Auszug - Bericht über die Arbeit der SchreiBabyAmbulanz, Leiterin der SchreiBabyAmbulanz Frau Daniela Grunz   

 
 
10. öffentliche Sitzung des Gesundheitsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Gesundheitsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 03.07.2018 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Neukölln, Çigli-Zimmer, 1. Etage, Raum A104
Ort: Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin
 
Beschluss


Anlässlich dieses Tagesordnungspunktes begrüßt Herr Lüdecke Frau Grunz von der SchreiBabyAmbulanz im FABIZ. Diese stellt anhand einer PowerPoint Präsentation die Arbeit der SchreiBabyAmbulanz Berlin Neukölln im FABIZ vor und erläutert die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre (siehe Anlage 1).

 

Auf Nachfrage informiert Frau Grunz darüber, dass sie in ihrer täglichen Arbeit nach der Methode von Paula Diedrichs arbeitet, wobei davon ausgegangen wird, dass Körper, Geist und Seele in einer engen Verbindung miteinander stehen. Es handelt sich um eine Kombination aus empathischem Zuhören und Beraten sowie körperorientierten Maßnahmen wie gezielten Massagen.

 

Frau Gebhardt bittet um Mitteilung, wie die Familien von dem Angebot erfahren und ob Kinderärztinnen und Kinderärzte die SchreiBabyAmbulanz kennen. Hierzu führt Frau Grunz aus, dass ein Teil der Kinderärzte an die Ambulanz weitervermitteln, einige dem Angebot jedoch sehr skeptisch gegenüber stehen. Des Weiteren erläutert Frau Grunz, dass die Ambulanz in 2014 sehr gut etabliert wurde und sie selbst in zahlreichen Gremien vertreten ist. Außerdem finden Hilfesuchende das Angebot im Internet und erfahren auch über Mundpropaganda davon. Herr BzStR Liecke ergänzt in diesem Zusammenhang, dass das Angebot allen Fachkräften in Neukölln, die Zugang zu betroffenen Familien haben, bekannt ist. Eltern werden auch über den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD), den Familiengutschein oder durch Hebammen und Stadtteilmütter auf das Angebot aufmerksam gemacht. Eine Anbindung erfolgt in den meisten Fällen durch eine Vermittlung von Fachkräften, die medizinische Ursachen vorab ausschließen und zielgruppengerecht zuweisen.

 

Herr Schröter macht deutlich, dass es für ihn nicht nachvollziehbar ist, dass die Kosten für das Angebot vom Bezirksamt und nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Frau Grunz führt hierzu aus, dass in anderen Bezirken die Zusammenarbeit der Jugendämter und der Gesundheitsämter nicht gut ist und keines der Ämter die eigene Zuständigkeit für ein solches Angebot anerkennt. Es funktioniert ausschließlich in Neukölln, dass sich die politische Ebene hier in der Verantwortung sieht, ein solches Angebot vorzuhalten und zu finanzieren, damit den zahlreichen Familien in den häufig sehr ausgeprägten Krisen kostenlos und niedrigschwellig geholfen werden kann. Es wurde zwischenzeitlich ein Antrag auf Zuschuss zu einer Evaluierung der Nachhaltigkeit des Angebotes beim Bund gestellt, damit zukünftig hinsichtlich der Finanzierung auch die Krankenkassen in die Pflicht genommen werden können. Herr BzStR Liecke ergänzt hierzu, dass das Bezirksamt mit dem für die Familien kostenlosen Angebot auch aktiv zum Kinderschutz beiträgt, da das für Säuglinge gefährliche und oft mit schwersten Behinderungen oder dem Tod einhergehende Schütteln in fast allen Fällen aus einer Überforderungssituation der Eltern resultiert. Dem präventiv zu begegnen, ist eine der Hauptaufgaben der Neuköllner Schreibabyambulanz. Neukölln ist der einzige Bezirk, der ein solches Angebot komplett aus eigenen Mitteln finanziert. Es war seine Entscheidung innerhalb der politischen Schwerpunktsetzung der Abteilung Jugend und Gesundheit, dieses Angebot aufzubauen und Neukölln mit dieser und anderen Maßnahmen als Vorreiter in der Umsetzung integrierter kommunaler Strategien in Berlin zu positionieren. Es ist für ihn nicht nachvollziehbar, aus welchen Gründen dieses Präventionsangebot nicht über die Krankenversicherungen finanziert wird.

 

Anschließend informiert Frau Grunz darüber, dass sie für den Bezirk Neukölln eine Minievaluation durchführt, um am Ende des Jahres 2018 aussagefähig darüber zu sein, was die Ursachen für den Besuch in der SchreiBabyAmbulanz sind.

 

Herr Hecht bittet um Hinweise, ob es trotz der starken Nachfrage Bereiche gibt, in denen eine weitergehende gezielte Bewerbung des Angebotes notwendig wäre. Hierzu macht Frau Grunz deutlich, dass sie derzeit über keinerlei Kapazitäten verfügt, um einen noch weiter steigenden Bedarf zu decken. Die SchreiBabyAmbulanz ist aktuell so stark ausgelastet, dass dem Grunde nach Wartelisten eingeführt werden müssten. Da die hilfesuchenden Familien sich aber in einer Krise befinden, muss zeitnah geholfen werden. Eine weitergehende Werbung würde dazu führen, dass die Nachfrage noch weiter steigt. Frau Grunz führt weiter aus, dass durch die Aufstockung der Mittel aller Voraussicht nach eine weitere Kollegin zur Unterstützung beschäftigt werden kann.

 

Auf Nachfrage von Frau Schoenthal erläutert Frau Grunz, dass sie aufgrund der hohen Nachfrage nur noch Neuköllner Familien behandelt. Zum Start des Angebotes war es ihr noch möglich auch Familien aus angrenzenden Bezirken zu unterstützen. Gleichwohl werden Hilfesuchende aus anderen Bezirken selbstverständlich dahingehend unterstützt, als dass sie an andere Ambulanzen weitervermittelt werden. Diese sind aber in der Regel an Überweisungen und/oder Zuzahlungen gekoppelt. Herr BzStR Liecke informiert in diesem Zusammenhang darüber, dass seitens des Bezirksamtes im Jahr 2014 zunächst 14.604 Euro für die SchreiBabyAmbulanz Berlin Neukölln im FABIZ (Familienbildungszentrum) zur Verfügung gestellt wurden. Wie bereits ausgeführt ist der erkannte Bedarf an Unterstützung und Begleitung in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die finanziellen Mittel für die personelle Ausstattung sind folgerichtig zum Jahr 2018 stark erhöht worden. Derzeit stehen für die Schreibabyambulanz 42.060 € zur Verfügung. In 2017 waren es noch 32.178 €. In den vorhergehenden Jahren wurden bereits nach Möglichkeit Restmittel der Abteilung Jugend und Gesundheit eingesetzt, um über die im Haushaltsplan bewilligten Mittel hinaus das Angebot sicherstellen zu können.

 

Auf Nachfrage von Herrn Hecht informiert Frau Grunz darüber, dass es keine Kooperation mit der Schreibabyambulanz am Vivantes Klinikum Neukölln gibt und diese aus ihrer Sicht auch seitens der dortigen Kolleginnen und Kollegen nicht gewünscht ist. Sie kann daher keinerlei Auskünfte über die dortige Arbeit geben. Herr BzStR Liecke verweist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit, dies bei Interesse im Krankenhausbeirat zu erörtern.

 

Herr Hecht bittet um Mitteilung, ob aus den Mitteln der Frühen Hilfen weitere Unterstützung für die SchreiBabyAmbulanz zu erwarten ist. Hierzu führt Herr BzStR Liecke aus, dass das bisher von der Abteilung Jugend und Gesundheit mit 77.000 EUR pro Jahr geförderte Projekt Babylotse am Vivantes Klinikum Neukölln rückwirkend zum 1. Januar 2018 in die Finanzierung des Landes Berlin (SenGPG) übergegangen ist. Sowohl die Präventionsbeauftragten auf Fachebene als auch die Abteilungsleitung haben lange dafür gearbeitet, dass das erfolgreiche Babylotsenprojekt an allen Berliner Geburtskliniken zur Anwendung kommt. Es ist ein großer Erfolg für die Neuköllner Präventionsstrategie, dass dies nun gelungen ist und damit auch eine finanzielle Aufwertung der Neuköllner Babylotsen verbunden ist. Die dadurch freigewordenen Gelder wurden auf verschiedene Angebote verteilt – unter anderem auf die SchreiBabyAmbulanz.

 

Weiterhin erinnert Herr BzStR Liecke daran, dass auch die drei Neuköllner Familienhebammen Familien unterstützen, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Sie begleiten Familien kostenlos während der Schwangerschaft und berät zu den einzelnen Entwicklungsschritten des Kindes im ersten Lebensjahr. Die Familienhebamme kennt sich im Bezirk gut aus und kann den Familien sagen, an welche Stelle sie sich wenden können, wenn es weitere Fragen oder Sorgen gibt.

 

Hinsichtlich der Kitaplatzproblematik macht Frau Grunz deutlich, dass ein sogenanntes Schreibaby in aller Regel nicht in einer Krippe untergebracht wird, da die Mutter noch nicht in der Lage ist, das Kind fremdbetreuen zu lassen und die Bindung aufzugeben, die zunächst auch erst einmal gefestigt werden muss.

 

Abschließend bittet Frau Grunz um Unterstützung durch die Bezirksverordneten, sich für eine Finanzierung von SchreiBabyAmbulanzen auf Landes- und Bundesebene stark zu machen, denn es bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen in den Ambulanzen einen enormen Stress, wenn Familien in akuten Krisensituationen aufgrund fehlender Kapazitäten nicht geholfen werden kann.


 
 

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