Auszug - Lärmminderung auf Intensivstationen  

 
 
20. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf
TOP: Ö 7.9
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf Beschlussart: mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen
Datum: Mi, 09.05.2018 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:15 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal Rathaus Reinickendorf (Zi. 337, Altbau),
Ort: Eichborndamm 215 (Eingang: Antonyplatz 1), 13437 Berlin
Zusatz: Ältestenrat am Montag, dem 07.05.2018, 17:00 Uhr, Raum 338
0608/XX-01 Lärmminderung auf Intensivstationen
   
 
Status:öffentlichBezüglich:
0608/XX
 Ursprungaktuell
Initiator:Bezirksamt - Abt. Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales 
Verfasser:Bezirksamt - Abt. Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales 
Drucksache-Art: Vorlage zur Kenntnisnahme
 
Beschluss


Es wird folgender Beschluss gefasst:

 

Sachverhalt:

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

In der Erledigung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung vom 10.01.2018 - Drucksache Nr. 0608/XX:

 

„Dem Bezirksamt wird empfohlen sich bei den ansässigen Krankenhäusern mit Intensivstationen dafür einzusetzen, dass dort lärmmindernde Maßnahmen, eingesetzt werden.“

 

wird gemäß § 13 BezVG berichtet:

 

Das Bezirksamt hat den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung aufgegriffen und sich mit dem gesundheitspolitisch wichtigen Anliegen an die ansässigen Krankenhäuser mit Intensivstation gewandt.

 

Die MEDICAL PARK Berlin Humboldtmühle hat dazu wie folgt geantwortet:

 

„Ihrer Anregung folgend haben wir am 19.02.2018 während der Kernarbeitszeit eine orientierende Lärmpegelmessung durchgeführt mit dem Ergebnis, dass die Dauerschallpegelmessung an allen Messpunkten unterhalb der Auslöse- bzw. Expositionsgrenzen liegen.

 

Einschränkend muss man hierzu bemerken, dass die zitierten Grenzwerte sich formal auf den Arbeitsschutz der Angestellten beziehen (gemäß diesbezüglicher EU-Richtlinie bzw. Arbeitsstättenverordnung), und nicht auf eine ggf. entstehende Lärmbelästigung der auf einer Intensivstation liegenden Patienten.

 

Bzgl. der möglichen Folgen einer Lärmbelästigung von Patienten auf Intensivstationen(z.B. denkbar: Prognose-Verschlechterung? Verlängerter Krankenhausaufenthalt?) gibt es unseres Wissens keine wissenschaftliche Evidenz und entsprechend bisher auch keine anzustrebenden Grenzwerte oder Empfehlungen. Auch die Ihrerseits zitierte Arbeit aus der Ärzte Zeitung Online nähert sich dem Thema ja eher plakativ und stützt sich nicht auf spezifische wissenschaftliche Erkenntnisse.

 

Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt bezüglich der speziellen Patientenklientel auf unserer neurologisch-frührehabilitativen Intensivstation ist, dass ein wichtiger Teil der Behandlung der Patienten ja unter anderem gerade im Anbieten von sensorischem Inputbesteht (Wahrnehmungstraining), so dass hierbei Musik, Radio oder laufende TV-Sendungen tagsüber teilweise bewusst eingesetzt werden, um die Gesundung der Patienten zu unterstützen, natürlich auf einem für alle Beteiligten angenehmen Lautstärkeniveau. Selbstverständlich achten wir im täglichen Betrieb darauf, eine Dauerlärmbelästigung der Patienten und Mitarbeiter auf der Intensivstation zu vermeiden. Wir sehen jedoch derzeit auch anhand der Ergebnisse der o.g. Lärmpegelmessung keine Notwendigkeit für darüber hinaus gehende Maßnahmen […].“

 

Die MEDICAL PARK Berlin Humboldtmühle hat eine Einladung zur entsprechenden Besichtigung ausgesprochen und eine Geräuschmessung vorgelegt, die das angesprochene Messergebnis enthält.

 

Aus dem Dominikus-Krankenhaus liegt uns folgende Antwort vor:

 

„Die Lärmminderung auf der Intensivstation ist ein wichtiges Thema, das in Zukunft durch weiterführende lärmmindernde Maßnahmen vorangetrieben werden sollte.

 

Im Dominikus-Krankenhaus werden folgende lärmmindernde Maßnahmen umgesetzt:

 

Unter Alarmhygiene verstehen wir, dass wir vorausschauend Alarme quittieren bevor diese ausgelöst werden. Insgesamt werden Alarme möglichst leise eingestellt. Zum Teil kommen Kopfhörer zum Einsatz um eine Schalldämpfung herbeizuführen. Gerade in der Nacht ist das Personal angehalten möglichst leise zu kommunizieren, desweitern besteht immer die Möglichkeit, falls der Gesundheitszustand des Patienten es zulässt, die Türen zu schließen. Abhängig von der Personalsituation wird auf optische Alarmanzeige umgestellt.

 

Eine weitere Umsetzung von lärmreduzierenden Maßnahmen ist natürlich wünschenswert. Gerade die White-Noise-Systeme bzw. Alarmsysteme die personengebunden getragen werden können sind zukunftsweisende Richtungen.“

 

Aus dem Vivantes Humboldt-Klinikum haben wir folgende Stellungnahme erhalten:

 

„…Das Thema der Verminderung unnötiger Geräusch- und Lärmemissionen auf den Intensivstationen ist natürlich bei allen Behandlern vorhanden und findet Eingang in die tägliche Praxis. Entsprechende Anweisungen zu Geräuschvermeidung spiegeln sich in den Ablaufprotokollen der täglichen Visiten- und Besuchszeiten wieder. Die meisten Geräuschemissionen werden auf der Intensivstation durch die verschiedenen Geräte, die der Aufrechterhaltung und Unterstützung der Lebensfunktionen dienen, verursacht.

 

Bei kritisch kranken Patienten kommen dabei bei einem Patienten zum Teil bis zu mehr als 15 Infusionspumpen, Beatmungsgeräte, Lagerungsmatratzen mit Gebläsen, Thorax-Drainagepumpen, künstliche Nierensysteme und viele andere Geräte zum Einsatz. Aus eigenem Erleben kann ich Ihnen bestätigen, dass alleine die Geräuschemission einer Infusionspumpe einen gesunden Patienten beim normalen Nachtschlaf stören würde.

Nichts desto trotz müssen wir anerkennen, dass jedes einzelne dieser Geräte für die Aufrechterhaltung und zur Wiedererlangung von lebenswichtigen Körperfunktionen essentiell wichtig und unverzichtbar ist. Technische Innovationen auf dem Gebiet der Medizingeräteentwicklung haben dabei im Zuge der letzten Jahre die Geräuschemission der entsprechenden Geräte schrittweise reduziert.

 

Natürlich werden die Geräuschemissionen auf einer entsprechenden Intensivstation auch durch die baulichen Voraussetzungen entscheidend beeinflusst. Das betrifft sowohl die Geräuschemission von außen als auch die Geräuschemission aus der Station heraus zwischen den einzelnen Behandlungszimmern und dem Stationsstützpunkt.

Das Humboldt-Krankenhaus ist in seiner derzeitigen Verfassung mehr als 30 Jahre alt und hat diesbezüglich natürlich nicht mehr die besten Voraussetzungen. Wir sind jedoch sehr stolz darauf, dass der Senat der Stadt Berlin und unser Unternehmen durch ein Neubauprojekt, vom dem wir bereits ja auch im Krankenhausbeirat berichtet haben, einen neue Heimstätte für die Intensivstation des Hauses ermöglicht und genehmigt hat. Wir werden voraussichtlich im Frühjahr 2019 eine neue Intensivstation mit insgesamt 37 Betten in diesem Neubau eröffnen können.

Die konkrete Umsetzung des Intensivbauvorhabens wird dabei auch von den Ärzten und Schwestern der Intensivstation bereits jetzt intensiv begleitet. In diesen ständigen Beratungen mit den Architekten und bauausführenden Firmen spielen auch Maßnahmen zur Verringerung der Geräuschemission eine Rolle. So sind unter anderem auch Anpassungen und Verbesserungen der zentralen Überwachungskanzel und des Pflegestützpunktes gegenüber den Behandlungszimmern gezielt mit dem Hintergrund der weiteren Reduktion von Lärmemission unterbreitet worden...“

 

Wir bitten, die Drucksache Nr. 0608/XX damit als erledigt zu betrachten.

 

Frank Balzer      Uwe Brockhausen

Bezirksbürgermeister     Bezirksstadtrat

 

Gemäß Konsensliste Kenntnisnahme

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksverordnete Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker/in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

Kontakt

Bezirksamt Reinickendorf

BVV-Büro

Verkehrsanbindungen