185. Kiezspaziergang am 13.05.17 mit Bezirksbürgermeister Naumann

185. Kiezspaziergang

Treffpunkt: U-Bahnhof Halemweg / Ausgang
Länge : ca. 2 km

Heute ist in ganz Deutschland der Tag der Städtebauförderung. Zu diesem Anlass zeige ich Ihnen heute ein paar Besonderheiten aus Zukunft und Vergangenheit in Charlottenburg-Nord. Aber zuerst einmal herzlich willkommen zu unserem 185. Kiezspaziergang! Ich begrüße ganz herzlich Herrn Ottenberg, in unserem Bezirk zuständig für die sozialraumorientierte Planungskoordination, und Frau Fehlert vom Planungsbüro Jahn, Mack & Partner, die uns die Planungen auf dem Bezirksgelände zwischen Halemweg und Heckerdamm erläutern werden. Wir besuchen auch die Sühne-Christi-Kirche, wo uns Herr Superintendent i.R. Grün-Rath empfängt. Über die Toeplerstraße kommen wir in die berühmte Ringsiedlung oder Siemensstadt, die bei der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet ist. Ein Stück des Weges führt durch die frühlingsgrüne Jungfernheide, ehe wir beim Familienzentrum am Heckerdamm 242 den Kiezspaziergang beenden werden. Im Familienzentrum wird uns Frau Lüttger begrüßen.

Doch ehe wir beginnen, möchte ich Ihnen Zeit- und Treffpunkt unseres nächsten Kiezspazierganges mitteilen. Am 13. April wurde in Berlin die Internationale Gartenschau in Marzahn eröffnet. Ein Teil davon ist auch in unserem Bezirk zu sehen. Im Grunewald findet die Ausstellung Wald.Berlin.Klima statt. Diese wollen wir am Samstag, den 10. Juni, zusammen besuchen. Entlang eines 4 km langen Rundwegs wird an 11 Stationen die Bedeutung des Berliner Waldes für das städtische Klima erlebbar gemacht. Herr Kilz und Herr Ackermann von den Berliner Forsten werden uns führen. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Grunewaldturm, der mit dem Bus 218 vom Theodor-Heuss-Platz und vom Bahnhof Wannsee aus zu erreichen ist. Der Bus fährt alle halbe Stunde. Der Spaziergang geht bergauf und bergab auf Waldwegen, denken Sie also an gutes Schuhwerk, mit ungefähr drei Stunden ist er auch länger als gewohnt.

Station 1: U-Bahnhof Halemweg / Ausgang

Station 1.1: U-Bahnhof Halemweg

Der U-Bahnhof Halemweg wurde am 1. Oktober 1980 im Zuge der Verlängerung der U7 zum Rohrdamm eröffnet. Der Bahnhof wurde von Rainer G. Rümmler gestaltet: Die Wände sind mit orangefarbigen Paneelen verkleidet und die Bahnhofsschilder in der Kontrastfarbe Grün angefertigt.

Station 1.2: Halemweg / Herkunft des Namens

Wie viele Straßen in Charlottenburg-Nord ist der Halemweg nach einem Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime benannt, und zwar nach Nikolaus Christoph von Halem benannt. Von Halem war Jurist und Geschäftsmann und wurde 1905 geboren. Politisch stand der junge Halem der nationalistischen Rechten nahe: 1923 beteiligte er sich im Rahmen des Hitlerputsches am Marsch auf die Münchener Feldherrnhalle. Enge Kontakte pflegte von Halem außerdem zur „Schwarzen Reichswehr“. In späteren Jahren ging Halem auf dezidierte Distanz zu den Nationalsozialisten. Seit etwa 1930 spielte er eine führende Rolle in einem katholisch-konservativen Kreis, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die nationalsozialistische Bewegung von der Macht fernzuhalten. Wenige Monate nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und der Machtergreifung der Nationalsozialisten brach Halem sein Rechtsreferendariat ab, um „nicht den Eid auf Hitler leisten zu müssen.“ Halem gelangte bereits um 1935 zu der Auffassung, dass eine Tötung Hitlers eine politische Notwendigkeit sei, um eine katastrophale politische Entwicklung abzuwenden. Nachdem jemand unter Folter seinen Namen verraten hatte, wurde von Halem 1942 verhaftet und in mehreren Gefängnissen und Konzentrationslagern gefangen gehalten. Erst im Juni 1944, also kurz vor dem Umsturzversuch vom 20. Juli, wurde gegen von Halem beim Volksgerichtshof Anklage erhoben. Halem wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 9. Oktober im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.
Im U-Bahnhof befindet sich seit 2010 eine Gedenktafel für Nikolaus Christoph von Halem.

Wir gehen nun zur Ecke Toeplerstraße, rechts sehen Sie unser Stadtteilzentrum, zu dem wir gleich noch mehr hören werden.

Station 2: Halemweg / Ecke Toeplerstraße

Station 2.1: Toeplerstraße / Herkunft des Namens

Die Toeplerstraße ist nach dem Physiker August Joseph Ignaz Toepler benannt. Toepler wurde 1836 in Brühl geboren und starb 1912 in Dresden.
Toeplers Arbeitsgebiet war sowohl die theoretische als auch die experimentelle Physik. 1862 entwickelte er eine Vakuumpumpe und 1864 das Schlierenverfahren zur Abbildung des Dichtefeldes in einem durchsichtigen Medium. 1883 konstruierte Toepler eine magnetische Waage. Auch die Konstruktionen modernerer Influenzelektrisiermaschinen gehen auf ihn zurück.

