Drucksache - DS/0794/VII  

 
 
Betreff: Naturkreisläufe sichern - das Bienensterben stoppen - auch in Berlin-Lichtenberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die GrünenBezirksamt
   
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungVorlage zur Kenntnisnahme (Abb.)
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
27.06.2013 
21. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Umwelt Entscheidung
13.08.2013 
20. Sitzung in der VII. Wahlperiode des Ausschusses Umwelt vertagt   
10.09.2013 
21. Sitzung in der VII. Wahlperiode des Ausschusses Umwelt mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
08.10.2013 
22. Sitzung des Ausschusses Umwelt erledigt   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
21.11.2013 
26. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
17.09.2015 
47. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag Bündnis 90/Die Grünen PDF-Dokument
BE Umwelt PDF-Dokument
VzK (Abb.) PDF-Dokument

Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:

Die Bezirksverordnetenversammlung hat beschlossen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen, welche Möglichkeiten bestehen Bienenhaltung und -zucht in Lichtenberg durch folgende Maßnahmen zu befördern:

 

  1. Die Lebensräume und das Futterangebot für Bienen (Honigbienen, Wildbienen, Hummeln) dadurch zu verbessern, dass

 

  1. bei Ersatz- und Neubepflanzungen Bienenweidepflanzen (Pollen und Nektar) der Vorzug gegeben wird (z. B. Weidenarten, Robinie, Ahorn, Linde, Schnurbaum bei Bäumen, Schneebeeren, Liguster, Hundsrosen bei Sträuchern, Weißklee, Löwenzahn, Natternkopf bei Wildkräutern).
  2. in Kooperation mit anderen Bezirken Umwelt- und Naturschutzverbänden, Imker_innen, Kleingartenvereinen, Bürger_innen und Landschaftsplaner_innen insektenfreundlichen Bepflanzungen bei kommunalen Flächen (Grünflächen, Parks, Straßenrandbereiche, Brachflächen, landwirtschaftliche Betriebe) der Vorzug gegeben wird und
  3. Flächen auszuweisen, wo Imker_innen ihre Bienenvölker pflegen können (z. B. auf öffentlichen Gebäuden).

 

  1. Zu entwickelnde landeseinheitliche Maßnahmen gegen das Bienensterben zu unterstützen.

 

  1.      Die Bürgerinnen und Bürger Lichtenbergs

 

  1. für die Bedeutung von Bienen für Pflanzen, Nahrungsproduktion und den Erhalt der Biodiversität sowie deren Gefährdung zu sensibilisieren,
  2. über Bienenhaltung und Stadtimkerei zu informieren und
  3. dafür zu gewinnen, in Gärten, Beeten und auf Balkons artenreiche Blühflächen anzulegen.

 

 

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Bienenhaltung ist ein spezieller Zweig der Landwirtschaft. Da das Bezirksamt aber keine Landwirtschaftsbehörde ist, hat das Bezirksamt für die Beantwortung der Drucksache den fachlichen Rat des Imkers, Joachim Wernstedt, welcher Mitglied im Imkerverein Bernau und Bienensachverständiger im Landesverband Brandenburgischer Imker e. V. ist, eingeholt und teilt die folgenden Feststellungen:

 

  1. Um das Futterangebot und die Lebensräume für Honigbienen, Wildbienen, Hummeln etc. zu verbessern, sollten neben den in den Punkten 1a und 1b benannten Möglichkeiten, auch die bereits vorhandenen Grünflächen im Bezirk Lichtenberg Beachtung finden. Eine Mahd vor der Blüte verhindert das Ausbreiten bzw. das Überleben vieler Wildpflanzen, die für das Nahrungsangebot der Bienen in innerstädtischen Bereichen eine enorme Bedeutung haben.

 

Grünflächen, auch Straßenbegleitgrün außerhalb der Vorrangflächen, sollte nach Möglichkeit maximal zwei Mal im Jahr gemäht werden. In Bereichen, in denen der Pflanzenaufwuchs eine Sichtbehinderung darstellt, sollten nur die Wegränder gemäht werden, eine komplette Mahd empfiehlt Herr Wernstedt, zum Schutz der Bienen, erst im September/Oktober. Solitärbienen und Hummeln z.B. speichern im Gegensatz zu den Bienen, die in Völkern leben keine Vorräte. Sie sind auf blühende Pflanzen angewiesen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken.

 

1c.              Bei der Ausweisung von Flächen als Standort für Bienenvölker müssen die Lebensraumansprüche der Bienen unbedingt Beachtung finden. Dächer sind als Standort für Bienenvölker oft ungeeignet, da diese sehr sonnenexponiert sind. Bienenvölker sollten aber in halbschattigen und geschützten Bereichen stehen, um den Bienenstock vor zu großer Hitze im Sommer zu schützen.

 

Auch die Arbeitssicherheit des Imkers spielt eine wichtige Bedeutung bei der Erschließung neuer Standorte für Bienenvölker. Die Standorte sollten zu jeder Tages- und Nachtzeit für den Imker zugänglich sein, Leitern und Treppen müssen so aufgebaut sein, dass der Imker auch mit schwerem Arbeitsgerät den Standort sicher erreichen kann. Flächen für Bienenvölker sind vorrangig auf gesicherten/umzäunten Grundstücken auszuweisen, um die Völker vor Diebstahl zu schützen.

 

  1. Um den Rückgang der Bienen entgegen zu wirken, empfiehlt Herr Wernstedt die verstärkte Förderung der Jungimker, ähnlich wie in Brandenburg. Hier ist es möglich, Fördergelder für die Erstausrüstung zu beantragen (Beschaffung von Völkern, Kauf von Gerätschaften…), im Einzelfall werden Jungimker mit bis zu 500 EUR unterstützt. Für den Aufbau von Patenschaften zwischen Jungimkern und erfahrenen Imkern, empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit den Imkervereinen, so können auch freie Flächen angeboten werden. Schulungsmaßnahmen für Jungimker müssten gefördert werden, bspw. zu Behandlungsmaßnahmen bei einem Befall mit Varoa-Milben. Finanzielle Zuschüsse wie bspw. Ökoprämien für Bienenvölker sind bereits in einigen Bundesländern, aber bisher nicht in Berlin möglich.

 

-            Weiterhin sollten alle Bienenvölker regelmäßig (im 2-Jahresrythmus) untersucht werden, um einen Gesundheitspass zu erhalten. In Berlin sind Untersuchungen der Bienenvölker nur notwendig, wenn die Völker versetzt werden (wandern), zu Belegstellen geschickt werden oder Völker aus anderen Bundesländern zugekauft werden.

-            Die meisten Berliner Imker wandern aber nicht. Die Faulbrut ist hochansteckend. Regelmäßige Untersuchungen vom Amtstierarzt oder den Bienensachverständigen (in Brandenburg) können die mit der Faulbrut einhergehenden Verluste verhindern. Auch beim Zukauf von Bienenvölkern aus anderen Bundesländern ist ein Gesundheitspass erforderlich.

 

  1. Berlin hat die Initiative „Berlin summt!“ ins Leben gerufen. Dazu sind viele Veranstaltungen in ganz Berlin durchgeführt worden, die von den Medien aktiv begleiten worden sind.

 

In Lichtenberg fand beispielsweise am 4. Juni 2014 im Interkulturellen Garten Lichtenberg im Rahmen der Veranstaltung Kreativ-Lernorte und Nachbarschaftstreffen die Vorstellung eines neu konzipierten Bienenkoffers für Kitas erstmalig in Berlin vor. Der Bienenkoffer für Kitas ist dafür extra didaktisch und pädagogisch neu aufbereitet worden und schließt an den Erfolg des Bienenkoffers für Grundschulen an. Die Materialiensammlung gibt Einblicke in die Welt der Wild- und Honigbienen.

 

Die vielen Aktionen haben zu einem starken Neuzuwachs der in den Vereinen registrierten Imkerinnen und Imker geführt. Erfreulich hierbei ist, dass es dabei eine deutliche Steigerung von Imkerinnen und jungen Menschen im Allgemeinen gegeben hat.

 
 

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