Auszug - Gedenktafel für Ilse Stöbe, Frieda Stöbe und Kurt Müller  

 
 
49. Sitzung in der VII. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin
TOP: Ö 9.2
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Beschlussart: ohne Änderungen in der BVV beschlossen
Datum: Do, 15.10.2015 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 20:25 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Max-Taut-Aula
Ort: Fischerstraße 36, 10317 Berlin
DS/1769/VII Gedenktafel für Ilse Stöbe, Frieda Stöbe und Kurt Müller
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:KulturBezirksamt
   
Drucksache-Art:Dringliche BeschlussempfehlungVorlage zur Kenntnisnahme (Abb.)
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Dringlichen Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur wurde ohne Aussprache mehrheitlich zugestimmt.


Der Ausschuss Kultur empfiehlt der Bezirksverordnetenversammlung:

 

Die BVV beschließt folgenden Text einer Gedenktafel für Ilse Stöbe, Frieda Stöbe und Kurt Müller und ersucht das Bezirksamt, sie am ehemaligen Ort der Wohnung der Genannten, Frankfurter Allee 220 nach alter Nummerierung, anzubringen:

 

Vorderseite, unter einem Familienfoto:

Ilse Stöbe, 19. Mai 1911 – 22. Dezember 1942, Berlin-Plötzensee

Frieda Stöbe, 15. August 1881 – 19. Januar 1944, Konzentrationslager Ravensbrück

Kurt Müller, 2. Februar 1903 – 26. Juni 1944, Brandenburg-Görden

 

Lebten seit 1932 in der Frankfurter Allee 202 (alte Nummerierung).

 

Rückseite:

Die im Arbeitermilieu des Berliner Ostens aufgewachsene Ilse Stöbe arbeitet seit 1928 am liberalen Berliner Tagesblatt und wird 1930 Sekretärin des Chefredakteurs Theodor Wolff. Sie ist mit dem Redakteur und Kommunisten Rudolf Herrnstadt befreundet, der mit dem sowjetischen militärischen Nachrichtendienst zusammenarbeitet. 1935 geht Ilse Stöbe nach Warschau und beginnt als Journalistin für schweizer und Anfang 1939 auch für deutsche Zeitungen zu arbeiten.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrt Ilse Stöbe nach Deutschland zurück. Im Mai 1940 wird sie Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes. In Berlin setzt sie die von Herrnstadt begonnene Zusammenarbeit mit dem Diplomaten Rudolf von Scheliha fort. Von ihm erhält sie zahlreiche Informationen über den bevorstehenden Überfall auf die Sowjetunion und leitet sie an die sowjetische Botschaft weiter. Ihre Warnungen werden von Stalin ignoriert. Mit dem Einfall deutscher Truppen bricht der Kontakt nach Moskau ab. Der Nachrichtendienst der Roten Armee versucht vergeblich mit Ilse Stöbe wieder Kontakt aufzunehmen. Davon erfährt die Gestapo und nimmt sie am 12. September 1942 fest. Am 14. Dezember werden Ilse Stöbe und Rudolf von Scheliha vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 22. Dezember in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Im Januar 1943 helfen die Mutter Frieda Stöbe und der Bruder Kurt Müller von der Deportation bedrohten Juden. Die Schwester von Frieda Stöbe, Anna Stappenbeck, versteckt sie in ihrem Haus in Schönwalde bei Berlin. Nach der Aufdeckung wird Frieda Stöbe im September 1943 verhaftet, Ende 1943 in das KZ Ravensbrück verschleppt und kommt dort am 19. Januar 1944 um. Kurt Müller, ebenfalls im September 1943 festgenommen, wird wegen Hochverrats angeklagt, zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Die Familie Stöbe ist ausgelöscht.

Von 1971 bis 1990 war eine Berufsschule in Lichtenberg nach Ilse Stöbe benannt.

 
 

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