Drucksache - 1362/VII-1  

 
 
Betreff: Frauennamen für Straßenbenennungen, hier: Bereich des Clean Tech Business Parks
Status:öffentlichBezüglich:
1362/VII
 Ursprungaktuell
Initiator:Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit BehinderungenAusschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen
Verfasser:Kelz, Steven 
Drucksache-Art:AusschussantragAusschussantrag
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Entscheidung
26.02.2015 
Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
1. Ausschussantrag PDF-Dokument

Die BVV möge beschließen:


Das Bezirksamt wird ersucht, künftig im Bereich des Clean Tech Business Parks zu benennende Straßen oder Plätze nach folgenden Persönlichkeiten zu benennen
(Auflistung in prioritärer Reihenfolge):

 

  1. Clara Immerwahr
  2. Marie Wreschner
  3. cilie Fröhlich
  4. Gertrud Kornfeld
  5. Marga Faulstich

 

 

(Lebensläufe bzw. Erläuterungen sind als Anlage beigefügt.)


Begründung:

Die AG Straßenbenennung hat in ihrer Sitzung vom 15.01.2015 eine umfängliche Liste von Namensvorschlägen zur Benennung von Straßen im Bereich des Clean Tech Business Parks beraten und dabei unter Einbeziehung des Heimatvereins e. V. und der bezirklichen Kommission Gedenkorte diese Prioritätenliste erarbeitet.

Nach Beratung in der Ausschusssitzung am 03.02.2015 schließt sich der Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen an und reicht den vorliegenden Ausschussantrag ein.

Abstimmungsergebnis: Einstimmig mit 14 Ja-Stimmen


Anlage
 

Erläuterungen zu den für Straßenbenennungen im Clean-Tech-Business-Park vorgeschlagenen Persönlichkeiten:

 

Clara Immerwahr-Haber (21.06.1870 Polkendorf/Schlesien – 02.05.1915 Dahlem bei Berlin), Chemikerin, eine der ersten deutschen Frauen mit einem Doktorgrad, Ehefrau von Fritz Haber, naturwissenschaftliche Pionierin im Bereich der Katalyseforschung und engagierte Menschen- und Frauenrechtlerin. Ihre Forschungsergebnisse werden heute noch in batteriebetriebenen Elektroautos angewendet. Sie kritisierte den Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg öffentlich als eine "Perversion der Wissenschaft". Am 2. Mai 1915 erschoss sich Clara Haber unter dem Eindruck der von ihrem Mann geleiteten ersten chemischen Massenvernichtung. Zwei Wochen zuvor hatten bei Ypern über 18.000 französische Soldaten durch den Chlorgas-Einsatz der kaiserlichen Armee einen elenden Tod erlitten. 1991 verlieh die Internationale Vereinigung der Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) zum ersten Mal die Clara-Immerwahr-Medaille - eine Auszeichnung für den Einsatz gegen Rüstung und Krieg.

 

Marie Wreschner (20.09.1887 Hohensalza – 17.11.1941 Berlin), deutsche Physikerin, 1911-17 Studium an der Universität Berlin, hier 1918 Promotion; 1918/19 Assistentin bei Prof. Spiegel an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin; 1920-33 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für physikalische Chemie und Elektrochemie in der Abteilung von Herbert Freundlich; 1933 Entlassung auf Grund des sog. ›Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums‹; 1933-38 Privatgelehrte u.a. für Emil Abderhalden (1877-1950). 1941 entzog sie sich der Deportation durch Freitod. Ihre Forschungen betrafen u.a. die Untersuchung der Wirkung radioaktiver Strahlen auf Organismen und die Entwicklung entsprechender Untersuchungsmethoden und Messinstrumente.

 

Cäcilie Fröhlich (21.11.1900 Köln – 09.11.1992 Forest Grove, Oregon/USA), Elektroingenieurin und promovierte Mathematikerin, die als Jüdin aus Deutschland emigrieren musste und in den USA Professorin für Elektrotechnik wurde. Sie studierte u.a. in Berlin. Ab Januar 1929 war sie als wissenschaftlich-technische Assistentin in der AEG-Maschinenfabrik Brunnenstraße in Berlin tätig. Im Mai 1933 wechselte sie als Beraterin zum Vorstand. Als sie 1937 emigrieren musste und aus dem Unternehmen ausschied, bescheinigten ihr ihre Vorgesetzten neben vielseitigen mathematischen Kenntnissen eine tiefe Einsicht in technische Probleme. Ihre Ideen waren zudem in Patente eingeflossen. Nach ihrer Emigration war sie zunächst in Belgien bei ACEC, einem der größten elektrotechnischen Unternehmen, tätig. Im Januar 1941 flüchtete sie weiter über Frankreich und Portugal in die USA.

