Im Fokus: Weigandufer

Blick auf bereits den bereits sanierten Teil des Weigandufers

Am Weigandufer in Neukölln ist gerade viel in Bewegung. Als Teil des Sanierungsgebietes Karl-Marx-Straße / Sonnenallee wurde dort bereits einiges saniert, und derzeit wird dort der Uferweg umgebaut. Am 28. August wurde im Beteiligungsgremium mit den Anwohner*innen diskutiert und über die neuesten Entwicklungen informiert.

Der Uferweg wird zwischen Weichselplatz und Innstraße komplett neugestaltet, damit er künftig barrierefrei ist und von allen genutzt werden kann. Das marode Geländer am Ufer wird erneuert, verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten und Bänke aufgebaut. Außerdem wird eine Entwässerungsanlage gebaut, damit künftig mehr Regenwasser direkt versickern kann und nicht in den Kanal läuft. Obwohl die Gehwege am Ufer breiter und barrierefreier werden, wird die Umweltbilanz positiv ausfallen: Am Ende wird mehr Fläche entsiegelt sein als heute. Das ist ganz konkreter Biotop- und Gewässerschutz.

Im Zuge der Umgestaltung wird eine Neubepflanzung des Uferwegs notwendig. Während die ursprünglichen Planungen aus 2016 kaum Bepflanzungen vorsahen und viele Anwohner*innen sich zu Recht darüber beschwert haben, wurde dies nun geändert. Es werden mehr als 300 neue heimische Sträucher gepflanzt – von Heckenkirsche, Liguster und Weißdorn bis hin zu Weinrosen und roten und schwarzen Johannisbeeren. Zur Fahrradstraße Weigandufer hin wird es auch künftig wieder eine Hecke geben. Außerdem wird mit 12 neuen Bäumen die Baumreihe am Ufer geschlossen. Zum Schutz der Bäume wird die Befestigung des Weges nur dort auf 1,60 m Breite ausgelegt sein, wo die Baumscheiben dies ermöglichen. Die Pflanzen werden besonders vogel- und insektenfreundlich sein, und mit Hecke und Bäumen finden auch künftig Vögeln Nistplätze direkt am Kanal.

  • Was wird am Weigandufer neugestaltet?

    Sowohl im Bereich des Wildenbruchparks als auch am Weigandufer zwischen dem Weichselplatz und der Wildenbruchstraße wird der Weg am Ufer neu gestaltet. In diesem Jahr begannen bereits die Baumaßnahmen vor dem Wildenbruchplatz. Ab Oktober 2019 wird mit den weiteren Baumaßnahmen bis zum Weichselplatz begonnen.

    Im gesamten Bereich wird das Geländer zum Ufer aus Sicherheitsgründen erneuert. Darüber hinaus wird der Uferweg entsprechend der Berliner Vorgaben für Barrierefreiheit neu gebaut. Zur Straße Weigandufer hin erfolgt eine Neubepflanzung mit Kräuterrasen und Staufen sowie zahlreichen bienenfreundlichen Sträuchern auf einer Entwässerungsmulde, die eine zusätzliche ökologische Funktion hat.

    Im Zuge des Umbaus des Weigandufers zur Fahrradstraße wurde die Durchfahrt zwischen Inn- und Wildenbruchstraße für Autos bereits gesperrt. An der Wildenbruchstraße wird durch eine neue Mittelinsel die Sicherheit insbesondere für Radfahrende und Fußgänger*innen weiter verbessert.

  • Wie wird die Barrierefreiheit sichergestellt?

    Die Gestaltung des Weges orientiert sich an den Ausführungsvorschriften über Geh- und Radwege. Dabei handelt es sich um die verbindlichen Vorschriften im Land Berlin. Sie legen beispielsweise fest, dass die Gehwege an Hauptverkehrsstraßen zwischen 4 und 5 Metern breit sein müssen. Eine Breite von mindestens 1,6 Metern muss ohne Hindernisse gebaut werden, damit beispielsweise Rollstuhlfahrende oder Kinderwagen problemlos aneinander vorbeikommen.

    Der neue Uferweg am Weigandufer wird die Vorschriften zum größten Teil einhalten können. Auf der Geländerseite werden auf einer Breite von ca. 1,6 Meter Mosaikpflaster und Gehwegplatten für einen stabilen Untergrund verlegt; lediglich zum Schutz von Baumscheiben werden die Maße vereinzelt unterschritten. Damit wird sichergestellt, dass alle den neuen Uferweg auch nutzen können. Weitere 2,4 Meter werden als wassergebundener Weg gebaut. Vorteile davon sind vor allem eine geringe Aufheizung bei Hitze sowie gelenkschonende Eigenschaften für Fußgänger*innen und Jogger*innen.

    Barrierefreiheit wird auch dadurch geschaffen, dass der Uferweg trotz der Bepflanzung an mehreren Stellen eine Querung des Weigandufers ermöglicht. Abgesenkte Bordsteine und vier Querungsstellen mit taktilen Platten ermöglichen etwa sehbehinderten Menschen Orientierung gemäß der AV Geh- und Radwege. Die Baumaßnahmen sind mit der Behindertenbeauftragten des Bezirksamtes abgesprochen.

  • Wieso baut das Bezirksamt eine Entwässerungsmulde?

    Sowohl der Klimawandel als auch die zunehmende Bodenversiegelung durch die Verdichtung der Stadt stellen Berlin und die Bezirke vor besondere Herausforderungen. Durch die hohe Versiegelung fließt weniger Wasser ab und steht nicht mehr für die Kühlung der Stadt zur Verfügung. Bei starken Regenfällen kann die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr fassen, das Ergebnis sind Überflutungen im städtischen Raum – und das ungefilterte, teilweise ungeklärte Wasser läuft in die Kanäle.

    Diese Rahmenbedingungen haben auch bei der Neugestaltung des Ufers eine Rolle gespielt – und hierbei insbesondere das Regenwassermanagement, für das die Wasserbetriebe und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz klare Vorgaben machen. Verhindert werden muss insbesondere, dass das Regenwasser in den Kanal umgeleitet wird. Stattdessen soll es möglichst versickern und damit langfristig auch dem Grundwasserspiegel zu Gute kommen. Das Bezirksamt hat deshalb insgesamt sieben Varianten für das Regenwassermanagement geprüft und sich im Ergebnis für die Schaffung von Mulden als eine Form von flächiger Regenwasserversickerung entschieden. Diese ermöglichen, dass das Regenwasser insgesamt versickert, ein Überlaufen in den Kanal verhindert wird und das Regenwasser langfristig im Grundwasser landet.

    Neben diesem Beitrag zum Gewässerschutz entsteht durch die Mulde auch zusätzliche Verdunstungskälte. Diese kommt der unmittelbaren Umgebung und letzten Ende auch der gesamten Stadt zu Gute – und damit ist die Mulde auch ein zwar kleiner, aber nachhaltiger und exemplarischer Beitrag für mehr Klimaschutz. Durch die Neugestaltung des Uferwegs wird übrigens am Ende weniger Fläche versiegelt sein als heute – auch das ist praktischer Klimaschutz.

  • Welche neuen Pflanzen werden geplanzt?

    Die ursprünglichen Planungen sahen vor, dass der Rand des Gehwegs am Ufer lediglich mit Rasen beplanzt wird. Zu Recht haben Anwohner*innen sich für die Pflanzung von Sträuchern eingesetzt, die nun auch umgesetzt werden. Im Mai fand mit Anwohner*innen dazu ein Pflanzworkshop statt. Über die Pflanzpläne wurde auch mit Vertreter*innen des BUND gesprochen.

    Im Ergebnis werden nun entlang des Weigandufers 307 heimische Sträucher gepflanzt, die besonders vogel- und insektenfreundlich sind. Gepflanzt werden zahlreiche Johannisbeeren, Hunds- und Weinrosen, Berberitzen, Hartriegel, Weißdorn, Liguster, Heckenkirschen und Feldahorn. Die geplanten Sträucher werden eine Höhe zwischen 1 und 4 Metern erreichen. Darüber hinaus werden insgesamt 12 Bäume am Weigandufer und in der Umgebung neu gepflanzt. Die Lücken in der Baumreihe entlang des Weigandufers werden so durch Neupflanzungen gestopft.

  • Sind die bisherigen Sträucher besonders schützenswert?

    Nein. Bei der Bepflanzung entlang des Weigandufers handelt es sich um Straßenbegleitgrün, das in der Vergangenheit nicht ordentlich gepflegt wurde. Im Umweltatlas des Landes Berlin wird ein großer Bereich des Weigandufers vom Weichselplatz bis zur Wildenbruchstraße als „besonders schützenswert“ dargestellt.

    Dabei handelt es sich jedoch um einen Darstellungsfehler. Ohne Frage höchst schützenswert ist der Bereich des Weichselplatzes, bei dem es sich um eine Grünanlage handelt, genauso wie die Böschung am Kanal. Nicht betroffen ist jedoch der Bereich des Gehwegs am Weigandufer. Hierbei handelt es sich um Straßenland. Nach Überprüfung hat auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen dem Bezirksamt Neukölln mitgeteilt, dass der Gehweg aus Versehen in den entsprechenden Kartenblock einbezogen wurde. 2015 wurde der Umweltatlas zuletzt aktualisiert; dabei wurde vergessen, diesen Fehler zu korrigieren.

  • Wer wurde in die Planungen einbezogen?

    Im März 2011 wurde das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße / Sonnenallee durch Rechtsverordnung festgesetzt. Schon zum damaligen Zeitpunkt wurde als Ziel vereinbart, dass „die südlichen Uferpromenaden entlang der Kanäle“ neu zu gestalten und neue Rad- sowie Fußwege anzulegen sind. Im Juni 2015 fand eine erste Begehung mit dem Beteiligungsgremium Sonnenallee statt, bei dem es sich um eine Gruppe von Anwohner*innen, Eigentümer*innen und weiteren Engagierten aus dem Kiez handelt. Regelmäßig nehmen als Gäste auch Vertreter*innen des Bezirksamtes an den Sitzungen statt.

    Die Anregungen des Beteiligungsgremiums wurden in die weiteren Planungen einbezogen. Ab 2016 fanden verschiedene Veranstaltungen statt, bei denen die jeweiligen Planungsstände immer wieder diskutiert wurden. Auf Anregung des Bezirksamtes fand nach Absprache mit dem Beteiligungsgremium im Mai ein Pflanzworkshop statt. Seit Anfang des Jahres ist die Neugestaltung des Weigandufers Thema in vielen Besprechungen des Beteiligungsgremiums, aber auch beispielsweise Gegenstand zahlreicher Einwohnerfragestunden in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung.

  • Wann sind die Bauarbeiten abgeschlossen?

    Die Bauarbeiten haben im Bereich des Wildenbruchparks bereits im Februar 2019 begonnen. Im Oktober 2019 beginnen die Bauarbeiten im Bereich zwischen Wildenbruchstraße und Fuldastraße. Bislang ist geplant, dass im Herbst 2020 alle Maßnahmen abgeschlossen sind.

  • Pflanzplanung Weigandufer

    PDF-Dokument (2.5 MB) - Stand: 08/2019