hans Hertlein 1924 fertiggestellt und als Physikalisch-Chemisches Laboratorium (ab 1937) von Siemens genutzt. In den 1960er Jahren wurde das Gebäude nach Beseitigung der Kriegsschäden als Wohnheim für Gastarbeiter benötigt. Wenig später wurde es zum Verwaltungsgebäude für das benachbarte Messgerätewerk. Zwischen 1982 und 1989 war das Gebäude leerstehend. Danach wurde es umfangreich saniert und zu einem Bürogebäude umgestaltet.

 

Als Erstaufnahmeeinrichtung ist es September 2014 vom Landesamt für Soziales und Gesundheit (LAGeSO) angemietet worden und wird seit dem von der "Professionellen Wohn- und Betreuungsgesellschaft" (PEWOBE) geführt.

 

Zwischen den beiden Gebäudeflügeln befindet sich ein großer durchgehender Treppenaufgang. Bei der Besichtigung ist deutlich zu erkennen, dass die gesamten Streben des Geländers zu weit auseinander stehen und somit eine Unfallgefahr für kleine Kinder darstellen. Einzelne Ausschussmitglieder weisen zudem auf Suizid-gefährdete Menschen hin. Herr Grunewald erklärt, dass das Haus unter Denkmalschutz steht aber Querstreben und ein aufzuspannendes Netz als Lösung geplant sind.

 

Herr Grunewald macht deutlich, dass es sich um eine Einrichtung zur "Notbelegung" mit einem niedrigschwelligen Angebot handelt, somit also keine dauerhafte Unterbringung darstellt.

 

Aktuell wurden 367 Asylbewerber/innen aufgenommen, davon sind ca. 130 im Alter von 0 bis 18 Jahren. Die maximale Aufnahme liegt z. Z. bei 393 Menschen.

 

Deutschkurse werden durch Asyl in der Kirche 3-mal je 2 Stunden in der Woche angeboten.

 

Der linke Trakt ist von der 1. bis 4. Etage voll belegt, im rechten Trakt gibt es umfangreiche Sanierungsarbeiten.

 

Linker Trakt

Im linken Gebäudeflügel gibt es 1 bis 5 Personen Zimmer. Die Ausstattung wurde mit neuen Möbeln vorgenommen, die Türen sind abschließbar. Die Räume haben kein Waschbecken und keinen Kühlschrank.

 

Die 6 Toiletten auf jeder Etage sind für Frauen und Männer getrennt. Im Kellergeschoss sind zum heutigen Besichtigungstag 2 Räume mit 30 Duschen (Männer und Frauen getrennt) fertig gestellt worden.

 

Die ausführenden Handwerker werden von dem Architektenbüro Zelinski gestellt, welches auch die Bauaufsicht hat. In einem Flur sind Handwerker mit Arbeiten beschäftigt, es kann jedoch kein Gespräche geführt werden, da sie kein deutsch sprechen.

Zwischen aufgestellten Leitern und unbefestigten Kabeln auf dem Boden laufen Kinder durch die Flure.

 

Rechter Trakt

Hier entstehen durch den Einbau verschiedener Wände 1 bis 5 Personen Zimmer mit der gleichen Ausstattung. Angedacht ist jedoch eine Maximalbelegung mit 4 Personen.

 

Kinderbetreuung

Für die Kinderbetreuung der Asylbewerber/innen stehen im rechten Trakt 3 Räume mit insgesamt 150 qm zur Verfügung. Die Räume sind in Turn-, Spiel- und Schularbeitenbereiche aufgeteilt.

 

In einem Raum lagern bereits umfangreiche Sachspenden (Spielzeug) von der Asyl AG - Kirchenkreis Spandau.

 

Es sind 2 Sozialhelfer/innen und 2 Sozialarbeiter/innen mit je 1,5 Stellen vorgesehen, wobei noch zwei Bewerbungen ausstehen. Individuelle Beratungsgespräche werden von Ihnen im Erdgeschoss durchgeführt.

 

Betreuung und Schularbeitenhilfe soll im Alter von 3 bis 12 Jahren angeboten werden. Eine Betreuung von kleineren Kindern (0 bis 3 Jahren) erfolgt nur in Begleitung von einem Elternteil.

 

Frau Müller berichtet darüber, dass es mit den Kindern bereits viele Aktivitäten außerhalb der Einrichtung gibt. Zwar ist die Lieferung und Aufstellung der Möbel für die 3 Räume am Folgetag nach dieser Besichtigung vorgesehen. Dennoch würde danach der Schwerpunkt auf Außenaktivitäten bleiben.

 

Sprachkenntnisse in Russisch, Englisch und Serbisch sind vorhanden, Arabisch kann nicht angeboten werden. Sprachmittler bzw. Dolmetscher können hinzu gezogen werden.

