Auszug - Hilfe für Obdachlose und Wohnungslose (gemeinsam mit TOP 4.5) BE: Bezirksamt; Herr Krull, Warmer Otto; N. N., Eva´s Haltestelle  

 
 
20. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bürgerdienste
TOP: Ö 2.1
Gremium: Soziales und Bürgerdienste Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 14.05.2013 Status: öffentlich
Zeit: 17:37 - 19:55 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Krull, Sozialarbeiter, stellt die Arbeit des Warmen Ottos vor

Herr Krull, Sozialarbeiter, stellt die Arbeit des Warmen Ottos vor. Den Warmen Otto gibt es seit 30 Jahren. Seit 5 Jahren befinde sich der Warme Otto jetzt in der Wittstocker Straße. Diese Einrichtung sei eine niederschwellige Einrichtung für wohnungslose Menschen. Man verstehe sich nicht als eine Versorgungsstätte (wie Verpflegungscafé oder Suppenküche), sondern das Anliegen der Einrichtung sei es, den Menschen einen Zugang zu weiteren Hilfen (in Form von Beratung, Vermittlung und andere Hilfen der Wohnungslosenhilfe - betreutes Wohnen -) zu geben. Herr Krull führt weiter aus, dass man im letzten Jahr rd. 22.000 Besucher hatte. Ca. 2.000 Beratungen konnten durchgeführt werden und man konnte ca. 800 bis 900 Klienten vermitteln. Die Einrichtung sei auch auf Menschen ausgerichtet, die auf der Straße leben. Man biete hier praktische Hilfen an (wie Anbieten von Schließfächern, Wasch- und Duschmöglichkeiten). Wohnungslose Menschen erreiche man sehr gut. Nach einer Umfrage zufolge, waren ca. 50 % bis 60 % Menschen ohne Wohnung. Der Rest habe eine Wohnung, aber es handele sich um Menschen, die schon einmal wohnungslos waren. Sie kommen immer wieder in die Einrichtung, weil sie Probleme haben. Herr Krull vermittelt, dass die Einrichtung Gruppenarbeit anbiete, um eine Beziehung auf zu bauen. Auch biete man verschiedene Gruppen an: wie Frauenfrühstück (montags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr) , Kochgruppe, Trödelgruppe, Reinigungsgruppe.
Bedauerlicher Weise sei die Einrichtung nur noch von montags bis freitags geöffnet. Öffnungszeiten:
Montags bis donnerstags von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr, freitags von 09.00-13.00 Uhr.

 

Abschließend vermittelt er, dass Hilfesuchende aus osteuropäischen Ländern (Polen, baltische Länder, Bulgarien, Rumänien) die Einrichtung aufsuchen. Hier sei das Problem der Sprachvermittlung gegeben. Da die Hilfesuchende keinerlei Anspruch auf Leistungen haben, sei es schwierig auf diesem Sektor Hilfen anzubieten.

 

Herr BV Freitag (Piraten) fragt nach, wie man eine Lösung hinsichtlich eines Sprachkurses gelöst habe. Herr Krull teilt mit, dass eine Lehrerin 2 oder 3 slawische Sprachen spreche.

 

Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) fragt nach dem Verhältnis zwischen Frauen und Männer. Herr Krull teilt mit, dass das Verhältnis 20 zu 80 sei.

 

