Drucksache - DS/0451/VI
Das Bezirksamt wird ersucht, ein Konzept gegen die
zunehmende Verschuldung von Kindern und Jugendlichen vorzulegen und dabei
präventive Maßnahmen zu entwickeln. Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu
nehmen: Das Jugendamt hat in den vergangenen Monaten eine
Bestandsaufnahme in den Abteilungen Familie, Jugend und Gesundheit sowie
Schule, Sport und Soziales, unter folgender Fragestellung durchgeführt: Welche Beratungseinrichtungen arbeiten zum Thema Verschuldungskarrieren
von Kindern und Jugendlichen bereits im Bezirk? Welche Angebote halten die Verwaltungen der Abteilungen, die
öffentlichen Jugendfreizeiteinrichtungen, Träger der freien Jugendhilfe, Träger
soziokulturelle Angebote und Schulen vor? In Auswertung der Bestandaufnahme kann Folgendes berichtet
werden. 1. Abteilung Familie, Jugend und Gesundheit Jugendamt - öffentliche und freie
Jugendfreizeiteinrichtungen In den
freien und öffentlichen Jugendfreizeiteinrichtungen finden Kinder und
Jugendliche mit Schuldenproblematiken Hilfe und Unterstützung. Jugendliche
Besucher der Einrichtungen unter 18 Jahre haben meist Telekommunikations- und
Leistungserschleichungsschulden. Bei jungen Heranwachsenden ab dem 18.
Lebensjahr kommen oft Primärschulden wie z. B. Miet- und Energieschulden sowie
Konsumschulden, die überwiegend über das Internet gemacht werden, dazu. Die
Sozialpädagog/innen in den Einrichtungen unterstützen diese Jugendlichen bei
der Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Gläubigerinstitutionen und versuchen
durch Einigungen und Abzahlungen in Raten den Schaden so gering wie möglich zu
halten. In Einzelfällen z.B. in der JFE „Falkenburg“ suchten Eltern
aus Familien mit Migrationshintergrund Rat und Hilfe beim Abschluss von
Verträgen für Handys für ihre Kinder und baten um Erläuterungen zu
Mahnverfahren. In der Einrichtung „PPZ“ begleiteten die
Mitarbeiterinnen Eltern ihrer Besucher zu den im Bezirk bekannten
Schuldnerberatungsstellen. Jugendliche
mit einem höheren Schuldenumfang werden zu den jeweiligen zwei
Schuldnerberatungsstellen im Bezirk Lichtenberg (Julateg Finsolv Lichtenberg e.
V. und Caritasverband) verwiesen bzw. auch dorthin begleitet. 2 In
einigen Jugendfreizeiteinrichtungen unterbreiten die Mitarbeiter/innen Angebote
zur Schuldenprävention. Beim Pad e.V., in der Jugendfreizeiteinrichtung
„Trialog“, können Jugendliche mit Schuldenproblematiken die
wöchentlich stattfindenden Rechtsberatungs-stunden nutzen. In der Einrichtung „Falkenburg“ z. B. wurden
Kinder und Jugendliche mehrfach in Gruppengesprächen die finanziellen Risiken
bei der Nutzung von eigenen Handys erläutert und über die möglichen
finanziellen Folgen von Sachbeschädigungen (z. B. Tags an Gebäuden) aufgeklärt. In der JFE „Lückstraße“ gehen die
Mitarbeiter/innen in ihrer wöchentlichen
Beratungsstunde auf das Thema Schuldenvermeidung ein. In der JFE „Judith
Auer“ hat die AWO in diesem Jahr den Kontakt zu der
Schuldnerberatungsstelle Julateg aufgebaut, um präventive Angebote für die
Kinder und Jugendlichen in dieser Einrichtung vorzuhalten. In den meisten Jugendfreizeiteinrichtungen erlernen die
Besucher finanzielle Alltags-kompetenzen. So werden Kinder und Jugendliche z.