Station 2.2: Halemweg / Ecke Toeplerstraße

Wenn sich unser Blick auf die gegenüber liegende Straßenfront richtet, erkennen wir eine Randbebauung sowie einen weiteren großen Gebäudekomplex. Den Planungshintergrund dieses den Stadtteil prägenden Bildungsstandortes werden uns nun Herr Ottenberg sowie Frau Fehlert knapp umreißen.

Auch ich möchte Sie sehr herzlich auf dem Kiezspaziergang von Herrn Bezirksbürgermeister Naumann begrüßen. Er findet im Zusammenhang mit dem Deutschen Städtebautag statt und an einem Ort, der in der Zukunft u. a. aus Mitteln der Städtebauförderung eine deutliche Umgestaltung erfahren wird. Dazu wird der Senat im Sommer des Jahres große Teile von Charlottenburg-Nord zum Stadtumbaugebiet erklären und in Abstimmung mit dem Bezirk ein erhebliches finanzielles Volumen in die Aufwertung des Wohnumfeldes sowie die Entwicklung sozialer Infrastrukturstandorte fließen lassen.

Direkt gegenüber befindet sich eine mehreren Zwecken dienende bezirkliche Einrichtung: Jugendclub, Bürgeramt, Stadtteilbibliothek, Dienste des Gesundheitsamts und nicht zuletzt ein Stadtteilzentrum; es ist nach Dorothee und Harald Poelchau benannt. Im Stadtteilzentrum und aus ihm heraus wirkt die Stadtteilkoordination in Trägerschaft des Stadtteilvereins Tiergarten. Es wird in der näheren Zukunft ein zentraler Ort, die Einwohnerschaft der Jungfernheide- und Paul-Hertz-Siedlung bei der konkreten Projektplanung einzelner Maßnahmen des Stadtumbaus einzubeziehen. Hier fanden bereits Informationsveranstaltungen im Rahmen der Erarbeitung der für den Stadtumbau erforderlichen städtebaulichen Voruntersuchung, dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept, statt.

Einen Überblick zum aktuellen Stand der Planung des Gesamtareals gibt Ihnen nun Frau Fehlert.

Im vergangenen dreiviertel Jahr wurde durch Jahn, Mack & Partner als vom Bezirk beauftragtes Architektur- und Stadtplanungsbüro das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für den Stadtteil Charlottenburg-Nord gemeinsam mit der Verwaltung, Akteuren vor Ort und mit Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet. Dieses definiert das Nahversorgungszentrum am Halemweg mit seinen angelagerten Einrichtungen der sozialen Infrastruktur als wichtigen zentralen Kern des Gemeinwesens, der Bildung, des Einzelhandels und der Versorgung des Stadtteils mit Dienstleistungen, freizeitbezogenen und kulturellen Angeboten. In der Ausdehnung erstreckt sich dieses Zentrum für uns im Wesentlichen zwischen Heckerdamm und Grünverbindung Halemweg (Nord-Süd Richtung) und dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde westlich des Halemweg bis zur Grünverbindung hinter der Anna-Freud-Schule. Dazu gezählt werden aber auch noch ergänzende Angebote in der Jungfernheide wie die Gustav-Böß-Freilichtbühne, das Erlebniszentrum Mensch Natur oder auch das Areal „Licht, Luft und Sonne“ etc., die wichtige Freizeitangebote bereit stellen oder bereitstellen könnten, die das Zentrum ergänzen und den Stadtteil attraktiv machen.

Durch die Analyse der Situation vor Ort und in den Einrichtungen haben sich Defizite bestätigt und z.T. auch neu aufgetan, die Ihnen in Teilen sicher bekannt sind. Es geht zum einen um die Verbesserung des Erscheinungsbildes im öffentlichen Raum und die Entwicklung von Ideen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, vor allem westlich des Halemwegs, so dass man hier gerne einkauft, sich trifft oder Veranstaltungen besucht und z.B. Angebote der Kirchengemeinde oder des Stadtteilzentrums wahrnimmt. Zum anderen geht es um die Weiterentwicklung der Infrastruktur vor dem Hintergrund, dass Charlottenburg-Nord wächst und insbesondere für Familien mit Kindern und ältere Menschen attraktiv ist und bleibt. Vor diesem Hintergrund sollen in den kommenden 10 Jahren u.a. folgende Projekte angeschoben werden:

  1. Gestartet werden soll noch in diesem Jahr 2017 mit den Vorbereitungen zum Neubau des neuen Oberstufenzentrums der Anna-Freud-Schule im nördlichen Halemweg. Der Architektenwettbewerb wurde 2016 durchgeführt und derzeit laufen die Verhandlungen mit den Preisträgern, welcher Entwurf umgesetzt werden kann und soll. Vorgesehen ist, noch in diesem Jahr mit den Abriss- und Bauvorbereitungsmaßnahmen an der Poelchau-Schule und den vorgelagerten Gebäuden zu beginnen. Dazu muss u.a. das Familienzentrum im Sommer umziehen und soll seinen neuen Standort in der ehemaligen Revierunterkunft des Grünflächenamtes am Heckerdamm 242 finden, wo unser Rundgang heute auch enden wird.
  2. Weiterhin soll vor dem Hintergrund des vorhandenen und prognostizierten Anstiegs der Kinderzahlen die Erwin-von-Witzleben-Grundschule um 144 Plätze ausgebaut werden. Die Planungen sehen derzeit einen Ergänzungsbau auf dem Grundstück des sich östlich der Schule angrenzenden Parkplatzes vor. In Diskussion ist noch, ob auch eine eigene Sporthalle mitgebaut wird oder ggf. eine gemeinschaftliche Sporthalle für die Anna-Freud-Schule und die Erwin-von-Witzleben-Grundschule. Dies hängt in Teilen von den Verhandlungsergebnissen zum Oberstufenzentrum ab. Die erforderlichen Mittel wurden bereits in der Investitionsplanung des Bezirks angemeldet, so dass nach Klärung letzter Fragen und Bestätigung der Investitionsplanung zeitnah mit den Planungen begonnen werden kann.
  3. Für den sich südlich an die Blockdurchwegung in Verlängerung der Toeplerstraße anschließenden Block ist geplant ein Gesamtkonzept in Verbindung mit dem westlich des Halemwegs gelegenen Einkaufszentrum zu erstellen, welches aufzeigt, welche Möglichkeiten zur Umstrukturierung des Areals hier nach Umzug und Abriss der Anna-Freud-Schule bestehen. Derzeit besteht z.B. der Bedarf des Stadtteilzentrums, sich zu erweitern, und auch der Bedarf, hier ggf. eine weitere Kindertagesstätte zu bauen. Des Weiteren bestehen Überlegungen auf den frei werdenden Flächen Wohnungsbau zu ermöglichen. Gleichzeitig ist zu klären, ob der vorhandene Sportplatz dafür verlagert werden soll und muss. Für das Gelände der evangelischen Kirchengemeinde bestehen eigene Überlegungen zum Abriss des vorhandenen Diakoniezentrums und zum Neubau von seniorengerechtem Wohnen mit integriertem Diakoniezentrum und einem Neubau für die Kindertagesstätte. Die Frage ist, wie hier dann die Verbindungen vom rückwärtigen Bereich zum Halemweg verbessert und das derzeit als Parkplatz bzw. Garagenzufahrt genutzte Gelände vielleicht als Übergangsraum attraktiver gestaltet werden kann. Auch wurde diskutiert, ob statt des jetzt am Halemweg befindlichen Parkplatzes nicht vielleicht zumindest auf einem Teil ein attraktiver kleiner Platz mit Aufenthaltsqualität geschaffen werden könnte, um auch Raum für Stadtteilaktivitäten im Zentrum zu haben. Und nicht zuletzt sollte überlegt werden, wie die Einkaufspassage und der Bereich um den U-Bahneingang attraktiver gestaltet werden können, auch im Übergang in die Grünverbindung, da hier ein wichtiger aber als unattraktiv und unsicher empfundener Zugang von den Wohngebieten aus dringend einer Gestaltung als Eingang, nicht als Anlieferzufahrt bedarf. Da hier sehr viele offene Fragen zu klären sind, ist geplant, dieses Konzept so bald wie möglich mit allen betroffenen Eigentümern und Akteuren auf den Weg zu bringen. Auch die Einbindung der Öffentlichkeit durch entsprechende Beteiligungsmöglichkeiten ist hier angedacht.

Vielen Dank, Herr Ottenberg! Vielen Dank, Frau Fehlert!

Wir gehen nun um die Kirche herum in die Sühne-Christi-Kirche. Beachten Sie beim Weitergehen das 2 Meter hohe Triumphkreuz von Adrian von der Ende.

Station 3: Toeplerstraße 1 / Sühne-Christi-Kirche

Lassen Sie mich als erstes Herrn Superintendent i.R. Grün-Rath begrüßen …
Die evangelische Sühne-Christi-Kirche wurde zwischen 1962 und 1964 nach einem Entwurf von Hansrudolf Plarre gebaut. Er war als Gewinner aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen. Der Name der Kirche bezieht sich auf die Gedenkstätte Plötzensee, die auf der anderen Seite des Kurt-Schumacher-Damms liegt. Das Kirchenschiff hat einen sechseckigen Grundriss und dreieckige Anbauten für Eingang und Sakristei. Der Glockenturm ist freistehend. Die Außenwände des Mauerwerksbaus sind weiß geschlämmt. Unterhalb der Dachtraufe liegt ein umlaufendes Fensterband.
Die Gedenkmauer, die auf dem Vorplatz zwischen Kirche und Gemeindehaus beginnt und sich im Vorraum zur Kirche fortsetzt, wurde von Florian Breuer gestaltet. Auf den Betonblöcken steht mit Metallstiften, die an Nägel erinnern: Golgatha im Vorraum und im Außenbereich Plötzensee, Auschwitz, Hiroshima, Mauern. Davor liegt eine Platte mit der Inschrift: Horch, das Blut deines Bruders schreit zu dir.
Das Gemeindehaus wurde zwischen 1958 und1959 von Werner Harting entworfen. Jetzt möchte ich aber das Mikrofon an Herrn Grün-Rath übergeben.
Vielen Dank, Herr Grün-Rath!
Wir gehen nun weiter bis zur Ecke Heinickeweg. Auf dem Weg dahin ist linker Hand der südliche Siedlungsteil Charlottenburg-Nord, der in der Nachkriegszeit von Hans Scharoun entworfen wurde. Die Bauten von Hans Scharoun erkennt man gut an den häufig runden, bullaugenartigen Fenstern. Der Scharounsche Siedlungsteil geht bis zum Hochhaus am Goebelplatz.

Station 4: Toeplerstraße / Ecke Heinickeweg

Station 4.1: Heinickeweg / Herkunft des Namens

Samuel Heinicke wurde 1727 in Kursachsen geboren und starb 1790 in Leipzig. Er war Schulleiter und entwickelte eine Gehörlosenpädagogik. Nicht das damals übliche Buchstabieren und Auswendiglernen schwieriger Texte wie des Katechismus sollte demnach Ziel des Unterrichts sein, sondern das Erkennen von Silben und Wörtern und das Begreifen zuerst einfacher Texte. Heinicke versuchte, den Kindern die mit den Worten verbundenen Begriffe durch unmittelbare Anschauung, Bilder und Gebärden zugänglich zu machen.

