Öffentlichkeitsarbeit, HIV/STI, sexuelle Vielfalt,…

Broschüre

Ein Thema, das mich besonders interessierte, war wie die Öffentlichkeitsarbeit von CJAS aussieht, wie sie ihre Angebote in der jungen Bevölkerung publik machen. Wie ich bereits in einem der vorherigen Berichte erwähnt habe, ist CJAS in diesem Bereich ziemlich up-to-date… was auch so sein muss, wenn junge Leute erreicht werden sollen. CJAS hat also eine eigene Homepage, einen Facebook-Account, einen Instagram-Account, einen youtube-channel und kürzlich ein wirklich ansprechendes und zeitgemäßes Sexualaufklärungsbuch (‚Oh my Goig‘, s. Foto) mit herausgegeben. Daneben sind Kollegen*innen auf den regelmäßig stattfindenden Stadtteilfesten (ähnlich dem Kreuzberger Bergmannstraßenfest) mit Informationsmaterialen vertreten. Und natürlich Sexualaufklärungs-Workshops in Schulen, Jugendwohngruppen, Familienzentren, Mutter-Kind-Einrichtungen und Wohnprojekten für minderjährige unbegleitete Geflüchtete. Und letztendlich sind die 36 Sprechstunden die Woche immer sehr gut besucht.

Eine weitere Überschneidung mit dem Angebot unserer Zentren in Berlin ist die Beratung und Testung auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI). Ein auffallender Unterschied ist aber, und das wusste ich bereits vorher, dass in Spanien, egal ob bei CJAS oder den ASSIRs und CAPs (s. Bericht vom 19.10.18) die Testung auf HIV und andere STI sehr niedrigschwellig gehalten wird. Heißt, die Menschen werden grundsätzlich immer dann getestet, sobald sie getestet werden möchten. Egal wie häufig und egal, ob ein konkretes Risiko bestand oder akute Symptome vorliegen. Etwas anders ist das Vorgehen in den Berliner Zentren für sexuelle Gesundheit. Hier wird vor der Testung auf STIs zunächst eine Risikoanalyse durchgeführt. In Spanien ist also, wie auch bspw. in Großbritannien und Australien, der Zugang zu Beratung und Testung niedrigschwelliger gehalten als hierzulande. Der Anspruch ist, grundsätzlich möglichst flächendeckend die gesamte Bevölkerung zu erreichen und zu testen, ganz unabhängig von einer externen Einschätzung vorab.

In den Berliner Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung sind ein großer Teil der Klienten*innen Menschen ohne Krankenversicherung. Aus welchen Gründen Menschen keine Krankenversicherung haben, ist ganz unterschiedlich. Vielleicht, weil sie erst seit kurzem in Deutschland leben und nicht über die nötigen Nachweise zu Vorversicherungszeiten aus dem Herkunftsland verfügen, weil sie sich ‚ohne Papiere‘ hier aufhalten, weil sie sich die Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr leisten können, weil sie gerade als Tourist hier usw. Es kann also die Schwangere aus Rumänien, der amerikanische Urlauber, die deutsche Selbständige usw. betreffen. Wie mir der Leiter von CJAS erklärte, sind Menschen ohne Krankenversicherungsschutz oder Menschen ‚ohne Papiere‘ momentan keine besondere Zielgruppe ihrer Arbeit. Leider konnte mir auch spontan kein Kontakt zu einer anderen Stelle vermitteln werden, die sich diesem Personenkreis annimmt. Vielmehr nimmt CJAS gerade das Thema der sexuellen Vielfalt und Identitäten in den Fokus ihrer Arbeit, um jungen Leute so früh wie möglich zu sensibilisieren. Einerseits, um möglichen Vorurteilen, oder deren Entstehung, entgegenzuwirken. Aber natürlich auch zur persönlichen Ermutigung sich in der eigenen Sexualität möglichst frei auszuprobieren.

Angela Scherer