Frau Peiter, Sozialarbeiterin in Eva´s Haltestelle, teilt mit, dass diese Tagesstätte wohnungslose Frauen betreue. Eva´s Haltestelle gibt es seit 1997 und befinde sich von Anbeginn an in der Bornemanntraße in Wedding. Man biete seit 2010 durchgängig im Rahmen der Kältehilfe eine Notübernachtung für nur für Frauen an. Vom 15. November 2012 bis 15 April 2013 konnte man durch das Bezirksamt Mitte finanziert 7 Übernachtungsplätze für Frauen, die in den Räumen der Tagesstätte seien, anbieten. Eva´s Haltestelle ist von montags bis freitags geöffnet und im Winter zusätzlich samstags. Man biete neben der Beratung eine Grundversorgung (wie Mahlzeiten, Wäschewaschen, Duschen, Kleiderkammer, Postadresse, Schließfächer) an.
Eva´s Haltestelle ist ein Projekt, welches sehr stark mit geschulten ehrenamtlich Tätigen arbeite. Des Weiteren teilt Frau Peiter mit, dass sich Eva´s Haltestelle aus Eigenmitteln des Sozialdienstes und von Spenden finanziere. Die Kältehilfe wird allerdings aus Mitteln des Bezirksamtes Mitte finanziert. Obwohl Eva´s Haltestelle gegenüber dem Warmen Otto eine deutlich kleinere Einrichtung sei, habe man im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme an Hilfesuchende über 20 % verzeichnen können, so dass man auf 8.601 Besucher kam. 1.800 Beratungen konnte man zählen. Die Notübernachtung sei über 110 % ausgelastet. Frau Peiter betont, dass die Einrichtung sehr wichtig sei, denn man habe die Erfahrung machen können, das viele Besucherinnen in ihrer lebensgeschichtlichen Entwicklung Gewalterfahrungen machten, Traumatisierungen erlebten, so dass es ihnen sehr schwer falle, gemischtgeschlechtlich besuchte Einrichtungen auf zu suchen.

 

Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) kennt die Einrichtung Eva´s Haltestelle und glaubt, dass diese Einrichtung notwenig sei. Sie fragt nach, ob hier auch ein Anstieg an Hilfesuchende aus Osteuropa zu erkennen sei. Frau Peiter bejaht, dass man das in der Tagesstätte beobachte. In der Notübernachtung habe man in der Saison verschiedene Frauen, wovon die Hälfte einen Migrationshintergrund haben. Die Frauen kommen aus Osteuropa (Bulgarien, Lettland, baltische Staaten, Polen).
Eine weitere Frage von Frau Dr. Reuter wird nach dem Mitarbeiternachwuchs gestellt. Frau Peiter teilt mit, dass sich vieles geändert habe. Die ersten 10 Jahre konnte man mit einem festen Stamm arbeiten. Danach traten Veränderungen auf, junge Menschen probierten sich aus, Arbeitslose fingen an, in der Einrichtung zu arbeiten, Studentinnen, junge Frauen, die sich in der Ausbildung befinden, arbeiten ehrenamtlich in der Einrichtung.

 

Frau BV de Sielvie (SPD) möchte wissen, wie man mit der Sprachbarriere umgehe. Frau Peiter teilt mit, dass es eine gute Grundverständigung gäbe.

 

Der Vorsitzende, Herr Lüthke, fragt, ob es eine Möglichkeit gäbe die Zusammenarbeit zwischen Wohnungsnotfragen, Bürgeramt und Jobcenter zu verbessern und in wie weit der Warme Otto und Eva´s Haltestelle begleitet werden könnten. Es wird mitgeteilt, dass Mitarbeiter des Jobcenters oft nicht zu erreichen seien. Auch könne man keine Begleitung anbieten. Wohnungslose, die auch gleichzeitig psychische Auffälligkeiten haben, falle ein Zugang sehr schwer. Auch gestalte sich eine ASOG-Unterbringung immer schwieriger.

 

Herr BV Vierhufe (SPD) regt an, dass Mitarbeiter/-innen des Jobcenters beide Einrichtungen einmal besuchen mögen.

 

Frau BV Dr. Reuter (Die Linke) regt in diesem Zusammenhang an, im Beirat und in der Trägerversammlung dieses Thema zu diskutieren, um eine Möglichkeit zu finden.

 

Herr BzStR von Dassel vermittelt, dass es nicht Ziel eines Fallmanagers sein könne, zu allen 900 Mitarbeitern/-innen des Jobcenters eine enge Korrespondenz aufzubauen. Bekannt sei, dass es im Jobcenter zwischen dem Fallmanager und den Leistungsbereichen Abstimmungsschwierigkeiten gäbe. Hier müsse man Gespräche führen, wie man das organisieren könnte. Grundsätzlich sei die soziale Wohnhilfe der Ansprechpartner.

Anschließend wird über die DS 0860/IV beraten.

 
 

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