Drucksache - DS/1273/VI  

 
 
Betreff: Blühende Landschaften in Lichtenberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die GrünenBezirksamt
  BzStR StadtBauUm,
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
23.04.2009 
29. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Umwelt/Gesundheit Entscheidung
27.05.2009 
32. Sitzung in der VI. Wahlperiode des Ausschusses Umwelt/Gesundheit mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
16.07.2009 
32. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
17.09.2009 
33. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag B'90/Die Grünen PDF-Dokument
Beschlussempfehlung Umw/Ges PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung umseitige Vorlage zur Kenntnis zu nehmen:

Das Bezirksamt wurde ersucht,

 

ein Konzept zu erarbeiten, das feststellt, welche Flächen im Bereich des öffentlichen Grüns sich für externe blütenreiche Wiesen eignen. Gemeint sind Flächen wie Straßenränder, Verkehrsinseln, Parks, Baumscheiben, Friedhöfe, vor allem aber Ausgleichs- und Abrissflächen.

Die Umsetzung sollte mindestens mit drei bis vier ausgewählten Stellen beginnen. Bei der Umsetzung soll mit dem Bürgerverein und Kiezbeiräten zusammengearbeitet werden.

 

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Das  Amt für Umwelt und Natur ist für die Pflege und Unterhaltung von ca. 560 ha öffentlichen Grüns in Lichtenberg verantwortlich. Davon sind 1.865.597 m² als Rasen- und Wiesenflächen sowie 6031 m² als Landschaftsrasen (Biotopflächen) ausgewiesen. Dazu kommen 964.691 m²  Straßenbegleitgrün.

Grundsätzlich ist die Anlage und Instandhaltung von Rasen- bzw. Wiesenflächen von der gewünschten Leistungsfunktion des Rasens abhängig (Spielfunktion, Erholungsfunktion, Gestaltungseffekt, Erosionsschutz).

Im Bezirk Lichtenberg sind daher Rasenflächen der verschiedensten Art zu entwickeln und zu unterhalten. Dabei gilt im Grundsatz seit 1996 für alle Flächen im Bezirk der extensive Pflegeansatz.

Mit zunehmenden Freizeitaktivitäten der Bürgerinnen und Bürger steigt der Bedarf an Erholungsgrün sowie Sport- und Spielflächen. Landschaftsrasen, Teile des Straßenbegleitgrüns und Wiesenflächen in Parkanlagen müssen zur Verkehrssicherung bzw. auch aus ästhetischen Gründen regelmäßig gepflegt (gemäht) werden.

Die Pflege beeinflusst die Artenzusammensetzung und das Blühverhalten von Wiesenflächen, sie muss jedoch auch auf die jeweilige Nutzung der Fläche abgestimmt sein. Für die Rasen- und Wiesenmahd gibt es daher weder die richtige noch die falsche Mähtechnik. Jede Mähtechnik hat unter bestimmten Voraussetzungen ihre Berechtigung und ihren Einsatzzweck. Probleme entstehen erst durch eine einseitige Betrachtungsweise.

Die Mitarbeiter des Amtes für Umwelt und Natur sind bestrebt, unter Berücksichtigung sämtlicher Belange, die optimale Technologie für jede einzelne Vegetationsfläche zu gewährleisten.

Auf Grund der begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen ist, sozusagen aus der Not heraus geboren, die Situation entstanden, dass einige Flächen sehr extensiv gepflegt werden, obwohl deren Ursprungs-Rasentyp ein anderer war.

Im letzten Jahr wurden z. B. Teilbereiche im Landschaftspark Wartenberg mit der Sense gemäht, um der vielfältigen Flora und Fauna Rechnung zu tragen und sie durch traditionelle Bearbeitungsmethoden „natürlich“ weiterzuentwickeln. Die guten Erfahrungen die hier gemacht worden sind, haben das Amt für Umwelt und Natur veranlasst, weitere Flächen in gleicher Weise bearbeiten zu lassen. So wurden in diesem Jahr erstmals die Flächen hinter der ehemaligen Passage Volkradstraße in gleicher Art und Weise bewirtschaftet.

Entgegen der Vermutung, die extensive Pflege sei kostengünstiger, zeigen die  Erfahrungen der letzten Jahre, dass dies nicht immer der Fall ist (höhere Wartungskosten, da Fremdkörper beim Mähen nicht sichtbar waren, Schnittgut muss aufgenommen und abgefahren werden). In einzelnen Bereichen ist es erforderlich, besonders starkwüchsige Kulturen (z. B.  Beifuß) zu vereinzeln, um so einer „Monokultur“ entgegenzuwirken. Diese Arbeiten können nur manuell ausgeführt werden und erfordern von den ausführenden Mitarbeitern ein hohes Einfühlungsvermögen. Besondere fachliche Kenntnisse sind erforderlich.

Dennoch hat das Amt für Umwelt und Natur ein Konzept entwickelt, die Pflege auf geeigneten Flächen so zu gestalten, dass sich, wie in diesem Sommer bereits an vielen Orten im Bezirk sichtbar, blütenreiche Wiesen entwickeln können. Konkret bedeutet dies, dass die Rasenmahd auf den dafür vorgesehenen Flächen nur einmal jährlich, im Juli bzw. je nach Witterungsverlauf auch bis Ende August, durchgeführt wird. Gräser und Stauden haben zu diesem Zeitpunkt bereits den  Samen voll ausgebildet. Das Mähgut wird einige Tage liegengelassen, damit die Samen ausfallen können. Gegebenenfalls ist es notwendig, Nachsaaten mit entsprechender Artenzusammensetzung auf der einen oder anderen Fläche vorzunehmen.

Vielfach besteht die Vorstellung, dass eine „natürliche / sich selbst entwickelnde“ Gestaltung einer Grünfläche keinerlei pflegerischer Maßnahmen bedürfe. Die ist falsch. Schon nach ein bis zwei Jahren würden diese Flächen in sich zusammenbrechen, starkwüchsige Kulturen würden überhand nehmen und im Ergebnis würden Flächen mit Monokulturen entstehen. Das gewünschte Ziel würde verfehlt. Die pflegende Hand des geschulten Gärtners ist unumgänglich.

Im Folgenden werden die Flächen benannt, bei denen das Konzept zur Entwicklung blühender Landschaften durch extensive Pflege bereits begonnen bzw. mit entsprechender  Aussaat  2010 fortgesetzt wird.

 

·         Gutspark Falkenberg „Große Weite“ – angelegte Wiese

·         Teilbereiche Grünanlage Am Rohrpfuhl

·         Dörferweg

·         Gehrenseepark

·         Teilbereiche Malchower Park

·         Wustrower Park

·         Teilbereiche Dorfstr. in Wartenberg und Falkenberg, V. v. Gogh Str.

·         Dreieckshof Karl-Lade-Str. 25-50

·         jetzt in Umgestaltung befindliche Flächen in Herzberge

·         Weißenseer Weg / Möllendorfstr. zw. Landsberger Allee und J. Orlopp-Str.

·         Teilbereiche im Grünzug am Kraatz-Tränke-Grabens

·         Flächen zwischen  Betriebsbahnhof Rummelsburg und Wohngebiet Sewanstr.

·         Friedhof Rummelsburger Str.

·         Teilbereiche Zentralfriedhof

·         Fläche hinter der ehemaligen Passage Volkradstr. – von den Azubis des UmNat angelegte Blumenwiese

·         Teilbereiche im Karlsgarten

·         Teilbereiche Ufergrünzug Rummelsburger Bucht

 

Das Bezirksamt begrüßt ausdrücklich bürgerschaftliches Engagement. In Zeiten knapper Kassen ist die Zusammenarbeit mit Bürgervereinen, Kiezbeiräten, Schulklassen etc. wichtiger denn je. Das Gedeihen und die Akzeptanz einer blütenreichen Flora, insbesondere  an Straßenrändern, auf Baumscheiben und an Gehwegen sind wesentlich von der Identifikation mit ihr abhängig. Hier ist noch viel „Überzeugungsarbeit“ bei den Bürgerinnen und Bürgern Lichtenbergs zu leisten. Die vermehrten Forderungen nach intensiverer Pflege (Wiesenmahd) belegen dies deutlich. Blühendes Straßenbegleitgrün wird vielfach weniger unter ökologischen Gesichtspunkten beurteilt, sondern als „Verwahrlosung“ angesehen.

Bei der Auswahl der Flächen sind neben den rechtlichen Verpflichtungen (Sicherheit) auch die Lage und Größe der Flächen zu berücksichtigen. Nicht um jeden Preis sollte jede Fläche in eine blühende Wiese umgewandelt werden.

Aus diesem Grund beinhaltet das Konzept zur Anlage blütenreicher Flächen bisher folgende Abschnitte im Straßenland:

·         Bornitzstr. zw. Ruschestr. und Siegfriedstr.

·         Siegfriedstraße zw. Herzbergstraße und Reinhardtsbrunner Str.

·         Böschungsflächen an der B1

 

Für 2010 ist vorgesehen, einen Vorschlag zur Gestaltung des Randstreifens im Gebiet Strausberger Str./Küstriner Str. sowie Bauscheiben/Randstreifen im Wohngebiet Rummelsburger Bucht umzusetzen.

Im Bezirk sind einige Frei- und Abrissflächen vorhanden, die nicht dem öffentlichen Grün zuzurechnen sind, da sie sich in Privateigentum bzw. bei sonstigen Vermögensträgern befinden. Hier kann die Anlage blütenreicher Wiesen nur auf freiwilliger Basis durch die jeweiligen Eigentümer erfolgen.

 

 

Berlin, den           .08.2009

 

 

 

 

                                                                      

Emmrich                                                        Geisel

Bezirksbürgermeisterin                                 Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Bauen,

                                                                       Umwelt und Verkehr

 

 

 
 

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