Kiezspaziergang am 13.5.2006

Vom Bahnhof Tiergarten durch die Spreestadt zur TU

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

Vor dem Dorint Novotel, Foto: KHMM

Vor dem Dorint Novotel, Foto: KHMM

Treffpunkt: Vor dem Dorint Novotel an der Straße des 17. Juni Ecke Bachstraße

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem Kiezspaziergang. Heute wird in ganz Berlin die Lange Nacht der Wissenschaften veranstaltet, und da Charlottenburg-Wilmersdorf ein bedeutender Wissenschaftsstandort ist, haben wir den heutigen Spaziergang so eingerichtet, dass wir gegen 16.15 Uhr an der Technischen Universität ankommen werden. Dort wird es vor dem Haupteingang für alle Kiezspaziergänger Karten für die Lange Nacht der Wissenschaften zum ermäßigten Preis von 7.- EUR statt 11.- EUR geben. Und im Hauptgebäude gibt es dann eine schöne Veranstaltung mit 3D-Brillen zum Thema “Sehen und Messen in drei Dimensionen”. Dort werden auch Luftbilder vom TU-Campus gezeigt.
Zuvor wollen wir durch die neue Spreestadt gehen und schließlich den Spreebogen in seiner ganzen landschaftlichen Schönheit genießen und den Uferwanderweg an der Spree entlang gehen.
Bevor wir beginnen wie immer der Hinweis auf unseren nächsten Kiezspaziergang: Am 10. Juni bin ich zur Bürgermeisterkonferenz in unserer Partnerstadt Gladsaxe in Dänemark. Deshalb wird mich meine Kollegin Martina Schmiedhofer vertreten.
Sie ist Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr, und sie wird mit Ihnen zur Schleuseninsel gehen, ein interessantes Gelände mitten in der Spree am Abzweig des Westhafenkanals. Man hat von dort auch einen schönen Blick über die Wasserlandschaft zwischen Schloss Charlottenburg und Rudolf-Wissell-Brücke. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 10.6.2006, um 14.00 Uhr am U-Bahnhof Halemweg in Charlottenburg-Nord.
Eine weitere Vorankündigung möchte ich machen: Unser Heimatmuseum hat enge Beziehungen zum Eigenbetrieb der Kaiserbäder auf der Insel Usedom geknüpft und einige Projekte mit den Kaiserbädern veranstaltet. Nachdem die Usedomer von unseren erfolgreichen Kiezspaziergängen gehört haben, machen sie uns jetzt ein besonderes Angebot. Am Samstag und Sonntag, dem 23. und 24. September bieten uns die Kaiserbäder einen Ausflug nach Usedom mit Übernachtung in einem Dreisternehotel und Kiezspaziergang auf Usedom für insgesamt 75 EUR pro Person für die Busreise, Übernachtung, Frühstück und Programm an. Nähere Informationen und Anmeldeformulare werden wir bei den nächsten Kiezspaziergängen verteilen. Aber wenn Sie interessiert sind, können Sie den Termin schon jetzt notieren: 23. und 24. September auf Usedom.
Ausnahmsweise möchte ich Sie auch über eine politische Veranstaltung informieren. Wie Sie wissen kämpfen wir seit langem für den Erhalt des Fernbahnhofs Zoo. Wir, das ist die Bürgerinitiative der Pfarrerin Dr. Helga Frisch, das Bezirksamt, die Bezirksverordnetenversammlung, alle Parteien, die Geschäftsleute der City-West, und inzwischen haben schon mehr als 110.000 Bürgerinnen und Bürger die entsprechenden Listen unterschrieben.
Am 28. Mai ist nun der Fahrplanwechsel, und mit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs werden auf dem Bahnhof Zoo keine Fernzüge mehr halten. Wir veranstalten deshalb eine Demonstration gegen die Schließung des Fernbahnhofs Zoo am Dienstag, dem 30. Mai, um 18.00 Uhr ab Kurfürstendamm Ecke Uhlandstraße. Gegen 18.30 Uhr wird auf dem Breitscheidplatz die Kundgebung sein. Einen Handzettel zur Demo können Sie erhalten, vielleicht nehmen Sie auch mehrere und verteilen Sie weiter. Ich würde mich sehr darüber freuen. Übrigens werden wir die vorläufig letzten Fernzüge am Bahnhof Zoo in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai gebührend empfangen und verabschieden. Aber ich gehe davon aus, dass die Deutsche Bahn ihre Fahrpläne bald wieder ändert und dann auch wieder Fernzüge am Bahnhof Zoo halten lässt, wie sie dies seit 122 Jahren tun.
Heut gehen wir vom Dorint Novotel durch die neue Spreestadt mit dem KPM-Quartier zwischen Spree und Landwehrkanal. An diesem traditionsreichen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wurde in den letzten 10 Jahren viel investiert. Er hat ein völlig neues Gesicht erhalten. Mit 250.000 qm ist das Gelände dreimal so groß wie die Potsdamer-Platz-Bebauung.
Seit dem 19. Jahrhundert befanden sich hier der Salzhafen und die Königliche Porzellan-Manufaktur KPM, seit dem 20. Jahrhundert Siemens und Daimler Benz. Zur Neu-Erschließung wurde die Wegelystraße umgelegt und bis zur Gutenbergstraße verlängert. Drei neue Straßen wurden angelegt: Hannah-Karminski-, Otto-Dibelius- und Margarete-Kühn-Straße.

Pilotfunktion bei der Neudefinition dieses Gebietes hatte im Jahr 2000 die Eröffnung der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin am Salzufer. Sie wurde 2004 durch den Neubau für das Smart-Center ergänzt. Im Juni 2004 haben die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV und die Deutsche Krankenhausgesellschaft ihren neuen Sitz im Haus der Ärzteverbände bezogen.
Vor einem Jahr, im Mai 2005 hat die Accor-Gruppe hier ihr erstes Berliner Luxushotel der Marke Dorint Novotel mit 280 Zimmern eröffnet. Es ist ein “Vier-Sterne-Business- und Tagungshotel”. Das Hotel belegt die ersten 7 Etagen des 60 Meter hohen Gebäudes. Darüber sind Büroräume zu vermieten. Das Gebäude mit einer Fassade aus Muschelkalk und Naturstein fungiert als Tor zum neu entstandenen KPM-Quartier in der Spreestadt.
Wir befinden uns hier unmittelbar an der Grenze zum Bezirk Mitte, zu dem ja auch der Tiergarten gehört. Die Bezirksgrenze verläuft hier entlang der S-Bahn-Brücke, und weiter an der südlichen Seite der Straße des 17. Juni, so dass die gegenüber liegende Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau ebenfalls zum Tiergarten und damit zum Bezirk Mitte gehört. Es handelt sich dabei um ein Baudenkmal, 1975-76 von Ludwig Leo gebaut.
Das Charlottenburger Tor steht also nicht auf der Bezirksgrenze. Lediglich im Süden verläuft die Grenze vom Tor entlang der Müller-Breslau-Straße am Landwehrkanal, während der Bereich nördlich der Straße des 17. Juni bereits ab der S-Bahn-Brücke zu Charlottenburg-Wilmersdorf gehört.

Auch das Ernst-Reuter-Haus direkt neben dem Hotel steht also auf Charlottenburg-Wilmersdorfer Gebiet: Das Ernst-Reuter-Haus wurde 1938-39 von Walter Schlempp als Verwaltungsgebäude für den Deutschen Gemeindetag gebaut. Heute ist es ein Baudenkmal. Die mehrgliedrige schlossähnliche Anlage wurde im Krieg teilweise zerstört, bis 1952 wiederhergestellt und umgebaut und 1956 nach dem ersten Berliner Regierenden Bürgermeister benannt.
Heute haben hier mehrere Institutionen ihren Sitz: Der Deutsche Bibliotheksverband, der Deutsche Städtetag, das Deutsche Institut für Urbanistik und die Senatsbibliothek. Das Deutsche Institut für Urbanistik wurde 1973 als unabhängiges, gemeinnütziges Forschungsinstitut des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. gegründet. Es ist gewissermaßen die Forschungseinrichtung des Deutschen Städtetages. Es versteht sich als wissenschaftlicher Partner bei der Lösung kommunaler Aufgaben.
Die Senatsbibliothek ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek für die Verwaltung des Landes Berlin und als kommunalwissenschaftliche Spezialbibliothek für die Bundesrepublik Deutschland eine ideale Ergänzung zu den anderen Einrichtungen im Haus. Die Senatsbibliothek ist öffentlich zugänglich, und sie ist eine der besten Bibliotheken für Berlin-Literatur – für jeden Berlin-Liebhaber eine Fundgrube.
Die Straße des 17. Juni ist Teil der großen Ost-West-Verbindung vom Schloßplatz in Mitte bis zum Scholzplatz an der Heerstraße, angelegt im 17. Jahrhundert von Friedrich I. als Verbindung zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg. Ursprünglich hieß der östliche, Berliner Teil der Straße Charlottenburger Chaussee, und der westliche Charlottenburger Teil hieß Berliner Straße, jeweils benannt nach dem Ziel, zu dem die Straße führte. Am 22.6.1953 beschloss der Senat den neuen Namen zum Gedenken an die Opfer des Arbeiteraufstandes in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953.
An den Wochenenden findet entlang der Straße des 17. Juni auf dieser Seite vor dem Ernst-Reuter Haus und hinter der Charlottenburger Brücke vor den TU-Gebäuden ein großer Trödel- und Kunstmarkt statt.

Am Herbert-Lewin-Platz, Foto: KHMM

Am Herbert-Lewin-Platz, Foto: KHMM

Wir gehen jetzt zwischen dem Hotel und dem Ernst-Reuter-Haus durch zum Herbert-Lewin-Platz.

Herbert-Lewin-Platz
Der Platz wurde am 4. Oktober 2004 benannt nach Herbert Lewin. Er wurde am 1.4.1899 in Schwarzenau geboren und starb am 21.11.1982 in Wiesbaden.
Um den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters übernehmen zu können, studierte er zunächst Landwirtschaft und Staatswissenschaften, wechselte dann jedoch zur Medizin. Nach der Promotion 1924 wurde Lewin Volontärarzt in Berlin, 1928-1931 absolvierte er an verschiedenen Berliner Krankenhäusern eine Ausbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Ab 1931 arbeitete er auf diesem Gebiet als niedergelassener Arzt, setzte aber auch seine wissenschaftliche Arbeit fort.
Die Annnahme seiner Habilitationsschrift wurde 1933 dem jüdischen Mediziner jedoch aus rassischen Gründen verweigert. Lewin war 1922 der SPD beigetreten und galt deshalb für die Nationalsozialisten als “jüdisch-bolschewistisch”. 1935 wurde er Chefarzt der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in Berlin, 1937 Chefarzt der gleichen Abteilung des Israelitischen Krankenhauses in Köln-Ehrenfeld. Am 22.10.1941 wurden seine Frau und er mit weiteren 2 014 Kölner Juden ins Ghetto Lodz deportiert. Er war bis 1945 im Ghetto Lodz und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Oranienburg und Schwarzheide Häftlingsarzt.
Seine Frau starb im KZ, er überlebte und kehrte 1945 nach Köln zurück, wo er 1946 zum ersten Vorsitzenden der wiedererstandenen Synagogengemeinde gewählt wurde. 1948 habilitierte er sich an der Universität zu Köln, 1950 wurde er Chefarzt an der Städtischen Frauenklinik in Offenbach.
1965 wurde Lewin bei gleichzeitiger Emeritierung zum ordentlichen Professor ernannt. 1963-1969 war Herbert Lewin Vorsitzender des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er wurde unter anderem mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille und dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.
Wie Sie sehen haben unmittelbar am Herbert-Lewin-Platz die Bundesärztekammer und die Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV ihren Sitz.

Wegelystraße
Die Wegelystraße wurde 1883 benannt nach dem Gründer der ersten Berliner Porzellanmanufaktur, Wilhelm Caspar Wegely, der 1714 in Berlin geboren wurde und 1764 ebenfalls in Berlin starb.

KPM
1751 gründete Caspar Wilhelm Wegely seine Porzellanmanufaktur, die bald danach von Johann Ernst Gotzkowski übernommen wurde und 1763 als königliches Konkurrenzunternehmen zur 1710 gegründeten Meißener Porzellanmanufaktur von Friedrich II. erworben und damit Königlich wurde.

Bis 1871 lag die Produktionsstätte an der Leipziger Straße in Mitte; aus Platz- und Transportgründen wurde sie dann schrittweise hierher nach Charlottenburg an die Spree verlegt. Gustav Möller baute 1868 bis 1872 die erforderlichen Neubauten. 1913 bis 1916 wurde der Porzellan-Brennofen mit 22 Brennkammern errichtet. Er war bis 1960 in Betrieb. Nach der Revolution 1918 wurde die KPM in “Staatliche Porzellan Manufaktur” umbenannt. Erst in den 80er Jahren erhielt sie ihren Königlichen Namen zurück. Bruno Grimmek errichtete 1955-62 Erweiterungsbauten. 1981 wurde das in Ost-Berlin befindliche Plan- und Produktionsarchiv gegen die in West-Berlin lagernden Skulpturen der Schinkelschen Schloßbrücke ausgetauscht. 1998-2004 wurden die historischen Manufakturgebäude saniert. Die Produktionsstätten wurden durch das Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner umgebaut und erweitert.
Ein Teil davon wurde von der Gewerbesiedlungsgesellschaft GSG übernommen und als Büro- und Gewerbeflächen vermietet. Die restaurierte Ofenhalle wird ebenfalls von der GSG für besondere Veranstaltungen vermietet. Wir haben sie im Januar 2005 bei unserem damaligen Kiezspaziergang besichtigt.
Ende 2004 verkaufte die Investitionsbank Berlin IBB im Auftrag des Berliner Senats die KPM an Franz Wilhelm Prinz von Preußen, den Urenkel Kaiser Wilhelms II. Leider konnte er das traditionsreiche Unternehmen nicht auf eine solide Grundlage stellen. Nachdem Anfang dieses Jahres ein Konkurs durch einen Kredit der IBB noch einmal abgewendet werden konnte, wurde die KPM am 24. Februar an eine Holding des Unternehmers und Gesellschafters der Allgemeinen Beamtenkasse, Jörg Woltmann, verkauft.
Seit die Porzellanmanufaktur “Königlich” genannt wurde, führt sie das königsblaue Szepter als Markenzeichen. Die KPM ist eine der letzten Manufakturen weltweit: Bis heute wird jedes Stück von Hand hergestellt.
Wir gehen jetzt ein paar Schritte weiter bis zur Kreuzung der Gutenbergstraße mit der Englischen Straße.

Gutenbergstraße
Die Straße wurde 1897 nach Johannes Gutenberg benannt. Der Erfinder des Buchdrucks wurde 1400 in Mainz geboren, wo er 1468 auch starb.

Englische Straße
Die Englische Straße wurde 1847 nach den damals in dieser Straße im englischen neugotischen Stil errichteten Villen benannt. Die Neugotik war in der Viktorianischen Epoche 1837 bis 1901 die verbindliche architektonische Richtung in England, vor allem im Kirchenbau. Auch das Londoner Parlamentsgebäude, nach Entwürfen von Charles Barry ab 1840 erbaut, ist im neugotischen Stil entstanden. Die Villen hier wurden um die Jahrhundertwende zugunsten von Industriebauten wieder abgerissen.

TU-Institut
Das auffällig orange geflieste Gebäude wurde in den 70er Jahren errichtet. Darin befindet sich das Institut der TU für nichtmetallische Werkstoffe, auch als Institut für Werkstoffwissenschaften und –technologien bezeichnet. Hier beschäftigt man sich vor allem mit Keramik, Glas und Kunststoffen.

Mercedes-Welt und Smart-Center, 13.3.2006, Foto: KHMM

Mercedes-Welt und Smart-Center, 13.3.2006, Foto: KHMM

Mercedes-Welt und Smart-Center am Salzufer
Bereits 1848 entstand hier am Landwehrkanal ein Salzmagazin, in dem das Salz gelagert wurde, das auf Kähnen aus Magdeburg, Halle und Staßfurt nach Charlottenburg transportiert wurde.
Nach diesem Magazin erhielt die Straße am Landwehrkanal den Namen “Salzufer”. Im 19. Jahrhundert haben sich hier große Unternehmen wie Siemens und Daimler-Benz niedergelassen.
Die Firma Siemens & Co erwarb schon im Jahr 1862 ein Grundstück am Salzufer 2, wo sie von 1872 bis 1907 Alkoholmesser herstellte, seit 1883 auch Edisonlampen und von 1895 bis 1901 Schleifkontakte.
Außerdem betrieb die Firma Siemens & Halske hier eine Eisengießerei. Der Hauptstandort von Siemens befand sich allerdings weiter westlich am Salzufer 11-14, an der Ecke Franklinstraße.
1915 verkaufte Siemens das Gelände Salzufer 2-3 an die Firma Benz & Co. Nach der 1926 erfolgten Fusion der Daimler-Motoren-AG und der Benz & Co. Rheinische Automobil- und Motoren-Fabrik AG zur Daimler-Benz AG wurde 1927 der Verkaufs- und Servicestützpunkt am Salzufer offiziell die Hauptniederlassung der Daimler-Benz AG Berlin. 1936 erwarb die Firma auch das Grundstück Salzufer 4-5 und vergrößerte sich entsprechend. 1943 wurde der Betrieb durch Bombenangriffe zerstört. Er wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. In den 80er und 90er Jahren entstanden Erweiterungsbauten am Salzufer und an der Gutenbergstraße. 1998 wurde der Grundstein gelegt für das neue Dienstleistungs- und Verkaufscenter. Es wurde im Jahr 2000 als Mercedes-Welt am Salzufer eröffnet. Das Gebäude wurde als 22m hohe, sechsgeschossige Stahlkonstruktion mit Glasfassade nach den Entwürfen der Stuttgarter Architekten Lamm, Weber, Donath und Partner gebaut. Der Baukörper folgt dem Ufergeländes des Landwehrkanals und erinnert mit dem schwungvoll hochgezogenen Dach an einen Schiffsbug.
Das Haus bietet eine Nutzfläche von 36.000 qm, davon 14.000 qm Ausstellungsfläche zur Fahrzeugpräsentation. Im Zentrum des Erdgeschosses, dem so genannten Marktplatz, befindet sich ein Restaurant und ein 750-jähriger Ölbaum aus Italien. Weitere Attraktionen sind eine 40-qm-Video-Leinwand unter anderem zur Life-Übertragung von Formel 1-Rennen und Fußballweltmeisterschaftsspielen, zwei Indoor-Kletterwände nebst Wasserfall, ein Formel 1-Rennsimulator, eine Kinderverkehrsschule und ein Bobby-Car-Parcour.
Die Mercedes-Welt war im Jahr 2000 der erste Neubau der Spreestadt und hatte Pilotfunktion für die Neuerschließung dieses historischen Charlottenburger Industriegebietes.
2004 wurde das neue Smart-Center direkt neben der Mercedes-Welt eröffnet. Der Entwurf für das Hochhaus stammt von dem Berliner Architekturbüro Hemprich & Tophof. Darin ist die größte Verkaufsstelle für den Kleinwagen Smart in Deutschland untergebracht. Der Showroom für den Smart befindet sich dabei in den ersten beiden Geschossen des 46 Meter hohen Gebäudes. Für das 13 Stockwerke zählende Hochhaus mit rund 12.000 Quadratmetern Bürofläche für 450 Mitarbeiter wurden etwa 12 Millionen Euro investiert. Die Fassade ist mit einem strengen Raster gestaltet: Geschosshohe Fenster im Wechsel mit hellen Natursteinen. Der Sockel nimmt die Fluchten der begleitenden Straßen auf, aus dem der viereckige Turm mit zurückgesetztem Dachgeschoss förmlich herauswächst.
Wir gehen jetzt weiter bis zur nächsten Straße, der Hannah-Karminski-Straße.

Hannah-Karminski-Straße
Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf hatte beschlossen, zwei von drei neuen Straßen hier in der Spreestadt nach Frauen zu benennen: Hannah Karminski war die erste. Die Straße wurde am 1.10.2002 benannt: Hannah Karminski wurde am 24.04.1897 in Berlin als Tochter eines Bankiers geboren. Im Pestalozzi-Fröbel-Haus absolvierte sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Anschließend studierte sie in Hamburg am sozialpädagogischen Institut bei Gertrud Bäumer, damals eine führende Vertreterin der Frauenbewegung. Mitte der 20er Jahre zog Hannah Karminski nach Frankfurt am Main, wo sie Mitglied im Jüdischen Frauenbund wurde und sich mit der fast 40 Jahre älteren Berta Pappenheim anfreundete, die diesen Frauenbund 1904 gegründet hatte. Er hatte in den 20er Jahren 50.000 Mitglieder. Hannah Karminski übernahm schnell führende Funktionen im Jüdischen Frauenbund und kümmerte sich um Beratungsstellen für Frauen, Kindererholungsheime, Bildungsarbeit, Mutter- und Kinderschutz, die jüdische Bahnhofshilfe und vieles mehr. Damals kamen viele ostjüdische Frauen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Großstädte. Oft war ihr aufenthaltsrechtlicher Status ungeklärt, und sie waren der Gefährdung durch Frauenhandel und Prostitution ausgeliefert.
Hannah Karminski kümmerte sich um alle diese sozialen Fragen. Ein besonders wichtiges Anliegen war ihr die Berufstätigkeit der Frauen und die Gleichberechtigung jüdischer Mädchen und Frauen in der Gemeinde.

1933 änderte sich die Situation schnell und dramatisch: Die jüdische Bahnhofshilfe wurde schon im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft geschlossen. Mit der zunehmenden Entrechtung und Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Gesellschaft wurde die Vorbereitung auf die Emigration immer wichtiger. 1938 wurde auch der Jüdische Frauenbund aufgelöst. Hannah Karminski arbeitete jetzt in der Reichsvertretung der Deutschen Juden in der Kantstraße in Charlottenburg. Ihr Arbeitsschwerpunkt war hier die Leitung der Abteilung “Fürsorge und Auswandererberatung”.
Sie selbst verzichtete auf eine Auswanderung, weil sie sah, dass sie in Berlin gebraucht wurde. Zuletzt wohnte sie in einem sogenannten “Judenhaus”. Im November 1942 wurde sie verhaftet, deportiert und ermordet. Ihr Todesdatum und ihr Todesort sind nicht bekannt.

Die Hannah-Karminski-Straße führt zur Spree, wo derzeit eine Uferpromenade angelegt wird.

Salzufer
Am Salzufer zwischen Hannah-Karminski-Straße und Otto-Dibelius-Straße befindet sich die Berliner Niederlassung des Motorradherstellers Harley-Davidson und die Smart-Verwaltung. Das rote Backsteingebäude ist das erhaltene und restaurierte Gebäude, in dem die Zentrale der Firma Siemens untergebracht war.

