Bürger*innenbeteiligung zur Umbenennung der Wissmannstraße startet jetzt

Pressemitteilung vom 29.06.2020

Heute startet ein Beteiligungsprozess unter den Einwohnerinnen und Einwohnern Neuköllns sowie Neuköllner Initiativen, der im Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung durch die Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport, Amt für Weiterbildung und Kultur, gesteuert wird.

Am 20.8.2019 hat die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln (BVV) beschlossen, eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Wissmannstraße“ zu initiieren. Das Ziel soll die Umbenennung der Wissmannstraße sein. (Drucksache 0089/XX – Geschichtliche Aufarbeitung Wissmannstraße).

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wissmannstraße werden heute per Wurfsendung mit beigelegtem Flyer über das Verfahren informiert und damit zur Mitarbeit aufgerufen.

Die Flyer sind ebenfalls im Haus der Bildung, Boddinstraße 34, erhältlich.

Wir möchten die Anwohner*innen der Wissmannstraße und die Bürger*innen Neuköllns dazu informieren und herzlich dazu einladen, Vorschläge für einen neuen Namen einzureichen.

Warum wird die Wissmannstraße umbenannt?

Im Zuge der Kolonialisierung Afrikas und anderer Teile der Welt durch das Deutsche Reich und andere europäische Länder wurden schwere Verbrechen begangen. Die Täter sollen nicht weiter posthum durch Straßen- namen geehrt werden. Die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln (BVV) hat daher die Umbenennung der Wissmannstraße beschlossen.

Wer war Herrmann von Wissmann?

Die Wissmannstraße ist benannt nach Herrmann von Wissmann (1853ü– 1905), Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda). Er trug mit militärischen Expeditionen maßgeblich zur gewaltsamen Kolonialisierung bei. Da sich die einheimische Bevölkerung gegen die Kolonialisierung ihrer Länder zur Wehr setzte, hatte Wissmann als Reichskommissar den Auftrag, „geordnete politische Verhältnisse“ in die deutsche Kolonie zu bringen. Mit einem Militärfeldzug massakrierte die deutsche Armee dabei die afrikanische Bevölkerung, um deren Widerstand zu brechen. Wissmanns Kriegsführung wurde dabei selbst von anderen Kolonialoffizieren als äußerst barbarisch beschrieben.

Welche Namen können vorgeschlagen werden?

Gesucht wird vorzugsweise eine Namensgeberin die in Neukölln gelebt und/oder gewirkt hat und sich um den Bezirk besonders verdient gemacht hat oder die Widerstand gegen die Kolonialmächte geleistet hat oder sich gegen rassistische und koloniale Strukturen eingesetzt hat.

Die Straße kann nur nach einer bereits verstorbenen Person benannt werden. Es darf keine gleich- oder ähnlich lautenden Straßennamen in Berlin geben. Der Name darf dem Ansehen Neuköllns nicht schaden: Personen die an Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie der Beseitigung demokratischer Strukturen beteiligt waren, werden nicht berücksichtigt.

Wer darf einen Namen vorschlagen?

Vorschlagsberechtigt sind Personen und Initiativen aus Neukölln.

Wer wird über den Namen entscheiden?

Aus den Vorschlägen wählt eine Jury Namen aus und schlägt sie der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln zur Wahl vor. Die Jury besteht aus Expert*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft sowie einer / einem Bürgervertreter*in aus der Wissmannstraße. Sollten keine geeigneten Namensvorschläge gemäß den oben genannten Kriterien eingereicht werden, erarbeitet die Jury eigene Namensvorschläge.

Das Bezirksamt Neukölln nimmt Namensvorschlag online *bis zum 26. Juli 202*0 entgegen: www.berlin.de/ba-neukoelln/umbenennung-wissmannstrasse