Hirnhautentzündung durch Meningokokken

Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf

Information über die Meningokokkenmeningitis (Hirnhautentzündung durch Meningokokken)

Neisseria meningitidis

Neisseria meningitidis

Was ist eine Hirnhautentzündung?

Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen), die das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Eine Hirnhautentzündung kann durch Viren oder Bakterien verursacht werden. Die Virusmeningitis kommt häufiger vor. Die durch Zecken übertragene FSME ist ein bekanntes Beispiel dafür. Die eitrige, bakterielle Meningitis ist eine lebensgefährliche Erkrankung. Häufigster Erreger einer eitrigen Hirnhautentzündung sind Meningokokken. Weitere Auslöser können Pneumokokken und früher auch Haemophilus influenzae B („Hib“) sein, gegen den seit Jahren routinemäßig alle Kinder geimpft werden.

Was sind Meningokokken und wie werden sie übertragen?

Meningokokken sind kugelförmige Bakterien, die in verschiedene Serogruppen eingeteilt werden. Die Serogruppen B und C sind bei uns am häufigsten. Einziger Überträger ist der Mensch. Meningokokken leben im Nasen-Rachenraum. Etwa 5 – 10 % der Bevölkerung sind Träger von Meningokokken, ohne daran zu erkranken. Durch diese Träger ist ein ständiges Erreger-Reservoir vorhanden, das weitergegeben werden kann. Die Übertragung der Meningokokken erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen oder durch engen Kontakt, wie z. B. küssen. Meningokokken können außerhalb des Menschen nicht überleben.

Warum sind Kleinkinder und Jugendliche besonders gefährdet?

An Meningokokken kann man in jedem Lebensalter erkranken. Kinder von 6 Monaten bis 5 Jahren erkranken jedoch im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen am häufigsten. Bei ihnen ist das Immunsystem noch nicht so gut ausgebildet. Einen weiteren Erkrankungsgipfel gibt es bei Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren. Bei ihnen steigert enger sozialer Kontakt (z. B. Discobesuch) die Ansteckungsgefahr. Das Risiko, an der Erkrankung zu sterben oder schwere Komplikationen davonzutragen, ist in dieser Altersgruppe am größten.

Meningokokken-Erkrankungen treten gehäuft im Winter und Frühjahr, vor allem von Januar bis März, auf. Dies ist auch die Zeit, in der gehäuft Infektionen der oberen Atemwege auftreten und die Erreger durch Niesen und Husten übertragen werden.

Hirnhautentzündung durch Meningokokken: Wie erkenne ich die Erkrankung?

Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 5 Tagen beginnt die Meningokokken-Erkrankung mit uncharakteristischen Allgemeinbeschwerden. Die ersten Symptome ähneln denen eines grippalen Infektes: hohes Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Bei Babys sind Erbrechen, schrilles Schreien und Appetitlosigkeit erste Anzeichen. Die Kopfschmerzen und das Fieber nehmen zu. Der Kopf kann nicht mehr frei vor und zurück bewegt werden (Nackensteifigkeit). Benommenheit, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma treten auf. Lichtempfindlichkeit und Hautflecken, die unter Druck nicht verschwinden, bzw. rote, pünktchenförmige Hautblutungen sind weitere Symptome einer Meningokokken-Erkrankung.

Warum ist die Meningokokken-Erkrankung so gefährlich?

Bei Meningokokken-Erkrankungen werden zwei Verlaufsformen beobachtet, die einzeln oder gemeinsam auftreten können:

Eine Meningitis tritt bei einer Entzündung der Hirnhäute auf. Eine Blutvergiftung (Sepsis) tritt auf, wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen. Die Meningokokken breiten sich rasant im ganzen Körper aus und es kommt zu einer Allgemeininfektion. Bei dieser lebensbedrohenden Verlaufsform können Herz-Kreislaufversagen und ausgedehnte Blutungen in die Haut und die inneren Organe binnen Stunden zum Tod führen. Etwa 10 % der an Meningokokken Erkrankten versterben. Weitere 20 % der Erkrankten tragen bleibende Schäden wie Schwerhörigkeit, Hirnschäden, epileptische Anfälle oder Verlust von Gliedmaßen davon.

Warum ist die Meningokokken-Erkrankung für den Arzt so schwer zu erkennen?

Die Diagnose ist so schwierig, weil sich die Symptome nicht wesentlich von denen einer Grippe unterscheiden. Bei einem schnellen Krankheitsverlauf ist eine Meningokokken-Erkrankung oft erst zu erkennen, wenn dem Erkrankten nicht mehr zu helfen ist. Bei einem langsamen Verlauf der Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden. Die Therapie muss jedoch so schnell wie möglich beginnen, um bleibende Schäden zu verhindern. Beim Auftreten verdächtiger Symptome sollten sie daher sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.