Otto-Dibelius-Straße
Vor einem Jahr, am 2. Mai 2005 haben Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler und der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz, Dr. Wolfgang Huber, diese Straße nach dem evangelischen Theologen Otto Dibelius benannt. Er wurde am 15. Mai 1880 in Berlin geboren, wo er auch am 31. Januar 1967 starb.
Er studierte von 1899 bis 1904 in Berlin Theologie und promovierte 1902. Nach der Ordination 1906 in der Nikolaikirche zu Berlin erhielt er verschiedene Pfarrstellen und wurde 1925 Generalsuperintendent der Kurmark. Aus christlicher Überzeugung setzte er sich gegen jede Verherrlichung des Krieges ein.
Im Juni 1933 wurde er als Mitglied der Bekennenden Kirche seines Amtes enthoben. 1937 wurde er nach einer Kontroverse mit Reichskirchenminister Kerrl verhaftet. Ein gerichtlicher Freispruch bewahrte ihn vor KZ-Haft, er erhielt jedoch Auftrittsverbot. 1938 wurde er in das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche Preußens berufen.
Dibelius hatte nach dem Krieg in der Zeit der Spaltung und über den Mauerbau hinaus die überaus schwierige Aufgabe, die evangelischen Christen in Ost und West gemeinsam zu vertreten. Er war von 1945 bis 1966 Bischof von Berlin-Brandenburg und von 1949 bis 1961 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Margarete-Kühn-Straße
Diese Straße wurde am 28. Februar 2005 nach Margarete Kühn benannt. Die Kunsthistorikerin lebte von 1902 bis 1995. Sie war die erste Direktorin der Berliner Schlösserverwaltung nach 1945 und hat durchgesetzt, dass die Ruine des schwer zerstörten Schlosses Charlottenburg nicht abgerissen wurde wie das Berliner Stadtschloss im Osten. Sie hat den Wiederaufbau organisiert und ist deshalb zu Recht bekannt geworden als die Retterin des Schlosses Charlottenburg.

Franklinstraße
Die Franklinstraße wurde bereits 1892 nach dem US-amerikanischen Schriftsteller, Politiker und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin benannt. Er lebte von 1706 bis 1790 in den Vereinigten Staaten.
An der Ecke Gutenberg- und Franklinstraße befindet sich das TU-Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft.
Mit dem Dekra-TÜV-Gelände, der Chrysler/Jeep-Niederlassung, Audi und Porsche in der Franklinstraße, Mercedes, Smart und Harley Davidson am Salzufer ist hier ein Auto- und Motorradzentrum entstanden, wo in unmittelbarer Nachbarschaft ein großes Angebot zu besichtigen ist.

GSG-Firmensitz, Franklinstr. 27, Foto: KHMM

GSG-Firmensitz, Franklinstr. 27, Foto: KHMM

Franklinstr. 27: GSG-Firmensitz
Das denkmalgeschützte Gebäude, in dem die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft mbH GSG seit 1975 ihren Sitz hat, wurde zwischen 1896 und 1898 im Auftrag der Siemens AG errichtet. Später erwarb die Osram GmbH den Komplex, den sie 1969 an die GSG verkaufte.

Franklinstr. 1: Cosmed-Produktions GmbH, Nivea
Die Cosmed-Produktions GmbH in Berlin ist eine 100-prozentige Tochter der Beiersdorf AG. Die Produktionsstätte kam 1980 zu Beiersdorf. Die 7500 Quadratmeter große Fabrik liegt zwischen Gebäuden der technischen Universität, dem Landwehrkanal und der Franklinstraße. Hier werden beispielsweise Nivea-Duschbäder, -Shampoos oder -Spülungen hergestellt. Die Produktpalette der Berliner umfasst 25 Erzeugnisse. Insgesamt 130 Mitarbeiter sind hier tätig, die Hälfte davon in der Produktion. Im Jahresdurchschnitt werden rund 130 Millionen Produktionseinheiten abgefüllt. Das Berliner Cosmed-Werk dient häufig als Test-Standort für neue Produkte und innovative Techniken, da sich der Betrieb schnell und flexibel auf sich ändernde Produktionsumstände und Testläufe einstellen kann. Mehr als die Hälfte aller Nivea-Shampoos und -Duschbäder für den europäischen Markt werden hier hergestellt: rund 120 Millionen Flaschen im Jahr. Rezepte von Kosmetika sind geheim, das Herstellungsverfahren anspruchsvoll.

Marchbrücke
Die Marchbrücke wurde 1912 von A. Bredtschneider und Heinrich Seeling gebaut. Sie ist heute ein Baudenkmal, benannt nach Ernst March (1798-1847), dem Begründer von Marchs Tonwarenfabrik, die am südlichen Ufer des Landwehrkanals lag. Sie dient als Verbindung zum Gewerbeviertel im Spreebogen.

Salzufer
Salzufer 11-14: Von Siemens zur TU
Auf diesem Gelände errichtete die Berliner Aktiengesellschaft für Eisengießerei und Maschinenfabrikation” 1871 auf 14.000 Quadratmetern eine Maschinenbauanstalt. Schon 12 Jahre später, 1883, kaufte die Firma Siemens & Halske das Gelände. Sie richtete in den vorhandenen Gebäuden Wohnungen für die Angestellten ein. In den nächsten Jahren wurde das Gebiet durch weitere Grundstückskäufe ständig vergrößert. Es wurde zum Siemens-Hauptsitz in Berlin. Dank der von Siemens entwickelten Starkstromtechnik und dem dadurch möglich gewordenen Beleuchtungsgeschäft expandierte die Firma bis 1890 in rasanter Weise. Hinzu kam die Dynamomaschine, die der Siemens-Chefkonstrukteur Friedrich von Hefner-Alteneck hier 1887 konstruierte. Damit wurde die Elektrifizierung von Straßenbahnen, U-Bahnen und Hochbahnen möglich, und bald wurden Elektromotoren in vielfältigster Weise in Maschinen eingesetzt. Von diesem Werk in Charlottenburg gingen also Erfindungen und Konstruktionen aus, mit denen die technische Entwicklung revolutioniert wurde. 1891 wurde für die Herstellung von Bogenlampen und Dynamomaschinen auf dem Gelände ein eigenes Kraftwerk erbaut. 1929 stellte Siemens die Produktion in Charlottenburg ein und verlegte ihren Schwerpunkt nach Siemensstadt. Das Gelände wurde an den preußischen Staat verkauft, der es der Technischen Hochschule zur Verfügung stellte.
1953 begann das Engagement der Technischen Universität auf dem Gelände. Sie ließ schließlich von 1981 bis 1983 die alten Gebäude abreißen und von dem Architekten Michael Lindenmeyer das heutige große Institutsgebäude erbauen.

Teatr Studio am Salzufer 13/14, Foto: KHMM

Teatr Studio am Salzufer 13/14, Foto: KHMM

Salzufer 13/14: Teatr Studio am Salzufer
Am Salzufer 13/14 (Aufgang H, 1. OG) eröffnete am 28. Februar 2004 die deutsch-polnische Studiobühne “Teatr Studio am Salzufer” unter der künstlerischen Leitung von Janina Szarek und Prof. Dr. Olav Münzberg. Eröffnet wurde mit dem Stück “Die weiße Ehe” von dem polnischen Autor Tadeusz Rózewicz. Träger des Theaters ist die Internationale Theater Werkstatt (ITW) Berlin e.V.

Ungefähr an dieser Stelle begann die Geschichte des Industrie- und Wissenschaftsstandortes Spreestadt vor knapp 200 Jahren. 1825 kaufte der Rixdorfer Müller Johann Ludwig Wernicke hier ein Ackerstück und baute eine Bockwindmühle und ein Wohnhaus. 1834 wurde der Müllermeister Johann Heinrich Andreas Ribbe Eigentümer der Mühle und des Grundstücks. Er erweiterte 1844 seine Mühle um ein Stampfwerk zur Bereitung von Farbpulver. Daneben wurde 1846 eine Fabrik “zur Bereitung von Bouillon und wohlriechender Seife” gebaut. 1856 stellte der neue Eigentümer des Grundstücks einen Dampfkessel auf und begann mit der Produktion von Salpeter. Am Landwehrkanal wurde eine Holzvorrichtung zum Ausladen von Fässern errichtet. 1871 nannte sich das Unternehmen “Chemische Fabrik Berlin-Charlottenburg AG”. Es wollte eine Schwefelsäurefabrik errichten. Aber dagegen wehrten sich prominente Nachbarn erfolgreich: Paul und Erich March, August Beringer und Werner Siemens wohnten damals unmittelbar in der Nachbarschaft. Schließlich ging das Grundstück 1883 in den Besitz der Firma Siemens & Haski über.

Salzufer 17-19: TU
Von hier erstreckt sich ein weiteres, großes Gelände mit TU-Instituten bis zur Dovestraße.

Dovestraße
Die Dovestraße erhielt 1892 ihren Namen nach dem Physiker und Meteorologen Heinrich Wilhelm Dove. Er wurde 1803 in Liegnitz geboren und starb 1879 in Berlin. Er gilt als der Begründer der modernen Meteorologie und damit der Wettervorhersage.

Teles, Dovestr. 2-4, Foto: KHMM

Teles, Dovestr. 2-4, Foto: KHMM

Dovestr. 2-4 Ecke Salzufer: Teles
Im Jahr 1983 gründete Prof. Sigram Schindler von der Technischen Universität in Berlin die TELES GmbH als High-Tech-Unternehmen für Computer-Betriebssystem- und Kommunikationstechnologien. Der sehr engen Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, an der er dieses Fachgebiet bis 1998 aktiv vertreten hat, kam in der Gründungsphase eine Schlüsselrolle zu. In kürzester Zeit machten ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten die TELES zum wichtigen Partner für bedeutende internationale Unternehmungen vor allem bei der Computer-Telekommunikation
Anfang der 90er Jahre entwickelte und vermarktete die Firma Teles eigene, zukunftsweisende Produkte für die Telekommunikation und hatte damit große Erfolge auf dem Massenmarkt. Wer immer mit ISDN oder inzwischen mit DSL-Verbindungen im Internet surft, nutzt Produkte der Firma Teles für seine schnellen Verbindungen. Teles ist seit den neunziger Jahren einer der weltweit führenden Hersteller von ISDN-Endgeräten für den PC-Massenmarkt.
Seit Ende 2004 konzentriert sich die Firma auf jene Geschäftsbereiche, die für die Zukunft die größte Wachstumsdynamik erwarten lassen: auf drahtlose Breitband-Internet-Zugangsdienste über Satellit und auf Vermittlungssysteme für Sprach- und Datendienste.
Die TELES AG gehörte nach dem Urteil des Wirtschaftsmagazins Impulse bereits im Jahr 1996 zur Gruppe der fünfzig erfolgreichsten Unternehmen in Deutschland. 1997 wählte das Manager Magazin Prof. Schindler zum “High-Tech-Manager des Jahres”.

