Drucksache - VIII-1008  

 
 
Betreff: Benennung eines öffentlichen Platzes im Ortsteil Prenzlauer Berg in „Gertrud-Classen-Platz“
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
   
Drucksache-Art:Vorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVGVorlage zur Kenntnisnahme § 15 BezVG
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin
04.12.2019 
28. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
VzK§15 BezVG BA, 28. BVV am 04.12.19

siehe Anlage


Begründung:

Bezirksamt Pankow von Berlin

. 2019

An die
Bezirksverordnetenversammlung

Drucksache-Nr.:

Vorlage zur Kenntnisnahme
r die Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG

Betr.: Benennung eines öffentlichen Platzes im Ortsteil Prenzlauer Berg in

Gertrud-Classen-Platz“

 

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

Gemäß § 15 Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG) wird berichtet:

Das Bezirksamt hat in seiner Sitzung am 19.11.2019 folgenden Beschluss gefasst:

Die platzartig gestaltete öffentliche Fläche zwischen Naugarder Straße, Hosemannstraße und Erich-Weinert-Straße im Ortsteil Prenzlauer Berg wird in „Gertrud-Classen-Platz“ benannt. Die Lage des Platzes ist auf dem beiliegenden Plan zu erkennen.

Begründung

Die Benennungsabsicht wurde der Bezirksverordnetenversammlung gemäß § 15 BezVG als Vorlage zur Kenntnisnahme übergeben. Die Vorlage wurde am 14.08.2019 in der 25. ordentlichen Tagung der Bezirksverordnetenversammlung ohne Aussprache zur Kenntnis genommen.

Das Bezirksamt wurde per Drucksache VIII-0134 der BVV Pankow von Berlin vom 21.02.2018 ersucht, den Dreiecksplatz zwischen Naugarder Straße, Hosemannstraße und Erich-Weinert-Straße nach einer geeigneten Frauenfigur aus der Weissenseer Stummfilmzeit zu benennen.

Der Frauenbeirat Pankow und der Fachbereich Museum/Bezirkliche Geschichtsarbeit haben dieses Ersuchen geprüft und mit der Begründung abgelehnt, dass das Rollenbild von Frauen, das in den meisten dieser Stummfilme vermittelt wird, schon zur damaligen Zeit nicht progressiv war.


In Kooperation mit der AG SpurenSuche des Frauenbeirates Pankows möchten diese hingegen der Malerin und Bildhauerin Gertrud-Classen (1905-1974) ein ehrendes Andenken setzen.

Dem leistet das Bezirksamt Folge.


Der Vorschlag entspricht der in den drei Bänden „SpurenSuche“ zugrunde liegenden Absicht, das Wirken von Frauen zu würdigen, die zu ihren Lebzeiten in Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg Bedeutsames geleistet haben.


Dem Anliegen der BVV Pankow, den Anteil an nach Frauen benannten Straßen, Plätzen und Orten zu erhöhen (Drs. VI-1032 vom 05.05.2010), wird somit gefolgt.

Die Benennung des Platzes erfüllt die Voraussetzungen zur Umsetzung der Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung). Es handelt sich um eine öffentlich gewidmete Verkehrsfläche, deren Benennung im öffentlichen Interesse liegt (§ 2 Abs. 1 und § 5 Abs. 1 S. 1 Berliner Straßengesetz).

Die Information von Anwohnern über die Benennungsabsicht des Platzes entfällt, da es am Platz keine direkten Anwohner gibt.


Die Abfrage bei den übrigen Straßen- und Grünflächenämtern Berlins und beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat ergeben, dass keine gleichen Benennungsabsichten bestehen sowie gleiche oder gleichlautende Straßen- bzw. Platzbezeichnungen in Berlin nicht vorhanden sind. Die statistische Schlüsselnummer lautet: 11203.


Das Benennungsverfahren wird entsprechend § 5 Abs. 1 Satz 1 Berliner Straßengesetz durchgeführt.

 

Haushaltsmäßige Auswirkungen

Die Kosten für die Ausstattung mit Straßennamenschilder betragen 316,92 Euro. Die Finanzierung erfolgt aus Kapitel 3800, Titel 52101 im Rahmen des vorhandenen Haushaltsansatzes.

Gleichstellungs- und gleichbehandlungsrelevante Auswirkungen

Mit der Benennung des Platzes nach Gertrud Classen leistet das Bezirksamt Pankow von Berlin einen weiteren Beitrag, die Leistungen von Frauen, die bisher in Geschichtsschreibung und Politik nicht oder nur ungenügend Beachtung fanden, öffentlich zu machen und ihnen so eine Würdigung zuteilwerden zu lassen.

Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung

keine
 

Kinder- und Familienverträglichkeit

entfällt

 

Anlage
Lageplan

Kurzbiografie eingereicht vom Frauenbeirat und Fachbereich Museum/Bezirkliche Geschichtsarbeit

ren Benn
Bezirksbürgermeister
 

Vollrad Kuhn
Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste

 

 

 

 

Kult Gesch L

 

Abt. Stadtentwicklung

Straßen- und Grünflächenamt

SGA 141

 

Betr.: Benennungsvorschläge zweier Dreiecksplätze gemäß BVV- Drucksache Nr.: VIII-0134 „Dreiecksplätze nach verdienstvollen Frauen benennen“

 

Vorschlag 1: Dreiecksplatz zwischen Naugarder Straße, Hosemannstraße und Erich-Weinert-Straße nach der Bildhauerin und Malerin Gertrud Classen (1905 1974) zu benennen.

Hist. Sachverhalt

Gertrud Classen engagierte sich sehr früh in der Wandervogelbewegung und forderte mit anderen jungen Frauen eine eigene Sparte für Mädchen und junge Frauen, da sie in dem männlich dominierten Bund keinen Raum für sich sahen. Nach 1933 war sie im Widerstand gegen das Naziregime, und wurde mehrmals verhaftet. Gertrud Classen beherbergte in dieser Zeit die untergetauchte jüdische Widerstandskämpferin, Ilse Stillmann und den Deserteur und Widerstandskämpfer Oskar Huth. Ludwig Freiherr von Hammerstein, Beteiligter am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, verschaffte sie Papiere und Quartier. Von 1950 1953 war Gertrud Classen Meisterschülerin an der Akademie der Künste in der DDR und bis 1965 als freischaffende Bildhauerin tätig. Mit der Skulptur „Die Aufbauhelferin“ in der Grünanlage an der Ossietzkystraße steht bis heute eine Skulptur von Gertrud Classen im Ortsteil Pankow. Ebenfalls von ihr stammt die Skulptur „Lesender Knabe“ in der Pistoriusstraße/Ecke Woelckpromenade im Ortsteil Weißensee.

Quelle:

Porträt Gertrud Classen, in: „SpurenSuche Frauen in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee, 3. Band, Hg. Frauenbeirat Pankow, Berlin 2017

Bewertung:

Basierend auf den durch den Frauenbeirat Pankow erhobenen Quellen ist der Benennung aus fachlicher Sicht zuzustimmen.

Berlin, den 13. März 2019

gez.

Bernt Roder

 

 

 
 

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