Parkraumbewirtschaftung in Prenzlauer Berg

Bild zeigt Münzeinwurf in blauer Farbe

Bessere Aufenthaltsqualität - weniger Parksuchverkehr

Der Prenzlauer Berg ist ein attraktiver Berliner Ortsteil. Leider sind damit auch ein paar Probleme verbunden. Seit Jahren beklagen sich Bürgerinnen und Bürger über fehlende Parkmöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum. Bewohner, Anlieger, Beschäftigte, Gewerbetreibende und Touristen konkurrieren miteinander um die wenigen Parkplätze. Falschparker behindern Fußgänger und Radfahrer. Deshalb hat der Bezirk Pankow nach umfangreichen Untersuchungen beschlossen, die Parkraumbewirtschaftung im Ortsteil Prenzlauer Berg einzuführen.

In Gebieten mit hohem Verkehrsaufkommen muss der begrenzte Parkraum im öffentlichen Straßenland sinnvoll genutzt werden. Eine moderne Parkraumbewirtschaftung macht dies möglich. Während Berufspendler und Besucher je nach Parkzeit eine Gebühr entrichten, beantragen Bewohner einen Bewohnerparkausweis (Bewohnervignette), mit dem sie rund um die Uhr entgeltfrei in ihrem Kiez parken können. So wird die Parksituation für Bewohner verbessert und die Lebensqualität im öffentlichen Raum erhöht. Unternehmer, Gewerbetreibende oder Vereine können eine Ausnahmegenehmigung zum Parken (Betriebsvignette) erwerben.

Im südlichen Teil des Prenzlauer Bergs wurde deshalb zum Oktober 2010 die Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Sie führt nachweislich zu mehr freien Parkplätzen, weniger Suchverkehr und einer geringeren Lärm- und Abgasbelastung im Kiez. Andere Berliner Bezirke sowie Städte in Deutschland und Europa haben teilen diese Erfahrungen mit Pankow. Nach Einführung der drei ersten Parkzonen (Zone 41, 42, 43) in Pankow konnte in einer Nachheruntersuchung ein Rückgang des Parkdrucks um bis zu 20 Prozent festgestellt werden. Über 3.000 Kraftfahrzeuge täglich parken weniger im südlichen Prenzlauer Berg. Der zeitraubende und umweltbelastende Suchverkehr ging zurück. Das Mobilitätsverhalten von Berufspendlern und Besuchern wurde dahingehend beeinflusst, dass diese in die bewirtschafteten Zonen vermehrt mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder dem Fahrrad kommen.

Die positiven Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen haben den Bezirk veranlasst, die Bewirtschaftung in Prenzlauer Berg auszuweiten. Zum April 2013 wurden zwei neue Parkzonen (Zone 44, 45) eingerichtet. Einerseits sollte damit der hohe Parkdruck im Bötzowviertel und im Gebiet um den Arnimplatz verringert werden. Andererseits galt es, Verdrängungseffekte in den benachbarten Gebieten wie der Grünen Stadt, dem Gebiet um den Humannplatz sowie die Ibsenstraße einzudämmen. In den fünf Pankower Parkzonen werden mittlerweile ca. 26.000 Parkplätze im öffentlichen Straßenraum bewirtschaftet. In den Gebieten leben rund 120.000 Pankowerinnen und Pankower. Die Parkraumbewirtschaftung soll nicht zuletzt die Lebensqualität vor Ort verbessern.

Das Gebiet und die einzelnen Zonen

Begrenzt wird das in fünf Zonen geteilte Bewirtschaftungsareal durch die Torstraße und Mollstraße (Süden), die Straße Am Friedrichshain und Prenzlauer Allee (Osten), Bornholmer Straße, Wisbyer Straße sowie den S-Bahnring (Norden) und die Bezirksgrenze zu Mitte (Westen). Die Parkzone 41 (grün) umfasst das Gebiet um den Teutoburger Platz und die Oderberger Straße und geht bis zur Brunnenstraße in den Bezirk Mitte hinein. Die Zone 42 (blau) befindet sich zwischen Greifswalder- und Danziger Straße, Torstraße und Schönhauser Allee. Nördlich der Danziger Straße schließt sich die Parkzone 43 (rot) im Ernst-Thälmann-Park, im Gebiet um den Helmholtzplatz sowie im Gleimviertel an. Die Parkzone 44 (türkis) umfasst das Bötzowviertel und die Grüne Stadt. Die Parkzone 45 (orange) umfasst das Gebiet um den Arnimplatz und Humannplatz sowie südlich der Ibsenstraße. In den bewirtschafteten Gebieten sind 800 Parkscheinautomaten aufgestellt. Rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes überwachen die fünf Pankower Parkzonen. Die Bewirtschaftungszeit für alle Zonen ist von Montag bis Samstag in der Zeit von 9 bis 24 Uhr. Die Gebührenhöhe beträgt mindestens 1 Euro pro Stunde. An besonders stark belebten Orten wie z.B. rund um den Kollwitzplatz beträgt die Gebühr 2 Euro pro Stunde. In der Umgebung der Max-Schmeling-Halle sind zu bestimmten Veranstaltungen 3 Euro pro Stunde zu entrichten.

Allgemeine Informationen zur Parkraumbewirtschaftung

In den innenstadtnahen, mit Gewerbe durchmischten Wohngebieten ist es zu erheblichen Problemen im ruhenden Verkehr gekommen. Der Grund: Bewohnerinnen und Bewohner, Beschäftigte, Gewerbe sowie Besucherinnen und Besucher konkurrieren miteinander um die vorhandenen Parkplätze im Straßenraum. Parksuchverkehr belastet die Gebiete.
Die Ziele:

  • Besseres Wohnumfeld und mehr Aufenthaltsqualität im Gebiet
  • Reduzierung des Parksuchverkehrs
  • Bessere Erreichbarkeit für Wirtschaftsverkehr
  • Bessere Erreichbarkeit für Besucherinnen und Besucher
  • Effektive Nutzung des vorhandenen Parkraums

Im Januar 2008 hat das Bezirksamt Pankow eine Machbarkeitsstudie für Parkraumbewirtschaftung in Auftrag gegeben. Diesem konkret praktischen Schritt ging eine Debatte in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zur derzeitigen Situation und zur Zukunft des ruhenden Verkehrs – hier insbesondere im Prenzlauer Berg – voraus. Mit der Erarbeitung der Studie beauftragt wurde das in Sachen Parken und Parkraumbewirtschaftung renommierte Verkehrsplanungsbüro LK Argus.
Als Untersuchungsgebiet wurde der gesamte Prenzlauer Berg südlich des S–Bahn–Ringes zwischen Mauerpark im Westen und Friedrichshain im Osten festgelegt. Der Studienauftrag belief sich für den Erhebungsteil auf die Feststellung der Anzahl legaler Stellplätze und sozialräumlicher Daten wie Einwohnerdichte usw., die Ermittlung der Kfz-Anzahl und vor allem auf die mehrmalige Zählung der Stellplatzauslastung zu unterschiedlichen Wochen- und Tageszeiten sowie die Untersuchung der Kfz-Bewegungen durch anonymisierte Kennzeichenerfassung. Das war wichtig, um die verschiedenen Nutzergruppen analysieren zu können (Anwohner, Gäste, Angestellte von Geschäften). Nach der Vorstellung der Studie im BVV – Ausschuss für Verkehr, in den Fraktionen der BVV, im Sanierungsbeirat und in den Kreisverbänden der Parteien wurde der Beschluss zur Einführung der Parkraumbewirtschaftung in Pankow zum 1. Oktober 2010 gefasst.

Nach der erfolgreichen Einführung der Parkraumbewirtschaftung hat das Bezirksamt weitere wissenschaftliche Studien zur Nachheruntersuchung in Auftrag gegeben. Bereits zum Zeitpunkt der Einführung zeichnete sich ab, dass es durch diese Maßnahme zu starken Verlagerungseffekten kommen würde. Besonders an den Grenzen zu nicht bewirtschafteten Gebieten wurde mit einem erhöhten Parkdruck gerechnet. Während die statistischen Erhebungen für die Areale “Grüne Stadt” und Bötzowviertel bereits Gegenstand der ursprünglichen Machbarkeitsstudie waren, galt es die Gebiete Humanplatz, Arnimplatz und Bornholm nachträglich zu erfassen. Diese Ergebnisse der Untersuchung empfehlen eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf diese Gebiete. Nach intensiver Debatte in der BVV Pankow und im Bezirksamt Pankow wurde schließlich die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung zum 1. April 2013 beschlossen.