Drucksache - DS/1053/VI
Das Bezirksamt Lichtenberg
von Berlin wurde ersucht, eine Fortschreibung der Umsetzung, Ergebnisse und
Erfolge des Gemeinwesenkonzeptes in Lichtenberg zu erarbeiten und der BVV diese
Fortschreibung in einer Vorlage zur Kenntnis vorzulegen. Das
Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen: Entsprechend der in der
Lichtenberger Gemeinwesenkonzeption selbst gesteckten Ziele einer ständigen
Fortschreibung sowohl des Konzeptes selbst als aber auch der darin enthaltenen
Stadtteilentwicklungsziele teilt das Bezirksamt der
Bezirksverordnetenversammlung den nachfolgend aufgezeigten Sachstand mit: Die Konzeption des Bezirksamtes
Lichtenberg zur Gemeinwesenentwicklung Bei Erarbeitung der
Gemeinwesenkonzeption im Jahre 2005 hatte diese Konzeption unter Anderem das Ziel, durch Förderung des bürgerschaftlichen
Engagements und der Vernetzung der sozialen und kulturellen Angebote von
öffentlichen und freien Trägern in den Stadtteilen den Bezirk fortzuentwickeln sowie
das stadtteilbezogene Handeln der bezirklichen Verwaltung zu stärken. Mit dieser Konzeptidee, die unter
breiter Mitwirkung einer interessierten Bürgerschaft verabschiedet wurde,
setzte das Bezirksamt einen Rahmen für die zukünftige Entwicklung des
bezirklichen Gemeinwesens im Sinne von Zielen einer Bürgerkommune. Das vom Bezirksamt gesetzte und der
BVV beschlossene Leitziel „Wir entwickeln Lichtenberg zur
Bürgerkommune“ schaffte zur gleichen Zeit die Grundlage für die abteilungs-
und ämterübergreifende Arbeit der Lichtenberger Bezirksverwaltung. Dieses
ehrgeizige Ziel umzusetzen wurde in enger Kooperation mit den Experten vor Ort
verfolgt. Um in den Stadtteilen des Bezirks
Strukturen vorzuhalten, die diese Zielsetzung unterstützen, verfolgt das
Bezirksamt Lichtenberg spätestens seit 2005 den Ansatz, die hierfür
erforderlichen Organisations- und Strukturmaßnahmen zu entwickeln und
umzusetzen. Abschließendes Ziel ist es,
nachhaltig eine am Stadtteil orientierte, dezentrale Aufgabenwahrnehmung der
Bezirksverwaltung Lichtenberg zu schaffen, die transparent und bürgernah vor
Ort den Bürgerinnen und Bürgern Lichtenbergs zur Verfügung steht. So stellt zum Beispiel auch die
schon seit einigen Jahren praktizierte sozialraumorientierte Arbeit des
Jugendamtes mit der Einbindung der Aktiven vor Ort eine wichtige Grundlage für
dieses Vorhaben dar. Hilfreich war hier die berlinweite
Abstimmung zu den lebensweltlich orientierten Planungsräumen (LOR), auf deren
Grundlage vergleichbare Planungsdaten landesweit zur Verfügung gestellt werden.
Mit wenigen Ausnahmen war die neue Planungsraumgestaltung mit den bisherigen
Lichtenberger Ortsteilen, Stadtteilen, Sozialräumen und Mittelbereichen kompatibel. Mit dem Gemeinwesenkonzept wurde
eine erste umfassende Bestandsaufnahme über die Angebote aller öffentlichen und
freien Träger erstellt. Hier zeigte sich schnell, dass die Aktualisierung einer
solchen Übersicht mit den bis dahin verwendeten Instrumenten auf Dauer nicht
sinnvoll und praktikabel ist. Der vom Verband für
sozial-kulturelle Arbeit e.V. entwickelte Kiezatlas, welcher in der
Zwischenzeit von den meisten Berliner Bezirken genutzt wird, wurde dagegen als
sinnvolles Instrument erkannt und ermöglicht eine räumliche Darstellung. Durch
die Pflege der Daten durch die Anbieter ist eine aktuelle Übersicht der
Angebote möglich. Auch hier handelt es sich um einen Entwicklungsprozess / eine
Fortschreibung, welche allerdings nur Effektiv ist, wenn sich alle Beteiligten
aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen. (www.kiezatlas.de/lichtenberg) Die erstellten und jährlich
fortgeschriebenen Stadtteilporträts wurden anhand der Daten des berlinweiten
Monitoring Soziale Stadtentwicklung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
erstellt. Eine Schwierigkeit war, dass diese Daten auf der Ebene der
Verkehrszellen erhoben und ausgewertet wurden. In einem zeitaufwendigen
Verfahren wurden diese Daten auf die Planungsräume (bisher Sozialräume) sowie
die Stadtteile (Bezirksregionen) Lichtenbergs angepasst und in den bezirklichen Stadtteilporträts
dargestellt und ausgewertet. Mit der durch das Bezirksamt
eingesetzten Arbeitsgruppe Sozialraumorientierte Planungskoordination (AG SRPK) wurde ämterübergreifend dieser
Prozess unter der Moderation des Steuerungsdienstes
verstetigt. Die Erstellung bzw. Fortschreibung
der Stadtteilprofile auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Betrachtung konnte
allerdings bisher nur aufgrund des weitreichen Engagements der früheren
Sozialplanerin und heutigen Jugendhilfeplanerin erfolgen. Die Anforderungen,
die sich insbesondere aus der Vorgabe einer berlinweiten sozialraumorientierten
Strategie im Sinne der Berliner
Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung ergeben, verlangen weitere, bisher
nicht vorhandene Ressourcen in finanzieller und personeller Form.. Die Berliner Rahmenstrategie Soziale
Stadtentwicklung setzt an den Bedürfnissen, Möglichkeiten und Ressourcen der
Bewohnerinnen und Bewohner und Ihrer Lebenswelt an. Die Lebenswelten werden so
zu dem Ort einer integrierten, d.h. fachübergreifend abgestimmten Politik. Sozialraumorientierung bedeutet
letztendlich einen Perspektivwechsel in der –auch bezirklichen- Planung:
Der zielgruppenorientierte Fachbezug wird um den Raumbezug mit Fokus auf die
sozialen Gegebenheiten erweitert. Quartiere werden somit zum gemeinsamen,
fachübergreifenden „Planungs- und Gestaltungsraum“. Es gibt für dieses Vorhaben keine
fertigen Lösungen. Sozialraumorientierung ist als ein gemeinsamer Lern-,
Innovations- und Entwicklungsprozess zu verstehen. Eine Unterarbeitsgruppe der AG SRPK
stellt schon seit einiger Zeit Planungsdaten aktuell und aufgearbeitet nach den
Planungsräumen und Stadtteilen im Internet allen Interessierten im Bezirk und
darüber hinaus zur Verfügung. (http://www.berlin.de/ba-lichtenberg/politik/gemeinwesen.html). Immer mehr Daten werden auf der LOR
Ebene erhoben und für Planungszwecke zur Verfügung gestellt, die dann für die
Lichtenberger Planung aufgearbeitet werden müssen. Damit wird deutlich, dass durch das Anwachsen
dieser Arbeit eine personelle Ausstattung sowie eine klare Zuständigkeit
festgelegt werden muss. Im Rahmen der Diskussion zur
Einrichtung der bereits im Bezirksverwaltungsgesetz benannten Organisationseinheit
Sozialraumorientierte Planungskoordination muss dies festgelegt werden. Die Fortschreibung der Stadtteilentwicklungsziele, die auf der
Grundlage der Stadtteilprofile in der ersten Gemeinwesenkonferenz 2006
erarbeitet und der BVV zum Beschluss vorgelegt wurden, stellte sich als ein
schwieriges Problem dar. Richtungsziele, Handlungsziele und die erforderlichen
Maßnahmen zur Umsetzung wurden häufig miteinander vermengt und stellten somit
keine klare Trennung dieser Struktur dar. In den Stadtteilkonferenzen zum
Bürgerhaushalt der vergangenen Jahre wurde häufig bemängelt, dass nur wenig
Zeit zur Diskussion über die Stadtteilentwicklungsziele zur Verfügung stand. Im Rahmen der im Juli 2009 veranstalteten
2. Gemeinwesenkonferenz wurden mit Vertreterinnen und Vertretern aus der
Politik, der Verwaltung und Expertinnen und Experten aus den Stadtteilen für
alle Lichtenberger Stadtteile Richtungsziele erarbeitet. Diese werden, mit vertiefenden Diskussionspunkten aus den
Arbeitsgruppen, wichtiger Bestandteil der ab Herbst 2009 stattfindenden
Stadtteilkonferenzen zum Bürgerhaushalt sein. (http://www.berlin.de/ba-lichtenberg/politik/gemeinwesen14.html) Mit der Erarbeitung einer
„Rahmenkonzeption Bürgerkommune“ im März 2009 wurden durch
unterschiedlichste Experten außerhalb der Verwaltung, Vertreterinnen und
Vertretern der bezirklichen Politik und Verwaltung Grundsätze erarbeitet, wie
sich der Prozess der Bürgerkommune weiterentwickeln kann. Grundlage dieses
Konzeptes ist der gemeinsame Beschluss der BVV vom 17.07.2008 (DS 0941/VI). Zusammenfassend
stellt das Bezirksamt bei der Betrachtung des bisherigen Prozesses fest, dass
Lichtenberg mit dem vorausschauenden Leitziel „Wir entwickeln Lichtenberg
zur Bürgerkommune“ diesen Schritt kontinuierlich mit seinen einzelnen
Bausteinen, klar und nachvollziehbar mit einer ständigen, offenen Diskussion
verfolgt. Die „Rahmenkonzeption Berlin-Lichtenberg auf dem Weg
zur Bürgerkommune“ wird in den
kommenden Monaten in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert und überarbeitet. Da hierin auch alle
bisherigen Bausteine, wie Gemeinwesenentwicklung, Bürgerhaushalt,
Stadtteilentwicklung, abteilungsübergreifende und raumorientierte
Planungsangelegenheiten, Stadtteilarbeit etc. enthalten sein werden, wird
dieses Rahmenkonzept auch die Fortschreibung des
Gemeinwesenentwicklungskonzeptes darstellen. Am Ende des Diskussionsprozesses soll ein Konzept zur
weiteren Gestaltung der Bürgerkommune Berlin-Lichtenberg vorliegen -welches
unter breiter Bürger- und Interessenbeteiligung diskutiert- alle im Bezirk
bereits vorhandenen bürgerschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten (wie zum
Beispiel den Bürgerhaushalt und die Stadtteilentwicklungsziele) zu einem
Gesamtbild zusammenfasst und die Verknüpfung mit weiteren, zukünftigen
Entwicklungsmöglichkeiten einer Bürgergesellschaft aufzeigt. Berlinweit
muss darüber hinaus festgehalten werden, dass mit der vom Senat unter
Beteiligung der Bezirke erarbeiteten „Rahmenstrategie Soziale
Stadtentwicklung – auf dem Weg zu einer integrierten Stadt(teil)entwicklung
in Berlin“ die Zusammenarbeit aller städtischen Akteure gestaltet werden
soll. Einerseits sollen Fachressorts in der Verwaltung, sowohl auf Senats- als
auch auf Bezirksebene, stärker integriert arbeiten und Ressourcen anderer
Fachämter nutzen, um Synergieeffekte herzustellen. Anderseits sollen
Möglichkeiten unterstützt werden, die das bürgerschaftliche Engagement fördern,
um gemeinsam mit Politik und Verwaltung die Lebensnähe sozialpolitischer
Maßnahmen zu erhöhen. Lichtenberger
Erfahrungen sind in diesen Prozess wesentlich eingegangen und werden die
konzeptionellen Überlegungen in den nächsten Jahren berlinweit bestimmen. Emmrich |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
Bezirksparlament | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Kommunalpolitiker | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |