Auszug - Planungsstand Bürgerhaushalt
Herr Fritsch verteilt die Projektplanung an die Mitglieder, die die Position des Bezirksamtes darstellt. Ihm ist wichtig festzuhalten, dass es sich hier um einen Bürgerbeteiligungshaushalt handelt. Frau
Matischok-Yesilcimen fragt nach, ob das Bezirksamt beschlossen hat, dass es
einen Bürgerbeteiligungshaushalt geben soll oder wurde diese Position vom
Bezirksamt nur zur Kenntnis genommen. Herr
Fritsch führt aus, dass das Bezirksamt diese Position zur Kenntnis genommen und
ihn autorisiert hat, dies im Namen des Bezirksamtes im Hauptausschuss zu
vertreten. Denn die Frage, wie es mit dem Bürgerhaushalt weitergeht, muss mit
der BVV abgestimmt sein und es bedarf einer Beschlusslage. Und wenn die
Einwohnerinnen und Einwohner von Mitte einen direkten Einfluss auf den
eigentlichen Entscheidungsprozess bekommen sollen, dann könnte dies frühestens
zum Doppelhaushaltsplan 2012/2013 geschehen, wenn man das volle
Beteiligungsverfahren machen will. Weiterhin muss die BVV klären, wie sie mit
den Entscheidungen der Bürgerinnen und Bürgern umgehen soll. Er merkt weiterhin
an, dass auf der letzten Seite der Projektplanung die Produkte enthalten sind,
auf die die BVV tatsächlich einen direkten Einfluss hat. Das Bezirksamt votiert
eindeutig dafür, zunächst nicht die Investitionsplanung da mit hinein zu nehmen.
Wenn man diese steuerbaren Produkte zusammenaddiert, kommt man auf ein
Finanzvolumen von 46,5 Mio. €. Verschiebungen innerhalb dieses Volumens sind
schon ganz interessante Posten. Auch ist es wichtig, dass der Bezirk sehr
vielfältige Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung anbieten sollte, die auch
kulturell barrierefrei sind. Aus der Sicht von Herrn Fritsch gibt es gute
Beteiligungsstrukturen in den Quartiersmanagement- und
Stadtteilmanagementgebieten, die jedoch nur einen kleinen Teilbereich
ausmachen. Aber richtige Beteiligungsstrukturen darüber hinaus gibt es im
Bezirk noch nicht. Das stellt besondere Überlegungen an die Frage des
Internetauftritts und an die Information an alle Haushalte des Bezirks. Als
Beispiel führt Herr Fritsch die Bürgerplattform des Familienbeirates an und
legt nahe, sich dort über die Beteiligungsstrukturen zu informieren. Ansonsten
verweist er auf die klassischen Seiten der Bezirke, die dies schon mit einem
großen Aufwand machen. Das Ganze setzt aber auch voraus, dass die BVV und das
Bezirksamt bereit sind, die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Realistisch muss mit 100.000 € pro Jahr gerechnet werden, um einen
Bürgerhaushalt auf die Beine zu stellen. Herr
Allendorf zeigt sich etwas irritiert und merkt an, dass nach seiner Ansicht der
Bürgerhaushalt abgelehnt wurde. Von daher muss man sich darüber klar werden, ob
so ein Bürgerhaushalt überhaupt gewollt ist. Herr
Fritsch führt aus, dass es hier um die Projektplanung und um die Position des
Bezirksamtes geht. Es geht allein um den Auftrag aus der BVV, dass sich das
Bezirksamt dazu äußern soll. Und das tut das Bezirksamt hiermit. Wenn man also
einen Bürgerhaushalt möchte, dann bedarf es verschiedener Vorbereitungen zu den
Strukturen und zum zeitlichen Ablauf. Das Bezirksamt glaubt, dass man für den
Haushaltsplan 2010/2011 zumindest einen lesbaren Haushalt vorlegen könnte. Aus
dem Bezirksamt gibt es nun an den Hauptausschuss bzw. an die BVV die Bitte,
sich hierzu zu verständigen, ob ein solcher Bürgerhaushalt eingeführt werden
soll. Herr
Pawlowski fragt nach, wie sich das Bezirksamt die Umsetzung der Beteiligung
vorstellt, damit es nicht zu einem reinen Wunschkonzert wird. Weiterhin fragt
er nach, aus welchen Titeln die ganzen Maßnahmen zum Bürgerhaushalt finanziert
werden sollen. Herr
Fritsch bezieht sich auf Modelle aus England und führt weiter aus, dass der
Bezirk selbst jetzt schon querfinanziert. Einen Einsparhaushalt hält er für
schwierig. Die Finanzierung geschieht aus den vorhandenen Mitteln. Herr
Wiedenhöfer möchte nicht in die inhaltliche Diskussion einsteigen. Er
bestreitet, dass es eine Beschlusslage der BVV gibt, sich überhaupt mit diesem
Thema zu beschäftigen. Er kann sich an eine Vorlage zur Kenntnisnahme erinnern,
wo enthalten war, dass der Bezirk Mitte sich bis auf weiteres nicht mit dem
Projekt Bürgerhaushalt beschäftigt. Er weigert sich, dies hier so hinzunehmen
und sich damit zu befassen, obwohl es nicht beschlossen wurde. Herr
Fritsch führt aus, dass er dies aus den noch offenen Drucksachen aus der BVV
abarbeiten muss. Herr
Spallek bezieht sich auf die vorliegende Projektplanung und fragt nach, warum
der für ihn wesentliche Punkt Quorum nicht in diesem Papier enthalten ist. Der
Gesetzgeber hat hier ganz bewusst etwaige Grenzen beschrieben, damit hier nicht
die Minorität/Majorität dominiert. Er hätte gerne gewusst, welche Gedanken man
sich darüber gemacht hat. Herr
Fritsch teilt mit, dass er sich darüber noch keine Gedanken gemacht hat, weil
genau dies u.a. die Aufgabe des Lenkungsgremiums wäre, in welchem Rahmen, mit
welchen Beteiligungsformen und mit welcher Mindestgewichtung von Bürgerinnen
und Bürgern Vorschläge aufgenommen werden sollen, die dann die BVV diskutiert. Herr
Wiedenhöfer kann nicht verstehen, wenn es eine wie auch immer geartete Beschlusslage
der BVV gibt, warum die BVV dann darüber keine Vorlage zur Kenntnisnahme
erhalten hat, wo dann die entsprechenden Antworten enthalten sind und nicht ein
Papier vorgelegt bekommt, was weder auf einen BA-Beschluss noch auf eine
Beschlusslage der BVV Bezug nimmt. Zum Quorum möchte Herr Wiedenhöfer anmerken,
dass sich in Lichtenberg, wenn es hoch kam, insgesamt 3 % der Einwohner am
Bürgerhaushalt beteiligt haben. Frau
Matischok-Yesilcimen merkt ebenfalls an, dass es in der BVV üblich ist, auf
Drucksachen insbesondere bei Anträgen mit einer Vorlage zur Kenntnisnahme zu
reagieren und auf Anfragen mit einer schriftlichen Beantwortung zu reagieren.
Sie hat den Eindruck, dass der BVV hier etwas übergestülpt wird, was Wunsch von
einzelnen Personen ist, aber mit Sicherheit nicht Wunsch des Bezirksamtes und
auch nicht der BVV, denn dazu gibt es eine klare Beschlusslage. Sie geht hier
stark davon aus, dass die BVV vor vollendete Tatsachen gestellt werden soll.
Sie ist sehr erbost darüber. Herr
Fritsch bedauert es außerordentlich, wenn er hier jemanden in die Emotion von
Erbostheit getrieben haben sollte. Es gibt aber Probleme, mit denen die BVV
umgehen muss. Im Bezirksverwaltungsgesetz ist ausdrücklich rechtlich
formuliert, dass die Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen zu beteiligen
sind. Die Bürgerhaushaltsgeschichte beruht ja nicht auf Lust und Dollerei eines
Einzelnen, sondern im Gesetz ist die Beteiligung von Bürgern gewünscht. Und
darauf wird hier nur reagiert. Und man ist eben gerade nicht mit einer Vorlage
gekommen, weil man sich hier vorab abstimmen wollte. Herr
Urchs hat die Erinnerung, dass es eine solche Beschlusslage der BVV gibt und
der Internetauftritt die erste Stufe zur Erfüllung der Beschlusslage sein
sollte. Er ist weiterhin der Auffassung, dass dieses Thema ohne weiteres heute
hier in den Hauptausschuss gehört, um darüber zu sprechen. Er hält es auch
nicht für unglücklich, über einen solchen Prozess nachzudenken und zu
überlegen, inwieweit man, so wie in anderen Berliner Bezirken auch, etwas in
diese Richtung anschieben könnte. Aus der Sicht von Herrn Urchs besteht das
Dilemma, wenn man sich die bisherigen Bürgeranfragen ansieht, dass die Anfragen
ein bisschen weit weg sind von den Tätigkeiten und Möglichkeiten, die man in
der BVV hat. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Entwicklungen, wo man
sagt, es organisieren sich hier offensichtlich bürgerschaftliche Strukturen in
diesem Bezirk außerhalb der BVV. Herr Urchs hält es für ein völlig legitimes
Interesse, auch seitens der BVV, dass man sich Gedanken drüber machen sollte,
inwieweit Bürgerinnen und Bürger aus diesem Bezirk Möglichkeiten bekommen,
sowohl die Arbeit der BVV kennen zu lernen und sich auch in Entscheidungen des
Bezirks mit einzubringen. Herr
Neuhaus informiert die Mitglieder, dass es sich um die Drucksache-Nr. 0096/III
– Bürgerhaushalt Mitte Bestandteil der „neuen Kageler Konvention 2007“ –
handelt, die in der BVV am 22.03.2007 beschlossen wurde. Herr
Pawlowski ist der Auffassung, dass man heute keine Entscheidung treffen wird,
ob ein Bürgerhaushalt eingeführt wird oder nicht, da es sich um eine sehr
komplexe Frage handelt. Auch das eben von Herrn Fritsch vorgestellte ist mit
vielen Fragen behaftet. Er macht den Vorschlag, dass man sich schon mit diesem
Thema beschäftigen sollte, unabhängig von der Entscheidung, aber um die Fragen
zu klären bittet er das Bezirksamt zu überlegen, welche Informationen den
Mitgliedern zusätzlich zur Verfügung gestellt werden könnten. Evtl. wäre noch
eine Sondersitzung notwendig, wo dann auch die Erfahrungswerte, ganz konkrete
Beispiele, vorgestellt werden könnten. Herr
Fritsch führt aus, dass als erste Projektstufe die Workshops zur Einführung
eines partzipatorischen Haushaltsplanes vorgesehen sind. Hier müsste geklärt
werden, wer aus der BVV und aus dem BA daran teilnehmen soll. Und dann kommt
erst der Strukturvorschlag über die Lenkungsgruppe und der Projektgruppe. Er
möchte nochmals deutlich sagen, dass man sicherlich auch gut beraten ist, wenn
man sich zu einem Weg entscheidet, der auch speziell zu Mitte passt. Ein großer
Schwierigkeitspunkt ist nach wie vor die Beteiligungsstrukturen außerhalb von
QM und STM. Herr
Siewer bedankt sich beim Bezirksamt und bei Herrn Fritsch dafür, dass man sich
nunmehr mit diesem Thema beschäftigt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen muss
sich das vorgelegte Papier jedoch erst noch durchlesen, bevor man sich dazu
äußern kann. Frau
Dr. Reuter schließt sich dem Dank an und kann nicht verstehen, warum man diesen
Bürgerhaushalt wie ein Teufelszeug behandelt. Es müssten sich alle dafür
verantwortlich fühlen, dass mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung eigentlich
eines der Grundprinzipien der BVV sein müsste. Das bedeutet jedoch nicht, dass
sich die Linksfraktion dafür entscheidet, einen Bürgerhaushalt einzuführen.
Aber zumindest hat man jetzt eine Grundlage, wie man sich diesem Projekt nähern
könnte. Das findet Frau Dr. Reuter sehr hervorragend. Frau
Matischok-Yesilcimen stellt klar, dass sich die SPD-Fraktion der Diskussion an
einem Bürgerbeteiligungshaushalt nicht verweigert. Es geht um die Art und
Weise. Das Thema hätte auf die Tagesordnung gesetzt werden können mit dem
Hinweis, dass es Wunsch eines Stadtrates ist, dass sich der Hauptausschuss
damit beschäftigt. Aber zu sagen, es gibt eine offene Drucksache, aufgrund
dessen ein Bürgerbeteiligungshaushalt von Seiten der BVV gewünscht wird, kann
so nicht stehen bleiben. Es handelt sich bei der offenen Drucksache um ein
Prüfungsersuchen, weil man vorab ein paar Positionen vom Bezirksamt haben
wollte. Und diese Position erwartet die SPD-Fraktion in Form einer
Kenntnisnahme. Die SPD-Fraktion wird sich sicherlich mit dem vorgelegten Papier
beschäftigen, aber eines kann schon jetzt gesagt werden, dass sich die
BürgerInnen, die nur im Bezirk arbeiten, daran beteiligen, vielleicht noch in
Brandenburg wohnen, das ist mit der SPD-Fraktion definitiv nicht zu machen. Herr
Spallek hat den Eindruck, dass man sich inhaltlich ausreichend ausgetauscht
hat. Auch hat er den Eindruck, dass Herr Fritsch die Anregung aufgenommen hat,
dies formal mit einer Vorlage zur Kenntnisnahme abzuarbeiten. Dann können die
Fraktionen in der gewohnten Intensität, Genauigkeit und Sorgfalt diese Vorlage
diskutieren. Deshalb sieht Herr Spallek auch keinen weiteren Bedarf, über
dieses Thema zu diskutieren. Frau
Dr. Stiller führt aus, dass sie die Probleme, die die SPD-Fraktion formuliert
hat, nicht so wirklich sehen kann. Sie findet, dass hier in einem sehr gängigen
Verfahren gearbeitet wurde. Und wenn man gerade etwas noch nicht unbedingt
veröffentlichen möchte, dann ist es doch üblich, dem Fachausschuss zu
berichten. Es wurde hier die Position des Bezirksamtes vorgelegt und die
Position sagt an erster Stelle, wenn ein Bürgerhaushalt gewünscht wird, kann er
erstens nur von der BVV beschlossen werden und zweitens erfordert er von der
BVV, dass Kompetenzen abgegeben werden. Das ist eine klare Rahmenstellung. Frau
Dr. Stiller hält es ebenfalls für nicht sinnvoll, ohne Rücksprache in den
Fraktionen, die Diskussion fortzusetzen. Aber trotzdem hält sie es für sehr
nachvollziehbar, dass das Papier sagt, was genau tut man hier, was genau wird
es kosten, in welchen Bereichen gibt es Möglichkeiten und wie könnten Verfahren
aussehen bzw. wie müssten sie gestaltet sein. Insofern ist sie mit der
Zuarbeit, die hier erfolgt ist, sehr zufrieden. Herr
Spallek sieht nicht die Notwendigkeit, dieses Papier in der Fraktion besprechen
zu müssen. Dies kann man dann auch mit der Vorlage zur Kenntnisnahme tun. Das
würde den Prozess sogar beschleunigen. Weiterhin geht er davon aus, dass die
Vorlage zur Kenntnisnahme nicht das Schlusswort sein wird, sondern sich die
inhaltliche Diskussion erst eröffnen wird. Abschließend
hält Herr Neuhaus fest, dass nunmehr die Vorlage zur Kenntnisnahme abgewartet
wird. |
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