Neue Dokumente zu von Nazis verfolgten Sinti & Roma

Pressemitteilung vom 07.09.2018

Vortrag und Ausstellung im Museum Lichtenberg

Der Historiker Thomas Irmer stellt am Mittwoch, 19. September, im Museum Lichtenberg ein dunkles Kapitel der lokalen Geschichte vor. Er spricht darüber, wie Sinti und Roma im Städtischen Arbeitshaus verfolgt wurden. Das Arbeitshaus befand sich seit 1878 an der Rummelsburger Hauptstraße. Dort wurden in den ersten Jahrzehnten Menschen resozialisiert, die durch unterschiedliche Umstände an den Rand der Gesellschaft geraten waren. Ab 1934 änderte sich das. Das Naziregime internierte dort so genannte „Asoziale“, zu denen auch Sinti und Roma gezählt wurden. Vom Arbeitshaus aus wurden die Sinti und Roma auch in das KZ Sachsenhausen deportiert. Zum Vortrag um 19 Uhr im Museum Türrschmidtstraße 24 in 10317 Berlin, sind Interessierte herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Noch bis zum 31. Dezember ist im Museum Lichtenberg die Sonderausstellung „ausgegrenzt – verfolgt – ermordet“ zu sehen. Sinti und Roma in Lichtenberg 1933-1945“. Dem Völkermord der Nationalsozialisten fielen viele in Lichtenberg lebende Sinti und Roma zum Opfer. Sie wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten. Stellvertretend für viele Ungenannte werden einige Schicksale vorgestellt, die mit historischen Vorgängen im damaligen Bezirk Lichtenberg verbunden sind.

Der Ausstellung voraus ging eine mehrjährige Suche nach Zeugnissen zur Verfolgung von Sinti und Roma. Aus historischen Quellen wurden neue Erkenntnisse gewonnen über Schicksale in Internierungslagern wie dem Arbeitshaus Rummelsburg und dem Arbeitslager Marzahn sowie über polizeiliche Repressionen. Sinti und Roma waren Opfer rassistisch begründeter Verfolgung. Sie mussten Zwangsarbeit erleiden aber auch Eingriffe in die persönliche und körperliche Unversehrtheit durch „rassenbiologische“ Untersuchungen und Sterilisation sowie die Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager. In den Dokumenten finden sich auch Hinweise auf aktives Handeln von Verantwortlichen der Lichtenberger Verwaltung. Sie waren Erfüllungsgehilfen zentraler Institutionen wie der Berliner Polizei und der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“, von denen die systematische Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und Roma ausging.

Die Exposition entstand mit Unterstützung des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. Mehr zur Ausstellung und zu den Veranstaltungen auf: www.museum-lichtenberg.de

Weitere Informationen:
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin
Amt für Weiterbildung und Kultur, Museum Lichtenberg
Dr. Thomas Thiele
Telefon 030 57 79 73 88 12
E-Mail | www.kultur-in-lichtenberg.de