Drucksache - 1302/V
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Mit dem Ausscheiden des Intendanten Dercon hat das Unheil in der Causa Volksbühne seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Ein bedeutendes Theater des Landes Berlin steht am Abgrund. Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin bedauert die Beschädigung dieser wichtigen Kulturinstitution in unserem Bezirk. Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht daher das Bezirksamt, folgenden konstruktiven Vorschlag zur zukünftigen Entwicklung der Volksbühne zur Erhaltung der Vitalität der Kultur in Berlin an den Senat heranzutragen und sich für einen gemeinsamen Prüfprozess zur Umsetzung einzusetzen. Die Volksbühne soll als Theater für das Volk und vom Volk fungieren. An Stelle eines weiteren Hauses mit einem mächtigen Intendanten (mit dessen Konzepten das ganze Haus steht und fällt), soll die Volksbühne eine Plattform für hochwertige Gruppen aus dem deutschen (oder deutschsprachigen, vllt. sogar europäischen) Raum werden. Das Haus hat kein eigenes Ensemble sondern konzentriert seine Ressourcen auf professionelle Theatertechnik, Dramaturgie, Administration, Support und bietet damit ein hochprofessionelles Umfeld um künstlerischen Potentialen den Sprung auf die (metaphorisch wie tatsächlich) große Bühne zu ermöglichen. Jede Spielzeit werden eine bestimmte Anzahl an Slots für Theater-Gruppen vergeben, die dann eine garantierte Anzahl an Auftritten erhalten. Die Gastgruppen wären angemessen zu alimentieren. Die Auswahl könnte durch einen Programmausschuss ca. zwei Jahre im Voraus erfolgen. Dieser Programmausschuss würde künstlerischen Leitungsaufgaben (z.B. Setzung von Themenschwerpunkten) übernehmen und damit die üblicherweise von der Intendanz verantworteten Schwerpunktsetzungen übernehmen. In Zusammenarbeit mit Landestheaterpreisen, regionalen Festivals etc. könnten die Nominierungsverfahren gestaltet werde. Die Volksbühne wäre „der große Preis“ für erfolgreiche Nachwuchsgruppen und Semi-Professionelle, die sich regional durchsetzen. Das Haus bietet diesen Gruppen allen Support, um den Sprung zur Professionalität zu schaffen, sofern die Qualität stimmt (Dramaturgie, Kostüme, Bühnenbild etc.). So können etwa Gruppen die einen Landestheaterpreis gewonnen haben, hier ihr Stück ausbauen, professionalisieren und aufführen. Zudem bietet sich eine Zusammenarbeit mit den Berliner Schauspielschulen an.
Der Ausschuss für Bildung und Kultur empfiehlt der BVV einstimmig und ohne Enthaltung, den Antrag als in der Sache erledigt zu betrachten.
Begründung: Die deutsche Theaterlandschaft bietet ein sehr hochwertiges Potential im vor-professionellen Segment. Wir fordern nicht, beliebige Amateurtheater zu beglücken, sondern die breite, im internationalen Vergleich einmalige, deutsche Theaterszene anzusprechen, die unterhalb der üblichen, hochkulturell zentrierten Förderung großer Häuser aktiv ist. Jedes Jahr würden neue
Gruppen hochwertige Impulse nach Berlin bringen. Damit würde ein vibrierender Hub für neue Ideen entstehen. Junge Regisseur*innen und Schauspieler*innen können entdeckt werden bzw. sich hier profilieren. Das Konzept wäre nicht nur schnell realisierbar, sondern auch einmalig. Ein richtig großes, professionell aufgestelltes Haus, das sich dauerhaft einer solchen Aufgabe widmet, gibt es so noch nicht. Die Konzentration auf Sprechtheater würde so auch erhalten bleiben ohne neben der Schaubühne, dem Deutschem Theater und dem Berliner Ensemble eine vierte, intendantengeführte Sprechtheaterbühne zu betreiben. Auch könnte das nicht-spielende Personal erhalten bleiben.
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