Gräfin Lichtenau - Ein Leben für die Liebe & die Kunst

Sonderausstellung vom 28. August 2015 bis 13. März 2016

Anna Dorothea Therbusch (Lisiewska), Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, 1776

Anna Dorothea Therbusch (Lisiewska), Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, 1776

Ab dem 28. August 2015 präsentiert das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim die Sonderausstellung „Gräfin Lichtenau – Ein Leben für die Liebe & die Kunst“.

Damit erinnert das Museum an das schillernde, an dramatischen Momenten reiche Leben einer Frau im Umfeld des preußischen Hofes: Wilhelmine Enke, verheiratete Madame Ritz, schließlich Gräfin Lichtenau (1753 – 1820). Im Gedächtnis geblieben ist sie vor allem als Mätresse des Kronprinzen und späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., dem sie mehrere Kinder gebar. Selbst als die Liebesbeziehung um 1780 unter dem Einfluss des Rosenkreuzerordens endete, blieben sie einander als Vertraute und „beste Freunde“ eng verbunden. Darüber hinaus prägte Wilhelmine Enke die frühklassizistische Kunst und Baukultur Preußens entscheidend mit: Dem königlichen Freund stand sie bei seinen Bauprojekten beratend – und zunehmend aktiv in den Entwurfs- und Bauprozess eingreifend – zur Seite, zog Künstler und Wissenschaftler an den Berlin-Potsdamer Hof.

Charlottenburg selbst wurde zum bevorzugten Wohnort Wilhelmines, seit sie 1777 an der Spree, zwischen dem Schloss und dem Dorf Lietzow, ein Grundstück erhielt, und rund ein Jahrzehnt später ein Palais neu errichten und einen weitläufigen Park mit Nebengebäuden anlegen ließ. Eine Vorstellung davon vermitteln heute nur noch zwei zeitgenössische grafische Ansichten. So liegt es nur nahe, ihr im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf erstmals eine Sonderausstellung zu widmen. In großzügiger Weise wird das Museum dabei von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, der Alten Nationalgalerie und der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatsbibliothek zu Berlin, der Akademie der Künste sowie der Sammlung Werner des Johanniterordens mit hochkarätigen Leihgaben unterstützt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht zum einen das wechselvolle Leben Wilhelmine Enkes: Geboren in Dessau als Tochter eines Hornisten am Hof Friedrichs des Großen, ermöglichte ihr der Kronprinz eine umfassende Bildung, die für eine Bürgerliche außergewöhnlich war. Wie Pygmalion erschuf er sich eine Gefährtin, die sich schließlich von ihm emanzipierte und in künstlerischen, aber wohl auch in politischen Fragen auf den König Einfluss auszuüben vermochte. Eine tragische Zäsur markierte 1787 der Tod des erst achtjährigen gemeinsamen Sohnes Alexander von der Mark. Das Grabmonument, das seine Eltern bei Johann Gottfried Schadow in Auftrag gaben, war das erste Meisterwerk des internationalen Ruhm erlangenden Bildhauers. Für das Charlottenburger Palais schuf Schadow überdies sechs Reliefs mit Todes- und Tugendallegorien.

Einen zweiten Fokus richtet die Ausstellung auf die Bedeutung Wilhelmines für die Kunst in Preußen vor 1800. Ihr sicheres Stilempfinden zeigt sich vor allem in der Innenraumgestaltung der Königsschlösser – des Marmorpalais in Potsdam, der Gestaltung des Schlosses auf der Pfaueninsel und der Umgestaltung von Schloss Charlottenburg –, aber auch ihrer eigenen Palais. Einen Höhepunkt im Leben Wilhelmines, der Friedrich Wilhelm 1782 eine Ehe mit seinem Hofkämmerer Johann Friedrich Ritz befahl, stellte 1795/96 eine Reise nach Italien dar. Die Grand Tour führte sie zu all jenen antiken Monumenten, die sie nur aus Kupferstichen und Beschreibungen kannte, und im Auftrag Friedrich Wilhelms II. erwarb sie Ausstattungsstücke für die königlichen Schlösser. Gleichzeitig schuf sie sich ein persönliches Netzwerk aus Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlern und Intellektuellen. Neben Angelika Kauffmann, Philipp Hackert, Lord Bristol, Lord und Lady Hamilton zählte dazu auch der Altertumsgelehrte Aloys Hirt. Er folgte ihr nach Berlin, wurde an die hiesige Akademie berufen und zum Mitbegründer der Berliner Museen.

Noch in Italien wurde Madame Ritz zur Gräfin Lichtenau erhoben und erhielt so Zutritt bei Hof. Von der Reise kehrte sie zu dem schwer kranken Friedrich Wilhelm II. zurück, den sie bis zu seinem Tod im November 1797 pflegte. Stand sie in Italien wie auch am Preußenhof als Gräfin Lichtenau auf dem Zenit, so war der Fall, der sie unmittelbar danach ereilte, umso tiefer: Ohne ihren königlichen Protektor völlig schutzlos, sah sie sich einem Prozess, einer Verurteilung und Verunglimpfung ausgesetzt, deren Echo bis heute nachhallt.

Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Ausstellung „Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg statt.