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Drucksache - VIII-0161
Siehe Anlage
Vorlage zur Kenntnisnahme |
Sören Benn | Vollrad Kuhn |
Anlage 1
Biografie der Louise Henry
Louise Henry, geb. Claude kam am 4. April 1798 als viertes Kind von Louis und
Judith Claude in Berlin zur Welt. Louises Vorfahren wurden in Frankreich geboren.
Ihre Übersiedelung nach Deutschland erfolgte im Zusammenhang mit dem Edikt von Potsdam, das am 29. Oktober 1685 durch den brandenburgischen Kurfürsten
Friedrich Wilhelm unterzeichnet wurde. Louises Urgroßeltern väterlicherseits kamen zwischen 1886 und 1889 aus Mannheim (Sedan). Die Urgroßeltern mütterlicherseits stammten aus der Umgebung Metz.
Ihren ersten Kunstunterricht erfuhr Louise zusammen mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Henriette in der Schulanstalt des Herrn Wohlers, eines Professors der
Geographie. Ehe sie von ihrem Vater die Erlaubnis erhielt, die Malerei zu erlernen, musste Louise Claude ein Jahr lang beweisen, dass sie in der Lage war, mit
Handarbeiten Geld zu verdienen. In der Zeit der französischen Besatzung (1806-1808) trug sie durch den Verkauf von Portraits zum Familieneinkommen bei.
Im Alter von 14 Jahren erhielt Louise Claude zunächst Zeichenunterricht nach
Vorlageblättern und Gipsfiguren bei Félicité Henriette Robert und später bei Hofmaler Weitsch. Ab 1815 unterrichtete sie Prof. Kretschmar im Ölmalen bevor sie schließlich seit 1817 als Schülerin im Atelier bei Prof. Wilhelm Schadow (1788-1862; Sohn des Bildhauers Johann Gottlieb Schadow) Unterricht im Portraitmalen erhielt. Nach dem Tode der Lehrerin Madame Robert, bekam Louise Claude den Madame Robert
zugesprochenen akademischen Etat in Form einer Pension weiter ausgezahlt.
Frauen wurde zu dieser Zeit noch die Ausbildung in der Kunst vielfach erschwert,
u.a. dadurch, dass es ihnen an den öffentlichen Akademien verwehrt wurde, das
anatomische Zeichnen und das Studium lebender Modelle durchzuführen. So blieb ihnen der Zutritt zum Aktsaal mit ausschließlich männlichen Modellen aus sittlichen Gründen versperrt.
In dem Jahr, als ihr Lehrer Wilhelm Schadow aus Berlin nach Düsseldorf
überwechselt, heiratete sie am 16. Oktober 1826 Paul Henry, Pfarrer an der
französischen Kirche zu Berlin. Er entstammte einer französischen Familie, die vor 1893 nach Berlin eingewandert war. Mit dieser Verbindung heiratete sie zugleich in eine traditionsreiche Künstlerfamilie ein: Paul Henry war der Enkel des berühmten Kupferstechers Daniel Chodowiecki (1726-1801), der väterlicherseits polnischer
Herkunft war, mütterlicherseits aber einer Familie französischer Refugies
entstammte. Nach der Eheschließung zog Louise Henry in das Haus Niederlag-
straße Nr.1, (Garten des späteren Kronprinzenpalais), in welchem sich auch die
Leitung der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin befand. Paul Henry sorgte dafür, dass Louise nicht mehr für den Erwerb, sondern nur noch zu ihrem Vergnügen malen konnte. Damit war Louise Henry ebenfalls nicht mehr der Ungerechtigkeit
ausgesetzt, dass sich Frauen, im Verhältnis zu ihren männlichen Konkurrenten, mit einer geringeren Entlohnung ihrer Arbeit begnügen mussten.
Seit 1812 war Louise Henry mit ihrer Kunst an den Berliner Akademie-Ausstellungen beteiligt und präsentierte dort in insgesamt 14 Ausstellungen rund 80 Werke in
verschiedenen Techniken. Am 1. März 1833 verlieh ihr die Preußische Akademie der Künste die „außerordentliche Mitgliedschaft“. Deren Mitglieder beabsichtigten mit der Ehrung einer Frau, diese „zu fernen Fortschritten in der Kunst (zu) ermuntern“. Um
jedoch ordentliches Mitglied werden zu können, mussten die Frauen von Zeit zu Zeit Proben ihrer Fortschritte an die Akademie einsenden. Louise Henry wurde als letzte Frau diese Ehre zuteil, bevor schließlich erst die Revolution von 1918 die
Voraussetzung dafür schuf, dass mit Käthe Kollwitz im Jahre 1919 die nächste
Künstlerin in die Akademie aufgenommen wurde.
Mit kurzen Reiseunterbrechungen lebte Louise Henry bis zu ihrem Tode in Berlin. Sie starb am 15. Juli 1839 im Alter von 41 Jahren infolge einer Kehlkopf-Schwindsucht und wurde auf dem Friedhof der französischen-reformierten Gemeinde in der
Chausseestraße am Oranienburger Tor beigesetzt. Ihre Grabstätte wurde Anfang der 1940er Jahren „mangels öffentlichen Interesses“ eingeebnet.
Louise Henrys Werkumfang umfasst 40 Portraits, 26 Kopien von Vorlagen, 8
Gruppen- und Familienbilder, 3 Genreszenen und 4 Kompositionen nach
historischen Vorlagen. Außerdem hinterließ sie Skizzenbücher mit ca. 340
Zeichenblätter und 300 darin portraitierten Personen. Die meisten
Portraitzeichnungen stellen namentlich bekannte Personen, zumeist aus dem
Freundes- und Bekanntenkreis dar, darunter Wilhelm von Humboldt, Friedrich Carl von Savigny und Wilhelm Schadow, aber auch einfache Menschen aus dem Volke, z.B. Obstfrauen aus Werder, Köchinnen und Arbeiter bei der Arbeit. Darüber hinaus behandelte sie in ihrer Kunst auch religiöse und literarische Themen, z. B. Szenen aus dem Alten Testament.
Das künstlerische Schaffen von Louise Henry ist eng mit der Kunst des Berliner
Biedermeier verbunden. Beispiele dafür sind die entstandenen Familienbilder.
Attribute der Biedermeierzeit, darunter Kleider, Kopfbedeckungen werden darin
detailgetreu wiedergegeben und auch leblose Dinge portraithaft dargestellt. In ihre Portraits komponierte sie weitere zeitgenössische Details hinein, darunter verbreitete Literatur, beispielsweise Schriften des Historikers Charles Ancillon, der ein Werk über die Historie der französischen Refugies in Brandenburg-Preußen verfasst hatte.
Ihre Werke waren in der „Ausstellung deutscher Kunst 1775-1875“, der sogenannten „Jahrhundert-Ausstellung“ vertreten, die in erster Linie die „vergessenen oder
übersehenen Begabungen“ präsentieren wollte.
Louise Henry gehört zu den in Vergessenheit geratenen Berliner Künstlern und
Künstlerinnen. Der überwiegende Teil ihrer Kunst befindet sich bis heute in
Privatbesitz.
Louise Henry zählt zu einer wichtigen Vertreterin der Kunst des Berliner
Biedermeiers. Die Darstellungen in ihrer Kunst sind wichtige zeithistorische
Zeugnisse. Zugleich gehört sie zu den in Vergessenheit geratenen Berliner Künstlern und Künstlerinnen. Ihre Biografie ist eng mit der Geschichte und dem Leben der
französischen Glaubensflüchtlingen und der nachfolgenden Generationen
verbunden. Ihr familiäres Umfeld hat wiederum die Motive ihrer Kunst beeinflusst.
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