 

Gertrud Kornfeld (25.07.1881 Prag/Österreich-Ungarn – 04.07.1955 Rochester/USA), deutsche Chemikerin, erste und einzige Frau, die sich im Fach Chemie in der Weimarer Republik habilitieren konnte. Seit 1925 an der Universität Berlin tätig, 1933 Entlassung wegen ihrer jüdischen Herkunft, anschließend Exil in Großbritannien, Österreich und ab 1937 in den USA. Sie befasste sich mit Photochemie und Reaktionskinetik.

 

Marga Faulstich (16.06.1915 Weimar – 01.02.1998 Mainz) war eine deutsche Glaschemikerin. 44 Jahre lang arbeitete sie für die Schott-Glaswerke und erarbeitete in dieser Zeit über 300 Typen optischer Gläser. An die 40 Patente tragen ihren Namen. Sie war außerdem die erste weibliche Führungskraft bei Schott-Glas. Marga Faulstich wurde in Weimar als eines von drei Kindern geboren. 1922 zog die Familie nach Jena, wo Marga Faulstich das Realgymnasium besuchte. Nach ihrem Abitur 1935 begann sie eine Ausbildung als wissenschaftliche Hilfskraft bei Glaswerk Schott, einem der führenden Hersteller optischer und technischer Spezialgläser in Europa. In ihren ersten Jahren arbeitete sie an der Entwicklung der so genannten dünnen Schichten mit. Die damals getätigte Grundlagenforschung wird noch heute für Sonnenbrillen, entspiegelte Brillengläser oder für Glasfassaden verwendet. Die begabte junge Frau machte schnell Karriere: von der Hilfskraft zur Laborantin, zur wissenschaftlichen Assistentin und schließlich zur Wissenschaftlerin. Ihr Verlobter starb im Zweiten Weltkrieg und von da an konzentrierte sie sich nur noch auf ihre Karriere. Ab 1942 studierte sie berufsbegleitend Chemie. Dieses Studium konnte sie nicht zu Ende bringen, da sich die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend veränderte. Jena gehörte zur sowjetischen Besatzungszone. In Jena war jedoch die fortschrittlichste Glasmacherkunst der Welt angesiedelt und die westlichen Alliierten wollten dieses Know-How für sich nutzen. Deshalb wurden 41 Spezialisten und Führungskräfte von Schott in den amerikanischen Sektor gebracht, darunter auch Marga Faulstich. Für die Schott-Leute wurde 1949 in Landshut ein neues Forschungslabor gebaut, wo sie ihre Arbeit fortsetzen sollten. Nachdem jedoch die Teilung Deutschlands 1949 beschlossene Sache und das Werk in Jena 1948 enteignet wurde, beschlossen die „41 Glasmacher“ von Schott, in Mainz ein neues Hauptwerk zu bauen. 1952 wurde das neue Werk am Rande der Mainzer Neustadt eröffnet. Hier konnte sich Marga Faulstich der Forschung und der Entwicklung neuer optischer Gläser, insbesondere für Objektive an Mikroskopen und Ferngläsern widmen. Neben der Forschung leitete Marga Faulstich eine Tiegelschmelze. Internat# Anerkennung bekam Marga Faulstich für die Erfindung des Leichtgewichts-Brillenglases SF 64, für die sie 1973 geehrt wurde. 1979 trat sie nach 44 Jahren Tätigkeit bei Schott in den Ruhestand. Die folgenden Jahre verbrachte sie mit Reisen in ferne Länder, hielt aber immer noch Vorträge und Referate auf Glas-Kongressen. Am 1. Februar 1998 starb sie 82-jährig in Mainz.

Stammbaum:
1362/VII   Berühmte Frauennamen für Straßenbenennungen   Fraktion der SPD   Mitteilung
1362/VII-1   Frauennamen für Straßenbenennungen, hier: Bereich des Clean Tech Business Parks   Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen   Ausschussantrag
1362/VII-2   Frauennamen für Straßenbenennungen, hier: Bereich Kaulsdorf   Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen   Vorlage zur Kenntnisnahme
1362/VII-3   Frauennamen für Straßenbenennungen, hier: Bereich Biesdorf   Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen   Vorlage zur Kenntnisnahme
1362/VII-4   Berühmte Frauennamen für Straßenbenennungen hier: Bereich Marzahn   Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen   Ausschussantrag
 
 

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