B. bei den Einkäufen für die gastronomischen Versorgungen in Einrichtungen oder
bei Projekten zur gesunden Ernährung mit einbezogen, indem sie selbstständig
bzw. jüngere Kinder begleitet, die jeweiligen Produkte für die Einrichtungen
selbst auswählen und kaufen. Zunehmend
nutzen die Mitarbeiter/innen in den Einrichtungen gemeinsam mit Kindern und
Jugendlichen online medienpädagogische Angebote zum Thema Schuldenprävention. Für
Jugendliche gibt es unter der Webadresse www.was-was-kostet.de ein sehr
ansprechendes Onlinespiel, welches von der LAG Schuldner- und Insolvenzberatung
Berlin entwickelt wurde und kürzlich auf der 2. Fin-Kom Info-Börse den ersten
Platz erzielte. Dieses
Spiel lädt Jugendliche ein, ihre Finanzkompetenz rund um die erste eigene
Wohnung spielerisch zu testen und sich ein aussagekräftiges Feedback geben zu
lassen. Weitere interessante Onlineangebote zur Stärkung der finanziellen
Alltagskompetenzen für Kinder und Jugendliche sind der Finanzführerschein
unter: www.finanzfuehrerschein.de, der
Schuldenkoffer unter: www.schuldenkoffer.de, Fit fürs Geld unter:
www.fit-fuers-geld.de, Kids und Knete unter www.kidsundknete.de
und Checked 4 you unter: www.checked4you.de. Jugendamt
- andere Jugendhilfeträge: Im Bereich Hilfe zur Erziehung ist das Thema
Schuldenprävention und Schuldenvermeidung schon immer sehr präsent. Bei der JULI Jugendhilfe in Lichtenberg gGmbH ist die
Schuldenproblematik bereits konzeptionell in die Arbeit ihrer Einrichtung
eingebunden. Hier werden im Bereich Hilfe zur Erziehung thematische Angebote z. B. in der Sozialen
Gruppenarbeit wie Hauswirtschaftsplanung, Umgang mit Taschengeld und
Einzelberatung durchgeführt. Bei einem höheren Schuldenumfang erfolgt auch hier
eine Weitervermittlung an Schuldnerberatungsstellen. Die stationäre Einrichtung „Dr. Janusz Korczak-Haus am
Tierpark“ des Trägers EJF Lazarus bietet seit September 2007 eine eigene
Schulden- und Insolvenzberatung für überschuldete Jugendliche und deren Eltern
an. Die Beratung umfasst präventive Maßnahmen wie die Einteilung
des zur Verfügung stehenden Geldes durch Haushaltspläne, das Ordnen der
Unterlagen, die Aufstellung einer Schuldenliste, die Beratung zu Kreditverträgen,
Versicherungen sowie den Umgang mit Finanzen. Die Kinder und Jugendlichen sowie
deren Eltern erhalten hier Unterstützung
im Schriftverkehr mit den Gläubigern (Vergleiche, Ratenzahlung, Angabe
von Zahlungs-unfähigkeit/eidesstattliche Versicherungen) und eine rechtliche
Beratung hinsichtlich des geltenden Insolvenzrechtes sowie Beratung in Krisen,
z.B. Verlust des Wohnraumes, Gehaltspfändung oder Stromsperrung. 3 Diese Schuldnerberatungsstelle ist auch für andere
Jugendliche aus dem Bezirk Lichtenberg offen. Auch die Kilele gGmbH führt in ihrer Jugendwohngemeinschaft
Villa Regenbogen mit Jugendlichen und deren Familien eine intensive
Präventionsarbeit zum Umgang mit Schulden durch. Verschuldung bei der BVG wird
durch Begleitung zum Fahrkartenkauf nach Möglichkeit verhindert und das
Aufheben der Tickets dient als Nachweis gegenüber dem Vorwurf der Erschleichung
von Leistungen. Bei fragwürdigen Verträgen mit hohen Kostenbelastungen, z. B.
Handys, technische Geräte, Ratenzahlungskäufe, Katalogkäufe werden der
Minderjährigenschutz geltend gemacht und Verträge damit für unwirksam erklärt
bzw. von den Sorgeberechtigten die entsprechenden Willenserklärungen eingeholt.
Grundsätzlich erlernen die Jugendlichen im Projekt finanzielle
Alltagskompetenzen wie z. B.
Im Rahmen von Eltern- und Familienarbeit arbeitet der Verein
vorrangig zu den Themen Schulden durch
Erbschaften (Hilfe bei Annahme, Ausschlagen, Rückabwicklung schuldenbelasteter
Erbschaften) und ggf. werden Begleitung und Vorbereitung von Privatinsolvenzen,
Gläubigerverhandlungen in Zusammenarbeit mit Schuldnerberatungs-stellen
durchgeführt. Innerhalb des Jugendberufshilfeprojektes LiGA
arbeiten die Sozialarbeiter/innen der Ausbildungsträger sehr eng mit der
Schuldnerberatungsstelle Julateg zusammen. Der Verein Julateg bot in den
vergangenen Jahren Präventionsarbeit für Jugendliche unter 25 Jahre und vor Ort
Beratung für verschuldete Jugendliche an. Außerdem hält dieser Träger im
JobCenter Sprechstunden ab, die die Mitarbeiter/innen des JobCenters auch für
jungen Menschen sehr kurzfristig vereinbaren können. Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz: Die
Sozialarbeiter/innen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes haben die
Möglichkeit bei Hausbesuchen entsprechende Beratungsangebote bei verschuldeten
Klienten zu vermitteln (z. B. Adressen und Telefonnummern von
Schuldnerberatungsstellen im Bezirk). Der Kinder- und Jugendpsychiatrische
Dienst informiert in begründeten Einzelfällen Schuldnerberatungsstellen. Der
Verein Kinder- und Entwicklungshilfe e. V. (KUE) in der Möllendorffstraße 9
bietet sozial schwachen Mitbürgern funktionstüchtige Haushaltsgeräte und Möbel
aller Art gegen ein geringes Entgelt. Kleidung, Schulartikel und Spielsachen
werden kostenlos an Kinder und Jugendliche abgegeben. Das
Soziokulturelle Zentrum „UNDINE“ in Alt-Lichtenberg vermittelt
fachliche Beratung bei Schulden sowie gibt Unterstützung bei der Neuordnung der
materiellen und finanziellen Situation von Betroffenen. Hierbei arbeitet das
Soziokulturelle Zentrum sehr intensiv und regelmäßig mit der
Schuldnerberatungsstelle Julateg zusammen. 4 2. Abteilung Schule, Sport und Soziales Schulen: In den Schulen wird die Problematik der Verschuldungen von Kindern und Jugendlichen regelmäßig als Bestandteil des Sachkunde-, des Ethik-, des Arbeitslehre- und des Berufsorientierungsunterrichts behandelt. Im Rahmen des Mathematikunterrichts wird u. a. der Umgang mit Geld thematisiert. In persönlichen Gesprächen sprechen die Klassenlehrer/innen und die Sozialarbeiter/innen an den Schulen die Verschuldungsproblematik von Schüler/innen an. Weiterhin bestehen Kooperationsbeziehungen zu den Schuldnerberatungsstellen im Bezirk, hier insbesondere zu der Beratungsstelle Julateg. In den Schülerfirmen erlernen die Schüler/innen den Umgang mit Geld. Um die Eltern für diese Thematik zu sensibilisieren, wird ihnen eine von der Kinder- und Jugendstiftung gefertigte Eltern-Kind-Broschüre ausgehändigt, die sich z. B. mit dem Thema „Verschulden durch Handy“ befasst. Des Weiteren werden präventive Angebote des FAN e.V. im Rahmen eines Projektes „Über die Brücke“ unterbreitet. Die Polizei-Direktion 6 bietet den Schulen jährlich Antigewalt-Seminare an, in denen das Thema „Verschuldungskarriere“ ausführlich mit den Schüler/innen besprochen wird. Soziokulturelle Zentren: Die Träger der soziokulturellen
Arbeit (Soziokulturelle Zentren) sehen das Problemfeld unterschiedlich. Aus den
Einrichtungen der Stadtteile Friedrichsfelde Süd, Fennpfuhl und Rummelsburger
Bucht gab es die Rückmeldung, dass es bezüglich der Bearbeitung des Themas
keine Nachfrage gibt und entsprechende Tendenzen auch nicht innerhalb des
Wirkungskreises beobachtet werden konnten. Bei entsprechendem Bedarf würde aber
umgehend durch die Träger reagiert werden. Allerdings halten diese
Einrichtungen präventive Angebote für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
vor. In den Stadtteilen Alt-Lichtenberg
und Frankfurter Allee Süd sprechen vereinzelt ver- oder überschuldete Jugendliche in
soziokulturellen Zentren vor und erhalten im Rahmen der Möglichkeiten der
Einrichtungen schuldenregulierende Hilfen (z. B. bei Anträge auf Ratenzahlung
u. a). Bei höherem Schuldenumfang wird aber an die bezirklichen
Schuldnerberatungsstellen (Julateg und Caritasverband) verwiesen. Eine
steigende Tendenz der Problematik wurde hier nicht wahrgenommen, so dass auch
keine speziellen Angebote dazu erfolgen werden. Anders verhält es sich im Stadtteil
Alt-Hohenschönhausen-Süd. Hier gab es die Rückmeldung, dass oft über Großeltern
auf die Ver-/Überschuldung der Enkelkinder aufmerksam gemacht wurde, da die
Enkelkinder sich bei den Großeltern Geld borgten, um die eigenen Schulden
abzuzahlen. Die Summen, die die Enkel benötigen, werden immer höher. Auch hier
werden durch die Einrichtungen erste Interventionen angeboten und es erfolgen entsprechende Vermittlungen an die
Schuldnerberatungsstellen. Die Problematik der
Verschuldungskarrieren von Kindern und Jugendlichen wird von den
Soziokulturellen Zentren nicht als akutes Problemfeld beschrieben. Einzelfälle
sind bekannt, jedoch kann eine steigende Tendenz von den Trägern
soziokultureller Arbeit nicht bestätigt werden. Anzumerken ist, dass die
entsprechenden Einrichtungen nicht die Hauptan-laufstellen des betroffenen
Personenkreises sind. Bei vorhandenem Bedarf werden die soziokulturellen
Einrichtungen konzeptionell auf die Problematik reagieren. 5 Selbstverständlich ist der Verweis
von bekannt gewordenen Problemfällen auf die bezirklichen
Schuldnerberatungsstellen durch die Einrichtungen. Schuldnerberatungsstellen Im Bezirk
Lichtenberg gibt es zwei, u. a. durch das Sozialamt geförderte, Schuldner- und
Insolvenzberatungsstellen. Das ist im Ortsteil Hohenschönhausen der Caritasverband
für das Erzbistum Berlin e. V. in der Grevesmühlener Straße 26 und im Ortsteil
Lichtenberg Julateg Finsolv Lichtenberg e. V., Normannenstraße 5 A mit einer
weiteren Außenstelle im JobCenter in der Normannenstraße 4. Aufgrund
des meist fehlenden Fachwissens zur Schuldenproblematik bieten die beiden
Beratungsstellen regelmäßig Multiplikatorenschulungen zu den Themen
Schuldenprävention und Umgang mit Schulden für Lehrer, Sozialpädagogen,
Ausbilder, Betreuer u. a. aus dem Bezirk Lichtenberg an. Diese Veranstaltungen
finden in der Regel in den jeweiligen Einrichtungen vor Ort statt z. B. in den
Soziokulturellen Zentren, bei den Ausbildungsträgern, in Regeleinrichtungen
oder in anderen sozialen Einrichtungen. Ein sehr
umfangreiches und vielfältiges Programm von
Schuldenpräventionsveranstal-tungen, Projekten und Workshops für Kinder und
Jugendliche bis 25 Jahre bietet seit vielen Jahren die Schuldnerberatungsstelle
Julateg an. Seit 2003
führt die Beratungsstelle im präventiven Bereich für Schüler der Klassen 7, 8
und 9 aller Schularten (jeweils modifiziert) sowie deren Eltern und Lehrer das
Kooperationsprojekt „Cash-Kurs“ - ein Projekt zum Umgang mit
Geld und Schulden durch. Dieses Projekt wird nach individuellem Bedarf und Nachfrage
von Schulen und Freizeit-einrichtungen in den jeweiligen Einrichtungen vor Ort
mit den Mitarbeiter/innen der Einrichtungen und der Beratungsstelle vorbereitet
und durchgeführt. Ein weiteres Projekt im Rahmen der sekundären
Überschuldungsprävention wird seit 2006 durch Julateg für Jugendliche ab 16 bis
unter 25 Jahren angeboten. Das Projekt „finanziell fit“ ist
ein Bildungsangebot und zielt neben der wirtschaftlichen und sozialen
Stabilisierung auf die Förderung persönlicher Planungskompetenzen und die Fähigkeit
zur Bewältigung existenzieller Lebenskrisen. Dieses Projekt setzt sich aus vier thematisch
unterschiedlichen Modulen zusammen. 1. Modul - Entwicklung wirtschaftlicher
Planungskompetenzen Themen: Haushalt, Wohnung, Kfz,
Handy und Konsum, Wunschberuf, Einkommen, Versicherungen und Haushaltsplanung 2. Modul - Entwicklung
von Finanzkompetenzen Themen:
Girokonto und Kontoführung; Sparen und Geldanlage; Kredite 3. Modul - Entwicklung
persönlicher Krisenbewältigungskompetenz Themen: Höhen und Tiefen (Eingehen
auf mögliche Risiken und Lebenskrisen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit,
Scheidung) und Hilfe und Unterstützungs-möglichkeiten 4. Modul -
Zukunftsplanung Je nach entsprechender Zielgruppe können die
Module variabel nach thematischer Anfrage und Bedarf angepasst werden. Das Projekt „finanziell fit“ wurde
bisher, außer in den Sommerferien, monatlich mit ca. 30 bis 35 Schülern und
Auszubildenden an Regelschulen z. B. an der Schule am Rathaus und an der
Barnim-Schule sowie bei dem überbetrieblichen Träger Vulkan gGmbH und dem Oberstufenzentrum
Max-Taut-Schule durchgeführt. 6 Gemeinsam mit der Polizeidirektion 6 führte die
Beratungsstelle Julateg vom 26. bis 30. März 2007 im Rahmen des
Präventionsprojektes "Nein zu Gewalt - egal wo!“ an der Schule am
Rathaus mit Schülerinnen und Schülern der 7., 8. und 9. Klassen einen 5-tägigen
Workshop zum Thema „Gewalt und Schulden“ durch. Dieses soll auf Grund der positiven Resonanz bei den
Beteiligten auch 2008 wieder durchgeführt werden. Schlussfolgerungen und Maßnahmen Insgesamt schätzt das Bezirksamt ein, dass es im Rahmen der
Schuldenregulierung und Schuldenpräventionsarbeit bereits ein vielfältiges Netz
von Angeboten, Trägern und Einrichtungen im Bezirk gibt, die den Kindern und
Jugendlichen Hilfe und Unterstützung beim Erlernen finanzieller
Alltagskompetenzen geben. Diese Einrichtungen und Träger arbeiten in enger Kooperation
mit den zwei Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen zusammen. Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen legen neben
ihrer allgemeinen Beratungs- und Insolvenztätigkeit sehr großen Wert auf eine
präventive Arbeit insbesondere für Kinder und Jugendliche im Bezirk Lichtenberg.
Aus ihrer Sicht müssen im präventiven Bereich hier besonders
bei der Früherkennung von Überschuldung in Familien mit Kindern und beim Erwerb
von Finanzkompetenzen bei Kindern und Jugendlichen mehr Angebote als bisher in den
Schulen, Jugendfreizeit-einrichtungen und in der Familienbildung vorgehalten
werden. Die Schuldnerberatungsstellen haben dafür entsprechenden
Konzepte und qualifizierte Fachkräfte, jedoch reichen die bisherigen
personellen und finanziellen Ressourcen nicht aus, um flächendeckende Angebote
z. B. in den Schulen und bei den Ausbildungsträgern durchzuführen. Als Beispiel sei hier das 2007 durchgeführte
Präventionsprojekt „Gewalt und Schulden“ an der Schule am Rathaus
genannt. Für die Vorbereitung und Durchführung dieses 5-tägigen
Workshops durch die Beratungsstelle waren 2 Mitarbeiter mit einem Zeitaufwand
von 5 Arbeitstagen beschäftigt. Die laufende Klientel der Beratungsstelle
konnte in dieser Woche nicht beraten werden. Unerwähnt soll auch nicht bleiben, dass auf Grund der
schwierigen Haushaltssituation im Haushaltsjahr 2008 für die Beratungsstelle
von Julateg insgesamt 3 Stellen (zwei Berater und eine Verwaltungsangestellte)
über Zuwendungen im Vergleich zu 2007 nicht mehr finanziert wurden. Die beiden Beratungsstellen waren in den letzten Jahren sehr
darum bemüht, für die notwendige Präventionsarbeit zusätzlich finanzielle
Mittel zu akquirieren. Im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend für Vielfalt,
Toleranz und Demokratie“ konnte das durch die Beratungsstelle Julateg
eingereichte Konzept „Cash Kurs“ nicht berücksichtigt werden, da
der Begleitausschuss sich für andere Vorschläge entschieden hat und ein
diesjähriges ausgelobtes Schuldnerpräventionsprojekt der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und
Verbraucherschutz, an dem sich die beiden Beratungsstellen
beworben haben, wurde für einen anderen Bezirk im Land Berlin beschieden. Beispielhaft soll hier erwähnt werden, dass für die
flächendeckende Durchführung des durch die BVV Lichtenberg angeregten Projektes
„Money und Kids“ an den Schulen in Nordrhein Westfalen das örtliche
Verbraucherschutzministerium seit dem Jahr 2006 bereits 290.000 Euro zur
Verfügung gestellt hat. Für die Durchführung des Präventionsprojektes
„Schuldenprävention für Jugendliche“ in Neukölln hat das zuständige
Jugendamt Zuwendungsmittel für eine zusätzliche Präventionsberatungsstelle
bereitgestellt. 7 Das Jugendamt wird in den regionalen Arbeitsgemeinschaften
nach § 78 SGB VIII über die Stadtteilkoordinatorinnen die Träger und Projekte
der Jugend- und Jugendsozialarbeit für das Thema Schuldenprävention
sensibilisieren und über die bisherigen Angebote und Möglichkeiten, hier
insbesondere über die o. g. Webseiten im Rahmen der medialen Arbeit,
informieren. Des Weiteren werden vom Jugendamt relevante kostenlose
Informationsbroschüren wie z.B. das Handybooklet vom Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz sowie der „Wegweiser
Schulden“ von der Landesarbeitsgemeinschaft der Berliner Schuldnerberatungsstellen,
geordert und den Einrichtungen für ihre präventive Arbeit zur Verfügung
gestellt. Berlin, den
Emmrich Räßler-Wolff Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat |
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