Wie viele Meningokokken-Erkrankungen kommen in Deutschland vor?

Meningokokken-Erkrankungen stellen in Deutschland ein bedeutsames Gesundheitsproblem dar. Durchschnittlich werden pro Jahr 760 Erkrankungen gemeldet. Für die meisten Fälle sind zwei Typen der Meningokokken (B und C) verantwortlich. Die Meningokokken C bedingen ca. 20 % der Erkrankungen. Jede 5. Erkrankung wird also durch Meningokokken C verursacht. Allerdings gibt es deutliche regionale Unterschiede in der Verteilung der Serogruppen. In Bayern werden 30 % und in Baden-Württemberg rund 39 % aller Meningokokken-Erkrankungen durch die Gruppe C verursacht. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Serogruppe C ebenfalls deutlich erhöht. Meningokokken B sind zwar häufiger, jedoch sind Meningokokken C gefährlicher, da sie mehr tödliche Infektionen bewirken.

Können auch kleine Kinder gegen Hirnhautentzündung geimpft werden?

Die konjugierte monovalente Meningokokken-Impfung wird in Deutschland von der ‚Ständigen Impfkommision‘ (STIKO) seit Juli 2006 für alle Kinder ab dem Beginn des 2. Lebensjahr empfohlen.
Eine Empfehlung zur Anwendung des neuen Meningokokken-B-Impfstoffes seitens der STIKO steht aufgrund der noch unvollständigen Datenlage derzeit aus.

Warum sollten, außer Säuglingen und Kleinkindern, insbesondere Jugendlichen gegen Meningokokken C geimpft werden?

20 % aller Meningokokken-Erkrankungen treten bei Jugendlichen von 14 bis 19 Jahren auf. Teenager sind besonders von Infektionen mit den gefährlicheren Meningokokken C betroffen Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht in Gemeinschaftseinrichtungen, da die Übertragung durch engen Kontakt erleichtert wird, z. B. in Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen, Jugendherbergen, Internaten, Studentenwohnheimen oder Kasernen.

Wie wird die Meningokokken-C-Impfung durchgeführt?

Kinder ab einem Jahr, Jugendliche und Erwachsene sind mit nur einer Impfung lang anhaltend (möglicherweise lebenslang) gegen Meningokokken C geschützt.Die Impfung ist jederzeit möglich und sinnvoll. Sie sollte spätestens im Herbst durchgeführt werden, so dass vor der Hauptzeit der Meningokokken-Infektionen im Winter und Frühjahr ein sicherer Schutz besteht. Kinder im Alter von 2 – 12 Monaten erhalten 3 Impfungen im Abstand von 4 Wochen.

Wie gut verträglich ist die Meningokokken-C-Impfung?

Die Impfung gegen Meningokokken C ist ähnlich gut verträglich wie die Hib-Impfung, die im Rahmen der Routineschutzimpfungen allen Kindern verabreicht wird. Wie bei jeder Impfung können lokale Rötungen um die Injektionsstelle, Schwellungen oder Fieber auftreten. Impfreaktionen klingen nach wenigen Tagen ab. Genauere Hinweise lesen Sie bitte in der Gebrauchsinformation des Impfstoffes nach.
In England wurden bei einer staatlich veranlassten Impfkampagne alle Kinder ab den zweiten Lebensmonat bis zum 19. Lebensjahr gegen Meningokokken C geimpft. Mit dem neuen Konjugat-Impfstoff wurden dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Er wurde mehr als drei Millionen Mal verimpft.

Warum sollte Sie bei Reisen, auch in Europa, an den Schutz gegen Meningokokken denken?

In einigen europäischen Ländern wird die Mehrzahl der Erkrankungen durch Meningokokken C verursacht. Dazu gehören: England, Wales, Schottland, Nordirland, Island, Spanien, Schweiz, Tschechien und die Slowakei. England, Irland und Nordspanien haben sogar im Rahmen eines Impfprogramms alle Kinder und Jugendliche gegen Meningokokken C geimpft!

Außerhalb von Europa sind vor allem die USA mit einem Anteil von 40 % Meningokokken-C-Infektionen betroffen. Gerade bei Reisen in diese Länder ist es daher überlegenswert, sich gegen Meningokokken C impfen zu lassen.

Wo erhalte ich weitere Informationen?

Ihr Arzt und Ihr Apotheker beraten Sie gerne zu Fragen über die Meningokokken-C-Impfung.
Aktuelle Informationen zum Thema Meningokokken-Meningitis und ihre Prophylaxe können Sie im Internet abrufen unter: Meningokokken-online.