Auszug - Krankenstand und Gesundheitsmanagement im Amt für Soziales sowie im Bürgeramt  

 
 
41. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bürgerdienste
TOP: Ö 4.1
Gremium: Soziales und Bürgerdienste Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 14.04.2015 Status: öffentlich
Zeit: 17:34 - 20:05 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Sitzungsraum 121
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Einleitend vermittelt der Vorsitzende, Herr Lüthke, dass sich der Ausschuss in den vergangenen Jahren nicht nur um die Frage des Personalabbaus beschäftigt habe, sondern auch die Frage des Gesundheitsstandes der Beschäftigten des Bezirksamtes.

Des Weiteren vermittelt er dem Ausschuss aus dem Stadtentwicklungsausschuss, dass hingewiesen wurde, dass im Amt für Stadtentwicklung die Beschäftigten durchschnittlich 27,9 Tage pro Jahr erkrankt seien. Das Amt für Stadtentwicklung sie damit das Amt, welches den niedrigsten Erkrankungstand aufweise.

Er fragt nach, wenn 10 % der Beschäftigten des Bezirksamtes Mitte abgebaut werden müsse und man eine Krankenquote von 11 % habe, führe die Anzahl der Krankentage dazu, dass es hier um die Frage gehe, wie man die Beschäftigen im Bezirksamt gesund erhalte und wie man die Gesundheit wieder herstellen könne? Seien Maßnahmen des Gesundheitsmanagements in einigen Bereichen ergriffen worden? Der Hauptausschuss habe sich vor 2 Monaten vorstellen lassen, wie das Gesundheitsmanagement wirke, welche Maßnahmen werden durchgeführt.

Wenn im Herbst ein neuer Doppelhaushaltsplan aufgestellt fragt Herr Lüthke nach, was das Amt für Soziales und Bürgerdienste genau benötige, um Rückschlüsse ziehen zu können, um in weiteren Ämtern gezielt nach zu fragen, wie dort der Bedarf sei und welche Maßnahmen man ergreifen könnte.

 

Herr BzStR von Dassel stellt seine beiden Amtsleiter Herr Heil und Herrn Rinner vor. Er vermittelt dem Ausschuss, dass sich das Bezirksamt intensiv auseinander setze. Bei der politischen Vertretung fördert das BA neue Erkenntnisse. Herr von Dassel bemerkt, dass die Schwerbehindertenquote in beiden Ämtern sehr voneinander abweiche. Den Ausschussmitgliedern werden anschließend Tabellen verteilt und gibt Erläuterungen dazu.

 

Herr Heil gibt Erläuterungen zur verteilten Tabelle Soziales.

 

Anschließend berichtet Herr Rinner darüber, wie Gesundheitsmanagements wirken. Die Amtsleiter des Bezirksamtes sind Mitglied des Ausschusses für Gesundheitsmanagement, der per Gesetz vorgegeben sei. Hier sei Herr Rinner als Vertreter der Amtsleitungen und Mitglied dieses Ausschusses. Man diskutiere die Gesundheitsmanagementmaßnahmen und dort werden die entsprechenden Bewilligungen vorgenommen. Da man sich seit 2 Jahren mit der Frage auseinandersetze, wie man evaluieren könnte, dass diese Maßnahmen, die bewilligt werden, tatsächlich Wirkung erzielen, musste man feststellen, dass man im Hinblick auf die Evaluierungsmöglichkeiten keinen Schritt weiter gekommen sei. Herr Rinner betont, würde man das aber nicht tun, würde es vermutlich schlimmer sein. Der Ausschuss habe sich fest vorgenommen, Evaluierungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Anschließend berichtet Herr Rinner aus seinem Amt, dass die Schwerbehindertenquote sehr hoch sei. Dass schwerbehinderte Menschen öfter erkrankt seien, als andere, würde er nicht unterstreichen und das belege es auch nicht. Die Quote sei nur im Hinblick auf Urlaubstage spannend an zu sehen. Was die Belastbarkeit schwerbehinderter Menschen betreffe, könne man auch nicht ausschließen. Insofern ergeben sich Auswirkungen auf die Leistungspotenziale in einem Amt und auf die KLR-Ergebnisse.

Eine Maßnahme wurde für den Bereich Einbürgerungen beantragt. Hier gehe es darum zu sorgen, dass die Mitarbeiter/-innen gut und möglichst besser in der Vergangenheit miteinander arbeiten können. Diese Maßnahme habe eine positive Wirkung erzielt, weil sie seit 3 Jahren immer wieder von den Mitarbeitern/-innen und von der Leitungskraft gefordert wird.

Des Weiteren berichtet Herr Rinner, dass den Mitarbeitern/-innen die Gelegenheit gegeben werde, an der Aktiven Pause teilzunehmen. Hier könne er nicht vermitteln, ob das nachvollziehbare Wirkung erziele.

Die dem Ausschuss für Soziales und Bürgerdienste vorgelegten Maßnahmen und vom Bezirksamt beschlossen bieten eine große Palette an, was man machen könne, aber es komme darauf an, dass die Führungskräfte ihren Mitarbeitern/-innen anbieten, solche Maßnahmen auch tatsächlich haben zu wollen. Es sei deshalb wichtig, dass das System Gesundheitsmanagement und die möglichen Maßnahmen, die man durchführen könne, bei den Mitarbeitern/-innen publik zu machen.

 

Frau BV Körper (SPD) dankt für die Ausführungen und bezieht sich auf die verteilte Tabelle, wonach zu ersehen sei, wie unterschiedlich die Krankheitsstände in den einzelnen Ämtern seien und dass individuelle Maßnahmen notwendig seien, um auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter/-innen ein zu gehen. Sie möchte wissen, ob es Mitarbeiter/-innen im Außendienst betreffe oder im Bereich mit Publikumsverkehr, sei man allein hinter seinem Schreibtisch, arbeite man im Team oder nicht? Sie möchte wissen, ob es eine Kommunikation gäbe, dass die Mitarbeiter/-innen wissen, dass es ein Gesundheitsmanagement gäbe? Wenn das bekannt sei, wie nehmen sie es an? Des Weiteren möchte sie wissen, warum es bei 1/5 der Fälle keine Antwort des Arbeitnehmers gäbe? Abschließend bittet sie um Vergleichszahlen aus dem Vorjahr. Reduzieren sich die Krankheitstage oder seien sie gestiegen?

 

Frau BV Stein (Grüne) möchte wissen, ob Grippeschutzimpfungen angeboten werden? Des Weiteren fragt sie nach, ob das BA über die Berufsgenossenschaften Gesundheitsmanagementprogramme erhalte? Auch möchte sie wissen, ob eine Zielvereinbarung getroffen wurde, was mit dem Gesundheitsmanagement erreicht werden könnte und ob die angebotenen Maßnahmen geeignet seien?

 

Herr BV Dr. Streb (CDU) meint, dass mit den angegebenen Krankheitstagen kein Unternehmen in Deutschland überleben könnte. Er verstehe nicht, warum gerade in Berlin und in Mitte die Krankentage so extrem hoch seien? Er kann in beiden Ausführungen nicht die Wirkung des Gesundheitsmanagements erkennen. Er regt an, neben dem Gesundheitsmanagements zu schauen, wer sich auf Kosten der Belegschaft so verhalte, wie es für alle nicht tragbar sei. Man sollte sich über den Umgang von Veränderungen Gedanken machen.

 

Herr BD Lötzer (DIE LINKE) bittet um Erläuterung des tatsächlichen Krankenstandes. Auch möchte er wissen, wie viele Langzeiterkrankte es gäbe?

 

Auf die Frage von Herrn BV Rauskolb (CDU), was unter dem Begriff BEM zu verstehen sei, teilt Herr BzStR von Dassel mit: Betriebliches Eingliederungsmanagement. Er regt an, diesen Begriff in der Tabelle zu erläutern.

 

Frau BV Morgenstern (SPD) meint, dass die, die sich beteiligt haben, in die Lage versetzt seien, Erfolg aus zu strahlen. Man sollte sich auf den Erfolg konzentrieren. Sie möchte wissen, was mit den Vorschlägen der Mitarbeiter/-innen geschehe?

 

Der Vorsitzende, Herr Lüthke, bemerkt, dass das verteilte Zahlenwerk von der Senatsverwaltung zusammengestellt wurde und dankt, dass sie dem Ausschuss zur Verfügung gestellt wurden.

 

Herr BzStR von Dassel berichtet zum Zahlenmaterial sehr dürftig sei, um gewisse Dinge zu analysieren. Mitte habe die Zahlen sehr spät erhalten und nicht differenziert (nach Langzeiterkrankten, nach Tageskranken, nach Erkrankungen, die ein Jahr lang seien). Wenn die Zahlen dem Bezirksamt übermittelt werden, wisse man auch nicht mehr, in welchem Quartal die Grippewelle war. Das erschwere die richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Er bemerkt, dass mach auch die Urlaubswochen abziehen müsse. Die Quote der Beschäftigten, die im Urlaub erkranken sei relativ gering. Hierfür liegen keine Zahlen vor.
Herr von Dassel führt weiter an, dass die Arbeitsbelastung, Arbeitsverdichtung und die Raumverdichtung krank machen. Im Bereich Soziales gab es eine hohe Raumverdichtung, aber der Stress sei größer. Die Lärmbelastung sei größer. Und wenn jemand anfange zu niesen, sei die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung größer.

Es sei völlig unerheblich, ob die Arbeitsbelastung nur gefühlt oder ob die faktisch wirklich eingetreten sei. Wenn man sich überlastet fühle, mache das krank und selbst, wenn man nur eine Akte am Tag bearbeiten müsse.
Mitte vergleiche sich auch mit dem Jobcenter, wo die Krankheitstage zwischen den Kommunalen und Agenturmitarbeitern unterschieden werden. Die Mitarbeiter der Agentur seien deutlich weniger krank. Aber die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter sei durch die vielen Neueinstellungen in den letzten Jahren viel jünger, als der durchschnittliche kommunale Mitarbeiter. Auch könne man sehen, wenn die Krankheitsquote steigt, sinke die Befristungsquote.
Hinsichtlich der Aktiven Pause teilt Herr von Dassel mit, dass sie sehr gut von den Mitarbeitern angenommen werde. Ob sie sinnvoll erscheine, könne er nicht sagen. Das sei eine Mentalitätsfrage. Er betont, dass viele Maßnahmen eine indirekte Wirkung darstellen.

Festzustellen sei immer, wie die Beschäftigten miteinander arbeiten. Wenn es in einem Team nicht laufe, dann erhöhe das die Krankheitsquote dramatisch. Das habe man in allen Ämtern erkannt, dass man hier schnellstmöglich eingreifen müsse und mehr als die 4.500 ? in die Hand nehmen müsse, um in Team wieder eine Stimmung aufzubauen, die produktiv ist.
Im Bereich der Einbürgerung sei man mit viel Aufwand hinein gegangen. Die veränderten KLR-Ergebnisse seien ein Großteil der Ergebnisse, dass die Mitarbeiter an den Fällen arbeiten und sich nicht mehr gegenseitig aneinander abarbeiten.

Hinsichtlich der BEM-Ergebnisse teilt er mit, dass sich die Frage stelle, was ein BEM-Verfahren bringen könne, wenn llig anonymisiert Lösungen gesucht werden, die dann vielleicht gar nicht anwendbar seien, die nicht mitgetragen werden und wo man nicht eingebunden sei. Oft werde ausgesagt, dort wo Sie jetzt arbeiten, können Sie nicht arbeiten, das belaste Sie zu sehr, Sie benötigen eine neue Arbeitsaufgabe, aber wenn es diese dann nicht gäbe, dann werde dieses BEM-Verfahren konterkariert. Es sei aber nicht gewünscht, dass die Leitungskräfte dabei seien und Entschuldigung sagen können, den Schonarbeitsplatz, den Sie sich konstruieren, den gäbe es nicht. Auch sei die Freiwilligkeit, die einerseits sinnvoll sei, aber wenn das Instrument bewusst ignoriert werde, müsse man sich fragen, ob das so sinnvoll sei.

Hinsichtlich von Krankheit meint Herr von Dassel, dass es Langzeiterkrankungen gäbe. Man frage sich, ob man das 7. oder 8. Mal einem Amtsarzt vorgestellt werden, der dann meint, dass auf Dauer die/der Kollege/-in wieder arbeiten könnte. Oder müsste der Arbeitsgeber nicht so konsequent sagen, dass es dann eine krankheitsbedingte Kündigung gäbe, um die/den Kollegen/-in kümmert sich dann der Sozialstaat, aber nicht mehr die Personalkosten des Bezirksamtes. Herr von Dassel glaubt, dass man dazu übergehen sollte, diese Härte im Sinne der Daueranwesenden und darunter leidenden Mitarbeiter/-innen auch etwas zu schärfen. Auch nehme Herr von Dassel war, dass die Montagskrankheiten absolute Ausnahmen darstellen. Es gäbe längerfristige Krankheiten.

 

Herr Heil dankt Herrn BV Dr. Streb, dass er auf den Unterschied zwischen privatwirtschaftlicher Maxime und öffentlich rechtlichen Beschäftigung deutlich gemacht habe und betont, dass man den Unterschied nicht weg diskutiere. Des Weiteren betont er, dass hier nur die Politik helfen könne, Bedingungen zu verändern. In Bezug auf turn Investment meint Herr Heil, dass er den Begriff kenne, aber er spiele in seiner täglichen Arbeit keine Rolle. Bekannt seien allen die Zeiträume, die man im Öffentlichen Dienst in Berlin benötige, um Dinge zu verändern, um einen Geschäftsprozess zu modernisieren.

Auch betont Herr Heil, dass er auf die 14 Verfahren Stolz sei, weil sich 14 Mitarbeiter/-innen mit Mitarbeitern/-innen, die nicht aus ihrer Arbeitsumgebung stammen haben, zusammen gesetzt haben, uns sich offenbart haben. Man rede über ihre Krankheiten, die auf ihren Berufsalltag Auswirkungen haben. Abschließend bemerkt Herr Heil, dass diese 14 Verfahren bis auf eine Ausnahme erfolgreich waren.

 

Hinsichtlich der Grippeschutzimpfung teilt Herr Heil mit, dass sie weitestgehend vom SGB V krankenkassenfinanziert. Andere Schutzimpfungen, gegen Hepatitis und Tuberkulosewird werden angeboten.

 

Herr Rinner berichtet abschließend zum Thema Evaluation der Maßnahmen, die veranstaltet werden. Man arbeite eng mit Berufsgenossenschaften zusammen. Bisher bekam man die Aussage, Maßnahmen an zu bieten. Würde man sie nicht anbieten, würde es garantiert noch schlechter. Ob die Maßnahmen wirken, wisse man nicht. Bei den wenigen finanziellen Mitteln, die zur Verfügung stehen, weiß man, dass sie an der richtigen Stelle ausgeben werden.

 

Der Vorsitzende, Herr Lüthke, dankt für die Vorstellung und für die Beantwortung der gestellten Fragen. Er regt an, an einem späteren Zeitpunkt sich diesem Thema noch einmal zu widmen.

 
 

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