Drucksache - DS/0452/IV  

 
 
Betreff: Essensversorgung in den Kitas im Bezirk
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:B'90 Die GrünenB'90 Die Grünen
Verfasser:1. Luck, Anna Sophie
2. Weeger, Andreas
Luck, Anna Sophie
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
24.10.2012 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beantwortet   

Beschlussvorschlag

Ich frage das Bezirksamt:

Ich frage das Bezirksamt:

 

1.)    Welche Formen der Essensversorgung gibt es in Kindertageseinrichtungen im Bezirk?

 

2.)    Inwiefern besteht auch bei den Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg die Gefahr, dass sich eine vergleichbare Krankheitswelle wie bei den Fällen des Schulessens ausbreitet und sind bereits Fälle bekannt?

 

3.)    Welche Auswirkungen hat die pauschalisierte finanzielle Ausstattung der Kitas in Bezug auf die Essensversorgung?

 

Nachfragen:

 

1.)    Ist es zutreffend, dass einige Einrichtungen im Bezirk planen, die Essensversorgung auszulagern und zu zentralisieren und aus welchen Gründen?

 

2.)    Wie beurteilt das Bezirksamt die Vor- und Nachteile von dezentraler Vor-Ort-Versorgung im Vergleich zu zentraler, ausgelagerter Versorgung etwa über einen  Lieferdienst? 

 

 

Beantwortung: Frau Herrmann

 

Zu Frage 1: Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt es verschiedene Formen oder Varianten, das Essen in den Kitas zuzubereiten. Einige lassen es sich liefern, auch von Sodexo. Einige sind in der Lage, selber zu kochen und einige haben sogenannte Mischformen, d.h., es gibt zum Teil geliefertes Essen, was dann in der Einrichtung mit selbstgekochten Komponenten gemischt wird. In den Eltern-Initiativ-Kitas, also in den EKTs, ist die Zubereitung von Essen z. B. auch eine mögliche Form von Elternbeteiligung, d.h., da kochen zum Teil die Eltern auch noch selber.

 

Zu Frage 2: Wir hatten im Rahmen des Vorfalls jetzt im September/Oktober fünf Kitas, die betroffen waren und eben von Sodexo mit Essen beliefert worden sind. In einer Kita traten im zeitlichen Zusammenhang Krankheitsfälle auf und, wenn ich mich richtig erinnere, betraf es fünf Kinder. Generell besteht bei jeder Art der Essensversorgung für Kitas und Schulen auch die Gefahr einer Belastung des Essens mit Krankheitserregern, wenn lebensrechtliche bzw. hygienische Standards nicht eingehalten werden. Das heißt, es müssen nicht die Erdbeeren aus China sein, sondern es kann auch ein Lebensmittel vom Markt sein um die Ecke. Also man ist sozusagen nicht gefeit und es gibt unterschiedliche Gründe letztendlich, das so etwas passieren kann.

 

Zu Frage 3: Die pauschalisierte finanzielle Ausstattung für Kitas für die Essensversorgung mit einem Betrag von insgesamt 46,00 EUR, davon sind 23,00 EUR Elternbeitrag und 23,00 EUR werden über das Kostenblatt finanziert, also einem Betrag von 2,30 EUR pro Kind und Tag führt u.a. dazu, dass größere Einrichtungen eher in der Lage sind, logischerweise,  selber zu kochen als kleinere Kitas. Insgesamt ist die finanzielle Ausstattung der Kitas für die Essensversorgung sehr knapp bemessen, weil in dem Essensgeld nicht nur eine Mahlzeit zu Mittag mit drin ist, sondern die Kinder haben dann noch nachmittags was und ein bisschen Frühstück und das kriegen letztendlich die Kitas auch nicht organisiert. Das muss man ganz klar sagen, weil die Schulpolitikerinnen jetzt wahrscheinlich denken na Mensch, 2,30 EUR hätten wir auch gerne, da muss allerdings schon noch mal ein bisschen mehr raus beglichen werden. Also von daher ist es nicht vergleichbar mit dem Schulessen. Also insgesamt ist es sehr knapp bemessen oder auch zu knapp bemessen, um ein abwechslungsreiches und gesundes Essen in den Kitas anzubieten. Es gilt zu bedenken, dass zur Herstellung von Mahlzeiten nicht nur die Lebensmittel eingekauft werden müssen, die je nach Qualität ihren Preis haben, sondern auch Personal bezahlt, eine professionelle Küchenausstattung vorgehalten sowie ein erheblicher Energieaufwand finanziert werden müssen, steigen Strom- und Gaspreise, haben sich schon deutlich bemerkbar gemacht und die Ankündigung, dass es noch mehr steigen wird, werden sich noch deutlich bemerkbar machen.

Das Bemühen der Träger um ein qualitativ hochwertiges Essensangebot führt daher dazu, dass in den Kitas entweder die Elternbeiträge erhoben, also erhöht werden. Das geht auch ein Stückchen in die Diskussion, die wir ja schon geführt haben, was die Zusatzbeiträge in den Kitas betrifft bzw. dass Träger auch trägerinterne Querfinanzierungen, also sozusagen andere Mittel umwandeln dann, um eben besseres Essen anbieten zu können. Dann bleiben eben andere Dinge …, treten dann halt zurück.

Das Thema Essensversorgung in Kitas ist auch Gegenstand der Besprechung des geschäftsführenden Ausschusses der AG 78 Kindertagesbetreuung und wird das Thema der nächsten Trägervollversammlung im November unseres Bezirkes sein. Unseres Bezirkes im November sein, ich glaube, das haben auch andere Bezirke im November.

 

Zu Nachfrage 1: Hierzu kann keine Aussage getroffen werden, weil die Träger nicht verpflichtet sind, dem Bezirksamt mitzuteilen, wie die Essensversorgung in ihren Einrichtungen organisiert ist bzw. welche Veränderungen sie hier planen, weil die Kompetenzen der Jugendämter mit Einführung der Eigenbetriebe und Übertragung in freie Trägerschaft ebenfalls abgeschafft worden sind, aber ich finde doch, da wir ja einen eigenen Eigenbetrieb haben sozusagen, dass es durchaus vielleicht auch mal wünschenswert, wenn der Eigenbetrieb in der …, ich glaube das haben wir nicht, das ist im Jobcenter …, im Verwaltungsrat, im Verwaltungsrat einfach mal vorstellt, wie sie ihre Essenszubereitung organisieren. Immerhin haben wir da dann auch Eingriffsmöglichkeiten, sozusagen als Verwaltungsratsmitglieder auch ein Stückchen mitzubestimmen.

Wenn Träger zentralisieren bzw. auslagern und es gibt Verschiedene, die darüber auch diskutieren, dann sind es in erster Linie Kostenfragen, weil besonders das Küchenpersonal, also auch im Eigenbetrieb, das weiß ich, wird darüber diskutiert, das Küchenpersonal abzuschaffen, um eben auch keine Defizite dann im Haushalt zum Jahresende zu bekommen. Also das geht dann in der Regel ums Personal und da sind eigentlich einige Träger in der Diskussion.

 

Zu Nachfrage 2: Eine pauschale Bewertung in dieser Frage ist nicht möglich. Die Qualität des angebotenen Essens ist von vielen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel die Lieferzeiten und Warmhaltezeiten des Caterers, den verarbeiteten Lebensmitteln sowohl beim Caterer als auch in der eigenen Küche, aber auch der Qualität des eingesetzten Küchenpersonals, weil auch da müssen wir zur Kenntnis nehmen, es sind nicht immer Fachkräfte, die in den Küchen arbeiten.

Pädagogisch wünschenswert ist aus Sicht des Bezirksamts eine qualitative hochwertige Versorgung vor Ort mit der Möglichkeit der Teilhabe der Kinder am Prozess der Essenszubereitung, also zugucken, einsehbare Küchen, Mitspracherecht, vielleicht auch ein Stückchen mitkochen, also Mitspracherecht beim Speiseplan, sichtbar machen von Zutaten und der täglichen Mahlzeit. Und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, wir haben Glück gehabt. Wir haben in unserem Bezirk sehr viel Glück gehabt, aber wir haben auch in der Bundesrepublik Glück gehabt. Und Sie haben in einer anderen Frage noch mal nach der zentralisierten Essensversorgung gefragt. Das Problem ist ja in erster Linie die Größenordnung. Also wenn eine Kita oder eine Schule halt ein Lebensmittel, meinetwegen die Erdbeeren aus China verwendet, dann trifft es vielleicht 100 Kinder oder 250. Dadurch aber, dass wir riesige Konzerne haben, jetzt mal unabhängig davon, welche Art des Essens am Ende dabei rauskommt, aber dadurch, dass wir riesige Essenlieferungskonzerne haben, ist natürlich der Verbreitungsgrad ungleich höher. Und das glaube ich sollte sehr stark noch mal zum Anlass genommen werden, über die Strukturen nachzudenken. Im Schulessen oder beim Schulessen wird ja nachgedacht, allerdings aufgrund des Elternprotestes, was die Qualität des Essens und die zu niedrige Finanzierung, also die Unterfinanzierung betrifft, aber ich finde schon auch, dass man anhand des Vorfalls sehr wohl noch mal darüber nachdenken kann, ob die dezentralen regionalen Reduzierungen tatsächlich eine zielführende Politik sind. In der Regel immer aus Finanzgründen.

Und wir sehen dann, es waren Tausende von Kindern, die erkrankt sind. Wie gesagt, wir hatten alle  Glück. Es gibt andere Viren, wo der Krankheitsverlauf nicht immer gut ausgeht und hätten 10% der Kinder Pech gehabt, dann wären das gigantische Größenordnungen gewesen und man hätte überhaupt gar keine Möglichkeit gehabt, das aufzuhalten. Also von daher denke ich schon, sollte man da noch mal drüber nachdenken. Vor allen Dingen, was ich …, ich bin ja nun seit 1990 politisch und auch verwaltungsmäßig hier im Land Berlin tätig. Und wenn ich mir überlege, was alles irgendwann mal verändert worden ist, zum Beispiel zentralisiert, übertragen, outgesourct, und, und, und. Und an wie vielen Stellen wir jetzt inzwischen merken, dass wir es wieder rückgängig machen müssen, weil es eben nicht funktioniert hat, das finde ich schon sehr beeindruckend letztendlich, aber es wird nicht konsequent weitergeführt in allen anderen Bereichen und vorhin ist ja das Thema Personalabbau, ich bin dann auch fertig, Personalabbau noch mal angesprochen worden und genau dadurch sind wir evtl. muss ich sagen, wir wissen es ja noch nicht, gezwungen, diese Wege zu gehen, um sie dann vielleicht in fünf oder zehn Jahren wieder rückgängig zu machen, weil wir festgestellt haben, ist eigentlich Blödsinn und das ist, denke ich, das ist keine Organisation muss ich sagen. Sehr herzlichen Dank.

 

 
 

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