Hermsdorf

Seniorenclub Hermsdorf

Wer die Harmonie von Mensch und Natur sucht, der wird besonders Hermsdorf lieben. Der gesamte Ortsteil ist durchzogen vom Fließtal, einem Naturschutzgebiet, das durch sattes Grün und das Tegeler Fließ geprägt ist. Die unmittelbare Nähe zum Tegeler Forst macht gerade Hermsdorf zur idyllischen Wohnlage für Menschen mit Sinn für Romantik. Auch mit seiner Infrastruktur steht Hermsdorf mitten im Leben. Villen und Landhäuser sind umgeben von guten Einkaufsmöglichkeiten. Vom Bäcker über Banken, Kitas und Schulen bis hin zum Wochenmarkt ist jedes Ziel fußläufig bequem zu erreichen.
Wenn Sie etwas mehr Bewegung brauchen, können Sie das in einem der ortsansässigen Tennis-Clubs tun, durchs Fließtal joggen, im Winter auf dem Hermsdorfer Waldsee Schlittschuh laufen oder einfach zum Wildgehege im Forst spazieren.
Und wer versucht, Hermsdorf mit Kinderaugen zu sehen, der wird schnell fühlen, dass unsere Sprösslinge hier aktiv und harmonisch aufwachsen. Das empfand bestimmt auch der Schriftsteller Erich Kästner, der am Waldsee lebte.
Eine gute Adresse, finden Sie nicht auch?

Hermsdorf erreicht man am schnellsten mit der S-Bahn (S 1) oder mit den Buslinien 120 und 125. Wo um die Jahrhundertwende noch Tausende von Ausflüglern in den Wäldern rund um Hermsdorf spazieren gingen und die berühmten Ausflugslokale wie das “Waldschlößchen” mit seiner bengalischen Grotte, dem künstlichen Wasserfall, dem Aussichtsturm und den Tanzsälen für 7000 Personen aufsuchten, ist heute Ruhe eingekehrt. In der parallel zur S-Bahn verlaufenden Heinsestraße kann man heute seine alltäglichen Besorgungen in den Lebensmittelläden, der Post, den Banken und den verschiedenen Geschäften erledigen, ohne dabei dem sonst so üblichen Stress einer Metropole zu unterliegen. Man findet dort Ärzte, verschiedene Restaurants, Cafes, Imbissläden und auch zwei Buchhandlungen.
Hermsdorf besitzt eine mittlere bis gute Wohnlage beiderseits der S-Bahn und wird beschrieben als “eine freundliche Landhauskolonie” mit Ein- und Mehrfamilienhäusern älterer Bauart, teilweise auch mit Villen und einzelnen vier- bis sechsstöckigen Wohnblocks. Gewerbe gibt es hier überhaupt nicht, wenn man von einigen Läden in der Nähe des S-Bahnhofs absieht. Die ruhigen Seitenstraßen strahlen bürgerliche Behaglichkeit aus. Im Bereich östlich der S-Bahn-Linie gibt es noch einige schöne märkische Bauernhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das ganze Viertel ist stark durchgrünt. (Quelle: Berlin Real Estate, Reinickendorf.)
Hermsdorf wurde im Verlauf des 13. Jahrhunderts gegründet und blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Bauerndorf. Auf Grund der Tonvorkommen wurde nach 1836 vom Besitzer des Gutes Hermsdorf eine Ziegelei errichtet, die in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts noch um eine Zement- und Tonwarenfabrik erweitert wurde, die auch Baukeramik herstellte. Verblendsteine der “Cement- und Tonwarenfabrik Hermsdorf AG” wurden unter anderem auch in den Innenfassaden des Berliner Rathauses (Rotes Rathaus) im Bezirk Mitte verwendet. Bereits 1880 musste die Fabrik Konkurs anmelden. In den Fabrikräumen befand sich von 1883 bis in die sechziger Jahre hinein das Ausflugs- und Gartenlokal “Seeschloß” mit Tanzsaal und Kegelbahn. Man kann die Spuren dieser frühen Fabrik in einem rein ländlich geprägten Gebiet während eines kleinen Spazierganges durch Alt-Hermsdorf heute noch entdecken. Folgt man von der Berliner Straße (B 96) aus der Almutstraße vorbei an der alten Dorfkirche, gelangt man in die Seebadstraße. Nach ungefähr 200 bis 300 Metern erreicht man die ehemaligen Tongruben, die heute Seen sind und links und rechts der Straße liegen. Biegt man vorher in die Seestraße ein und folgt der nächsten Querstraße nach links, trifft man in der Junostraße 7a auf das sog. Arbeiterwohnhaus der ehemaligen Fabrik, das seit 1989 unter Denkmalschutz steht. Die Straße Am Seeschloß erinnert an die lange Periode des gleichnamigen Ausflugsrestaurants. Der ehemalige Schornstein der Fabrik zeugt von der industriellen Zeit Hermsdorfs.
Geht man zurück nach Alt-Hermsdorf, lohnt ein Besuch im direkt am ehemaligen Hauptplatz gegenüber der Kirche gelegenen Heimatmuseum Reinickendorf (Alt-Hermsdorf 35). Das Heimatmuseum Reinickendorf wurde im Jahre 1980 im ehemaligen Schulhaus in Alt-Hermsdorf gegründet und übernahm die Sammlung der seit dem Jahre 1959 im Gutshaus Wittenau existierenden heimatkundlichen Schau, die wiederum ihren Vorläufer in der ersten heimatkundlichen Ausstellung im Reinickendorfer Realgymnasium in der Berner Straße (heute Friedrich-Engels-Oberschule in der Emmentaler Straße) im Jahre 1930 hatte. Die über 60jährige Sammlungsperiode sowie zahlreiche Schenkungen und Neuerwerbungen von 1980 bis heute haben den Fundus des Heimatmuseums so vergrößert, dass es heute als das zentrale Archiv zur Geschichte Reinickendorfs bezeichnet werden kann.
Das für die Öffentlichkeit nutzbare Regionalarchiv umfasst mehrere tausend Fotos und Dias, über 1000 Negative, Bildplatten und Postkarten, einige Urkunden, Landkarten und etwa 3000 Zeitungsartikel zur Geschichte des Bezirkes. Es wird durch eine öffentlich nutzbare Präsenzbibliothek mit einem Bestand von etwa 4000 Büchern ergänzt. Neben der Literatur zur Geschichte Reinickendorfs und des Berliner Raumes befinden sich auch zahlreiche unveröffentlichte Manuskripte, Denkschriften, Festschriften, Prospekte, Arbeitsergebnisse von Projektgruppen usw. in der Bibliothek. Das Ausleihen von Fotos ist möglich.Die ständige Ausstellung erstreckt sich auf teilweise ineinander übergehende Räume im Erd-, Ober- und Kellergeschoss. Thematisch untergliedern sich die Räume folgendermaßen: Im Erdgeschoss sind die Abteilungen Vor- und Frühgeschichte, Handwerk/Industrie und Verkehr untergebracht, das Obergeschoss beschäftigt sich mit Geographie, mittelalterlicher und neuerer Geschichte Reinickendorfs und stellt inszenierte Räume zur Schau: Bauernstube, Klassenzimmer, Biedermeierzimmer und Jägerstube. Im Kellergeschoss geht es weiter mit der Berliner Arbeiterküche von um 1920 und der Waschküche. Im Hof gibt es ein germanisches Gehöft aus Wohn-/Stallhaus, Spinn- und Webhaus und Speicher zu sehen, außerdem gibt es dort ein Gerätehäuschen für landwirtschaftliche Geräte. Das Treppenhaus beheimatet eine Galerie.
Die Dauer- und Sonderausstellungen können von Schulklassen besucht werden. Wird eine Führung gewünscht, so kann man sich unter dem Telefon 030-4044062 anmelden. Zur Zeit besuchen etwa 80 bis 120 Schulklassen pro Jahr das Museum, die Besucherzahl insgesamt (einschließlich der Gruppen) liegt bei 15000 pro Jahr. Es finden zahlreiche Veranstaltungen und Fortbildungskurse des Vereins “Jugend im Museum e. V.”, des “Fördervereins für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf e. V.” und schulische AG´s statt.
Gegenüber dem Heimatmuseum befindet sich Almut-/Ecke Berliner Straße die alte Hermsdorfer Dorfkirche, ein rechteckiger Putzbau mit drei hohen Rundbogenfenstern an den Längsseiten und einem mit barocken Formen gegliederten Turm, die 1830 errichtet und bereits 1904 wieder abgerissen werden sollte. Das verhinderte jedoch der Provinzialkonservator und deshalb wurde die Kirche 1909 mit weiteren Anbauten versehen. In der Nähe der Kirche befinden sich in Alt-Hermsdorf Nr. 2/3, 8, 10,11 und 27 noch Bauernhäuser, die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen.