1778 zog er nach Leipzig und gründete dort das Chursächsische Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen, das staatlich unterstützt und beaufsichtigt wurde. Diese erste Taubstummenschule Deutschlands besteht als Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte, Förderzentrum Samuel Heinicke bis heute.

Toeplerstraße / Ecke Heinickeweg

Toeplerstraße / Ecke Heinickeweg

Station 4.2: Charlottenburg-Nord / Vivantes Hauptstadtpflege

Hier beginnt der Teil von Charlottenburg-Nord, der von Wolfgang Binder entworfen wurde. Das Gebiet war in den dreißiger Jahren Teil der Pläne Albert Speers für die Hauptstadt Germania. Im Zentrum Berlins sollten für Speers Pläne zahlreiche Mietshäuser abgerissen werden. Für diese brauchte man Ersatzwohnungen.

Das riesige Gebäude hier war als Altenwohnheim geplant und ist eines der wenigen großen Gebäude, die damals realisiert wurden. Heute ist in dem Gebäude die Vivantes Hauptstadtpflege untergebracht.

Der Speersche Teil von Charlottenburg-Nord bildet eine Art Riegel zu dem Scharounschen Siedlungsteil aus den fünfziger Jahren und der Ring-Siedlung aus den zwanziger Jahren, in die wir noch kommen. Unterscheiden kann man sie leicht an den Dachformen. Die Ring-Siedlung und die Nachkriegsbauten haben Flachdächer, die Speerschen Bauten Walmdächer. Letztere haben auch meist Embleme an den Häusern, am Goebelplatz z.B. Bären.

Hier ein Zitat aus dem Buch: Mythos Germania : Vision und Verbrechen

Am östlichen Rand der Siemensstadt entstanden 1936 zunächst drei Wohnhäuser am Goebelplatz. Unter Aufsicht Speers entwarf Wolfgang Binder 1937 einen Gesamtplan für Charlottenburg-Nord, der eine konfrontative Haltung gegenüber der bestehenden Bebauung einnahm und sie flächenmäßig bei weitem übertraf. Scharoun hatte die Siemensstadt zwar stets als Ausgangspunkt für städtebauliche Erweiterungen betrachtet, die mit der Ursprungssiedlung stilistisch korrespondieren sollten. Dies war nach 1933 politisch aber nicht mehr erwünscht: Während der funktionale Stil des Bauhauses im Industriebau Verwendung fand, wurde die moderne Wohnarchitektur abgelehnt. Scharoun erinnerte 1955 in einem Brief an den Architekten Otto Bartning: „Zur Vollendung kam es nicht mehr, da im 3. Reich andere Ideologien bestimmten. Was Siemensstadt anbetrifft, war die Tendenz zunächst, die bestehende Siedlung abzuriegeln, ‚Charlottenburg-Nord‘ aufzubauen und dann ‚Siemensstadt‘ abzureißen und in Anlehnung an ‚Charlottenburg-Nord‘ umzugestalten.“ [Gemeint ist das Speersche Charlottenburg-Nord, M.L.] Da sich ein sofortiger Abriss der jungen Siedlung wegen des Wohnungsmangels verbot, sah Binders Plan die funktionale und visuelle Abschottung der Siemensstadt vor. Zunächst sollten schnellwachsende Pappeln, später Monumentalbauten die Zeilenhäuser und Flachdächer verbergen. […]

Wegen des Zweiten Weltkriegs wurden nicht alle Pläne realisiert.

Wir gehen nun weiter über den Goebelplatz zur Goebelstraße 2, wo wir uns vor dem Ladenpavillon wieder treffen.

Station 5: Goebelstraße 2

Station 5.1: Goebelstraße bzw. -platz / Herkunft des Namens

Bevor ich etwas zum Namensgeber des Platzes und zum Platz selbst sage, möchte ich ganz herzlich Herrn Fessel begrüßen. Herr Fessel ist Fotograf und hat hier im Ladenpavillon seinen Schauraum. Er wird uns gleich noch einiges zur Ring-Siedlung sagen.

Der Platz wurde am 15.12.1930 nach dem Erfinder Henry Goebel, eigentlich Johann Heinrich Christoph Conrad Göbel, benannt. Er wurde 1818 in Springe geboren und starb 1893 in New York. Göbel war Feinmechaniker und hatte Patente erworben: 1865 für eine Verbesserung von Nähmaschinen, 1882 für eine Verbesserung der Geißler-Pumpe sowie für eine Technik zur Verbindung von Kohlefäden mit Metalldrähten in Glühlampen.

Bekannt wurde er durch seine Behauptung, er habe bereits in den 1850er-Jahren die ersten Glühlampen mit Kohleglühfaden hergestellt und genutzt, ohne jedoch ein diesbezügliches Patent anzumelden. Das Patent für diesen Lampentyp hatte 1880 Thomas Alva Edison erworben. Für Goebels Behauptung konnte aber bis heute kein Nachweis gefunden werden.

Station 5.2: Goebelplatz

Der Goebelplatz wurde mit der Ring-Siedlung in den 20er-Jahren angelegt. Von November 2010 bis Mai 2011 konnte der Platz im Rahmen des Investitionsprogramms Nationale UNESCO Welterbestätten nach historischem Vorbild neu gestaltet und aufgewertet werden. Die früher vorhandenen vielfältigen Strauchpflanzungen und farbigen Staudenflächen wurden wieder hergestellt. Entlang der Gehwege wurden kranke Straßenbäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt, so dass die Rahmung aus Mehlbeerbäumen nun wieder ein geschlossenes Bild ergibt.

Goebelplatz

Goebelplatz

Station 5.3: Architektenvereinigung DER RING

1926 gründeten die Architekten Peter Behrens, Walter Gropius, Hans und Wassili Luckhardt, Erich Mendelssohn, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Poelzig, Hans Scharoun und Otto Bartning die Berliner Architektenvereinigung Der Ring, wonach die Ringsiedlung hier benannt ist. Zu Otto Bartning gibt es übrigens noch bis zum 18. Juni eine Ausstellung in der Akademie der Künste im Hanseatenweg 10, zu deren Gründungsmitgliedern er 1955 zählte. Er engagierte sich auch sehr im Deutschen Werkbund, der ja in der Quedlinburger Straße in Charlottenburg ein neues Wohnquartier errichten wird. Bartning war auch maßgeblich an der Vorbereitung der Interbau, der Internationalen Bauausstellung 1957 im Hansaviertel beteiligt. In Charlottenburg baute er 1932 bis 1934 die Gustav-Adolf-Kirche in der Fabriciusstraße 31, die er nach dem Krieg selbst wieder aufbaute. In der Ring-Siedlung hat er den sogenannten Langen Jammer gebaut, das ist die Verlängerung des gegenüberliegenden Gebäudes.

Architektenvereinigung DER RING

Architekt: Hans Scharoun

Station 5.4: Hinweistafel zur Ringsiedlung

Ehe ich nun Herrn Fessel das Mikrofon überreiche, lese ich noch den Text, der auf der Hinweistafel an der Ecke steht, vor:
Von der nationalsozialistischen Propaganda wurde die moderne Architektur, wie die Siedlung Siemensstadt mit ihrem Zeilenbau und den flachen Dächern, abgelehnt, ihre Architekten verunglimpft, mit Bauverbot belegt oder wie Walter Gropius und Fred Forbát in die Emigration getrieben. Allerdings war der Umgang mit Siemensstadt zunächst widersprüchlich: Erst wenige Jahre alt, verbot sich ein sofortiger Abriss der Siedlung. Auch bauliche Veränderungen wurden nicht vorgenommen, man versuchte lediglich mit schnell wachsenden Pyramidenpappeln die Bauten im Stadtbild unsichtbar zu machen.

Fred Forbát hatte östlich der Siedlung am Goebelplatz eine umfangreiche Erweiterung mit einem Einkaufszentrum geplant, die nun nicht mehr ausgeführt werden konnte. Paul Rudolf Henning konnte dagegen in den Jahren 1933/34 seine Zeilenbebauung um zwei spiegelbildlich angeordnete Blöcke ergänzen, die zwar noch mit dem von den Nationalsozialisten abgelehnten Flachdach, aber ohne Balkons ausgeführt wurden. Zur selben Zeit entstand an der Westseite des Geißlerpfades gegenüber Forbáts Bebauung eine weitere, nord-süd-ausgerichtete Flachdachzeile, die sich in Details an seinen Bauten orientierte. 1936 folgte östlich davon eine von dem Hausarchitekten der Siemenswerke, Hans Hertlein entworfene Wohnanlage, die sich mit ihren steilen Dächern und breiten Hauskörpern von der Zeilenbebauung der Großsiedlung absetzt.

Hinweistafel zur Ringsiedlung

Hinweistafel zur Ringsiedlung

Erst die Planungen von Hitlers Leibarchitekten Albert Speer für die Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt “Germania” ließen die Siedlung als Störfaktor erscheinen. Im gigantischen neuen Siedlungsgebiet Charlottenburg-Nord sollte die moderne Großsiedlung hinter Monumentalbauten versteckt werden. Ausgeführt wurde zunächst nur die so genannte Heimstatt Jungfernheide, ein Altersheim. Bei Kriegsende standen am Goebelplatz einige Bauruinen verloren neben Flakstellungen.

Nach schwersten Kriegszerstörungen gelingt es dem in der Siedlung wohnenden Scharoun deshalb zunächst nicht, einen vereinfachenden Wiederaufbau seiner Bauten durch die Bauverwaltung zu verhindern. Die ablehnende Haltung gegenüber der Moderne prägte zunächst auch die Nachkriegszeit, saßen 1945 in der Bauverwaltung doch noch viele ehemalige Speer-Mitarbeiter. Auf Grund seiner Proteste wurde Scharoun dann immerhin mit dem Wiederaufbau der restlichen Siedlungsteile betraut, u. a. erweiterte er den “Langen Jammer” Bartnings nach Osten um ein Laubenganghaus.

Hinweistafel zur Ringsiedlung

Hinweistafel zur Ringsiedlung; Links: Der Lange Jammer, Otto Bartning; Rechts: Häuser, Hugo Häring

Seine Beauftragung mit dem südlich der Goebel- und Toeplerstraße an die existierende Bebauung anschließenden Siedlungskomplex Charlottenburg-Nord führte dann wiederum zu schweren Auseinandersetzungen mit der Bauverwaltung, an deren Ende ein Kompromiss stand: Scharoun konnte den Abriss der Bauruine an der Ecke Heilmannring/Goebelstraße durchsetzen, musste aber der Nutzung der bereits verlegten Strom-, Wasser- und Gasversorgungssysteme zustimmen. Dadurch war der Verlauf der Straßenführung weitgehend vorbestimmt und ließ wenig Raum für Scharouns visionäre Architekturplanungen.

Nun aber geht das Wort an Herrn Fessel.
Vielen Dank, Herr Fessel!

Wir gehen nun ein Stück zurück und biegen links in den Geißlerpfad. Wir treffen uns wieder vor der Hausnummer 11.

Station 6: Geißlerpfad 11

Station 6.1: Geißlerpfad / Herkunft des Namens

Heinrich Geißler wurde 1814 in Thüringen geboren und starb 1879 in Bonn. Er war Glasbläser und Instrumentenmacher. Er wuchs in einer einfachen Glasbläserfamilie auf, in der auch die Kinder schon mitarbeiten mussten. In seiner Jugend arbeitete er mehr als ein Jahrzehnt als wandernder Handwerker und erweiterte dadurch seine beruflichen Kenntnisse. Im 19. Jahrhundert wurden Glasbläser auch an Universitäten gebraucht, da die Wissenschaftler Geräte benötigten, die exakt an ihre Bedürfnisse angepasst waren. Geißler zog also in die Universitätsstadt Bonn und gründete ein Unternehmen. Dort erfand er die Geißlersche Röhre, das ist eine Kaltkathoden-Gasentladungsröhre zur Untersuchung und Demonstration von Gasentladungen. Obwohl er von Haus aus Handwerker war, wurde Geißler die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn verliehen. Er erhielt auch zahlreiche weitere Auszeichnungen für seine Entwicklungen im Instrumentenbau.

Station 6.2: Häuserzeilen von Fred Forbát und Paul Rudolf Henning

Die Gebäude links mit den ungeraden Hausnummern 1 bis 29 wurden von 1929 bis 1930 von Fred Forbát gebaut, die rechten mit den geraden Hausnummern 2 bis 28 von 1933 bis 1934 von Paul Rudolf Henning.

Paul Rudolf Henning wurde 1886 in Berlin geboren und starb dort 1986. Er war nicht nur Architekt, sondern auch ein Bildhauer, der für seine expressionistischen Skulpturen und Bauplastiken bekannt ist. Uns hier interessiert aber mehr die architektonische Seite von Henning. Henning baute im Stil der neuen Sachlichkeit und hat eine Vielzahl an modernen Wohnanlagen in Berlin geschaffen. Seine Ideen galten als äußerst fortschrittlich. Die Bauten waren in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet und sorgten so für eine optimale Besonnung. Alle Wohnungen hatten ein eigenes Badezimmer.
Fred Forbát wurde 1897 in Pécs in Ungarn geboren. Forbát war nicht nur Architekt, sondern auch Stadtplaner, Hochschullehrer und Maler. Er gilt als bedeutender Vertreter des Neuen Bauens und arbeitete in Deutschland, Ungarn, Griechenland, Schweden und in der Sowjetunion. Von 1920 bis 1922 arbeitete er zeitweise in Walter Gropius’ Atelier mit. Er hatte zudem einen Lehrauftrag am Bauhaus in Weimar. 1928 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit. Von 1928 bis 1932 arbeitete Forbát als selbständiger Architekt. Von 1929 bis 1930 war er Mitglied der Sachverständigenkommission der kommunalen Wohnungsfürsorge der Stadt Berlin. Von 1930 bis 1931 lehrte er Stadtplanung und Wohnungswesen an der Ittenschule und war außerdem ständiger Mitarbeiter der Baufachzeitschrift „Wohnungswirtschaft“ des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds.
Von 1932 bis 1933 arbeitete er als Experte für Stadtplanung in Moskau. Da er 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück konnte, verbrachte er drei Monate in Athen, wo er archäologische Arbeiten ausführte. Danach kehrte er für fünf Jahre in seine Geburtsstadt Pécs zurück und arbeitete dort als freier Architekt. Hier erfuhr er vom Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit und vom Verbot, in Deutschland die Berufsbezeichnung Architekt zu führen. Daraufhin nahm er nahm die ungarische Staatsangehörigkeit wieder an. 1938 folgte er einer Einladung nach Schweden und blieb dort bis zu seinem Tod 1972.
Auch er beteiligte sich 1957 an der Internationalen Bauausstellung „Interbau“ in Berlin. 1969 wurde er Mitglied der Akademie der Künste West-Berlins.
Auf der Hinweistafel hier steht:

Station 6.3: Geißlerpfad 11 / Hinweistafel

Fred Forbát konnte in beiden Bauabschnitten sehr unterschiedliche Zeilenbauten errichten. Sein erster Wohnblock schließt die Häring’sche Zeilenbebauung nach Osten zum Geißlerpfad hin ab. Seine Zeile hat an der Eingangsseite eine Ziegelverblendung in Erdgeschosshöhe, die auch in den angebauten Läden am Süd- und Nordende fortgesetzt wird, während die Gartenseite weniger plastisch formuliert wird. Kurz nach Fertigstellung des I. Bauabschnittes wurde mit der Erweiterung der Siedlung begonnen. Forbát fiel die dankbare Aufgabe zu, einen viergeschossigen Brückenbau zu entwerfen, der den zentralen Grünstreifen der Anlage nach Osten abgrenzt. Nach Norden schließt sich eine dreistöckige, leicht abknickende Zeile an. Ragen an der Straße lediglich die vorspringenden Dächer der Hauseingänge hervor, so öffnen sich an der Gartenseite Loggien in der ganzen Wohnungsbreite und geben “ungestörte Aussicht auf die Hauptgrünfläche ohne jedes Gegenüber” – wie Forbát formuliert.
Der dreigeschossige nördliche Blockabschnitt schließt die Siedlung nach Osten ab. Die asymmetrisch aufgefasste Straßenseite erhält ihre plastische Wirkung durch abgerundete, leicht vortretende Gebäudeteile, die zusammen mit den durchgehend verglasten Treppenhäusern dem Block eine vertikale Gliederung geben. Der Wohnblock enthält pro Etage eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern und eine geräumigere mit variablen Grundrisslösungen, über die Forbát schrieb:
Durch Weglassen der einen oder der anderen Zwischenwand und in einem Fall durch Umlegen der Küche neben das Bad sind drei weitere Abwandlungen für andersgeartete Wohnbedürfnisse geschaffen worden.
Alle vier Varianten wurden ausgeführt. Mit großem Gespür für das Detail schaffte es Forbát, eine sorgfältig gestaltete und zugleich klar gegliederte Architektur zu verwirklichen, die leider heute immer noch zu wenig beachtet wird und wegen ihrer Freiheiten zum Geheimtipp unter Architekturinteressierten geworden ist.
Die von Forbát geplante umfangreiche Erweiterung der Siedlung nach Osten, die mit niedrigen Ladenbauten den Goebelplatz zu einem Einkaufszentrum aufwerten sollte, kam nicht zur Ausführung.

Wir gehen nun weiter und biegen rechts in den Heckerdamm. Zuvor möchte ich Ihnen aber noch die Herkunft des Namens erläutern.

Station 6.4: Heckerdamm / Herkunft des Namens

Der Heckerdamm wurde am 30.3.1950 nach dem Baumeister Oswald Hecker (geb. 22.7.1869, gest. 18.12.1921 in Berlin) benannt. Hecker hatte u. a. die Bauleitung für den Westhafen und den Osthafen an der Stralauer Allee.
Wenn wir auf dem Heckerdamm sind, gehen wir bei der nächsten Möglichkeit in den Volkspark Jungfernheide und bleiben an der ersten Wegkreuzung stehen.

Station 7: Jungfernheide

1239 gründeten die Markgrafen Otto III. und Johann I. das Spandauer Nonnenkloster. An die Nonnen erinnern der Nonnendamm und die Jungfernheide. Bis um 1800 befand sich hier ein kurfürstliches bzw. königliches Jagdrevier. Ab 1824 wurde ein Teil der Jungfernheide als Exerzier- und Schießplatz genutzt. 1904 kaufte die Stadt Charlottenburg Teile der Jungfernheide für die Anlage eines großen städtischen Parks. Das Gelände war 1800 m lang und 800 m breit, insgesamt 112 ha. Wegen der hohen Kosten wurde die Anlage immer wieder hinausgezögert. Die für 1920 von der Stadt Charlottenburg bereitgestellten 10 Mio. Mark wurden nach der Bildung von Groß-Berlin 1920 zunächst gesperrt. 1921 gründete Gustav Böß, der Oberbürgermeister von Berlin, eine Stiftung “Park, Spiel und Sport”, die Sponsorengelder einwarb, um den ab 1920 vom Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth entworfenen Park zu realisieren. Barth gestaltete ihn als axial angelegter Landschaftspark. Die Garten- und Hochbauverwaltung führte die Arbeiten hauptsächlich mit Arbeitslosen im Notstandsprogramm durch. Am 27.5.1923 konnte der Park und die Badeanlagen zu den Spiel- und Sportwochen im Bezirk eröffnet werden. Ebenso hat Barth von 1923 bis 1925 ein Naturtheater angelegt. Vorbild bei der Konzeption der Anlage war für ihn das griechische Theater. Für ihn war es die ideale Form für eine große Anzahl von Zuschauern. Das Theater bietet Platz für ca. 2000 Personen. Hier wurden Theaterspiele und Volkstänze aufgeführt, Sportveranstaltungen abgehalten sowie Reitübungen und Boxkämpfe gezeigt. Sämtliche Baulichkeiten der Anlage, wie Kassenhaus, Unterkunftshalle und Umkleidekabinen wurden von Barth entworfen und in Holz ausgeführt. Geschnittene Hainbuchen- und Taxushecken sowie Birkenplanzungen rahmten den Zuschauerraum und trugen mit dem anschließenden dichten Erlenwald zu einer ausgezeichneten Akustik bei. Im Krieg wurde das Gartentheater vollständig zerstört. Ab 1950/51 begann man mit dem Wiederaufbau; jedoch abweichend von den alten Plänen wurden die Gebäude in veränderter Gestalt und Malerei ausgeführt. 1977 zeigten die Freien Theateranstalten e.V. hier ihre erste Produktion. Das Naturtheater ist heute nach Gustav Böß benannt. Seit Mai 2004 ist der Kulturbiergarten Jungfernheide an der Gustav-Böß-Bühne ganzjährig ab 12 Uhr geöffnet. Leider ist die Bühne inzwischen renovierungsbedürftig und kann derzeit nicht genutzt werden. In der Mitte des Parks befindet sich ein kleiner See. Das Becken wurde künstlich geschaffen, der westliche Teil dient als Strandbad.

Wir gehen nun ungefähr 800 m bis zu der Kreuzung mit dem Pavillon.

Station 8: Jungfernheide / Holzpavillon

Am 30.6.2010 wurde in der Jungfernheide Berlins größter und höchster Waldhochseilgarten eröffnet, den man zwischen den Bäumen auch gut erkennen kann. Am östlichen Ende der Wiese in der Jungfernheide steht ein 38 m hoher Wasserturm, ein expressionistischer Klinkerbau. Er wurde von W. Helmcke 1927 entworfen. Heute betreibt der Waldhochseilgarten ein Café in dem Turm.
Am Rand des Parks, nördlich neben dem Radweg entlang der Autobahn steht ein Gedenkkreuz für Ludwig von Hinckeldey. Der um den kommunalen Aufbau der Stadt Charlottenburg verdiente Berliner Polizeipräsident wurde 1856 bei einem Duell in der Jungfernheide von Hans-Wilhelm vom Rochow-Plessow erschossen. Das Kreuz wurde 1856 an der Duell-Stelle aufgestellt, steht inzwischen aber an einem anderen Ort. Auch die Autobahn-Brücke über den Hohenzollernkanal trägt seinen Namen.
2013 wurde das seit 1920 bestehende Tiergehege mit 2 Weißhirschen, Rehen und Wildschweinen wegen der hohen Kosten aufgegeben. Durch neue Auflagen zur Haltung der Tiere waren die Kosten auf rund 100.000 Euro jährlich gestiegen.

Nun sind es nur noch ein paar Meter bis zum neuen Familienzentrum.

Heckerdamm 242 / Familienoase Heckerdamm

Heckerdamm 242 / Familienoase Heckerdamm

Station 9: Heckerdamm 242 / Familienoase Heckerdamm

Ich darf hier ganz herzlich Frau Lüttger, die Leiterin des Familienzentrums, begrüßen, die uns jetzt ihre neue Wirkungsstätte vorstellen wird, die bis vor Kurzem noch Revierunterkunft des Gartenbauamts war. Guten Tag, Frau Lüttger! Passend zum heutigen Tag der Städtebauförderung endet der Rundgang am Familienzentrum in Charlottenburg-Nord. Dieses wird im Rahmen des Städteumbau West und mit Unterstützung des Bezirksamts mittels des ISEK – Verfahrens (integriertes Stadtentwicklungskonzept) um -und ausgebaut und somit für Familien in Charlottenburg-Nord bereitgestellt. Die derzeitige Einrichtung und das Gebäude im Halemweg 30 wird 2018 abgerissen. Wir freuen uns, dass der Bezirk diese räumlichen Möglichkeiten aufgetan und Umbauten für das Familienzentrum ermöglichen konnte. Somit kann das Familienzentrum sein Programm fast nahtlos weiter durchführen und steht weiterhin für alle Familien als Bildungs- und Beratungseinrichtung zur Verfügung. Die Familienoase Heckerdamm ist eine Familienbildungseinrichtung für alle Schwangeren und Familien mit Babys von 0 – 8 Jahren. Unser Träger ist der Stadtteilverein Tiergarten e.V., ein Träger der nachhaltigen, sozialen Stadtentwicklung. Das Familienzentrum wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert. Der besondere Schwerpunkt unserer Familienarbeit liegt auf der Verzahnung von Pädagogik und Gesundheitswissenschaften. Dadurch haben wir ein vielseitiges Angebotsspektrum im Bereich Familienbildung, Information und Beratung, offenen Treffen und Selbsthilfegruppen sowie speziellen Kursen der frühen Hilfen. Das Familienzentrum Halemweg unterstützt den Aufbau kommunaler Strategien in Zusammenarbeit mit den öffentlichen und privaten Trägern im Stadtteil Charlottenburg-Nord. Im Rahmen des Aktionsprogrammes: „Gesund und Fit“ koordiniert und finanziert das Familienzentrum vermehrt Gesundheitsprojekte und Veranstaltungen in Koorperation mit dem Stadtteilzentrum, den Schulen und Kitas in Charlottenburg-Nord. Um ein paar pädagogische sowie Angebote der Gesundheitsförderung zu nennen:
  • Physiomotorische Bewegungs-und Entspannungskurse für Kitakinder
  • Fit und Entspannt im Alltag für Erwachsene & Eltern
  • Starke Mädchen: Projekt zur Stärkung der psychischen Gesundheit im Schulalter
  • Gesundes Frühstück in der Elternoase
  • Gartenprojekt
  • Kochworkshop
  • Eltern-Kind-Turnen
  • Tanz-Theater-Akrobatik
  • Bauch, Beine, Po-Kurs für Mütter mit Kinderbetreuung u.v.m.

Das Familienzentrum bietet ganz besonders den Familien in schwierigen Lebenslagen, z.B. mit geringen finanziellen Ressourcen, Fluchterfahrungen und gesundheitlichen Einschränkungen, einen Ort zum Ankommen. Hier werden die eigenen Bedürfnisse und die der Kinder wahrgenommen sowie alltagspraktische Konfliktlösungsstrategien nähergebracht.
Durch unsere vielfältigen Kooperationspartner der Kinder-und Jugendarbeit und anderen Einrichtungen können wir ganzheitliche Hilfe für Familien im Sozialraum anbieten und die elterlichen Erziehungskompetenzen fördern und ausbauen.
Unsere Angebote und Veranstaltungen im Familienzentrum am Halemweg werden durch das Engagement vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter erst ermöglicht.
Wir freuen uns immer über engagierte Eltern sowie Ehrenamtliche, die im Familienzentrum unterstützend tätig werden möchten oder eine eigen (Selbsthilfe-)gruppe gründen wollen.
Vielen Dank, Frau Lüttger!
Hier endet unser Kiezspaziergang. Ich freue mich schon auf den nächsten, der wie eingangs gesagt, auf dem Ausstellungsgelände Grunewald der Internationalen Gartenausstellung stattfinden wird. Es geht bergauf und bergab. Vergessen Sie also nicht entsprechende Schuhe anzuziehen. Der Treffpunkt ist am Samstag, den 10. Juni, um 14 Uhr auf dem Parkplatz des Grunewaldturms. Zum Grunewaldturm kommen Sie mit dem Bus 218 vom Theodor-Heuss-Platz oder vom Bahnhof Wannsee aus. Der Bus fährt alle halbe Stunde. Nun wünsche ich Ihnen noch ein schönes Wochenende und auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal!

Quellen: