Drucksache - DS/1741/V
Die BVV hat
in ihrer Sitzung am 15.03.2006 mit DS/1741/V folgenden Beschluss gefasst: Das Bezirksamt wird ersucht, den Senat von Berlin
aufzufordern, seinen Einfluss bei der Kassenärztlichen Vereinigung dahingehend
geltend zu machen, dass die Neuzulassung von Facharztpraxen wieder an die
Bezirksgrenzen Berlins gekoppelt wird, um eine ausgewogene medizinische
Versorgungssituation in der Stadt wieder herzustellen. Das
Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen: Insgesamt muss die Bewertung der Fachärzteabwanderung
differenziert erfolgen. Die Zuständigkeit für die Versorgungsrichtlinien liegt
nicht in der bezirklichen Steuerung. Gleichwohl hat der Bezirk ein hohes
Interesse daran, eine zunehmende Schlechterstellung der Ärzteversorgung nicht
wortlos hinzunehmen. Aus diesem Grund fanden viele Fachgespräche statt, u.a.
mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Gesundheitskonferenz 2006 problematisierte insbesondere
die Fachärzteversorgung in den Seniorenheimen. Deshalb fanden mehrere Runde
Tische im Frühjahr 2007 mit den Leitern der Seniorenheime statt. Die
teilnehmende KV bekräftigte, dass sie nicht berechtigt sei, den Fachärzten
Hausbesuche zu verordnen. Wichtig ist auch zu festzustellen, dass nur Hausärzte
einem Versorgungsauftrag unterliegen, Fachärzte nicht. Aus diesem Grund ist es
nicht möglich, Kooperationsbeziehungen auf dieser Ebene zu entwickeln. Die KV
hat keine Steuerungskompetenz bezüglich der Fachärzte, sofern sie nicht im
Berliner Versorgungsdefizit liegen. Zulassungen können ermöglicht werden, aber
nicht unbedingt zugunsten von Lichtenberg. In der Zeit vom 1.6.2003 und 31.8.2007 sind 40 Ärzte nach
Lichtenberg gezogen, wogegen 67 Ärzte fortgezogen sind. Per Saldo hat
Lichtenberg einen Verlust von 27 Ärzten zu beklagen. Die meisten Ärzte sind
nach Charlottenburg/ Wilmersdorf und Mitte gezogen. Durch Aufhebung der regionalen
Bezugsgrenzen in 2003 können Ärzte im Gesamtraum Berlin in die Nähe von
Privatpatienten ziehen, ohne die regionale Unterversorgung zu gefährden.
Unterversorgung herrscht, wenn der Versorgungsgrad von 100% den Bedarf bei den
Hausärzten um mehr als 25 Prozent und bei einer Facharztgruppe um mehr als 50
Prozent unterschreitet Die KV fängt danach schon an, bei 110 Prozent tätig zu
werden und zeigt sich nach ihrer Meinung damit schon großzügig. In einem Fachgespräch mit der Senatorin für Gesundheit, Umwelt
und Verbraucherschutz wurde auf die prekäre ärztliche Versorgung und den
Veränderungsbedarf hingewiesen, Ziel sollte sein, wieder das regionale Bezugssystem
einzuführen, zumindest eine kleinteiligere Variante zu favorisieren. Zu diesem
Zweck wird die Planungs- und Koordinierungsstelle Ges ein Strategiepapier
entwickeln, das die regionalen Disparitäten der ärztlichen Versorgung in Berlin
am Beispiel Lichtenbergs darstellt. Folgende Themen werden enthalten sein: Kleinräumliche gesundheitliche Versorgung, Situation im
Bezirk Lichtenberg, Bedarf an ambulantärztlicher Versorgung, ärztliche
Versorgung unterhalb der Bezirksebene, Analyse auf regionaler Ebene und
Schlussfolgerungen. Überlegenswert wäre danach ein gemeinsamer bezirklicher
Anlauf mit Bezirken mit ähnlichen Strukturschwächen. Das Bezirksamt wird die
BVV über die weitere Entwicklung informieren. Berlin, den
Emmrich Räßler-Wolff Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat
für Familie, Jugend und Gesundheit |
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