Drucksache - DS/0451/VI  

 
 
Betreff: Verschuldungskarrieren von Kindern und Jugendlichen frühzeitig verhindern helfen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion CDUBezirksamt
  BzStR FamJugGes,
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
30.08.2007 
10. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Bildung Entscheidung
25.09.2007 
12. Sitzung in der VI. Wahlperiode des Ausschusses Bildung erledigt   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
22.11.2007 
13. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
28.02.2008 
16. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
18.09.2008 
22. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag CDU PDF-Dokument
Beschlussempfehlung JHA PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Zwb.) PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, ein Konzept gegen die zunehmende Verschuldung von Kindern und Jugendlichen vorzulegen und dabei präventive Maßnahmen zu entwickeln.

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Das Jugendamt hat in den vergangenen Monaten eine Bestandsaufnahme in den Abteilungen Familie, Jugend und Gesundheit sowie Schule, Sport und Soziales, unter folgender Fragestellung durchgeführt:

 

Welche Beratungseinrichtungen arbeiten zum Thema Verschuldungskarrieren von Kindern und Jugendlichen bereits im Bezirk?

 

Welche Angebote halten die Verwaltungen der Abteilungen, die öffentlichen Jugendfreizeiteinrichtungen, Träger der freien Jugendhilfe, Träger soziokulturelle Angebote und Schulen vor?

 

In Auswertung der Bestandaufnahme kann Folgendes berichtet werden.

 

1. Abteilung Familie, Jugend und Gesundheit

 

Jugendamt - öffentliche und freie Jugendfreizeiteinrichtungen

 

In den freien und öffentlichen Jugendfreizeiteinrichtungen finden Kinder und Jugendliche mit Schuldenproblematiken Hilfe und Unterstützung. Jugendliche Besucher der Einrichtungen unter 18 Jahre haben meist Telekommunikations- und Leistungserschleichungsschulden. Bei jungen Heranwachsenden ab dem 18. Lebensjahr kommen oft Primärschulden wie z. B. Miet- und Energieschulden sowie Konsumschulden, die überwiegend über das Internet gemacht werden, dazu.

Die Sozialpädagog/innen in den Einrichtungen unterstützen diese Jugendlichen bei der Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Gläubigerinstitutionen und versuchen durch Einigungen und Abzahlungen in Raten den Schaden so gering wie möglich zu halten. In Einzelfällen z.B. in der JFE „Falkenburg“ suchten Eltern aus Familien mit Migrationshintergrund Rat und Hilfe beim Abschluss von Verträgen für Handys für ihre Kinder und baten um Erläuterungen zu Mahnverfahren. In der Einrichtung „PPZ“ begleiteten die Mitarbeiterinnen Eltern ihrer Besucher zu den im Bezirk bekannten Schuldnerberatungsstellen.

Jugendliche mit einem höheren Schuldenumfang werden zu den jeweiligen zwei Schuldnerberatungsstellen im Bezirk Lichtenberg (Julateg Finsolv Lichtenberg e. V. und Caritasverband) verwiesen bzw. auch dorthin begleitet.

2

 

In einigen Jugendfreizeiteinrichtungen unterbreiten die Mitarbeiter/innen Angebote zur Schuldenprävention. Beim Pad e.V., in der Jugendfreizeiteinrichtung „Trialog“, können Jugendliche mit Schuldenproblematiken die wöchentlich stattfindenden Rechtsberatungs-stunden nutzen.

In der Einrichtung „Falkenburg“ z. B. wurden Kinder und Jugendliche mehrfach in Gruppengesprächen die finanziellen Risiken bei der Nutzung von eigenen Handys erläutert und über die möglichen finanziellen Folgen von Sachbeschädigungen (z. B. Tags an Gebäuden) aufgeklärt.

In der JFE „Lückstraße“ gehen die Mitarbeiter/innen  in ihrer wöchentlichen Beratungsstunde auf das Thema Schuldenvermeidung ein. In der JFE „Judith Auer“ hat die AWO in diesem Jahr den Kontakt zu der Schuldnerberatungsstelle Julateg aufgebaut, um präventive Angebote für die Kinder und Jugendlichen in dieser Einrichtung vorzuhalten.

In den meisten Jugendfreizeiteinrichtungen erlernen die Besucher finanzielle Alltags-kompetenzen. So werden Kinder und Jugendliche z. B. bei den Einkäufen für die gastronomischen Versorgungen in Einrichtungen oder bei Projekten zur gesunden Ernährung mit einbezogen, indem sie selbstständig bzw. jüngere Kinder begleitet, die jeweiligen Produkte für die Einrichtungen selbst auswählen und kaufen.

Zunehmend nutzen die Mitarbeiter/innen in den Einrichtungen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen online medienpädagogische Angebote zum Thema Schuldenprävention.

Für Jugendliche gibt es unter der Webadresse www.was-was-kostet.de ein sehr ansprechendes Onlinespiel, welches von der LAG Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin entwickelt wurde und kürzlich auf der 2. Fin-Kom Info-Börse den ersten Platz erzielte.

Dieses Spiel lädt Jugendliche ein, ihre Finanzkompetenz rund um die erste eigene Wohnung spielerisch zu testen und sich ein aussagekräftiges Feedback geben zu lassen. Weitere interessante Onlineangebote zur Stärkung der finanziellen Alltagskompetenzen für Kinder und Jugendliche sind der Finanzführerschein unter: www.finanzfuehrerschein.de, der Schuldenkoffer unter: www.schuldenkoffer.de, Fit fürs Geld unter: www.fit-fuers-geld.de, Kids und Knete unter www.kidsundknete.de und Checked 4 you unter: www.checked4you.de.
Einige Einrichtungen nutzen diese Onlinespiele im Rahmen der Präventionsarbeit bereits sehr rege.

Jugendamt - andere Jugendhilfeträge:

Im Bereich Hilfe zur Erziehung ist das Thema Schuldenprävention und Schuldenvermeidung schon immer sehr präsent.

 

Bei der JULI Jugendhilfe in Lichtenberg gGmbH ist die Schuldenproblematik bereits konzeptionell in die Arbeit ihrer Einrichtung eingebunden. Hier werden im Bereich Hilfe zur Erziehung  thematische Angebote z. B. in der Sozialen Gruppenarbeit wie Hauswirtschaftsplanung, Umgang mit Taschengeld und Einzelberatung durchgeführt. Bei einem höheren Schuldenumfang erfolgt auch hier eine Weitervermittlung an Schuldnerberatungsstellen.

 

Die stationäre Einrichtung „Dr. Janusz Korczak-Haus am Tierpark“ des Trägers  EJF Lazarus bietet seit September 2007 eine eigene Schulden- und Insolvenzberatung für überschuldete Jugendliche und deren Eltern an.

Die Beratung umfasst präventive Maßnahmen wie die Einteilung des zur Verfügung stehenden Geldes durch Haushaltspläne, das Ordnen der Unterlagen, die Aufstellung einer Schuldenliste, die Beratung zu Kreditverträgen, Versicherungen sowie den Umgang mit Finanzen. Die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern erhalten hier Unterstützung  im Schriftverkehr mit den Gläubigern (Vergleiche, Ratenzahlung, Angabe von Zahlungs-unfähigkeit/eidesstattliche Versicherungen) und eine rechtliche Beratung hinsichtlich des geltenden Insolvenzrechtes sowie Beratung in Krisen, z.B. Verlust des Wohnraumes, Gehaltspfändung oder Stromsperrung.

3

 

Diese Schuldnerberatungsstelle ist auch für andere Jugendliche aus dem Bezirk Lichtenberg offen.

 

Auch die Kilele gGmbH führt in ihrer Jugendwohngemeinschaft Villa Regenbogen mit Jugendlichen und deren Familien eine intensive Präventionsarbeit zum Umgang mit Schulden durch. Verschuldung bei der BVG wird durch Begleitung zum Fahrkartenkauf nach Möglichkeit verhindert und das Aufheben der Tickets dient als Nachweis gegenüber dem Vorwurf der Erschleichung von Leistungen.

Bei fragwürdigen Verträgen mit hohen Kostenbelastungen, z. B. Handys, technische Geräte, Ratenzahlungskäufe, Katalogkäufe werden der Minderjährigenschutz geltend gemacht und Verträge damit für unwirksam erklärt bzw. von den Sorgeberechtigten die entsprechenden Willenserklärungen eingeholt. Grundsätzlich erlernen die Jugendlichen im Projekt finanzielle Alltagskompetenzen wie z. B.

  • Durchgehende Transparenz und Nachvollziehbarkeit aller Ausgaben der Jugendlichen (Ausgaben-Hefte für alle mit Ausgabenzweck zur selbständigeren Haushaltssteuerung)
  • Die Gelder werden nach individueller Befähigung ratenweise ausgezahlt (von täglich bis monatlich ist alles möglich)
  • Für neue Schritte (Erweiterungen, größere Summen) gibt es Probephasen, die gemeinsam ausgewertet werden.

Im Rahmen von Eltern- und Familienarbeit arbeitet der Verein vorrangig zu den Themen  Schulden durch Erbschaften (Hilfe bei Annahme, Ausschlagen, Rückabwicklung schuldenbelasteter Erbschaften) und ggf. werden Begleitung und Vorbereitung von Privatinsolvenzen, Gläubigerverhandlungen in Zusammenarbeit mit Schuldnerberatungs-stellen durchgeführt.

 

Innerhalb des Jugendberufshilfeprojektes LiGA arbeiten die Sozialarbeiter/innen der Ausbildungsträger sehr eng mit der Schuldnerberatungsstelle Julateg zusammen. Der Verein Julateg bot in den vergangenen Jahren Präventionsarbeit für Jugendliche unter 25 Jahre und vor Ort Beratung für verschuldete Jugendliche an. Außerdem hält dieser Träger im JobCenter Sprechstunden ab, die die Mitarbeiter/innen des JobCenters auch für jungen Menschen sehr kurzfristig vereinbaren können.

 

Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz:

 

Die Sozialarbeiter/innen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes haben die Möglichkeit bei Hausbesuchen entsprechende Beratungsangebote bei verschuldeten Klienten zu vermitteln (z. B. Adressen und Telefonnummern von Schuldnerberatungsstellen im Bezirk). Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst informiert in begründeten Einzelfällen Schuldnerberatungsstellen.

 

Der Verein Kinder- und Entwicklungshilfe e. V. (KUE) in der Möllendorffstraße 9 bietet sozial schwachen Mitbürgern funktionstüchtige Haushaltsgeräte und Möbel aller Art gegen ein geringes Entgelt. Kleidung, Schulartikel und Spielsachen werden kostenlos an Kinder und Jugendliche abgegeben.

 

Das Soziokulturelle Zentrum „UNDINE“ in Alt-Lichtenberg vermittelt fachliche Beratung bei Schulden sowie gibt Unterstützung bei der Neuordnung der materiellen und finanziellen Situation von Betroffenen. Hierbei arbeitet das Soziokulturelle Zentrum sehr intensiv und regelmäßig mit der Schuldnerberatungsstelle Julateg zusammen.

 

 

 

 

4

 

2. Abteilung Schule, Sport und Soziales

 

Schulen:

In den Schulen wird die Problematik der Verschuldungen von Kindern und Jugendlichen regelmäßig als Bestandteil des Sachkunde-, des Ethik-, des Arbeitslehre- und des Berufsorientierungsunterrichts behandelt.

Im Rahmen des Mathematikunterrichts wird u. a. der Umgang mit Geld thematisiert.

In persönlichen Gesprächen sprechen die Klassenlehrer/innen und die Sozialarbeiter/innen an den Schulen die Verschuldungsproblematik von Schüler/innen an.

Weiterhin bestehen Kooperationsbeziehungen zu den Schuldnerberatungsstellen im Bezirk, hier insbesondere zu der Beratungsstelle Julateg.

In den Schülerfirmen erlernen die Schüler/innen den Umgang mit Geld.

Um die Eltern für diese Thematik zu sensibilisieren, wird ihnen eine von der Kinder- und Jugendstiftung gefertigte Eltern-Kind-Broschüre ausgehändigt, die sich z. B. mit dem Thema „Verschulden durch Handy“ befasst. Des Weiteren werden präventive Angebote des FAN e.V. im Rahmen eines Projektes „Über die Brücke“ unterbreitet.

Die Polizei-Direktion 6 bietet den Schulen jährlich Antigewalt-Seminare an, in denen das Thema „Verschuldungskarriere“ ausführlich mit den Schüler/innen besprochen wird.

 

Soziokulturelle Zentren:

 

Die Träger der soziokulturellen Arbeit (Soziokulturelle Zentren) sehen das Problemfeld unterschiedlich. Aus den Einrichtungen der Stadtteile Friedrichsfelde Süd, Fennpfuhl und Rummelsburger Bucht gab es die Rückmeldung, dass es bezüglich der Bearbeitung des Themas keine Nachfrage gibt und entsprechende Tendenzen auch nicht innerhalb des Wirkungskreises beobachtet werden konnten. Bei entsprechendem Bedarf würde aber umgehend durch die Träger reagiert werden. Allerdings halten diese Einrichtungen präventive Angebote für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vor.

 

In den Stadtteilen Alt-Lichtenberg und Frankfurter Allee Süd sprechen vereinzelt  ver- oder überschuldete Jugendliche in soziokulturellen Zentren vor und erhalten im Rahmen der Möglichkeiten der Einrichtungen schuldenregulierende Hilfen (z. B. bei Anträge auf Ratenzahlung u. a). Bei höherem Schuldenumfang wird aber an die bezirklichen Schuldnerberatungsstellen (Julateg und Caritasverband) verwiesen. Eine steigende Tendenz der Problematik wurde hier nicht wahrgenommen, so dass auch keine speziellen Angebote dazu erfolgen werden.

 

Anders verhält es sich im Stadtteil Alt-Hohenschönhausen-Süd. Hier gab es die Rückmeldung, dass oft über Großeltern auf die Ver-/Überschuldung der Enkelkinder aufmerksam gemacht wurde, da die Enkelkinder sich bei den Großeltern Geld borgten, um die eigenen Schulden abzuzahlen. Die Summen, die die Enkel benötigen, werden immer höher. Auch hier werden durch die Einrichtungen erste Interventionen angeboten und  es erfolgen entsprechende Vermittlungen an die Schuldnerberatungsstellen.

 

Die Problematik der Verschuldungskarrieren von Kindern und Jugendlichen wird von den Soziokulturellen Zentren nicht als akutes Problemfeld beschrieben. Einzelfälle sind bekannt, jedoch kann eine steigende Tendenz von den Trägern soziokultureller Arbeit nicht bestätigt werden. Anzumerken ist, dass die entsprechenden Einrichtungen nicht die Hauptan-laufstellen des betroffenen Personenkreises sind. Bei vorhandenem Bedarf werden die soziokulturellen Einrichtungen konzeptionell auf die Problematik reagieren.

5

 

Selbstverständlich ist der Verweis von bekannt gewordenen Problemfällen auf die bezirklichen Schuldnerberatungsstellen durch die Einrichtungen.

 

Schuldnerberatungsstellen

 

Im Bezirk Lichtenberg gibt es zwei, u. a. durch das Sozialamt geförderte, Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen. Das ist im Ortsteil Hohenschönhausen der Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. in der Grevesmühlener Straße 26 und im Ortsteil Lichtenberg Julateg Finsolv Lichtenberg e. V., Normannenstraße 5 A mit einer weiteren Außenstelle im JobCenter in der Normannenstraße 4.

Aufgrund des meist fehlenden Fachwissens zur Schuldenproblematik bieten die beiden Beratungsstellen regelmäßig Multiplikatorenschulungen zu den Themen Schuldenprävention und Umgang mit Schulden für Lehrer, Sozialpädagogen, Ausbilder, Betreuer u. a. aus dem Bezirk Lichtenberg an. Diese Veranstaltungen finden in der Regel in den jeweiligen Einrichtungen vor Ort statt z. B. in den Soziokulturellen Zentren, bei den Ausbildungsträgern, in Regeleinrichtungen oder in anderen sozialen Einrichtungen.

 

Ein sehr umfangreiches und vielfältiges Programm von Schuldenpräventionsveranstal-tungen, Projekten und Workshops für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre bietet seit vielen Jahren die Schuldnerberatungsstelle Julateg an.

 

Seit 2003 führt die Beratungsstelle im präventiven Bereich für Schüler der Klassen 7, 8 und 9 aller Schularten (jeweils modifiziert) sowie deren Eltern und Lehrer das Kooperationsprojekt „Cash-Kurs“ - ein Projekt zum Umgang mit Geld und Schulden durch.

Dieses Projekt wird nach individuellem Bedarf und Nachfrage von Schulen und Freizeit-einrichtungen in den jeweiligen Einrichtungen vor Ort mit den Mitarbeiter/innen der Einrichtungen und der Beratungsstelle vorbereitet und durchgeführt.

 

Ein weiteres Projekt im Rahmen der sekundären Überschuldungsprävention wird seit 2006 durch Julateg für Jugendliche ab 16 bis unter 25 Jahren angeboten. Das Projekt „finanziell fit“ ist ein Bildungsangebot und zielt neben der wirtschaftlichen und sozialen Stabilisierung auf die Förderung persönlicher Planungskompetenzen und die Fähigkeit zur Bewältigung existenzieller Lebenskrisen.

Dieses Projekt setzt sich aus vier thematisch unterschiedlichen Modulen zusammen.

 

1. Modul -        Entwicklung wirtschaftlicher Planungskompetenzen

Themen: Haushalt, Wohnung, Kfz, Handy und Konsum, Wunschberuf, Einkommen, Versicherungen und Haushaltsplanung

2. Modul -        Entwicklung von Finanzkompetenzen

                        Themen: Girokonto und Kontoführung; Sparen und Geldanlage; Kredite

3. Modul -        Entwicklung persönlicher Krisenbewältigungskompetenz

Themen: Höhen und Tiefen (Eingehen auf mögliche Risiken und Lebenskrisen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung) und Hilfe und Unterstützungs-möglichkeiten

4. Modul -        Zukunftsplanung

 

Je nach entsprechender Zielgruppe können die Module variabel nach thematischer Anfrage und Bedarf angepasst werden.

Das Projekt „finanziell fit“ wurde bisher, außer in den Sommerferien, monatlich mit ca. 30 bis 35 Schülern und Auszubildenden an Regelschulen z. B. an der Schule am Rathaus und an der Barnim-Schule sowie bei dem überbetrieblichen Träger Vulkan gGmbH und dem Oberstufenzentrum Max-Taut-Schule durchgeführt.

 

6

 

Gemeinsam mit der Polizeidirektion 6 führte die Beratungsstelle Julateg vom 26. bis 30. März 2007 im Rahmen des Präventionsprojektes "Nein zu Gewalt - egal wo!“ an der Schule am Rathaus mit Schülerinnen und Schülern der 7., 8. und 9. Klassen einen 5-tägigen Workshop zum Thema „Gewalt und Schulden“ durch.

Dieses soll auf Grund der positiven Resonanz bei den Beteiligten auch 2008 wieder durchgeführt werden.

 

Schlussfolgerungen und Maßnahmen

 

Insgesamt schätzt das Bezirksamt ein, dass es im Rahmen der Schuldenregulierung und Schuldenpräventionsarbeit bereits ein vielfältiges Netz von Angeboten, Trägern und Einrichtungen im Bezirk gibt, die den Kindern und Jugendlichen Hilfe und Unterstützung beim Erlernen finanzieller Alltagskompetenzen geben.

Diese Einrichtungen und Träger arbeiten in enger Kooperation mit den zwei Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen zusammen.

 

Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen legen neben ihrer allgemeinen Beratungs- und Insolvenztätigkeit sehr großen Wert auf eine präventive Arbeit insbesondere für Kinder und Jugendliche im Bezirk Lichtenberg.

Aus ihrer Sicht müssen im präventiven Bereich hier besonders bei der Früherkennung von Überschuldung in Familien mit Kindern und beim Erwerb von Finanzkompetenzen bei Kindern und Jugendlichen mehr Angebote als bisher in den Schulen, Jugendfreizeit-einrichtungen und in der Familienbildung vorgehalten werden.

 

Die Schuldnerberatungsstellen haben dafür entsprechenden Konzepte und qualifizierte Fachkräfte, jedoch reichen die bisherigen personellen und finanziellen Ressourcen nicht aus, um flächendeckende Angebote z. B. in den Schulen und bei den Ausbildungsträgern durchzuführen.

Als Beispiel sei hier das 2007 durchgeführte Präventionsprojekt „Gewalt und Schulden“ an der Schule am Rathaus genannt.

Für die Vorbereitung und Durchführung dieses 5-tägigen Workshops durch die Beratungsstelle waren 2 Mitarbeiter mit einem Zeitaufwand von 5 Arbeitstagen beschäftigt. Die laufende Klientel der Beratungsstelle konnte in dieser Woche nicht beraten werden.

Unerwähnt soll auch nicht bleiben, dass auf Grund der schwierigen Haushaltssituation im Haushaltsjahr 2008 für die Beratungsstelle von Julateg insgesamt 3 Stellen (zwei Berater und eine Verwaltungsangestellte) über Zuwendungen im Vergleich zu 2007 nicht mehr finanziert wurden.

 

Die beiden Beratungsstellen waren in den letzten Jahren sehr darum bemüht, für die notwendige Präventionsarbeit zusätzlich finanzielle Mittel zu akquirieren.

Im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ konnte das durch die Beratungsstelle Julateg eingereichte Konzept „Cash Kurs“ nicht berücksichtigt werden, da der Begleitausschuss sich für andere Vorschläge entschieden hat und ein diesjähriges ausgelobtes Schuldnerpräventionsprojekt der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, an dem sich die beiden Beratungsstellen beworben haben, wurde für einen anderen Bezirk im Land Berlin beschieden.

 

Beispielhaft soll hier erwähnt werden, dass für die flächendeckende Durchführung des durch die BVV Lichtenberg angeregten Projektes „Money und Kids“ an den Schulen in Nordrhein Westfalen das örtliche Verbraucherschutzministerium seit dem Jahr 2006 bereits 290.000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Für die Durchführung des Präventionsprojektes „Schuldenprävention für Jugendliche“ in Neukölln hat das zuständige Jugendamt Zuwendungsmittel für eine zusätzliche Präventionsberatungsstelle bereitgestellt.

 

7

 

Das Jugendamt wird in den regionalen Arbeitsgemeinschaften nach § 78 SGB VIII über die Stadtteilkoordinatorinnen die Träger und Projekte der Jugend- und Jugendsozialarbeit für das Thema Schuldenprävention sensibilisieren und über die bisherigen Angebote und Möglichkeiten, hier insbesondere über die o. g. Webseiten im Rahmen der medialen Arbeit, informieren.

Des Weiteren werden vom Jugendamt relevante kostenlose Informationsbroschüren wie z.B. das Handybooklet vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz sowie der „Wegweiser Schulden“ von der Landesarbeitsgemeinschaft der Berliner Schuldnerberatungsstellen, geordert und den Einrichtungen für ihre präventive Arbeit zur Verfügung gestellt.

 

 

 

Berlin, den

 

 

 

 

Emmrich                                                                     Räßler-Wolff

Bezirksbürgermeisterin                                              Bezirksstadtrat

 

 

                                                                           

 

 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksparlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen