Drucksache - 2110/III  

 
 
Betreff: Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der SPDBezirksverordnetenversammlung Mitte
Verfasser:Mahr Hobrack 
Drucksache-Art:AntragBeschluss
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
19.05.2011 
44. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
20.09.2012 
12. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin vertagt   
25.10.2012 
13. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin vertagt   
22.11.2012 
14.öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag vom 10.05.2011
2. Änderungsantrag vom 17.05.2011
3. Beschluss vom 20.05.2011
4. Vertagte Vorlage zur Kenntnisnahme vom 11.09.2012
5. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 11.10.2012
6. VzK für die 14. BVV
7. Beschluss vom 22.11.2012

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

(Text liegt vor)

 

 

 

 

Erledigungsfrist: 21.02.2013

 

 


Vorlage - zur Kenntnisnahme -

 

über Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel

 

 

Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:

 

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 20.05.2011 folgendes Ersuchen an das Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr. 2110 / III):

 

Das Bezirksamt wird ersucht, einen Prozess einzuleiten, das Afrikanische Viertel zu einem Lern- und Erinnerungsort über die Geschichte des deutschen Kolonialismus, seiner Rezeptionsbeschichte sowie über den Unabhängigkeits-kampf der afrikanischen Staaten zu machen.

 

Das Bezirksamt hat am …..............2012 beschlossen, der Bezirksverordnetenver-sammlung dazu Nachfolgendes als Zwischenbericht zur Kenntnis zu bringen.

 

 

Die afrikanische Diaspora  in Deutschland blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück.

 

Bereits ab dem 17. Jh. gab es erste Handelsverträge zwischen  den afrikanischen Fürsten und dem brandenburgischen Adel. Spätestens seit der West-Afrika Konferenz („Kongo-Konferenz“) gibt es eine starke afrikanische Gemeinde in Deutschland und eine  Tradition afrikanischen Wirkens. In Berlin und Brandenburg leben  heute ca. 20.000 AfrikanerInnen die nach der Wiedervereinigung gerade in Berlin mit für einen neuen kulturellen Aufschwung  sorgten und sorgen.

 

Das Afrikanische Viertel in Berlin ist heute noch geprägt von Straßen- und Platzbenennungen / Kleingartenanlage die an die deutsche Kolonialzeit in Afrika während des Kaiserreiches erinnern.

 

Für die deutsche und afrikanische Geschichtsschreibung ist die Aufarbeitung der Kolonialzeit  unter neuen wissenschaftlichen Forschungsansätzen zwingend notwen-dig. Der Focus sollte aber weiter  gerichtet sein. Auch die früheste Geschichts-schreibung zu Afrika bis zur Kolonialzeit und darüber hinaus bis zur Gegenwart, mit Blick auf „neue Kolonialisierungsprozesse“ durch  Übernahme von  Länderein durch ausländische Investoren, muss beleuchtet werden.

Mit der Aufstellung der Erinnerungsstele ist ein erster Schritt getan, der aber  nun zu tiefer gehenden Fragestellungen zum deutschen Kolonialismus, der Geschichte Afrikas und dem Wirken Deutschlands  führen muss.

 

Der Bezirksstadträtin für Weiterbildung und Kultur, Umwelt und Naturschutz und dem Amt für Weiterbildung und Kultur mit den fünf Fachbereichen ist es ein wichtiges Anliegen, dass Afrikanische Viertel zukünftig als Lernort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auszubauen, Fragestellungen zur Geschichte zu erforschen und wissenschaftlich korrekt zu vermitteln.

 

Hierzu wird es am 30.08.2012 (Terminvorschlag) einen Workshop im Mitte Museum des Fachbereiches Geschichte geben. Ein erstes Zusammentreffen soll  Fragen zu Kooperationspartnern, Ansprechpartnern, Art der möglichen Projekte zur Implemen-tierung als Lern- und Erinnerungsort, Zielgruppen und Förderungen beinhalten. Hierzu ist das Amt für Weiterbildung und Kultur gemeinsam mit der Bezirksstadträtin Frau Weißler und einem Vertreter der afrikanischen Gemeinden derzeit in der Erarbeitung der Teilnehmerliste.

 

Angesprochen werden Vertreter der NGOs, Integrations- und Migrationsbeauftragte, EU- Beauftragte und weitere Ämter des Bezirksamtes, die Fachbereiche des Amtes für Weiterbildung und Kultur, öffentliche und nichtöffentliche Akteure, Interessierte der afrikanischen Community im Wedding und Schulen, um hier nur einige Ansprechpartner zu nennen.

 

Wichtig hierbei ist, das Interesse bei in Frage kommenden, zukünftigen Koope-rationspartnern zu finden. Sei es das Afrikanische Bildungszentrum e.V. / ARCA, das Institut for Cultural Diplomacy, der Bundeszentrale für Politische Bildung, Medien aus Bildung und Kunst, z.B. Haus der Kulturen der Welt, Social  Network Afrika- Deutschland, Afrikanisches Samariterwerk, Rat Afrikanischer Christen in Berlin- Brandenburg, Botschaften und Konsulate, AFRO TV Berlin und weitere Vereine, Wissenschaftler, Kunst und Kultureinrichtungen, Shops, Restaurants im Afrikanischen Viertel und Anwohner.

 

Nur so kann vor Ort ein lebendiger Diskussionsprozess zur Profilierung eines Lern- und Erinnerungsortes in Gang kommen.

 

Um diesem Projekt Nachhaltigkeit in der kulturellen Bildungsarbeit zu geben, sollen zukünftig Fördermittel akquiriert werden. Hier kommt die am 19.06.12 vom Bezirksamt auf der Basis der Stadtteilkonferenz Moabit beschlossene Programm-mittelverwendung „Aktionsraum plus 2013“ in Frage, hier im Rahmen „Lern- und Erinnerungsorte Parkviertel“. Denkbar wären aber auch Anträge beim HKF, Lotto oder anderen Stiftungen. Dies muss geprüft werden.

 

Denkbar vor Ort wären, Fördermittel vorausgesetzt, ein Geschichtslehrpfad in Form von Aufstellern mit weiteren historischen Daten, durch die Straßen des AV, weiterführende Beschilderungen an den Straßennamen, Führungen mit Audio Guide, QR Codes (bei diesen beiden Formen der Geschichtsvermittlung muss über das Thema Afrika und die Kolonialzeit hinaus die  Bedeutung der Architektur der Gebäude und Wohnhäuser herausgearbeitet werden, da das Afrikanische Viertel vor Ort nur durch die Straßen- und Platzbeschilderungen und eine Kleingartenanlage erkennbar ist).

 

Dies trifft auch auf mögliche Führungen oder Exkursionen zu. Projektwochen mit Schülern und Jugendlichen vor Ort aber auch innerhalb der Standorte der Fachbereiche, Projektwettbewerbe mit Künstlern und Jugendlichen, Vortragsreihen, Lernzirkel, Ausstellungen mit historischen oder künstlerischen Ansätzen, Veranstaltungsreihen könnten ergänzen .

 

Nach Bildung des Initiativkreises sollte langfristig ein Kongress oder Symposium ins Auge gefasst werden, hier in Zusammenarbeit mit z.B. dem Haus der Kulturen der Welt und der Bundeszentrale für Politische Bildung.

 

Dies werden Themen des ersten Workshops sein, dem sicher eine Reihe weiterer Termine folgen müssen. Die Workshops / Sitzungen werden protokolliert und zur Kenntnis gegeben.

 

Der Fachbereich Geschichte mit dem Mitte Museum hatte im ehemaligen Museum Wedding 1998 eine Ausstellung zur afrikanischen Diaspora in Berlin. „Kommen, Gehen, Bleiben - Die Afrikanische Diaspora in Berlin 1887-1967“gezeigt.

 

Weiterhin befinden sich im Mitte Museum Sammlungsgegenstände, Dokumente und Fotografien zum Thema.

 

Presseausschnitte:

Schlagworte „Afrikanische Straße“, “Afrikanisches Viertel“, und Namen aller benannten Straße , Laufzeit ca. 1930 - 2010

 

Dokumente:

Ausgabe der Zeitung „Afrikanisches (Hagenbeck) Viertel“ 1913 - 1914

 

 

Fotografische  Arbeiten:

Diverse Fotografien, Diapositive und Ansichtskarten von den im Afrikanischen Viertel gelegenen Straßen und Häuser, 1929 - 2000

Darunter Familienalben einer, seit 1930-er Jahren in der Afrikanischen Straße lebenden Dame

Fotobestand der ehem. Bezirksbildstelle Wedding ,1952 -1980 mit Aufnahmen von Straßenbenennungen im gegebene Zeitraum

 

Objekte

22 Straßenschilder der Straßen im Afrikanischen Viertel, 1980-er Jahre, BZA Wedding, Tiefbauamt

 

Eine neue historisch wissenschaftliche Präsentation  ließe sich, entsprechend zusätzliche Honorarmittel aus Fördermitteln für wissenschaftliche Mitarbeit und Ausstellungsbau, in 2014/15 realisieren.

 

 

Rechtsgrundlage:

 

§ 13 Abs. 3 BezVG

 

 

Auswirkungen auf den Haushaltplan und die Finanzplanung:

 

a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:

    Keine

 

b) Personalwirtschaftliche Ausgaben:

    Keine

 

 

Berlin, den 21.08.2012

 

 

Dr. HankeWeißler

BezirksbürgermeisterBezirksstadträtin

 

 

 
 

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