Drucksache - DS/1643/V
Der
Ausschuss für Kultur empfiehlt der Bezirksverordnetenversammlung: 1. Der Vorlage zur Beschlussfassung DS/1643/V wird
zugestimmt. 2. Die im Abwägungspapier vom 16.05.2006 zusammengefassten Anregungen
und Ergänzungen der öffentlichen Diskussion werden Bestandteil des Beschlusses
und sind als Anhang zur DS/1643/V auszuweisen. 3. Das Bezirksamt erarbeitet für den Zeitraum von jeweils zwei Jahren,
beginnend mit dem Planungszeitraum 2007/2008, Maßnahmepläne zur Umsetzung des
Kulturentwicklungsplanes, die dem Kulturausschuss vorzulegen sind. Begründung: Die Ausarbeitung des Kulturentwicklungsplanes für
Lichtenberg geht auf eine Forderung des Ausschusses Kultur aus der IV.
Wahlperiode zurück. Ähnlich lautende Aufträge waren bereits vor der
Bezirksreform an die jeweiligen Bezirksämter ergangen. Wiederholt hat der
Ausschuss diesen Auftrag angemahnt und über Grundsätze und Inhalt eines solchen
Planes beraten. Auch die Konzeption des jetzt vorgelegten Papiers war
Gegenstand der Erörterung durch den Ausschuss Kultur. Nach mehreren öffentlichen
Diskussionsveranstaltungen zum Entwurf des Kulturentwicklungsplanes in den
Stadtteilen sowie einer gemeinsamen Beratung mit dem Jugendhilfeausschuss,
deren wichtigsten Anregungen in einem Abwägungspapier erfasst sind, hat sich
der Ausschuss Kultur in seiner Sitzung am 18.05.2006 abschließend mit der
Vorlage zur Beschlussfassung des Bezirksamtes befasst und empfiehlt die Annahme
der Drucksache mit den im Beschluss formulierten Auflagen. Die Verabschiedung
des Kulturentwicklungsplanes schafft die Voraussetzung für eine gründliche
Vorbereitung eines detaillierten Maßnahmeplanes zur Kulturentwicklung für die
Folgejahre. Der Ausschuss ließ sich bei seiner Empfehlung auch von den guten
Erfahrungen aus der Umsetzung des Bibliotheksentwicklungsplanes leiten. Abstimmungsergebnis: 7/0/1 Abwägung Die Konzeption des
Bezirksamtes Lichtenberg zur Entwicklung der Kultur basiert auf der Grundlage,
dass kulturelle Aufgaben in Kommunen und Ländern keine ausreichend gesicherten
Rechtsgrundlagen besitzen. Da das Bezirksamt mit einer nachhaltigen Planung
kultureller Entwicklung beauftragt wurde, fügt sich die Konzeption in die
Gemeinwesenplanung Lichtenbergs ein. Die Konzeption fußt deshalb auf dem
grundlegenden Vorschlag, Kultur in den bezirklichen Leitzielen zu verankern.
Mit diesem Ansatz werden Kunst und Kultur in die soziale Stadt- und
Standortentwicklung eingebunden. Im Zusammenhang mit den gewandelten
Rahmenbedingungen für bezirkliche Kulturarbeit erfolgt eine Analyse der
kulturellen Infrastruktur in den Lichtenberger Mittelbereichen. Von hier aus
werden strukturelle Potenziale und Defizite ermittelt, kulturelle Ziele
herausgefiltert sowie Kern- und Querschnittsaufgaben und deren Zusammenwirken
benannt. Mit dem Konzept Perspektiven
durch Kultur in Lichtenberg wird eine Rahmenplanung vorgestellt, die mit
konkreten Maßnahmeplänen untersetzt wird. Jeweils im IV. Quartal werden die
Maßnahmen für das Folgejahr dem Kulturausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt.
Dies betrifft für das Jahr 2007 das Konzept zur Förderung der Musikerziehung in
Lichtenberg und zur Weiterentwicklung der Schostakowitsch Musikschule Berlin
Lichtenberg und eine Konzeption zur Entwicklung der Jugendkultur in
Lichtenberg. Der Entwurf zur
Kulturentwicklungsplanung und der Bericht zur kulturellen Infrastruktur wurden
auf vier öffentlichen Veranstaltungen sowie im Kulturausschuss und im
Jugendhilfeausschuss vorgestellt und im Internet veröffentlicht. Auf die Konzeption des Bezirksamtes
zur Entwicklung der Kultur reagierten der Verein für ambulante Versorgung
Hohenschönhausen e.V., das Jugendamt/ FB 1 und gangway e.V. mit schriftlichen
Anregungen und Thesen. Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger richtete sich
auf Zielgruppenbesonderheiten und spezifische Anforderungen und Ansätzen in
einzelnen Stadtteilen. Im Folgenden wird zu den wesentlichen Anregungen
Stellung genommen. Auf die Forderungen der Elternvertretung hinsichtlich des
Konzeptes zur Förderung der Musikerziehung und Musikschule wird gesondert
Stellung genommen.
Begriffserklärung Gemeinwesenarbeit Gemeinwesenarbeit
kam als eine Methode der Sozialarbeit, neben Einzelfallhilfe und sozialer
Gruppenarbeit aus den USA nach Deutschland. Über verschiedene konzeptionelle
Ansätze hinweg stellt sich heute Gemeinwesenarbeit allgemein als ein
raumbezogenes Handlungskonzept dar, das von der Arbeitsform her auf regionale
Einheiten gerichtet ist. In der Umsetzung zielt sie als sozialräumliche
Strategie ganzheitlich auf den Stadtteil und arbeitet mit den Ressourcen
des Stadtteils und seiner Bewohner, um die Lebensqualität, den sozialen
Zusammenhalt, das soziale Kapital und bürgerschaftliches Engagement im
Stadtteil zu fördern. (Quelle:
Konzeption des Bezirksamtes Lichtenberg zur
Gemeinwesenentwicklung) Jugendkultur Als J. werden die kulturellen Aktivitäten und Stile von Jugendlichen bezeichnet. Der Kern einer Jugendkultur ist die Etablierung einer eigenen à Subkultur innerhalb einer bestehenden Jugendkulturen dienen den Jugendlichen einerseits als Abgrenzung zu den Erwachsenen und andererseits als Orientierung an anderen Jugendlichen mit dem Ziel, die eigene Identität herauszubilden und zu manifestieren sowie bestehende Werte und Anschauungen neu zu überprüfen und zu beurteilen. Jugendkulturen bieten Jugendlichen einen geschützten kulturellen Orientierungsraum. Jugendkulturen reagieren auf die bestehenden Erwachsenenkulturen, beeinflussen und verändern (gestalten) sie auch. Kreativität K. kann umgangssprachlich als problemlösendes Handeln begriffen werden. Kreative Menschen können mit Hilfe ihrer strukturierten logischen und unstrukturierten mehrwegigen Denkmuster und durch bereits vorhandenes Erfahrungswissen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. . Kultur
(erw. Kulturbegriff) K. als ist die Gesamtheit der erlernten Verhaltensweisen und der übernommen Einstellungen, Wertesysteme und Kenntnisse, die von Mitgliedern großer gesellschaftlicher Gruppen geteilt und tradiert werden. Kultur ist sowohl Ausdruck als auch Voraussetzung für das emotional-geistige Verhalten einer Gesellschaft. K. dient als ein Orientierungssystem, in dem sich gesellschaftliche Gruppen Handlungsfelder schaffen und Umgangs- und Kommunikationsformen entwickeln. In einem erweiterten Kulturbegriff werden neben der Hochkultur wie sie in den verschiedenen Kunstformen Musik, Theater, bildende Kunst. Literatur und Film ihren Ausdruck findet ebenso Formen der Alltagskultur zusammengefasst. kulturelle Infrastruktur K.I. bezeichnet alle langlebigen Grundeinrichtungen personeller, materieller und institutioneller Art, welche die kulturelle Versorgung der Bevölkerung sichern. kulturelle
Stadtteilarbeit KS heißt, dass die kulturellen Einrichtungen des Bezirksamtes über ihr ziegruppenspezifisches Angebot hinaus, ihre Ressourcen an Wissen und Know How, Raum und Technik für die Gemeinwesenarbeit im Stadtteil zur Verfügung stellen. ( siehe Definition Stadtteilarbeit Gemeinwesenarbeit) Ziel der KS ist es daher, ressourcenorientiert und präventiv den Bürgern im eine größere kulturelle Teilhabe zu garantieren. Kulturstaatlichkeit K. ist ein Beispiel für ein Staatsziel. Es bedeutet, dass
der Staat die kulturellen Einrichtungen, die à Kunst, die wissenschaftliche
Forschung und Lehre, die Bildung und die künstlerische Betätigung schützt und fördert. In der Bundesrepublik Deutschland ist der Schutz und die Förderung von à Kultur bisher nicht im Grundgesetz verankert. Kulturwirtschaft Der Begriff Kulturwirtschaft umfasst alle in einer privaten Rechtsform organisierten Unternehmen und Selbstständigen, die Erwerbsmäßig (d.h. mit Gewinnerzielungsabsicht) kulturelle Güter produzieren, vermarkten, verbreiten oder damit handeln sowie Kulturgüter bewahren. Des weiteren zählen auch gewerbliche Betriebsteile öffentlich finanzierter Kulturinstitutionen wie Museumsshops und –cafés zum erwerbswirtschaftlichen Sektor der K. dazu. Nicht eindeutig zu trennen sind Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen der öffentlich finanzierten à Kultur und der gemeinnützige Kulturbereich. Kunst Der K.-Begriff ist einem stetigen Wandel unterworfen und Teil einer anhaltenden Diskussion. Die K. sind hoch spezialisierte Ausdrucksformen und Spiegel einer Gesellschaft, in denen sich ästhetische Erfahrungen und Wertsysteme konzentrieren und vermitteln.Ihre Produzenten (Künstlerinnen und Künstler) sind hoch spezialisierte und professionalisierte Menschen, die die Künste am Leben halten und weiterführen und verändern. Die Künste (bildende Kunst, Musik, Theater, Film ,Literatur ) formen und bilden das kulturelle Bewusstsein einer Gesellschaft. Die K. ist Bestandteil und Motor von Selbstverständnis und Selbstbewusstsein gesellschaftlicher Gruppen. Ihre identitätsstiftende Funktion wirkt in die Alltagskultur hinein. Soziokulturell / Sozial-kulturell Aus der amerikanischen Soziologie stammende Wortschöpfung, die von vornherein zum Ausdruck bringt, dass die sozialen und kulturellen Elemente der gesellschaftlichen Wirklichkeit einen engen, nur abstrakt-analytisch aufspaltbaren Sinnzusammenhang bilden. SozioKultur
Soziokultur zeichnet sich
durch unmittelbare soziale Funktionen aus, indem sie Teil von Alltagspraxis
ist. Indem Soziokultur zielgruppenübergreifend
agiert, zielt sie im Gegensatz zur Kunst auf ein breites Wirkungsfeld
ab. Daran binden sich alltagstaugliche Vermittlungsformen und kulturelle
Inhalte, die sich von den Künsten unterscheiden lassen.
Soziokulturelle Zentren verstehen sich in erster Linie als soziale Organisationformen, die Kunst und Kultur im gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang sehen. Kern des Konzepts der soziokulturellen Zentren in Lichtenberg ist der dezentrale Zugang zur Kultur und die Teilhabe aller. Soziokulturelle Angebote erreichen die Menschen im Stadtteil und nehmen ihre Wünsche, Hoffnungen und Interessen zur besseren Gestaltung ihres Lebens auf, um gemeinsam mit ihnen ihre Umwelt und die Gesellschaft zu verändern (Quellenangabe GP) Subkultur S. bezeichnet in der Soziologie eine bestimmte Untergruppe einer Kultur, deren grundsätzlichen Werte und Normen die Mitglieder der Subkultur teilen (z.B. à Jugendkultur). Die verschiedenen subkulturellen Gruppierungen unterscheiden sich durch sekundäre kulturelle Elemente voneinander. Tradition ( lat. Übergabe, Auslieferung,
Überlieferung) T. bezeichnet die Überlieferung von Wissen, Fähigkeiten sowie Sitten und Gebräuchen, Kunst, Rituale und moralische Regeln in einer Kultur oder kulturellen Gruppe. T. ist in dieser Hinsicht das kulturelle Erbe, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. |
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