Auszug - Vorstellung des Sprachförderzentrums Berlin Mitte BE: Bezirksamt, Herr Pede, Koordinierende Leitung  

 
 
8. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 3.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 15.06.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:20 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Sprachförderzentrum Mitte
Ort: Turmstraße 75, 10551 Berlin
 
Wortprotokoll

Herr Pede dankt, dass der Schulausschuss sich entschlossen habe, heute im Sprachförderzentrum zu tagen. Anschließend gibt er anhand einer Powerpoint-Präsentation einen Einblick in das Sprachförderzentrum Berlin Mitte.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, sei bei der Übersicht der Stellen aufgefallen, dass bei den 11 Personalstellen des Sprachförderzentrums nur ½ Stelle auf die Schmökerkisten und die Entwicklung von didaktischem Material entfalle. Sie fragt nach, ob auf andere Materialien anderer Art zurückgegriffen werde, die angepasst oder fortentwickelt werden?

Herr Pede teilt daraufhin mit, dass Frau Rübel-Le Gal in Zusammenarbeit mit dem Träger „Wortlaut“ dies bewerkstellige. Frau Rübel-Le Gal sucht die Bücher aus dem weltweit zu beziehenden Bestand aus und bereite danach diese sprachdidaktisch vor. Zusätzlich helfen auch andere Mitarbeiter/-innen bei freien Kapazitäten mit.

 

Über einige Schwerpunkte des Sprachförderzentrum wird im Folgenden gesondert berichtet:

 

Frau Schimkus teilt mit, dass sie seit 4 Jahren am Sprachförderzentrum als Sprachheilpädagogin tätig sei. Auf der Grundlage des § 55 des Schulgesetzes sollen alle Kinder vor der Einschulung hinsichtlich des Sprachstandes in der deutschen Sprache geprüft werden, soweit sie keine Kita besuchen. Es werde dann entschieden, ob die Kinder eine Kita besuchen werden oder ob sie an einer Sprachförderung teilnehmen. Anhand einer Grafik gibt sie anschließend Erläuterungen dazu.

 

Es wird nachgefragt, ob es sich ausschließlich nur um Kinder nichtdeutscher Herkunft handele? Frau Schimkus teilt mit, dass es sich um Kinder aller Schichten handele. Es gebe keinen Einblick, welche Kinder ins Sprachförderzentrum kommen. Das Schulamt erhalte nur die Namen.

 

Herr BV Gün (SPD) bittet darzustellen, wie man damit umgehe, wenn Eltern trotz mehrfacher Aufforderung nicht mit ihren Kindern zum Test zu erscheinen?

Frau Schimkus teilt mit, dass bei der Aufforderung ein Rückmeldebogen beiliege, der ausgefüllt ans Schulamt geschickt werden müsse. Es sei geregelt, dass nach der ersten Einladung noch zwei Aufforderungen folgen. Wurde dem nicht nachgekommen, werde ein Bußgeldbescheid erstellt.

 

Frau BV Linnemann (SPD) fragt nach, wie bei nicht ausreichendem Sprachstand von Kindern mit den Kitas kooperiert werde? Des Weiteren fragt sie nach, ob Kitaerzieher/-innen die Kinder ins Sprachförderzentrum begleiten?

Frau Schimkus führt aus, dass für die Sprachförderung insgesamt 70 Wochenstunden vorhanden seien. Für die 300 Kitas sind somit 7 Kollegen/-innen zuständig. Leider können nicht alle Kitas abgedeckt werden. Ferner fördern Sprachberater/-innen nicht die Kinder, sondern leiten die Erzieher/-innen an, wie man Fördermaßnahmen ableite und das Sprachlerntagebuch richtig führe

 

Herr BV Torno (AfD) möchte wissen, in welchem Zeitraum die bereits angesprochen 104 Kinder getestet wurden?

Frau Schimkus bemerkt dazu, dass die Überprüfung von Januar bis zum jetzigen Zeitraum stattfand.

Des Weiteren bittet Herr Torno dar zu stellen, ob ein Bußgeldbescheid überhaupt sinnvoll sei, um die Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder zur Überprüfung des Sprachstandes zu schicken.

Frau Schimkus berichtet, dass allein der Bußgeldbescheid bei vielen Eltern wirke und sie ihre Kinder anmelden. Ihr sei nicht bekannt, ob es jemals zu einer Vollstreckung der Bußgeldbescheide gekommen sei.

 

Herr Pede führt weiter aus, dass die Verordnung zu § 55 Schulgesetz vorsehe, dass Eltern, die keinen Kitaplatz finden, Angebote zur vorschulischen Sprachförderung ihrer Kinder erhalten. Das Sprachförderzentrum befinde sich dazu gerade in der Realisierungsphase mit Herrn BzStR Spallek und Frau BzStR`in Dr. Obermeyer.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, fragt nach Angeboten. Frau Schimkus teilt mit, dass viele Kinder, die die Kita besucht haben, nicht nur Sprachförderbedarf haben, sondern ihnen fehlen oft Gruppenerfahrung. Es werde dahingehend beraten, dass die Kinder eine Kita besuchen sollen. Eine 25stündige Sprachförderung wurde insgesamt 2 Mal nachgefragt (von russischsprachigen Eltern).

Es werden Fortbildungen für Kitaerzieher/-innen durchgeführt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die Kinder möglichst gut zu fördern. Vor allem nehmen kleine Kitas dieses Angebot sehr gern an.

Ein großes Problem bestehe nach wie vor, dass es oft keinen Kitaplatz gebe, obwohl es im Gesetz verankert sei.

Herr BzStR Spallek teilt mit, da keine ausreichenden Kitaplätze zur Verfügung stehen, wurde am 13.06.2017 verabredet, nach Lösungen zu suchen, die auch eine entsprechende Sprachförderung ermöglichen könnten, ohne dass es ein klassischer Kitabesuch sein müsse. Die Frage stellte sich u. a., ob eine Sprachförderung auch von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr möglich sein könnte? Müsse das in einer Kita stattfinden oder an welchem Ort könnte das sein? Wo seien Bedarfe? Konkrete Aussagen zu den gestellten Fragen könne Herr Spallek heute nicht geben. Man sei bestrebt, einen Weg zu finden, um eine Sprachförderung zu ermöglichen, weil das die Voraussetzung sei, um nicht nur mitzukommen, sondern auch einzusteigen.

Frau Schimkus teilt mit, dass es bisher immer geklappt habe, die Kinder unterzubringen. In diesem Jahr gebe es leider keine Plätze mehr. Es werde versucht, die 25stündige Sprachförderung irgendwie umzusetzen. Das sei aber nicht der Idealfall.

 

Auf die Frage von Herrn BV Torno (AfD), ob Eltern aufgrund nichtvorhandener Kitaplätze aus Berlin weggezogen seien, wird verneint.

 

Frau Vogt teilt mit, dass im September 2015 im Sprachförderzentrum eine Koordinierungsstelle Schulaufsicht für Willkommensklassen in Mitte eingerichtet wurde. Es gebe noch eine andere Koordinierungsstelle für den Oberschulbereich, die an die Albert-Gutzmann-Oberschule angegliedert sei. Durch die Zuwanderungen im September 2015 konnte das Schulamt zunächst schwer koordinieren. Zu diesem Zeitpunkt gab es an 14 Grundschulen in Berlin-Mitte Willkommensklassen. Hinzu kam, dass die Kinder sehr lange auf Schulplätze warten mussten. Um dem entgegenzusteuern, wurden diese Stellen eingerichtet. Die Problematik lag darin, dass immer mehr Unterkünfte für Flüchtlinge eröffnet wurden. Mit der Schulaufsicht wurde dann eine Verlaufsplanung erarbeitet, um den Weg der Kinder deutlich zu machen. Man musste in verschiedene Sprachen übersetzen und den entsprechenden Gruppen zur Verfügung stellen. Frau Vogt sei immer noch damit beschäftigt, Schulplätze entsprechend der Bedarfe der gemeldeten Kinder zu finden ggf. Sprache zu testen. Derzeit gebe es Umzüge aus anderen Bezirken.

Anhand von Folien gibt sie noch einige Erläuterungen zu Angaben über Angebote der Schulsozialarbeit.

 

Herr BV Gün (SPD) meint, ob die Kinder nicht überfordert werden, wenn sie immer Prüfungen ablegen müssen? Frau Vogt teilt mit, dass der Test für die Kinder kaum wahrnehmbar sei. Er erfolge spielerisch. Es handele sich um eine Bildbetrachtung. Die Lehrkraft stelle dem Kind feststehende Fragen, aus der Situation entwickle sich ein Gespräch, das dann nach einem bestimmten System ausgewertet werde. Daraus ergeben sich Rückschlusse über den Sprachstand. Die Kinder müssen keine Angst haben, dass sie einem Test unterzogen werden.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, verweist darauf, dass bei der Anmeldung an weiterführende Schulen die Eltern aktiv werden müssten. Sie fragt nach, was passiere, wenn die Eltern, die zum Teil noch in Notunterkünften untergebracht sind, das Verfahren nicht kennen oder verstehen. Welche Unterstützung gebe es? Frau Vogt teilt mit, dass diese Kinder im Prognosezeitraum entsprechend ihren Wünschen gemeldet werden. Ein Großteil sei versorgt. Einige Kinder müssen aber noch erfasst werden, die nach dem Prognosezeitraum kamen.

Anschließend verteilt Herr Thietz die Verwaltungsvorschriften, die Grundlage dafür seien und gibt Erläuterungen dazu.

 

Herr BV Torno (AfD) fragt nach, wie man mit einem Kind kommuniziere, wenn es zum ersten Mal in die Schule komme? Frau Vogt teilt mit, dass die Willkommensklassen durchschnittlich 12 bis 14 Kinder haben. Da es sich um einen rollenden Prozess handele, habe man Kinder, die schon sprachkompetent seien. Es gebe einen Paten in der Klasse, der diesem Kind dahingehend die Schulumgebung zeige. Auch werde über Mimik und Gestik kommuniziert. Es gebe Wege, ein Kind sehr schnell in eine Klasse zu integrieren. Man folge keinem festen Lehrplan. Man gebe Empfehlungen und Orientierungen an erste Vokabeln. Man passe sich der Lerngruppe an.

Frau Schimkus teilt ergänzend mit, dass in den Kitas die Kinder unwahrscheinlich schnell lernen.

 

Frau BD Schauer-Oldenburg (Grüne) mache sich Sorgen um die Kinder, die von der Grundschule in die weiterführenden Schulen gehen. Diese Kinder haben nicht den Wissensstand. Sie befürchte, wenn diese Kinder in Schulen kommen, die eine hohe Prozentzahl an Schulabgänger/-innen ohne Schulabschluss haben, diese keine Chancengleichheit haben. Des Weiteren beziehe sie sich auf Willkommensklassen in den weiterführenden Schulen, wo die Kinder in Regelklassen wechselten, ihnen aber oft der entsprechende Wissenstand fehle. Sie fragt nach, wie man das an den Schulen auffangen könne?  Herr Thietz gehe davon aus, dass alle Schulen gute Arbeit leisten. Ein Ruf einer Schule habe nichts mit dem zu tun, was dort wirklich passiere. Es gebe Schulen, die unwahrscheinlich gut nachgefragt seien. Auch gebe es Schulen, wo die Arbeit nicht unbedingt gut gemacht werde, und diese Schulen werden trotzdem nachgefragt. Es gebe aber auch Schulen, wo sich Problemlagen bündeln und dort landen dann diese Schüler/-innen, weil eben wegen der mangelnden Nachfrage Plätze vorhanden seien. Das könne man nicht steuern, weil das Schulgesetz entsprechend bei der Schülerverteilung das Aufnahmeverfahren vorsehe. In dem von ihm verteilten Papier sei nachzulesen, welche Möglichkeiten bestehen. Man versuche derzeit, die Schulen besonders zu stützen, um diese Übergänge hinzubekommen. Herr Thietz hoffe, dass in den Willkommensklassen die Kernfächer (Mathematik, Naturwissenschaften, Fremdsprachen) ab einem bestimmten Niveau unterrichtet werden. In den Leistungsberichten, die man für jedes Kind bekomme, werde ausgewiesen, auf welchem Niveau, welcher Klassenstufe sich die Schülerin/der Schüler befinde. Danach gebe es eine Empfehlung der Klassenkonferenz, in welche Schulform sie/er integriert werden soll. Es gebe wenige Ausnahmen, wo Herr Thietz eine abweichende Entscheidung treffe.

 

Herr BV Torno (AfD) möchte wissen, wie viele Entscheidungsmöglichkeiten die Eltern haben, auf den Werdegang der Kinder Einfluss zu nehmen? Werden die Wünsche der Eltern berücksichtigt? Frau Schimkus teilt mit, dass gemeinsame Gespräche mit der Klassenleitung stattfinden. Herr Thietz teilt ergänzend mit, dass man den Eltern nicht immer alles Recht machen könne. Im Konfliktfall entscheide die Schulaufsicht. Konflikte sollten vermieden werden. Man möchte den Wünschen gerecht werden.

 

Frau Dr. Tesch sei zuständig für die Koordinierung mit den Oberschulen und Universitäten und den Referendaren. Sie gehe zu Fachkonferenzen und von Oberschulen gegründeten Arbeitskreisen, die sich mit Sprachbildung beschäftigen. In diesen Arbeitskreisen  gebe es einen Leiter und Vertreter der verschiedenen Fächer. Es werde somit Deutsch in allen Bereichen präsent und sprachsensibel unterrichtet. Hierzu werden auch vom Sprachförderzentrum Fortbildungen für die Lehrkräfte angeboten.

Im letzten Jahr wurde ein Versuch vom Berlin-Kolleg begleitet. Frau Schimkus und die Lehrkräfte haben dort einen ganzen Tag organisiert und durchgeführt, was eine positive Resonanz nach sich gezogen habe. Am 31.08.2017 habe man an der Hemingway-Schule auch so einen Tag durchführen können.

Durch das neu in Kraft getretene Lehrkraft- und Bildungsgesetz konnten in den letzten Jahren Studierende unter Begleitung ein halbes Jahr an eine Schule vermittelt werden. Zusätzlich böten sich für sie das Referendariat und Fortbildungen am Sprachförderzentrum an.

 

Die Vorsitzende, Frau Schrader, merkt an, dass bei Willkommensklassen auch Lehrkräfte beschäftigt wurden, die nicht den klassischen Lehrerabschluss haben. Sie möchte wissen, ob diese Lehrkräfte auch die Möglichkeit haben, das Examen zu machen und so Lehrkraft im Sinne des Gesetzes werden könnten?

Frau Vogt teilt mit, dass sie 11 Stellen zu besetzen hatte und dabei sei aufgefallen, dass viele Quereinsteiger/-innen jetzt in den Schulbetrieb einsteigen. Vom Sprachförderzentrum werden vier Veranstaltungen pro Halbjahr und ein Jahreskurs angeboten, so dass diese Lehrkräfte regelmäßig unterstützt werden. Herr Thietz teilt ergänzend mit, dass der Jahreskurs und DAF nicht zur Voraussetzung für den Quereinstieg zählen. In der Hochschulausbildung müsse das Fachgebiet klar einem Schulfach zurechenbar sein.

 

Frau BD Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt nach, ob und wie das Sprachförderzentrum mit Oberstufenzentren zusammenarbeite? Frau Dr. Tesch teilt mit, dass es sich beim Sprachförderzentrum um eine bezirkliche Einrichtung von Mitte handele, aber trotzdem auch mit Oberstufenzentren zusammengearbeitet werde. Sie habe dabei festgestellt, dass viele Schüler/-innen nicht richtig lesen und schreiben können. Einige Schüler/-innen können nur arabisch und man müsse ihnen die lateinische Schrift beibringen.

 
 

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