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Drucksache - DS/1480/IV
Ich frage das Bezirksamt:
Nachfragen:
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 19.12.2014 Bezirksstadträtin für Finanzen, Facility Management, Weiterbildung und Kultur
Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:
1. Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt hinsichtlich der Entwicklung von Armut bei der Bevölkerungsgruppe 60plus in unserem Bezirk?
Berlinweit ist die Armutsgefährdungsquote[1] der 60-Jährigen und Älteren seit 1996 von 9,3 % auf 5,4% im Jahr 2006 zurückgegangen und steigt seither wieder stetig an (2012: 9,0 %)[2]. Für die 60-Jährigen und Älteren aus Friedrichshain-Kreuzberg sind vom Amt für Statistik folgende Quoten übermittelt worden. Armutsgefährdungsquote 60-Jähriger und Älterer, Friedrichshain-Kreuzberg[3]
Ein weiterer Indikator für Armutslagen im Alter ist die Entwicklung der Grundsicherung im Alter nach dem 4. Kapitel SGB XII, die für den Bezirk nachfolgend dargestellt wird (vgl. Frage 2).
Grundsicherung im Alter[5], Anzahl der Bezieher/innen, durchschnittlicher Bruttobedarf und durchschnittlicher Nettoanspruch[6] seit Einführung des SGB XII in Friedrichshain-Kreuzberg
3. Welche Erkenntnisse gibt es zur Verschuldung von älteren Menschen im Bezirk?
Der Anteil der 60-Jährigen und Älteren, die Schuldnerberatung in Berlin nachfragen, beträgt 12,5 % (Auswertung zum 2. Halbjahr 2013 durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales)[8] und liegt damit unter dem Bevölkerungsanteil der 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (25 % zum 31.12.2013). Somit sind ältere Menschen unterrepräsentiert in den Schuldner- und Insolvenzberatungen.
Die Entwicklung der Ver- und Überschuldungssituation wird unregelmäßig durch die Senatsverwaltung für Soziales analysiert. Der letzte Bericht hierzu erschien. Insgesamt hat sich seit Einführung der statistischen Dokumentation (1999) die Zahl der festen Klient/innen bis zum Jahr 2008 fast verdoppelt.
Mit Abstand häufigste Auslöser einer Überschuldungssituation waren Arbeitslosigkeit (23 %) und eine "unwirtschaftliche Haushaltsführung" (19 %), gefolgt von Trennung, Scheidung oder Tod des Ehepartners (12 %) und Erkrankung bzw. Sucht (11 %). Die durchschnittliche Schuldenhöhe je beratene Person lag 2008 bei 32.000 ?.
1. Welche Erkenntnisse gibt es zur Verdrängung älterer Menschen aus dem Bezirk wegen steigender Mieten?
Aktuelle Daten zur Verdrängung einkommensschwacher älterer Menschen aus dem Bezirk liegen zur Zeit nicht vor. Seit 2009 ist die bezirkliche Senior/innenbefragung nicht mehr aktualisiert worden.
In der bezirklichen Senior/innenplanung 2010 - 2015 wurde auf der Grundlage der Auswertung der Befragung 2009 zum Handlungsbereich "Entwicklung der Mieten" u. a. folgendes festgehalten:[9]
"Unabhängig von neuen Strategien zum Wohnen für ältere und alte Menschen ist angesichts der zukünftig zu erwartenden finanziellen Situation der Zielgruppe im Bezirk besonderes Augenmerk auf die Frage der Bezahlbarkeit von seniorenfreundlichem Wohnraum zu richten. Die derzeitigen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt in Friedrichshain-Kreuzberg müssen - wie im Land Berlin generell - diesbezüglich mit Sorge betrachtet werden. [.] Aus Mietersicht stellt sich in Friedrichshain-Kreuzberg aktuell lediglich die Lage bei Wohnungen im oberen Preissegment als positiv dar, denn hier überwiegt das Angebot die Nachfrage. Im unteren Preissegment finden sich im Bezirk nicht nur zu wenige Wohnungen, sondern gemessen am Bedarf wird auch in den kommenden Jahren weiterhin ein Unterangebot an Mietwohnungen im unteren Preissegment bestehen. [.] Angaben der befragten älteren und alten Menschen im Bezirk zu Umzugsabsichten und Umzugsgründen lassen erkennen, dass die Miethöhe ein treibender Faktor für die Befragten ist, die einen Umzug beabsichtigen."
Aktuell muss in Berlin von einer "Schließung des Mietwohnungsmarktes" gesprochen werden: während sich das Gesamtangebot an Mietwohnungen seit 2007 um etwa die Hälfte verringert hat (von 208.000 auf 122.000), steigt das Angebot an Eigentums-wohnungen im gleichen Zeitraum um fast das Dreifache an (von 50.000 auf 133.000). [10]
Zugleich steigen die Mieten deutlich an - am stärksten in einfachen Wohnlagen (um 20 % seit 2006). Dabei gehört Friedrichshain-Kreuzberg zu den Bezirken mit der höchsten Mietsteigerungsdynamik und dem größten Verdrängungsdruck auf einkommensschwache Haushalte. Weite Teile des Bezirks erreichen ein überdurchschnittliches bis stark überdurchschnittliches Niveau der Angebotsmieten (mehr als 50 % bzw. mehr als 75 % über dem Berliner Median).[11]
Angesichts dieser Marktlage ist davon auszugehen, dass vor allem ältere Menschen und mobilitätseingeschränkte Menschen so lange wie möglich in ihrer Wohnung verbleiben möchten, auch wenn sie mit Mieterhöhungen konfrontiert werden. Sie werden dafür vermutlich erhebliche Einschränkungen in der alltäglichen Lebensführung in Kauf nehmen, die sich auf ihre Teilhabemöglichkeiten am Gemeinwesen auswirken. Inwiefern sich dies auch auf die Situation bzgl. Überschuldung auswirkt (2008 betrugen die durchschnittlichen Mietschulden ca. 4.000 ?) müssen aktuelle Auswertungen zeigen.
2. Welche Erkenntnisse gibt es zur Entwicklung von Altersarmut bei Personen mit Migrationshintergrund?
Diesbezügliche Daten liegen dem Bezirk nicht routinemäßig vor, sondern sind in der Regel aus Sonderauswertungen bzw. Veröffentlichungen der Daten verarbeitenden Behörden (z. B. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales) zu erhalten.
Aktuell liegen dem Bezirk im Wesentlichen folgende Informationen zu dieser Frage vor:
Grundsicherungsquoten im Alter, Friedrichshain-Kreuzberg, Planungsräume
Diese Planungsräume verfügen über überdurchschnittlich hohe Anteile von Menschen mit Migrationshintergrund.
Mit freundlichen Grüßen
Jana Borkamp Bezirksstadträtin
[1] Anteil der Personen mit einem bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommen unterhalb 60 % des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens (Median) in Berlin [2] Quelle: Sozialbericht Berlin Brandenburg 2013, S. 21 [3] Quelle: Sonderauswertung des Amtes für Statistik auf der Grundlage des Mikrozensus, 17.12.2014 [4] aufgrund zu geringer Fallzahlen für bezirksbezogene Berechnungen [5] Quellen: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz (2011), Zur sozialen Lage älterer Menschen in Berlin, Berlin Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (2014), Leistungen der Grundsicherung nach dem 4. Kapitel SGB XII in Berlin Datenüberblick, Stand 31.12.2013, Berlin. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Referat Gesundheits- und Sozialberichterstattung, Gesundheits- und Sozialinformationssystem Berlin: http://www.gsi-berlin.info/index.asp [6] Der Bruttobedarf eines Leistungsempfängers ist die Gesamtsumme folgender Beträge: Regelsatz, Unterkunft/Heizung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Mehrbedarf(e). Der Nettoanspruch ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Bruttobedarf und dem angerechneten Einkommen. [7] Bevölkerungszahlen vor dem Datenstand 31.12.2006 sind nur über eine persönliche Anfrage an das Amt für Statistik zu erhalten. Die Antwort des AfS ging nicht vor der Frist zur Beantwortung der MA beim Bearbeiter ein. [8] http://www.berlin.de/sen/soziales/themen/schuldnerberatung/ [9] Zum Download unter: www.berlin.de/gesundheit-fk [10] Quelle: Dr. Andrej Holm (HU Berlin): Vortrag auf der Fachtagung "(K)ein Zuhause im Kiez?" der ZiK gGmbH, 25.11.2014: http://www.zik-ggmbh.de/aktuelles/meldungen/20141126.php [11] Quelle: IBB Wohnungsmarktbericht 2013, www.ibb.de [12] Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz (2011), Zur sozialen Lage älterer Menschen in Berlin, Berlin [13] Quelle: Mikrozensus 2012, Sonderauswertung des Amt für Statistik Berlin-Brandenburg [14] Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (2013), Handlungsorientierter Sozialstrukturatlas 2013. Berlin [15] ebenda |
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