Drucksache - DS/0233/V  

 
 
Betreff: Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den Kindertagesstätten und in der Vorschule
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion SPDBezirksamt
  BzStR JugBilSport,
Drucksache-Art:DringlichkeitsantragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
19.06.2002 
9. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
26.03.2003 
17. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag SPD PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin wurde ersucht, der BVV bis zur Oktobersitzung auf der Grundlage des Berichts zur Einschulungsuntersuchung konkrete Maßnahmen zu unterbreiten, die zur Verbesserung der darin festgestellten Situation beitragen

Das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin wurde ersucht, der BVV bis zur Oktobersitzung auf der Grundlage des Berichts zur Einschulungsuntersuchung konkrete Maßnahmen zu unterbreiten, die zur Verbesserung der darin festgestellten Situation beitragen.

In diesem Zusammenhang sollten auch Fortbildungsmaßnahmen für Erzieherinnen berücksichtigt werden.

 

 

Das Bezirksamt bittet die BVV die als Anlage beigefügte ”Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den Kindertagesstätten und in der Vorschule” zur Kenntnis zu nehmen.

 

 

 

 

 

10360 Berlin,                          2003

                                                       

                                                                                                               

 

 

 

Emmrich                                                              Räßler

Bezirksbürgermeisterin                                         Bezirksstadtrat für

                                                                            Jugend, Bildung und Sport

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Umsetzung des BVV-Beschlusses Drs.-Nr. V/233

Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den Kindertagesstätten und in der Vorschule

 

 

Gliederung:

 

 

 

 

1.         Vorüberlegungen

 

2.             Zur Entwicklung der Sprache im Alter von 0 - 6 Jahren (ausgewählte Aspekte)

 

2.1           Sprache als Teil der Gesamtentwicklung

 

2.2           Sprache und  Spracherwerb

 

2.3                Bedeutung der Bezugspersonen

 

3.         Die Aufgaben der Kita bzgl. der Sprachentwicklung und -förderung und zur Situation in den kommunalen Kitas des Bezirkes Lichtenberg

 

 

3.1           Wie lernen Kinder und welche Konsequenzen müssen sich daraus für

      die pädagogische Arbeit in den Kitas ergeben

 

3.2           Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Eltern

 

3.3           Systematisches Beobachten des Verlaufs der sprachlichen Entwicklung

 

3.4           Qualifizierung der Erzieherinnen

 

3.5           Verbindliche Trägerorientierungen

 

 

 

Anlagen : 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                               

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1.      Vorüberlegungen

 

Bei den Einschulungsuntersuchungen durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des

Gesundheitsamtes für das Schuljahr 2001/2002 wurden insgesamt 1858 Kinder untersucht.

Für 1443 Kinder wurde die Empfehlung zum Schulbesuch ausgesprochen.

Für 225 Kinder (12,1%) wurde eine Empfehlung an die Schule auf pädagogische Unter-

suchung gegeben. Von Seiten der Schule kann so nach eigener Überprüfung eine Rück-

stellung ausgesprochen werden. Als Gründe für die Schulrückstellungen vom Schularzt

kommen nur medizinische Gründe in Frage. Im Schuljahr 2001/2002 wurden 42 Kinder

(2,3%) aus medizinischen Gründen vom Schulbesuch zurückgestellt.

Zum Zeitpunkt der Einschuluntersuchung wird über die Jahre hinweg eine (zu) hohe Rate

an Sprach- und Sprechstörungen festgestellt.

1998          -  13,6%

1999          -  13,6%

2000          -  12,9%

2001          -  12,8%

 

Es ist festzustellen, dass die Gründe für Schulrückstellungen recht vielfältig sind. Eine Schul-rückstellung allein wegen einer Sprachauffälligkeit wurde in keinem Fall ausgesprochen.

Im Rahmen eines Projektes, das die Kita-Beratung im Herbst 2001 durchgeführt hat, wurde

hierzu Folgendes anlysiert:          981 Kinder aus den kommunalen Kindertagesstätten waren

                                                zum 01.08.2001 schulpflichtig; 51 Kinder davon wurden vom

                                                Schulbesuch zurückgestellt, davon 7 Kinder, bei denen eine

                                                Sprachentwicklungsverzögerung bestand.

Vergleichbares lässt sich auch für das Schuljahr 2002/2003 aussagen.

Zum 01.08.2002 waren in den kommunalen Kitas 978 Kinder schulpflichtig. Davon wurden

39 Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt. Bei 9 Kindern wurde als ein Grund für die Rück-

stellung nicht ausreichende Sprachentwicklung benannt.

 

Im Bericht zur Einschuluntersuchung 2001/2002 wurde ausgesagt, dass bei Kindern erwerbs-

tätiger Eltern/Elternteile weniger schulärztliche Bedenken bestanden, als von nichterwerbs-

tätigen. Dies lässt die Annahme zu, dass Kinder, die eine Kita besuchen, dort eine gute

Förderung erhalten. Untersetzen lässt sich diese Annahme auch durch die Aussage im Bericht, dass die Anzahl der Kinder, die keine Institution besuchen, im Vergleich zum Vorjahr

steigend ist.

Aus den Ergebnissen ist weiterhin ersichtlich, dass die Anzahl der Kinder nicht deutscher

Herkunft in den Grundschulen stark variiert und sich daraus eventuelle regionale Schwerpunkte ableiten lassen.

Auf Grund der o.g. Tendenzen ist zu prüfen, welche Unterstützungsmöglichkeiten zur Sprach-

förderung schwerpunktmäßig auf die Zielgruppen Hauskinder und Kinder nichtdeutscher

Herkunft insgesamt ausgerichtet werden müssen.

 

Im Bezirk Lichtenberg leben in der Altersgruppe 0 – unter 12-Jährige insgesamt 20 412 Kinder,

davon sind 2 294 Kinder nichtdeutscher Herkunft (Stichtag 31.12.2001).

Zum Zeitpunkt der Untersuchungen wurden in 64 kommunalen Kitas des Bezirkes 6820 Kinder

betreut, davon 673 Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache. In den 23 Kitas von Trägern der

freien Jugendhilfe wurden weitere 2 076 Kinder betreut.

 

Das vorliegende Konzept baut auf Vorhandenem auf und zeigt weitere Möglichkeiten der ziel-

gerichteten Förderung der Sprachentwicklung der Kitakinder aller Altersstufen. Die Sprachför-

derung als integrierter Bestandteil des Gesamtkonzeptes pädagogischer Kitaarbeit muss dabei

noch stärker in den Mittelpunkt rücken.

 

 

 

 

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Eine rechtzeitige und zielgerichtete Frühförderung ist für den schulischen Erfolg bei sprach-

auffälligen Kindern mitentscheidend. Aus diesem Grund wird im Rahmen der pädagogischen Schulreifefeststellung bei allen künftigen Erstklässlern (Vorschulkinder) des Schuljahres

2003/2004 eine Sprachstandsfeststellung durchgeführt.

Im Bezirk Lichtenberg leben 3032 Kinder in diesem Alter, davon 410 Kinder nichtdeutscher

Herkunft.

In den 58 kommunalen Kitas des Bezirkes werden 1064 Vorschulkinder betreut, davon 100

ausländische Kinder. Im Zeitraum vom 06. – 31.01.2003 findet die Sprachstandsfeststellung

im Rahmen des Projektes “Bärenstark” für diese Kinder in enger Zusammenarbeit zwischen

Lichtenberger Grundschulen und Kindertagesstätten statt.

Die Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung dienen als Grundlage für gezielten Einsatz von

Fördermaßnahmen bei einzelnen Kindern.

 

Die in der “Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den Kindertages-

stätten und in der Vorschule” dargestellten Überlegungen und Inhalte sollen ab Januar 2003

in den 58 kommunalen Kitas des Bezirkes Lichtenberg als einheitlicher Handlungsrahmen bei

der Vorgehensweise der pädagogischen Arbeit verstanden werden.

Die Aussagen beziehen sich ausschließlich auf die Kitas in kommunaler Trägerschaft des

Bezirkes, in denen im Kitajahr 2002/2003 per 01.10.2002 6850 Kinder betreut werden.

Der mit dem Auftrag gesetzte Zeitrahmen ermöglichte es nicht, Gedanken aus der Vorklassen-

arbeit der Abteilung Bildung und aus den Kitas des Bezirkes in freier Trägerschaft in die Kon-

zeption einfließen zu lassen. In einer Beratung der Bezirksstadträtin für Jugend, Bildung und Sport mit den freien Trägern wurden der Beschluss der BVV und die zu erarbeitende Konzep-

tion erläutert.

 

 

 

2.0       Zur Entwicklung der Sprache im Alter von 0 - 6 Jahren (ausgewählte Aspekte)

 

2.1        Sprache als Teil der Gesamtentwicklung

 

Die Entwicklung der Sprache hat für den Menschen eine herausragende Bedeutung. Sprache ist das wichtigste Kommunikationsmedium zwischen den Menschen.

Mit ihrer Hilfe wird Kontakt aufgenommen, werden Gedanken ausgetauscht, Gefühle

zum Ausdruck gebracht und Wünsche geäußert. Denk- und Sprachprozesse sind eng miteinander verbunden; mit Sprache werden Zusammenhänge verstanden und verarbeitet. Sprache ist jedoch viel mehr als nur Sprechen. Unter Sprache und Reden werden nicht nur grammatisch korrekte Sätze und der Wortschatz, sondern vor allem soziales Handeln und der tägliche Umgang untereinander verstanden. Der Kontakt zu anderen Menschen ist eine der wesentlichsten Grundvoraussetzungen für den Spracherwerb, da das Kind nur in der aktiven Auseinandersetzung mit seiner Umwelt seine Sprache erwirbt.

Schon daran wird deutlich, dass der Spracherwerb im Kindesalter kein isolierter

Prozess ist, sondern in Wechselwirkung mit anderen Entwicklungsbereichen steht.

Er ist eingebettet in frühe Entwicklungsprozesse, bei denen sich sensorische, motorische, sprachliche, kognitive und sozial-emotionale Entwicklungsbereiche gegenseitig beeinflussen.

So ist notwendige Bedingung für den kindlichen Spracherwerb vor allem die gelungene Integration aller Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen, auf denen alle komplexen Lernprozesse aufbauen.

 

 

 

           

           

 

                                                                                                                                                                                                                                    4

 

2.2        Sprache und Spracherwerb

           

            Sprache ist die Fähigkeit des Menschen, seine Gedanken richtig zum Ausdruck    

zu bringen, die Sprache anderer zu verstehen und mit Sprache umzugehen. Das     Sprechen erlernen wir auf Grund des Funktionierens unseres Sprechapparates,             wozu u.a. der Kehlkopf, der Mund und der Nasen-Rachen-Raum gehören.

            Ein ungestörter Spracherwerb ist das Ergebnis einer Verknüpfung verschiedener  Bereiche: Er steht im engen Zusammenhang mit der biologischen Reifung, mit

            gesunden Sinneswahrnehmungen, wie Sehen, Hören, Fühlen und mit einem so-

            zialen Umfeld, in dem das Kind sich angenommen fühlt und sprachliche Anregungen

            erfährt.

            Schon vor Geburt eines Menschen beginnt für ihn der Sprachlernprozess. Normaler-

            weise hat ein Kind mit ca. 3 Jahren die zentralen Regeln und den Grundwortschatz

            seiner Muttersprache erworben. Das “Lernpensum Sprache” ist für das Kind in seinen

            ersten Lebensjahren enorm. Es begreift sich und seine Umwelt, also hantiert, er-

            spürt, schmeckt, riecht, lauscht und schaut hin, um dann zu begreifen und zu ver-

            stehen. Sein soziales Umfeld hilft, diese Erfahrungen in Wort umzusetzen.

            Das Tempo bis zur Beherrschung der Muttersprache ist stark individuell geprägt.

            Trotzdem entwickeln Kinder Sprachkompetenz in generell ähnlichen Spracherwerbs-

            mustern: In den ersten Lebensmonaten lallen, gurren und schreien die Säuglinge.

            Das Spielen mit den Lauten und Silben mündet in ausdrucksstarke Lallmonologe,

            bis z.B. aus Silben pa-pa-pa mit Unterstützung “Papa” wird. Die Freude bei den

            ersten Sprechversuchen ist eine gute Voraussetzung für den Spracherwerb.

            Mit 1 ½  Jahren sprechen die Kleinkinder schon in “Einwortsätzen”, d.h., sie nutzen

            die Sprechmelodie, um zu fragen und zu fordern. Der Wortschatz erweitert sich

            ständig, so dass Kinder mit ihren 20 bis 50 Worten, die sie mit 2 Jahren beherrschen,

            viele Fragen in ungeformten Mehrwortsätzen stellen. Dabei werden phantasievolle

            Neuschöpfungen kreiert, die allerdings noch mit Fehlern in der Aussprache einher-

            gehen. Ende des dritten Lebensjahres nutzen die Kinder ihr ständig wachsendes

            Umweltwissen, um ununterbrochen W-Fragen zu stellen. Unzulänglichkeiten in der

            Aussprache sind behoben. Ab und zu kann der Tatendrang bei einigen Kindern mit

            Sprachunflüssigkeiten einhergehen, die nicht mit dem Stottern verwechselt werden

            dürfen. Bis zur Einschulung haben die Kinder gelernt, in grammatikalisch richtig

geform  ten Sätzen kleine Geschichten zu erzählen. Sie nutzen dabei Haupt- und

Nebensätze, um ihre Gedanken variabel auszudrücken und erfahren, dass sie mit

            Sprache etwas bewegen bzw. bewirken können.

 

 

2.3                           Bedeutung der Bezugspersonen

 

In allen beschriebenen Phasen ist die Sprechfreude ein entscheidender Faktor. Wichtig ist, ob und wie die Bezugsperson im Sinne eines Dialoges auf die Sprechversuche reagiert und dies unabhängig davon, ob ein Kind sich bemüht, erste Worte zu bilden oder schon kleine Sätze spricht.

Diese Gesprächsatmosphäre, die von Seiten des Erwachsenen insbesondere gekennzeichnet sein muss durch Akzeptanz, Wertschätzung und Vertrauen dem

Kind gegenüber, hat entscheidenden Einfluss auf das Selbstvertrauen und ist eng mit der Identitätsentwicklung des Kindes verbunden.                                                                     Nicht nur der Dialog von Erwachsenen zum Kind, sondern auch die Förderung der Kommunikation der Kinder untereinander (Kinder lernen von Kindern) sind wesentliche Aspekte der Sprachentwicklung.

Somit wird deutlich, dass Sprachförderung vom ersten Tag des Kindes nach seiner Geburt beginnt.

 

 

 

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3.      Die Aufgaben der Kita bezüglich der Sprachentwicklung und -förderung und zur Situation in den kommunalen Kindertagesstätten des Bezirkes Lichtenberg

 

Kindertageseinrichtungen sind Orte für Kinder, “an denen Mädchen und Jungen ihrem Forscherdrang nachkommen können, wo sie Verantwortung übernehmen und entsprechend ihren Fantasien gestalten können, wo sie Gesprächen lauschen und sich an ihnen beteiligen können”.²) Es sind Häuser der Begegnung und des gemeinsamen Handelns und eröffnen den Kindern reichhaltige Erfahrungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, sich mit Sprache aktiv zu beschäftigen. Somit ist auch Sprachförderung als Teil des Bildungsauftrages, wie er im KJHG formuliert ist, zu verstehen.

In den Lichtenberger kommunalen Kitas wird Sprachförderung selbstverständlich als integrierter Teil des Gesamtkonzeptes pädagogischer Arbeit gesehen. Die Sprachentwicklung und -förderung wird richtigerweise nicht losgelöst von der Herausbildung und Förderung anderer Entwicklungsbereiche betrachtet und als ein kontinuierlich zu gestaltender Prozess, der vom 1. Tag des Kindes in der Kita an beginnt, verstanden. Dabei wird der Zusammenhang mit der Förderung der Bewegungsentwicklung und Wahrnehmungsfähigkeit als wesentliche Voraussetzung guter Sprachentwicklung gesehen.

Auch wenn das Ergebnis eines von der Kita-Beratung im Herbst 2001 durchgeführten Projektes in den o.g. Kitas zu Fragen der Schulrückstellung aussagt, dass nur bei 7 Kindern (= 14 %) der 51 von der Schule zurückgestellten Kinder, nicht ausreichende Sprachentwicklung als ein Grund für die Zurückstellung benannt wurde, gilt es, pädagogisches Handeln noch bewusster auch unter dem Aspekt der Sprachförderung zu sehen und mehr Raum für Sprachförderung im Alltäglichen mit den Kindern einzuräumen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

²) Zehnter Kinder- und Jugendbericht, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 1998, Seite 188

                                                                                                                                               

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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3.1 Wie lernen Kinder und welche Konsequenzen müssen sich daraus für die pädagogische

      Arbeit in den Kitas ergeben

 

Für die Sprachförderung in der pädagogischen Praxis ist es deshalb unabdingbar, sich zu erinnern bzw. zu vergegenwärtigen, wie Kinder lernen:

 

-          Sie lernen ganzheitlich, d.h. Lerninhalte müssen in ihre Lebenssituation eingebunden und mit ihren aktuellen Interessen und Bedürfnissen verknüpft sein.

-          Sie lernen anschaulich, d.h. alle Sinne sind beteiligt; sie tasten, sehen, riechen, schmecken um zu begreifen.

-          Sie lernen handelnd, d.h., sie müssen Gelegenheit haben, die Eigenschaften der Dinge über konkretes Tun zu erfahren.

-          Sie lernen auf der Basis von Selbstvertrauen, d.h., sie brauchen zum Lernen die Sicherheit und Orientierung in wertschätzenden Beziehungen.

 

Kindliches Lernen so verstanden, bedeutet für die Erzieherin bezüglich der Sprachförderung bewusst:

 

-          bei der Raumgestaltung zu beachten, dass diese gesprächsanregend ist und den Kindern kooperations- und sprachfördernde Materialien zur Verfügung stehen (z.B. sind - vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten anbieten, sich wohlfühlen, Neugierde zulassen, selbst gestalten können - Schlüsselwörter für Raumgestaltung)

-          den Kita-Alltag mit all seinen verschiedenen Aktivitäten und Tätigkeiten zu nutzen, d.h., Sprachförderung auch hier als integrierten Bestandteil sehen.

Beispiele :

 

·         Handlungen sprachlich begleiten

·         musikalisch-rhythmische Aktivitäten anregen

·         Sprechanlässe über gemeinsames Tun und Spiel herstellen, sowie Handlungen und Sprechen miteinander verbinden in Sing- und Tanzspielen, Finger- und Handpuppenspielen, Bewegungsspielen u.a.

·         Psychomotorische Förderung bewusst einsetzen

·         Entwicklung einer Gesprächskultur zwischen Kindern und Erzieherin, sowie den Kindern untereinander.

Diese muss gekennzeichnet sein : von Meinungen und Wünsche äußern dürfen/einander zuhören/sich und den anderen ernst nehmen/miteinander diskutieren/Konflikte lernen, verbal zu lösen usw.

 

Auch die sogenannten klassischen Formen in der Sprachförderung bei Kindern müssen zielgerichtet einbezogen werden. Um sprachliches Lernen zu fördern bedarf es einer Regelmäßigkeit, so sind dies z.B. Möglichkeiten wie:

 

·         Vorlesen und Nacherzählen lassen von Geschichten und Märchen

·         Einsatz von Hörspielkassetten

·         Einsatz von Bilderbüchern, Bildbetrachtungen mit Kindern

·         Geschichten mit Kindern erfinden, sich diese erzählen und kreativ gestalten lassen

·         Sprech- und Abzählreime situationsbezogen einbeziehen

·         Rate-, Domino-, Puzzle-, Fühl- und Schmeckspiele, Bilderlotto u.v.a.m.

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                   

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Der Besuch der im Kiez ansässigen Bibliotheken verbunden mit der Wertschätzung von Literatur generell ist beizubehalten und weiter auszubauen.

Die Lichtenberger Bibliotheken sind sehr an einer Zusammenarbeit mit Kitas und Vor-

schulgruppen interessiert und können insbesondere hinsichtlich der Sprachförderung

die Arbeit der Erzieherinnen unterstützen. Das umfangreiche Medienangebot umfasst

neben Büchern für diese Altersgruppe auch CDs, MCs, CD-ROMs und Spiele und kann von den Einrichtungen kostenlos genutzt werden. Gerade die Kinder- und Jugendbibliothekare sind dafür qualifiziert, ihren Beitrag zur Medienkompetenz von

Kindern zu leisten. Dabei sehen sie ihre vordringliche Aufgabe nicht darin, Vorlese-

stunden in den Kindertagesstätten abzuhalten, zumal sie auf Grund der Personal-

situation dazu auch kaum in der Lage wären. (Hier gibt es gemeinnützige Vereine,

wie z.B. “Lesewelt”, deren Angebot man nutzen kann)

Zu den Leistungen der Bibliotheken gehören:

- Einführung in die Bibliotheksbenutzung

- Möglichkeit einer regelmäßigen Ausleihe von Medien

- Zusammenstellung von Medienpaketen zu bestimmten Themen (z.B. Jahreszeiten,

  Umwelt, Indianer)

- Durchführung von Veranstaltungen (Buchbesprechungen, thematische Veranstal-

  tungen, Bilderbuchkino)

- Literaturempfehlungen für Eltern und Erzieher

Das Leistungsangebot der Lichtenberger Bibliotheken für die Sprachförderung der Kin-

der zu nutzen, muss zur Selbstverständlichkeit jeder Kita werden. Die positiven Erfah-

rungen einzelner Kitas (best-practice) sind anderen zu vermitteln.

 

Der Sprachumgang ist hauptsächlich von der Sprech- und Sprachlust der Erzieherin abhängig. Die Art wie sie mit den Kindern, vor allem im Kita-Alltag spricht, prägt auch das Sprachverhalten der Kinder.

So sind bei der Erzieherin insbesondere solche Schlüsselqualifikationen gefragt wie: beobachten - dialogbereit sein - Impulse setzen.

            Um differenziert vorgehen zu können, individuelle Unterschiede der Kinder zu berücksichtigen und dabei die Besonderheiten des Lebensumfeldes zu beachten, sind Kenntnisse über den Prozess des Spracherwerbs und -entwicklung bei Kindern unerlässlich. Auch das Wissen um den Sprachstand eines jeden Kindes, wozu eine genaue Sprachbeobachtung notwendig ist, sind wesentliche Grundlagen für eine bewusste und zielgerichtete Sprachförderung.

Hierzu erhalten die Erzieherinnen z.B. durch die Kita-Beraterinnen in Beratungen, Fortbildungen und regelmäßig stattfindenden Arbeitsgruppen gezielte Unterstützung, insbesondere wie und was beobachtet und dokumentiert werden kann.

Sprachförderung so verstanden, ist dann unabhängig von Kindern deutscher oder nichtdeutscher Herkunft zu sehen.

In Lichtenberg besuchen durchschnittlich 680 Kinder nichtdeutscher Herkunft eine  Kita. Festzustellen ist jedoch, dass noch nicht jeder Erzieherin die Bedeutung der Erstsprache (Muttersprache) des Kindes für den Erwerb der Zweitsprache (Deutsch) bewusst ist. Ebenso gibt es Unklarheiten über die Konsequenzen, die sich daraus für die Arbeit in der Kita ergeben.

Hierzu muss aber Wissen vorhanden und durch Fortbildung/Selbststudium o.ä . abgesichert sein, da dies auch wesentlich für die inhaltliche Zusammenarbeit mit den Eltern ist.

Wichtigste Voraussetzung für das Sprechen lernen ist, dass das Kind viele Gelegenheiten hat, Sprache zu hören und zu sprechen. Kindern kann Sprache nicht ausschließlich durch Sprachtrainingsprogramme “beigebracht” werden, sondern sie brauchen einen sprachanregenden Alltag, so dass sie Spaß am Sprechen entwickeln und zum eigenen Reden motiviert werden.

 

 

 

 

 

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Um ein insgesamt kommunikationsfreudiges und damit sprachförderndes Klima

in der Kindergruppe herzustellen, sollte die Erzieherin:

 

·         den Spaß am Sprechen täglich wecken,

·         ihr eigenes Handeln sprachlich begleiten,

 

·         ihr Sprechen durch Handlung verdeutlichen,

·         in vollständigen Sätzen sprechen,

·         deutlich und nicht zu schnell reden,

·         Gefühlsäußerungen aufgreifen und benennen,

·         Kindern für verbale Äußerungen ihre eigene Zeit lassen,

·         wahrnehmen, was Kinder bereits können und unter Umständen aufgreifen,

·         den Kommunikationsfluss nicht durch Korrekturen der Sprache unterbrechen,

·         sich auf das jeweilige Sprachniveau der Kinder einstellen,

·         in vollständigen, grammatikalisch richtigen Sätzen sprechen

·         Sprache musikalisch begleiten.

 

Gelingt es der Erzieherin, all dies in ihrem Handeln zu berücksichtigen und ihre pädagogische Arbeit dabei immer wieder zu reflektieren, wird sie ihrem

Sprachvorbild und den Ansprüchen generell an erzieherisches Handeln bzgl. Sprachförderung gerecht werden.

            In Gesprächsrunden und Beratungen mit Kita-Erzieherinnen ist zu spüren, dass sie

            sich dieser Ansprüche bewusst sind. Und doch muss jedes Kita-Team regelmäßig

            überprüfen, inwiefern jeder Einzelne diesen Qualitätsansprüchen gerecht wird.

                                                                                               

3.2.             Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Eltern

 

Förderung der Kinder ist ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern nicht möglich. Auch oder gerade in Bezug auf Sprachentwicklung und -förderung ist eine enge Zusammenarbeit erforderlich.

Informationen über den Verlauf des kindlichen Spracherwerbs und Möglichkeiten seiner Förderung, wie hier beschrieben, sind bereits Bestandteil zahlreicher Elternabende und –gespräche. Diese werden  immer wieder neu thematisiert.

Einerseits gibt es viele Eltern, denen eine gute Kommunikation mit ihren Kindern gelingt, andererseits ist aber auch vielen Eltern nicht bewusst, welchen Einfluss die Art der alltäglichen Kommunikationsgestaltung auf die Sprachentwicklung ihres Kindes hat.

Oftmals wird von Seiten der Eltern angenommen und auch erwartet, dass Sprachförderung in Form von Übungsstunden (Unterricht) wie in der Schule stattfindet/stattfinden muss.

Hier ist eine wesentliche Aufgabe der Erzieherinnen, den Erfahrungsaustausch der Eltern untereinander bzgl. Möglichkeiten einer guten Kommunikation im familiären Bereich zu befördern.

Bei Eltern nichtdeutscher Herkunft ist es notwendig, dass die Erzieherin Basisinformationen zum Kommunikationshintergrund der Familien erhält. Hierfür bieten bereits das Aufnahmegespräch und die Eingewöhnungszeit den Erzieherinnen gute Möglichkeiten. Davon ableitend muss sie entscheiden, ob evtl. sie im Gespräch mit den Eltern (Einzel- und Gruppengespräch) Informationen über die Grundzüge des Mehrsprachenerwerbs geben muss. Dabei wäre es wichtig zu verdeutlichen, dass Eltern in der Kommunikation mit ihren Kindern ihre Muttersprache pflegen sollen und müssen, da dies die beste Basis für den Erwerb der Zweitsprache “Deutsch” ist. Das Kind braucht die Erfahrungen aus dem Erwerb seiner Muttersprache für den Zweitsprachenerwerb. Es lernt im Alter bis zu 6 Jahren in der Kita unter Beachtung der o.g. Aspekte, die zweite (deutsche) Sprache in natürlichen und alltäglichen Handlungssituationen.

 

 

 

 

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3.3.             Systematisches Beobachten des Verlaufs der sprachlichen Entwicklung

 

Aufgabe von Erzieherinnen ist es, kindliche Entwicklungsprozesse durch systematische Beobachtung zu verfolgen. Hierzu gehört auch, möglichst frühzeitig Entwicklungsverzögerungen im sprachlichen Bereich zu erkennen und zu signalisieren. Stellen Erzieherinnen bei einzelnen Kindern bzgl. der Sprachentwicklung einen besonderen Förderbedarf fest, wird darüber hinaus das intensive Gespräch mit den Eltern gesucht. Oftmals wird in Vorbereitung dessen die Kita-Beratung unterstützend herange-

zogen.

Gemeinsam wird dann z.B. erarbeitet :

- wie der Umgang und die Förderung des Kindes in der Kita selbst gestaltet werden kann,

- wie Eltern im Gespräch über Entwicklungsverläufe informiert und ggf.

- zur Annahme von Hilfsangeboten aufgeschlossen werden können.

Eine von den Kita-Beraterinnen erarbeitete Zusammenstellung von relevanten Beratungsstellen des Bezirkes Lichtenberg für die Kitaarbeit, wurde im September 2002 allen kommunalen Kitas übergeben. Diese dient als Orientierung, damit Erzieherinnen auf

Wunsch der Eltern Hilfsangebote vermitteln und auf bestimmte Beratungsmöglichkeiten

verweisen können.

Im Bezirk Lichtenberg stehen für Kinder mit Sprachauffälligkeiten niedergelassene

Logopäden zur Verfügung. Die Vorstellung beim Logopäden muss jedoch durch die

Eltern erfolgen.

Als Unterstützung zur Vordiagnostik sprachauffälliger Kinder wird die im Gesund-

heitsamt beschäftigte Logopädin auch in den Kitas tätig werden.

Durch die gezielte Zusammenarbeit mit den Logopäden/Rehabilitationspädagogen des bezirklichen Sprachheilkindergartens und der Bereitschaft der Mitarbeiter der

bezirklichen Sonderpädagogischen Beratungsstelle für Sprachbehinderte im Jahr vor der Einschulung, werden weitere Unterstützungsmöglichkeiten, wenn auch im begrenzten Maße, angeboten.

Auch hier wird von Seiten der Kita-Mitarbeiterinnen in der Zusammenarbeit mit den Eltern, die Notwendigkeit einer guten Kommunikation im Elternhaus/in der Familie betont und diskutiert.

 

 

3.4.             Qualifizierung der Erzieherinnen

 

Materialien, die den Erzieherinnen für die pädagogische Arbeit auch bzgl. Sprachentwicklung und -förderung Unterstützung bieten, sind sehr zahlreich

und vielfältig. Vieles ist in den Einrichtungen vorhanden, muss aber noch bewusster und regelmäßiger eingesetzt werden.

 

 

Zielorientierung finden die Erzieherinnen auch:

 

-          im verbindlich zu handhabenden “Vorschulrahmenplan”

-          in den Materialien der sogen. “Entwicklungstabellen” von Prof. Beller/FU Berlin.

 

Aktuell sind die Qualitäts-Kriterien-Kataloge, z.B. zur Kategorie Sprache und Kommunikation, welche im Rahmen des bundesweiten Projektes “Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder” entwickelt wurden, die sowohl Qualitätsansprüche enthalten als auch Möglichkeiten der Überprüfung pädagogischen Handelns bieten.

 

 

 

 

 

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Die in diesem bundesweiten Projekt beteiligten Lichtenberger Kita-Leiterinnen wirken

hier als Multiplikatoren. Im I.Quartal 2003 werden allen Kita-Leiterinnen Projekt-Mate-

rialien zur Selbstevaluation der pädagogischen Arbeit und der Qualitätsentwicklung

zum Thema “Sprache und Kommunikation” übergeben und die Vorgehensweise und

Erarbeitung dessen besprochen.

Auch damit soll gesichert werden, dass in den nächsten Jahren der Aspekt der Sprach-

entwicklung und –förderung in den Kindertagesstätten noch stärker in der Kitaarbeit

zu berücksichtigen und zu thematisieren ist.

 

In den Fortbildungen und Beratungen, welche die Kita-Beraterinnen (Päd.-Psycholog. Fachberatung im FB 3) anbieten und durchführen, wird auch künftig weiterhin Augenmerk auf diesen pädagogischen Schwerpunkt gelegt werden.

Themen, die die Fragen der Sprachentwicklung mittelbar und unmittelbar berühren, wie z.B.

 

-          Bedeutsamkeit und konkrete Möglichkeiten der Sinneswahrnehmung/Psychomotorik in der Kita

-          Workshops zum entdeckenden Lernen in der Lernwerkstatt u.a. zum Thema Sprache

(Exemplarisch sei hier genannt der in November 2002 durchgeführte eintägige Work-

shop “Mit Sprache spielen – Sprache lernen”, an dem 18 Erzieherinnen aus 18 kommu-

nalen Kitas teilnahmen. Dieser Workshop wird im Herbst 2003 erneut angeboten.)

            -     Zur Beobachtung von Kindern, Dokumentieren von Entwicklungsverläufen und Führen

                  von entsprechenden Entwicklungsgesprächen

-          Generelle Fragen der Arbeit mit Krippen-, Kindergarten- und Hortkindern

-          Spezifische Fragen der Vorschulgruppenarbeit

-          Wie kann die Kita ihren Bildungsauftrag in unterschiedlichen Bereichen gerecht werden?

-          Fragen der inhaltlichen Gestaltung in der Zusammenarbeit mit Eltern/Gesprächsführung

-          Kommunikation in der Kita - mit Kindern reden, auf Kinder hören

 

werden Bestandteil des Angebotsspektrums bleiben.

 

Diese Themen werden auch in den von den Kita-Beraterinnen durchgeführten ein- und

zweitägigen Kita-Teamfortbildungen bearbeitet.

Alle kommunalen Kitas erhalten halbjährlich aktuell das Beratungs- und Fortbildungs-

angebot der Kita-Beratung, welches auf der Basis von Bedarfserhebungen in den Kitas

und in Abstimmung mit dem Träger aufgestellt wird. (siehe Anlage 2)

Darüber hinaus werden Fortbildungen auch in Zusammenarbeit mit den Rehabilitations-pädagogen des bezirklichen Sprachheilkindergartens zum Thema “Sprache” erfolgen. Auch bezirksübergreifende Angebote, wie z.B. die der Beratungsstelle für Hör- und Sprachbehinderte des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, der Sozialpädagogischen Fortbildungsstätte “Haus am Rupenhorn”, werden von den Erzieherinnen genutzt. Aktuell wurde durch die Sozialpädagogische Fortbildungsstätte “Haus am Rupenhorn”

ein Fortbildungsprogramm für 2003 zum Thema: “Bildung – Sprachförderung – Übergang

Kita/Schule” erstellt, welches in Kooperation und Abstimmung mit den Bezirken umgesetzt

werden soll. So besteht durch die Koordinierung und Verteilung von Fortbildungsplätzen

verbindlich auch für Lichtenberger Erzieherinnen dort die Möglichkeit, Fortbildungen zu

dieser Thematik in Anspruch zu nehmen.

Die Zusammenarbeit mit territorialen Vereinen, wie z.B. Völkerball e.V., Reistrommel e.V., Bürgerinitiative Ausländische Mitbürger/innen im Hohenschönhausen e.V., ist weiter zu befördern, um über diese Zusammenarbeit/Fachkräfte Erzieherinnen für die Ansprüche in der interkulturellen Arbeit weiter zu sensibilisieren und zu qualifizieren.

 

           

 

 

 

 

                                                                                                                                                11

 

3.5.             Verbindliche Trägerorientierungen

 

Ziel ist es, die vorliegende Konzeption in allen kommunalen Kindertagesstätten des

Bezirkes Lichtenberg als verbindliches Arbeitsmaterial zur weiteren Qualitätsentwick-

lung zugrunde zu legen. Geplant ist hierzu die Durchführung eines bezirklichen Fach-

tages mit den Leitungskräften der Kitas, um die Bedeutung und den Stellenwert von

Sprachentwicklung und –förderung im frühen Kindesalter zu unterstreichen, neue

fachwissenschaftliche Erkenntnisse ins Blickfeld zu rücken und Möglichkeiten und

Erfahrungen der Sprachförderung zu diskutieren. Dabei wird auch herauszuarbeiten

sein, wie die interkulturelle Kompetenz der Erzieherinnen gestärkt werden muss, um

den Spracherwerb der Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache zu fördern.

Mit den Kitaleiterinnen ist zu beraten, wie unter Einbeziehung bereits vorhandener,

vor allem o.g. aktueller Materialien, für die kommunalen Kindertagesstätten Träger-

orientierungen in Form eines pädagogischen Bausteins ³) zur “Sprachentwicklung

und –förderung” erarbeitet werden können.

Dabei sind Qualitätsansprüche zur Sprachförderung

a)      im Kita-Alltag und

b)      bei gezielten pädagogischen Angeboten und Instrumente zur Überprüfung dieser

festzuschreiben.

 

Der pädagogische Baustein wird gemeinsam mit der vorliegenden Konzeption als

Arbeitsmaterial für die pädagogische Arbeit in den Kitas verbindlich und somit bei

der Erarbeitung der Haus- und Gruppenkonzeption unter Beachtung des konkreten

Lebensumfeldes im Sozialraum der Kita herangezogen.

Es muss gelingen, dass jede Erzieherin der Sprachförderung im Kita-Alltag die not-

wendige Aufmerksamkeit widmet, und noch sensibler sprachrelevante Situationen

erkennt und nutzt.

Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich die Absenkungen des Persponal-

schlüssels im Leitungs- und Hortbereich der Kindertagesstätten erschwerend auf die Umsetzung der in der Konzeption festgeschriebenen Aufgaben zur Erhöhung der

Qualität der Sprachentwicklung und –förderung auswirken werden.

 

In der seit dem Jahre 2000 bestehenden ressortübergreifenden Arbeitsgemeinschaft

“Kooperation Schule – Jugend – Gesundheit”, wird die vorliegende Konzeption eben-

falls vorgestellt, ein Erfahrungsaustausch angeregt und somit eine weitere qualitative

Verbesserung der Vernetzung der beteiligten Bereiche bewirkt.

 

 

 

 

 

 

 

 

___________________________________________________________________________________________

³) In den letzten Jahren sind in Zusammenarbeit von Mitarbeiterinnen des Jug FB 2, Jug FB 3 - Kita-Beratung und Kita-Mitarbeiterinnen Päd. Bausteine zu verschiedenen Themen der pädagogischen Arbeit in Kitas als verbindliche Orientierungen erarbeitet worden

 

 

 

Anlage1

 

 

Der “Sprachbaum” von W. Wendlandt *) verdeutlicht die Zusammenhänge in eindrucksvoller Weise auf einen Blick.

_____________________________________________________________

*) Wolfgang Wendlandt: “Sprachstörungen im Kindesalter”,

    Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992, Seite 9

                                                                                                                                   

Anlage 3

 

Quellennachweis

 

1.      Zehnter Kinder- und Jugendbericht, Bundesministerium für Familie, Senio-

ren, Frauen und Jugend, 1998

 

2.      Prang, Charlotte – “Sprache ist mehr als Sprechen (1) – Grundlagen des

Spracherwerbs”, in “Kindergarten heute”, 10/2000

 

3.   Prang, Charlotte – “Sprache ist mehr als Sprechen (2) – Sprachentwick-

      lungsstörungen”, in “Kindergarten heute”, 11-12/2000

 

4.  Dr. Kolonko, Beate – “Wie Erzieherinnen Kinder im Dialog sprachpädagogisch

     unterstützen können”, in “klein und groß”, 10/1998

 

5.  Gründler, Elisabeth – “Sprache lernen”, in “klein und groß”, 10/1998

 

6.      Kammermeyer, Gisela – “Das Abenteuer mit den Buchstaben – Erste

Schritte auf dem Weg zur Schriftsprache”, in “Kindergarten heute” – 1/2000

 

7.      Ulrich, Michaela – “Erzählst Du uns was ? – Mehr Raum für Sprachförderung”

in “Kindergarten heute”, 11-12/1999

 

8.      Fritzenkötter, Martina – “Unsere Sprache – der Schlüssel zur Welt”, aus

“Zeitschrift für Tagesmütter und –väter”, 6/2000

 

9.      Hatlappa-Eichstädt, Ute – “Alles auf Empfang – Das Ohr, das Wichtigste über den Hörsinn”, in “Zeitschrift für Tagesmütter und –väter”, 4/1999

 

10. Friedrich, Hedi – “Auf Kinder hören – mit Kindern reden”, Herder-Verlag

Freiburg, 1992

 

11. Pfluger-Jacob, Maria – “Auditive Wahrnehmung und Sprachentwicklung”

in Wahrnehmungsstörungen bei Kindern – Hinweise und Beobachtungs-

hilfen, “Kindergarten heute spezial”, 1996

 

12. Pfluger-Jacob, Maria – “Was Sie über Sprachstörungen wissen sollten –

kindliche Botschaften” in “Kindergarten heute”, 3/1998

 

13. Wendtland, Wolfgang – “Sprachstörungen im Kindesalter”, Georg Thieme

Verlag, Stuttgart, 1992

 

14. Lill, Gerlinde (Hrsg.) “Von Abenteuer bis Zukunftswerkstatt – Qualitäts-

lexikon für Kindergartenprofis”, Luchterhand-Verlag, 1998

 

15. PädQUISgGmbH (Hrsg.) – “Arbeitshandbuch zur Selbsteinschätzung der

pädagogischen Arbeit und zur Qualitätsentwicklung im Team, Heft 5 :

Sprache uns Kommunikation”, Berlin 2001 – unveröffentlichtes Material

                                                                                                                                                            2

 

16. Landesjugendamt Berlin (Hrsg.) – “Sprachförderung in Kindertagesstätten”,

in “Blickpunkt Berliner Kitas, Ausgabe 1/2001

 

17. Landesjugendamt Berlin (Hrsg.) – “ In der Schule müssen sie doch Deutsch

können...”, in “Blickpunkt Berliner Kitas”, Ausgabe 1/2002, Seite 14,15

 

18. TPS, Evangelische Fachzeitschrift für die Arbeit mit Kindern – Themenheft

“Vorlesen und Erzählen”, Kallmeyer-Verlag, 6/2002

 

19. “Meine, deine, unsere Sprache” – Konzeption für eine Sprachförderung zwei-

und mehrsprachiger Kinder, Stadt Frankfurt /Main Dezernat für Schule,

Bildung und Frauen – Stadtschulamt (Hrsg.), Oktober 2001

 

20. “Hallo, Hola, Ola – Sprachförderung in Kindertagesstätten”, Beauftragte der

Bundesregierung für Ausländerfragen (Hrsg.), 1999

 

21. Heuchert, Lucija – “Materialien zur interkulturellen Erziehung im Kinder-

garten”, Band 3 – Zweisprachigkeit, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), 1989

 

22. Böhm, Dietmar u.a. – “Handbuch Interkulturelles Lernen”, Herder-Verlag

Freiburg, 1999, Seite 150-182

 

23. Böhm, Dietmar – “In meiner Sprache bin ich zu Hause – Muttersprache und

Mehrsprachigkeit”, in “Kindergarten heute” 7-8/2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 
 

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