Vortrag: Vom Forschen zum Vernichten – der Missbrauch der Medizin durch die Nationalsozialisten

Pressemitteilung vom 31.10.2018

Der Historiker Dr. Martin Luchterhandt spricht am Mittwoch, 14. November, im Museum Lichtenberg, Türrschmidtstraße 24, 10317 Berlin, über den Missbrauch der Medizin während des Nationalsozialismus. So betrieb zum Beispiel der Arzt Robert Ritter in der sogenannten „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ gemeinsam mit seiner Assistentin Eva Justin Forschungen, die als Rechtfertigung für die Vernichtung Hunderttausender Sinti und Roma genutzt wurden. Ritters Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie Medizinerinnen und Mediziner Begründungen lieferten, um vermeintlich Fremdes auszugrenzen und zu vernichten. Die Täter wurden nach dem Ende der NS-Diktatur nicht zur Verantwortung gezogen. In ganz Deutschland blieb der Mehrzahl ihrer überlebenden Opfer die Anerkennung des erlittenen Unrechts verwehrt. Übrig blieb die Stigmatisierung als sogenannte „Zigeuner“ und „Asoziale“.

Der Vortrag „Vom Forschen zum Vernichten – Robert Ritter und die ‚Zigeuner“ beginnt um 19 Uhr im Museum Lichtenberg. Der Eintritt ist frei.

Noch bis zum 31. Dezember ist im Museum Lichtenberg die Sonderausstellung „ausgegrenzt – verfolgt – ermordet“ zu sehen. Sinti und Roma in Lichtenberg 1933-1945“. Dem Völkermord der Nationalsozialisten fielen viele in Lichtenberg lebende Sinti und Roma zum Opfer. Sie wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten. Stellvertretend für viele Ungenannte werden einige Schicksale vorgestellt, die mit historischen Vorgängen im damaligen Bezirk Lichtenberg verbunden sind.

Der Ausstellung voraus ging eine mehrjährige Suche nach Zeugnissen zur Verfolgung von Sinti und Roma. Aus historischen Quellen wurden neue Erkenntnisse gewonnen über Schicksale in Internierungslagern wie dem Arbeitshaus Rummelsburg und dem Arbeitslager Marzahn sowie über polizeiliche Repressionen. Sinti und Roma waren Opfer rassistisch begründeter Verfolgung. Sie mussten Zwangsarbeit, Eingriffe in die persönliche und körperliche Unversehrtheit durch „rassenbiologische“ Untersuchungen und Sterilisation sowie die Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager erleiden. In den Dokumenten finden sich auch Hinweise auf aktives Handeln von Verantwortlichen der Lichtenberger Verwaltung. Sie waren Erfüllungsgehilfen zentraler Institutionen wie der Berliner Polizei und der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“, von denen die systematische Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und Roma ausging.

Die Exposition entstand mit Unterstützung des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. Mehr zur Ausstellung und zu den Veranstaltungen auf www.museum-lichtenberg.de

Weitere Informationen:
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin
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Museum Lichtenberg
Dr. Thomas Thiele, Telefon 030 57 79 73 88 12
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