Drucksache - DS/0581/VII  

 
 
Betreff: Teilnahme des Bezirks Berlin-Lichtenberg am "Audit Familiengerechte Kommune"
Status:öffentlichAktenzeichen:Abschlussbericht = VzB DS/1023/VII
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion SPDBezirksamt
   
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungVorlage zur Kenntnisnahme (Zwb.)
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
24.01.2013 
16. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Hauptausschuss Entscheidung
06.02.2013 
21. Sitzung in der VII. Wahlperiode des Hauptausschusses mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
21.02.2013 
17. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
27.06.2013 
21. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag SPD PDF-Dokument
BE Hauptausschuss PDF-Dokument
Änderungsantrag DIE LINKE. PDF-Dokument
VzK (Zwb.) PDF-Dokument

Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Es wurde eine umfangreiche Marktanalyse (Internetrecherche) angestellt.

Ergebnis dieser Marktanalyse ist, das zahlreiche Zertifikate für kindergerechte, familiengerechte und kinder- und familiengerechte Kommunen in der Bundesrepublik Deutschland vergeben werden. Die Vergabe der Zertifikate erfolgt in der Regel durch die Landesregierungen, welche (zu einem Teil in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung) "ihren" Kommunen diese Auszeichnung verleihen. Das Vergabeverfahren gleicht sich in der Regel und sieht die Installierung von Arbeits- bzw. Bewertungsgruppen auf Landesebene vor, welche durch Erarbeitung eines Kriterienkataloges die Feststellung trifft, ob und in welchem Maß eine Kommune die geforderten Kriterien erfüllt oder nicht.

Ein Auditierungsverfahren wird offenbar ausschließlich durch den Verein Familiengerechte Kommune e.V. durchgeführt. Der Verein kooperiert mit dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der Beruf und Familie GmbH (hier wurde das Bezirksamt Lichtenberg bereits vor 3 Jahren auditiert und zertifiziert) und der Bertelsmann Stiftung.

Zwischen Zertifizierung und Auditierung bestehen jedoch deutliche Unterschiede:

Als Zertifizierung bezeichnet man ein Verfahren, mit dessen Hilfe die Einhaltung bestimmter Anforderungen nachgewiesen wird.

Zertifizierung ist ein Teilprozess der Konformitätsbewertung. Zertifizierungen werden oft zeitlich befristet von unabhängigen Zertifizierungsstellen wie z. B. DQS, TÜV oder DEKRA vergeben und hinsichtlich der Standards unabhängig oder proprietär kontrolliert.[1]

Als Audit (auch als Anhörung übersetzt) werden allgemein Untersuchungsverfahren bezeichnet, die dazu dienen, Prozesse hinsichtlich der Erfüllung von Anforderungen und Richtlinien zu bewerten. Dies erfolgt häufig im Rahmen eines Qualitätsmanagements. Die Audits werden von einem speziell hierfür geschulten Auditor durchgeführt.

Heute werden in fast allen Bereichen von Unternehmen oder Organisationen von Zeit zu Zeit Audits durchgeführt (siehe Interne Revision): Finanzwesen, Informationsmanagement, Datenschutz, Produktionsabläufe, Kundenmanagement, Qualitätsmanagement, Umwelt, Management bzw. Führung eines Unternehmens/Organisation (siehe Management Audit), Arbeitszufriedenheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf etc.

Je nach Bereich wird bei einem Audit der Ist-Zustand analysiert oder aber ein Vergleich der ursprünglichen Zielsetzung mit den tatsächlich erreichten Zielen ermittelt. Oft soll ein Audit auch dazu dienen, allgemeine Probleme oder einen Verbesserungsbedarf aufzuspüren, damit sie beseitigt werden können. Nachdem mögliche Abstellmaßnahmen/Verbesserungen eingeleitet wurden, müssen diese nachgewiesen werden.[2]

Kinder- und Familienfreundlichkeit ist in der gesamten Bundesrepublik ein zentrales Thema der Kommunalentwicklung.

Kinder- und familienfreundliche Zielsetzungen halten verstärkt Einzug in kommunalpolitische Beschlüsse und längerfristigere kommunale Leitbilder und werden damit die zukünftige Entwicklung der Kommunen wesentlich mit prägen.

Um geeignete kinder- und familienfreundliche Leitziele für die Kommune zu entwickeln und entsprechende Maßnahmen umzusetzen, stehen eine Vielzahl von bewährten Strategien und Instrumenten zur Verfügung. Eine wichtige Voraussetzung für ein kinder- und familienfreundliches Gemeinwesen ist die aktive Beteiligung und Mitsprache von Familien in kommunalen Angelegenheiten. Über die Wahlbeteiligung hinaus gibt es vielfältige und attraktive Beteiligungsmöglichkeiten, um den Belangen von Familien, Kindern, Jugendlichen und Älteren in der Kommune verstärkt Geltung zu verschaffen.

Je nach Ausgangslage kann der familienfreundliche Entwicklungsprozess durch Instrumente wie

  • Handreichungen Familienfreundliche Kommune (Die Beteiligung an Planungs- und Bauprojekten (Spielplatz, Schulhof, Jugendtreff, Familienzentrum, Wohnumfeld u. a.) ermöglicht, dass Bauvorhaben den späteren Nutzerinnen und Nutzern stärker gerecht werden und mehr Akzeptanz finden.
  • eine kontinuierliche Familienberichterstattung
  • die Gründung eines Lokalen Bündnisses für Familien und/oder die Durchführung von Zukunftswerkstätten Familienfreundliche Kommune (auch die Gründung eines Lokalen Bündnisses und die Einsetzung von Zukunftswerkstätten bieten konkrete Mitwirkungsmöglichkeiten und aktivieren bürgerschaftliches Engagement) oder
  • durch Zertifizierung oder Auditierung

vorangebracht werden.

Da das geplante Audit einen Soll-Ist Vergleich herstellen soll mit dem Ziel, Verbesserungsbedarfe aufzuspüren um Defizite zu beseitigen, ist also Auditierung das zu wählende und geeignete Mittel - ein Zertifikat nach erfolgreicher Auditierung, das bundesweit als anerkannter Nachweis der Familiengerechtigkeit gilt, ist inkludiert.

Mit diesem Zertifikat kann das Bezirksamt Lichtenberg die kommenden drei Jahre werben.

Konkretes Ziel des Bezirksamtes ist es, das bisher benannte Leitziel "Kinder- und Familienfreundlicher Bezirk" zu vertiefen. Das Audit soll sich auch nicht nur auf rein bezirkliche Aktivitäten beziehen, vielmehr sollen auch kinder- und familienfreundliche Aktivitäten, die in Kooperation mit anderen Trägern umgesetzt werden bzw. werden sollten, im Fokus stehen.

Hintergrund des Audit ist weiter auch die demografische Entwicklung des Bezirks Lichtenberg, die mit ihren Auswirkungen auf die soziale Struktur und das bezirkliche Gemeinwesen in den nächsten Jahren spürbar Einfluss nehmen wird.

Familiengerechtigkeit genießt als Schlagwort zwar hohe Wertschätzung in der Politik, dennoch wird sie an zu wenigen Orten tatsächlich verwirklicht.

Die Bertelsmann Stiftung, das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration in Nordrhein-Westfalen und die berufundfamilie gGmbH - eine Initiative der Hertie Stiftung - haben daher Mitte 2008 damit begonnen, eine qualitativ hochwertige Auditierung zu entwickeln, mit der Kommunen ihre Familienpolitik systematisieren und strategisch weiterentwickeln können. Das "Audit familiengerechte Kommune" ist bundesweit das einzige Planungs- und Steuerungsinstrument, das Kommunen auf dem Weg zu einer gemeinsam getragenen Familienorientierung begleitet, alle Beteiligten mitnimmt und eine strategische Klammer um alle Maßnahmen bildet.

Nach der erfolgreichen Pilotierung des Audits familiengerechte Kommune in 12 Kommunen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ist nun der Verein "Familiengerechte Kommune e. V." Träger des Audit und bietet es bundesweit an.
 

Das Audit ist ein strategisches Planungs- und Führungsinstrument für die politische Entscheiderebene:

  • Es entwickelt auf Basis einer Analyse der familienpolitischen Ausgangslage eine nachhaltige Gesamtstrategie.
  • Es führt zu mehr Verbindlichkeit in Politik und Verwaltung.
  • Es bündelt vorhandene Aktivitäten und führt zu einem stärker abgestimmten Vorgehen aller Beteiligten.
  • Es intensiviert die Zusammenarbeit der Kommune mit ihren Bürgern und der freien Wohlfahrtspflege.
  • Es ist als demokratischer und partizipativer Prozess angelegt.
  • Der Prozess wird durch erfahrene und lizenzierte Auditor/innen gesteuert.
  • Es erfolgt eine seriöse, qualitative Begutachtung durch unabhängige Experten.
  • Die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen wird über drei Jahre durch eine jährliche Berichterstattung abgesichert.
  • Über drei Jahre ist die teilnehmende Kommune an einem kollegialen Fortbildungs- und Austauschnetzwerk beteiligt, das vom Verein organisiert wird.

 

Der Nutzen des Audits findet sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen wieder. Im Vordergrund stehen selbstverständlich die konkreten Verbesserungen direkt für die Familien, der Nutzen findet sich aber auch auf der politischen Ebene. Ganz konkret heißt dies folgendes:

Über einen rund zwölfmonatigen Prozess geht die Auditorin / der Auditor mit der teilnehmenden Kommune Schritte, die nicht nur zur Erlangung des gewünschten Zertifikats erforderlich sind.

Der Weg durch die Auditierung beschreibt vielmehr einen Entwicklungsprozess der Kommune. Die Kommunalverwaltung samt ihrer politischen Spitzen als "lernende Organisation" erhält hierbei die Chance:

  • die Eigenkräfte der kommunalen Verantwortungsgemeinschaft zu aktivieren,
  • ihre Netzwerke für Familien vor Ort zu festigen und gegebenenfalls auszubauen,
  • die Kompetenzen der Steuerungsebene zu stärken,
  • vernetztes Arbeiten zwischen Verwaltungsressorts zu fördern und nicht zuletzt
  • die konkrete Situation der ansässigen Familien zu verbessern.[3]

 

Bei einer Einwohnerzahl von inzwischen über 260.000 betragen die Kosten für das Auditierungsverfahren 44.250,00 ? brutto.

 

1

 


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Zertifizierung, abgerufen am 07.05.2013

 

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Audit, abgerufen am 07.05.2013

[3] http://www.familiengerechte-kommune.de/de/home/audit.html, abgerufen am 07.05.2013

 

 
 

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