Der ungewöhnliche dreieckige Dorfanger und archäologische Funde unterstützen die Hypothese, dass Hermsdorf bereits in slawischer Zeit, d. h. vor der legendären Dorfgründung von “Hermannstorp” durch einen Siedelmeister im 13. Jahrhundert, gegründet wurde. Nach einer Karte von 1699 lag Hermsdorf auf einer Halbinsel, die vom Hermsdorfer See, der heute noch südlich des Dorfes als Verbreiterung des Tegeler Fließes existiert, umgeben war. Der heutige Ortskern von Alt-Hermsdorf entstand erst während der Dorferweiterung des 18. Jahrhunderts, als sich König Friedrich II. von Preußen zwischen 1740 und 1786 durch Ansiedlung von Ausländern bemühte, die seit dem Dreißigjährigen Krieg wüst liegenden und unterentwickelten Gebiete in der Mittelmark zu stärken, um die wirtschaftliche und militärische Kraft des preußischen Staates zu kräftigen. Unter dem letzten jüdischen Gutsbesitzer Leopold Lessing sollte sich Hermsdorf zu einem Kurort entwickeln. Obwohl seine Pläne nach der Erschließung einer Solquelle (an der heutigen Solquellstraße) im Jahre 1889 scheiterten, trug er maßgeblich dazu bei, dass sich Hermsdorf nach der Anbindung an den Berliner Vorortverkehr im Jahr 1891 zu einem Villen- und Wohnvorort entwickelte. In Alt-Hermsdorf erinnert ein Gedenkstein an ihn.
Mit der Entwicklung zum Wohnvorort und zur Sommerfrische für die Berliner erhöhte sich die Einwohnerzahl Hermsdorfs schlagartig bis auf 6000 Einwohner in den zwanziger Jahren (1996: 17051 Einwohner). Neben wohlhabenden Bürgern zogen auch Künstler nach Hermsdorf. Zu den prominentesten unter ihnen zählt der berühmte Maler Max Beckmann (1884-1950), der nach 1908 einige Jahre in der Ringstraße 8 lebte und in dem bis heute noch erhaltenen Haus sein Atelier hatte. Aus seiner Hermsdorfer Zeit befinden sich unter anderem Gemälde vom Bau des Hermsdorfer Wasserturmes im Städelschen Kunstinstitut und in der Städtischen Galerie in Frankfurt am Main. Bis heute sind viele Villen und Landhäuser in der Nähe des S-Bahnhofs Hermsdorf erhalten. Es lohnt ein Spaziergang entlang der Schloßstraße, östlich des S-Bahnhofes. In einem Mietswohnhaus in der Schloßstraße 17 wohnte von 1902 bis 1908 der Schriftsteller und Politiker Gustav Landauer (1870-1919).Als Theoretiker des anarchistischen Sozialismus war er 1918/19 Mitglied der Münchner Räteregierung als Volksbeauftragter für die Volksaufklärung. Beim Einmarsch der gegenrevolutionären Truppen wurde er verhaftet und wenige Tage später im Münchner Gefängnis Stadelheim ermordet.
Folgt man auf der westlichen Seite der Heinsestraße in nördlicher Richtung, stößt man auf den Falkentaler Steig. Dort findet man eine Villa, die eng mit der Geschichte der Juden in Reinickendorf und ihrem traurigen Schicksal während des Dritten Reiches verknüpft ist. In dem Landhaus Falkentaler Steig 16 befand sich von 1926 bis 1930 das “Waisenhaus des Frauenvereins von 1833 zum Besten israelitischer Waisenmädchen”, von 1931 bis 1935 das “Jüdische Kinderheim und Jugendheim Hermsdorf” und ab 1935 bis 1938 die Synagoge des “Jüdischen Religionsvereins für die nördlichen Vororte”. 1942/43 war diese Villa ein sogenanntes “Judenhaus”, von dem mindestens 13 Menschen in die Vernichtungslager deportiert worden waren. Der Loerkesteig, ein kleiner Weg, der vom Falkentaler Steig abgeht und über die S-Bahn nach Frohnau führt, erinnert an den Lyriker, Essayist und Literaturkritiker Oskar Loerke ( 1884-1941 ), der Lektor im S. Fischer Verlag und bis 1933 Sekretär der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewesen war. Eine Gedenktafel befindet sich an seinem Wohnhaus in der Kreuzritterstraße 8 in Frohnau.
Am nördlichen Ende des Falkentaler Steiges, über die Frohnauer Straße 111/122 zu erreichen, befindet sich der Friedhof Hermsdorf mit dem 1909 errichteten 25 Meter hohen und mit Zinnen bekrönten Wasserturm. Bereits in den zwanziger Jahren, als die Gemeinde Hermsdorf an das Wasserleitungssystem Berlins angeschlossen wurde, verlor der Wasserturm seine Funktion. Heute ist der Turm, der im Zweiten Weltkrieg als Ausguck der Luftwaffe für die Flugzeugbeobachtung genutzt wurde, ein technisches Denkmal. Die Gesamtanlage des parkähnlichen repräsentativen Friedhofs stammt von dem Gartenarchitekten Ludwig Lesser (1869-1957), das imposante Torgebäude vom Haupteingang im Westen wurde vom Architekten Dietz 1912 errichtet.