 

Den Ausschussmitgliedern bemerken bei der Besichtigung, dass die Fenster in allen 3 Räumen nicht abschließbar und leicht zu öffnen sind.

 

Personal

Zusätzlich sind 2 Wirtschaftskräfte, ein Mitarbeiter in der Verwaltung, eine Person als Hausarbeiter und Reinigungspersonal in der Einrichtung beschäftigt.

 

Erdgeschoss

Hier befinden sich die Verwaltungsräume, ein Raum mit Waschmaschinen und ein Raum für die Ausgabe von Hygieneartikel.

Im Speiseraum gibt es einen Fernseher und eine Küche für Fertigspeisen. Die Vollverpflegung wird von der Firma "SODEXO" geliefert. Eine Gemeinschaftsküche ist vorerst nicht geplant.

 

Aussprache im Speiseraum

Der Vorsitzende verdeutlicht einen katastrophalen Eindruck über die Einrichtung. Ihm sei klar, dass die Mitarbeiter/innen vor Ort die falschen Ansprechpartner sind.

 

Es sei jedoch bedenklich, dass die Einrichtung nur halbfertig übergeben wurde und deshalb immer noch zwischen spielenden Kindern in den Gängen gearbeitet werden muss. Er kritisiert zudem die mangelnde Information und Einbindung des Bezirksamts vor der Eröffnung der Einrichtung durch das LAGeSo.

 

Herr Grunewald bestätigt dies, verweist aber darauf, dass der Träger vom Senat regelrecht "überrannt" worden sei. Damals standen nur etwa 14 Tage zur Verfügung. Es gab keine Alternativen.

 

Die Fragen vom BzBm Kleebank über den Vertrag zum Betrieb, über Einzelheiten der Baukosten, sowie Fragen anderer Ausschussmitglieder über z. B. 1 Euro Beschäftigte durch das LAGeSo oder einem umfangreichen Brandschutzkonzept, kann Herr Grunewald nicht beantworten und verweist daher auf die zuständige Geschäftsführerin der PEWOBE Frau Blei.

 

Bei dem Rundgang erfahren die Ausschussmitglieder, dass in allen Etagen die Brandmeldeknöpfe außer Funktion sind. Herr Grunewald nennt als Ursache das Abreißen und Einschlagen der Anlagen durch die Bewohner/innen.

Das Haus besitzt ein Security Team mit 24 Mitarbeitern und 2 Brandwächtern, die in einem 2 Schicht-Dienst arbeiten. Damit sei eine Auflage des Bezirksamtes erfüllt worden.

 

Der Vorsitzende bezweifelt unter diesen Umständen eine sichere Umsetzung der Brandschutzbestimmungen. Ein Mitarbeiter im Keller könne nicht wissen, was in der 4. Etage geschieht. Die Ausschussmitglieder schließen sich diesen Bedenken an.

 

Nach weiteren Nachfragen schlägt Bezv. Müller zur Klärung dieser Themen die Einladung der Geschäftsführerin der PEWOBE in den Ausschuss vor. Dem stimmt der Ausschuss zu.

 

BzBm Kleebank fragt nach der Wartesituation bei der Beschulung. Frau Müller bestätigt diese mit "teilweise" und berichtet von immer wieder auftretende und nicht einzuplanende Akutfälle.

Im Moment sind folgende Altersgruppen aus  21 Nationen in der Einrichtung:

0 bis 2 Jahre                             32

3 bis 5 Jahre                             22

6 bis 12 Jahre               52

13 bis 18 Jahre              31

 

Herr Grunewald ergänzt, dass mit Ende der Sanierungsarbeiten die Erstaufnahmeeinrichtung für 500 Asylbewerber/innen ausgelegt ist. Zurzeit gibt es jedoch eine Masernerkrankung und deshalb keine weiteren Aufnahmen.

 

Ein anderes aber doch sehr schwieriges Problem sind die fehlenden Zuleitungen für Computer und Telefonanschluss. Hier soll es Abhilfe im Januar geben. Den Hinweis über abschließbare Fensteroliven in den Betreuungsräumen nimmt Herr Grunewald auf.

 

Auf die Frage von Bezv. Samhat, ob es eine Betreuung von traumatisierten Asylbewerber/innen in der Einrichtung gibt, bestätigt Frau Müller, dass dies trotz aller Bemühungen der Sozialarbeiter/innen nur bedingt möglich sei. Bezv. Samhat bittet darum, auch dies im Ausschuss mit der Geschäftsführerin der PEWOBE anzusprechen.

 

Zufriedenstellend sei, so Frau Müller, die medizinische Versorgung. Die Bewohner/innen erhalten über das Landessozialamt "grüne Krankenscheine" und werden mit Integrationslotsen des Trägers GIZ e.V. bei Arztbesuchen begleitet.


 
 

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