Auszug - Produktionsschule Mitte Berichterstattung von Frau Antje Görss und Herrn Dieter Baumhoff, Zukunftsbau GmbH  

 
 
44. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 4.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 14.04.2011 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 21:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Vorsitzende, Herr Dr

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, begrüßt Frau Görss, Herrn Baumhoff und Herrn Geffert.

 

Herr Baumhoff stellt anhand einer Powerpoint-Präsentation die Planung vor (nachzulesen auf verteilte Unterlagen). Einleitend vermittelt er, wie man auf die Idee eine Produktionsschule entstehen zu lassen, kam. Zukunftsbau ist in den 80er Jahren entstanden und ist ein reines Jugendprojekt. Mit den Jugendlichen, die nicht ausbildungsfähig sind, muss man etwas unternehmen. Man habe insgesamt 5 Objekte über 15 Jahre instand gesetzt. Die Jugendlichen konnten sich in erster Linie viel aneignen. Anschließend konnte man sie in Ausbildung vermitteln. Aus den Jugendselbsthilfeprojekten habe man 2 Richtungen weiter verfolgt. Man habe Ausbildungen aufgebaut. Zu bemerken sei, dass es nicht normale Ausbildungen sein können, sondern eine besondere Ausbildung. Man hat versucht, die theoretischen Teile mit den praktischen Anteilen, dem dualen System, welches in der Regel nicht gegeben ist, zusammen zu packen. Ausbildungsbereiche wurden modularisiert. Theorie und Praxis wurde zusammen gefasst. Es wurde ein eigener Unterricht aufgebaut. Die Erfahrungen daraus habe man in die Berufsausbildung eingebracht. Seit 2009 erfolgt eine Finanzierung vom Jobcenter. Eine weitere Richtung war zu überlegen, dass es gar nicht so weit mit den Jugendlichen kommen darf, dass sie schulabschlussdistanziert und gar nicht mehr zur Schule gehen geben darf. Deshalb habe man 1996 berlinweit mit den Jugendämtern begonnen, diese Zielgruppe, die jünger ist, wieder an Grundqualifikationen heranzubringen und durch eigenen Unterricht und Vorbereitung auf externen Hauptschabschluss zu motivieren. In diesen MOV-Projekten befinden sich Jugendliche mit sehr starken Verhaltensauffälligkeiten. In erster Linie geht es darum, diese Jugendliche ankommen zu lassen, mit ihrer Gewalttätigkeit zu arbeiten bzw. dagegen zu arbeiten und eine Grundbedingung zu schaffen, dass sich diese Jugendlichen überhaupt wieder konzentrieren können und sich auf den Unterricht einlassen können. Dieses erfolgreiche Projekt wurde in Weißensee seit 2002 aufgebaut.

In Wedding gibt es das Projekt MOV + Schule. Das zeichnet sich aus, dass es dort klar um eine Vorbereitung Reintegration der Schule geht (Jüngere anzusprechen). Je früher man ansetzt, desto mehr kann man verhindern, dass solche Karrieren entstehen. Das Projekt MOV + Schule ist ein sehr kleines Projekt, in dem Lehrer/-innen und Sozialarbeiter/-innen zusammen in einem Team arbeiten.

Abschließend berichtet Herr Baumhoff über das Girls-MOV. Dieses Projekt wurde von einem anderen Träger ab Januar 2011 übernommen (gleicher Projektansatz wie MOV + Schule), aber nur für Mädchen.
Grundidee ist es, Schüler/-innen in kleinen Lern- und Arbeitsgruppen wieder an Grundqualifikationen und durch eine enge pädagogische Betreuung heranzuführen.

 

Frau Görss vermittelt anschließend Fakten und Daten zur Produktionsschule. Die Produktionsschule Mitte existiert seit 2009 an einem außerschulischen Standort. In Wedding im Rota Print-Gelände wurden Räume für 20 Schüler/-innen angemietet. Diese Schüler/-innen gehen nicht regelmäßig zur Schule und es sei klar, dass sie den Schulabschluss nicht erwerben werden. Sie haben die Möglichkeit, in der Produktionsschule unter besonderen Lernformen eventuell den Schulabschluss zu schaffen. Die Schüler/-innen bleiben Schüler/-innen in der Herkunftsschule, obwohl sie am außerschulischen Standort unterrichtet werden und in Werkstätten arbeiten. Die Schulen sind weiter verantwortlich für die Schüler/-innen. Zum Halbjahr und zum Schuljahresende werden die Zensuren an die Herkunftsschulen weiter geleitet. Die Schüler/-innen können im Rahmen der Produktionsschule einen Schulabschluss erwerben. Frau Görss vermittelt, dass man mit 5 Kooperationsschulen zusammenarbeitet. Vor den Start der Produktionsschulen habe man mit der Schulaufsicht gesprochen, welche Schulen es sein werden. Inzwischen gibt es nur noch 4 Kooperationsschulen. Schüler/-innen aus anderen Schulen besuchen auch die Produktionsschule.

Die Schulen haben die Aufgabe, die Schüler/-innen auszuwählen. Gemeinsam mit der Schulaufsicht habe man Aufnahmeverfahren für die Schüler/-innen abgesprochen. Entscheiden sich die Bewerber/-innen nach dem Bewerbergespräch kommt es zu einer vierwöchigen Probezeit. Zum Ende der Probezeit sitzen alle Beteiligten zu einer Schulhilfekonferenz zusammen und werten diese aus. War ein Erfolg zu verzeichnen wird die/der Schüler/-in in die Produktionsschule aufgenommen. Frau Görss bemerkt, dass nach dreijähriger Zusammenarbeit mit den Schulen alles erfolgreich läuft.
Sie vermittelt weiter, dass sich das Team aus 4 Mitarbeitern/-innen, 3 Mitarbeiter sind bei Zukunftsbau angestellt, einem Lehrer (hat in einer Kooperationsschule gearbeitet) zusammen setzt. Da die Produktionsschule anfangs ausgebaut wurde, konnten nur wenige Schüler/-innen aufgenommen werden. In den 3 Jahren konnten 63 Schüler/-innen (davon 51 Schüler/-innen mit Migrantenhintergrund) aufgenommen werden. Der Unterricht startet 2 Mal in der Woche mit einem Sportunterricht in der Oberschule am Brunnenplatz. Nach der Mittagspause findet eine Arbeitsplanung für den Nachmittag statt. Die Praxisarbeit endet um 14.30 Uhr.

 

Herr Geffert teilt zu den Besonderheiten in der Produktionsschule mit, dass man in kleinen Lerngruppen arbeitet (maximal 6 Schüler/-innen). Man hat eine enge Kombination zwischen Arbeiten und Lernen. Die Lern- und Arbeitsräume liegen auf einer Ebene. Praxisarbeit spielt sich primär in den Bereichen Holz, Fahrrad, Metallbearbeitung und Küche ab. Die Produktionsschule hat ein Kommunikationstraining aufgebaut. Hier werden aktuelle Probleme angesprochen.
Man führt die Schüler/-innen ansatzweise an das Berufsleben heran.
Für die Jugendlichen stellt sich die Frage nach dem Sinn, nach dem wohin möchte ich, welche Ziele habe ich. Man versucht, schrittweise Schwächenprofile auszuschalten. Der weitere Werdegang wird evaluiert auch über die Humboldtuniversität.

 

Die Finanzierung erfolgt durch Biwak und durch Querfinanzierung aus anderen Bereichen. Maximal 200.000,00 € im Jahr standen immer zur Verfügung. Wenn in das Projekt so, wie es jetzt finanziert ist und eine Lehrkraft von der Schule weiter gestellt wird, wird man noch einen restlichen Teil von 1.080,00 € pro Teilnehmer pro Monat benötigen. Man sei auf der Suche nach weiteren Finanzierungen. Auch versucht man, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, das Projekt weiter durchzuführen. Man stehe jetzt schon weiter unter Druck, weil man die Jugendlichen länger in der Einrichtung haben möchte. Die Finanzierung läuft im Oktober 2012 aus.

 

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, möchte wissen, wer für die Finanzierung jetzt zuständig sei. Herr Thietz teilt mit, dass der Senat weiterhin die Gelder zur Verfügung stellen wird.

Frau BzStR´in Schrader teilt ergänzend mit, dass hier Schule an einem anderen Ort stattfindet. Insofern ist das eine Frage der Zuständigkeit des Schulbereiches. Sie bemerkt, dass das Land Berlin nicht aus seiner Verantwortung gelassen werden soll.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) bemerkt, dass nur eine geringe Anzahl an Schüler/-innen einen Schulabschluss schaffen. Sie bezieht sich auf das Schulgesetz, in dem das Duale und Produktive Lernen verankert sei. Sie fragt sich, wann die Schule in der 6./7. Klasse merkt, dass ein(e) Schüler/-in den Schulabschluss nicht schaffen könnte. Hier sind Versäumnisse aufgetreten, die mit viel Geld verbunden sind und gleichzeitig muss viel Geld beschafft werden, damit einige Schüler/-innen den Schulabschluss nachholen. Sie findet, dass in der Schulpolitik Defizite liegen. Die Produktionsschule findet sie gut, bemerkt aber, dass sie der Sache kritisch gegenüber stehe.
Herr Thietz teilt mit, dass das Schulgesetz auf die Sekundarschulen bezogen sei. Die Schüler/-innen, die in der Produktionsschule sind, sind nicht in der Sekundarschule, sondern kommen aus ehemalige auslaufende Bildungsgänge der Hauptschulen, der Realschulen und Gymnasien. Weiterhin vermittelt er, dass die Sekundarschulen nicht so aufgebaut seien, wie sie sich dann strukturieren und die Probleme dort lösen. Es wird weiterhin Schüler/-innen geben, die nicht so gefördert werden können, dass sie das Ziel erreichen. Abschließend verweist er auf eine Broschüre und vermittelt, dass es ein Projekt im Dualen Lernen gibt. Die Einrichtung einer Produktionsschule sei für ihn eine Alternative im Bereich des Dualen Lernens.

 

Herr BV Lundkowski (FDP) möchte wissen, wie umfangreich die handwerklichen Tätigkeiten seien und wie ist das Personal eingebunden. Frau Görss teilt mit, dass 3 Mitarbeiter bei Zukunftsbau angestellt seien und über alle handwerkliche Qualifikationen verfügen.

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, möchte wissen, welche Kosten in den 1.200,00 € enthalten sind. Herr Baumhoff teilt mit, dass es sich um Betriebskosten und Personalmittel (werden aber nicht voll bezahlt) handelt.

An Herrn Thietz richtet er die Frage nach den Vergleichszahlen. Wie viele Lehrer stehen für rd. 20 Schüler/-innen zur Verfügung. Herr Thietz teilt mit, dass nicht mehr als ein Lehrer zur Verfügung gestellt wird.

 

Frau BV Kaliga (SPD) bemerkt, da das Projekt sehr teuer sei, könnte man es in den Regelschulen anbieten und es würde billiger sein.

 

Herr Dr. Knape bemerkt, dass die Sekundarschulen Elemente mit hinein nehmen könnten. Er möchte wissen, ob es einen Informationsaustausch mit den Sekundarschulen gibt, zu helfen. Herr Baumhoff teilt mit, dass ein intensiver Austausch mit den Sekundarschulen stattfindet.

 

Herr BV Trinte (SPD) bemerkt, auch wenn ein verändertes Schulsystem angesteuert wird, bleiben einige Schüler/-innen immer auf der Strecke. Hier müssen Wege gesucht werden, um sie zu erreichen. Deshalb sei es nicht immer einer Schule zuzugliedern, sondern es muss Einrichtungen geben, die ihnen helfen. Diese sind zwar sehr teuer, aber was man jetzt mit Erfolg investiert, kommt später zum Tragen. Herr Trinte betont, dass er solche Projekte sehr wichtig findet und begrüßt sie.

 

Herr BV Böttrich (Grüne) sieht das als ein jahrzehntelanges Versagen des Schulsystems an. Er bittet noch einmal etwas zum Stundenplan zu sagen. Frau Görss teilt mit, dass die Stundentafel umgestellt wurde. Man sei dazu übergegangen fächerübergreifend Naturwissenschaften (projektgebunden Kunst und Musik anzubieten) zu unterrichten.

Herr Böttrich erinnert sich an eine vor ca. 2 Jahren dem Ausschuss vorgestellte Produktionsschule. Er fragt, ob es ähnliche Projekte im Bezirk Mitte gibt.

Herr Thietz teilt mit, dass in der Ernst-Reuter-Oberschule ein Biwak-Programm läuft. Leider wird die Finanzierung eingestellt. Weiterhin gibt es 3 Projekte im Bezirk, die Produktives Lernen anbieten. Es handelt sich hier um keine Produktionsschule. Schüler/-innen der Jahrgangsstufe 9 werden aufgefangen (ca. 100 Schüler/-innen). Abschließend bemerkt Herr Thietz, dass man zusammen schauen muss, wie man diese Projekte erhalten kann.

 

Herr BV Neuhaus (SPD) erinnert an die letzte Haushaltsplanung, in der beschlossen wurde, die Schulprodukte mit 4 Mio. € quer zu subventionieren. 250.000,00 € kommen von Biwak und 1.080,00 € pro Teilnehmer/-in im Monat. Er fragt, wer die ca. fehlenden. 59.000,00 € zahlt. Herr Baumhoff teilt mit, dass eine Querfinanzierung stattfinden wird. Außerhalb des Protokolls gibt er Erläuterungen dazu.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) möchte wissen, ob Projekte über Soziale Stadt laufen und ob es für die Produktionsschule Einzugsbereiche gibt. Frau Görss teilt mit, dass die Schüler/-innen aus den Kooperationsschulen kommen. Soziale Stadt hat MOV Plus die ersten drei Jahre finanziert und ist dann in die Jugendamtsfinanzierung übergegangen.

 

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, dankt für den Bericht und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 

Unterbrechung der Sitzung von 18.36 Uhr bis 18.40 Uhr

 

 


 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen