Ich habe mich für eine Hospitation in der Stadtverwaltung Rotterdam entschieden, da sich die Kommune der Nachhaltigkeit ganz besonders verpflichtet hat und eine eigene Verwaltungsabteilung dafür eingerichtet hat – und zwar weniger gesetzlich als vor allem freiwillig. Vor allem bei der Integration von sozialen Kriterien in Ausschreibungen sind sie im europäischen Vergleich ganz vorne mit dabei, was ich mir unbedingt genauer ansehen möchte.
Erst dachte ich, ich würde im schönen Stadthuis meinen Arbeitsplatz beziehen, aber die Einladung zum Auftaktmeeting verwies auf den 32. Stock?! In der Tat sitzt ein Teil der Gemeente Rotterdam im „de Rotterdam“, dem größten Gebäude der Niederlanden, gelegen am Stadtwahrzeichen Erasmusbrug. Ein glitzernder Komplex bestehend aus drei Türmen, in dem sich Büroflächen, Wohnungen, ein Hotel, Cafés- und Restaurants sowie Sport- und Fitnessangebote befinden. Und auch hier werde ich keinen festen Arbeitsplatz beziehen, denn die Mitarbeitenden bekommen keinen eigenen Platz, sondern einen Computerzugang und suchen sich morgens über ein digitales System in der Eingangshalle einen Platz. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und es mag natürlich passieren, dass die Kolleg*innen auf verschiedenen Stockwerken landen… Folglich gibt es auch keine eigenen Durchwahlen (es gibt keine Telefone an den Arbeitsplätzen), sondern nur Mobilnummern. Und viele kleine und große Inseln für
Besprechungen mit mehr oder weniger Privatsphäre. Um 19 Uhr muss die Bürofläche leer sein, um den Wohnungen im Nachbarturm mehr Privatsphäre zu gönnen.
Auch inhaltlich verlief die Woche mehr als spannend. Alle waren sehr nett und verwiesen mich direkt an weitere Kolleg*innen, von denen ich noch mehr lernen könnte. Die Abteilung Nachhaltigkeit und öffentliche Beschaffung unterteilt sich in Zuständigkeiten für ökologische und soziale Kriterien. Die ökologischen teilen sich nochmal in zirkuläre Kriterien, also Wiederverwertung und Müllvermeidung, und Lebenszyklusanalyse – nicht nur Kosten sondern auch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung. Die sozialen Kriterien werden unterschieden in ethische/ Fairtrade Kriterien (keine Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette) sowie soziale (Förderung sozialer Gerechtigkeit in den Niederlanden). Ich freue mich sehr, die nächsten Wochen tiefer in die einzelnen Themen einzutauchen!
Daniela Richter berichtet aus Rotterdam
Bild: Daniela Richter
Ich arbeite seit knapp über einem Jahr als Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik. Meine Aufgaben sind u.a. die Förderung der fairen öffentlichen Beschaffung und des fairen Handels sowie die nachhaltigere Gestaltung unserer Kommune.
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Abschlussbericht Daniela Richter
EU-Beauftragte und Bezirkliches Bündnis für Wirtschaft und Arbeit
Marina Mantay