Dovestr.1
Im Spree-Tower residiert unter anderem die Botschaft der Volksrepublik Bangladesh, deutlich an der Fahne vor dem Gebäude erkennbar.

Dovebrücke, Foto: KHMM

Dovebrücke, Foto: KHMM

Dovebrücke
Die Dovebrücke wurde 1911 wie die Marchbrücke von Heinrich Seeling gebaut. Sie ist heute ebenfalls ein Baudenkmal, benannt nach dem Physiker Heinrich Dove (1803-1879), der seit 1848 Direktor des Berliner Meteorologischen Instituts war. Sie dient gemeinsam mit der Marchbrücke als Verbindung zum Gewerbeviertel im Spreebogen.

Uferpromenade am Wasserkreuz

Vor zwei Jahren, im April 2004 eröffnete die Umweltstadträtin Martina Schmiedhofer mit dieser Uferpromenade den letzten Bauabschnitt des Grünzuges an der Dovebrücke. Eine Treppenanlage und eine ca. 60 m lange Rampe die mit Rankbögen überstellt und mit Rankpflanzen bepflanzt ist, führen zu der 2,50m tiefer gelegenen Uferpromenade. Sitzbänke und Baumreihen aus geschnittenen Platanen sowie Strauchpflanzungen aus Kirschlorbeer laden zum Verweilen ein. Mit dieser Baunahme wurde der Grünzug am Spreebogen von der Gotzkowskybrücke bis zur Dovebrücke nahezu durchgängig für die Erholungssuchenden erschlossen.

Ehemalige Müllverladestation am Wasserkreuz, Foto: KHMM

Ehemalige Müllverladestation am Wasserkreuz, Foto: KHMM

Hier fließen Spree, Landwehrkanal und Charlottenburger Verbindungskanal zusammen und bilden eine besonders reizvolle Stadtlandschaft.
Am gegenüberliegenden Ufer hat vor zwei Jahren eines der inzwischen in Berlin äußerst beliebten Strandcafés eröffnet, “Playa Paradiso”. Naturgemäß ist der Erfolg hier stark vom Wetter abhängig.
Die ehemalige Müllverladestation, die 1936/37 von Paul Baumgarten gebaut wurde, ist heute ein Baudenkmal. Seinerzeit galt die Anlage als vorbildlich, da die Müllfahrzeuge in ununterbrochener Reihenfolge in die Halle hineinfahren konnten, ihre Ladung durch Schütttrichter in einen darunter liegenden 600-Tonnen-Kahn entleerten, wenden und das Gelände ohne Gegenverkehr verlassen konnten. Das Bauwerk ist ein Beispiel für das Fortleben des Neuen Bauens in den 1930er Jahren, das der herrschenden Bau-Ideologie der NS-Zeit widersprach. Es erinnert an ein Frachtschiff. Als Müllverladestation wurde das Gebäude 1954 stillgelegt und zunächst als Depot für Straßenreinigung genutzt. Heute dient das Gebäude als Architekturbüro der Firma Kleihues Kleihues des 2004 verstorbenen prominenten Berliner Architekten Joseph P. Kleihues. Es wird von seinem Sohn Jan Kleihues und Norbert Hensel weiter geführt.

Uferwanderweg
Der Uferwanderweg führt bis zur Gotzkowskybrücke an der Spree entlang. Das diesseitige Spreeufer ist die Bezirksgrenze. Die Spree selbst und das gegenüberliegende Ufer gehören mit dem Ortsteil Moabit zum Bezirk Mitte.

Die folgende Infotafel stammt noch aus der Zeit vor der Bezirksfusion vom damaligen Naturschutz- und Grünflächenamt des Bezirksamtes Charlottenburg. Leider fehlen inzwischen die Abbildungen, und die Tafel ist ziemlich verschmiert, aber der Text ist immer noch interessant.

Infotafel: Die neuen Spreeanlagen
“Eine Promenade mit Staudenrabatten und Rankgerüsten führt seit 1992 von hier zu einem idyllischen Plätzchen an der Spree. Das Klinkergebäude daneben war 1937-54 eine Müllverladestation und ist heute ein als Architekturbüro genutztes Baudenkmal.
Der Architekt Paul Baumgarten hatte die damals hochmoderne Anlage 1936 zur Verladung Berliner Hausmülls von Müllfahrzeugen auf Spreekähne entworfen. Von der Spree gesehen, erinnert der Bau an ein großes Schiff. Unter dem Gebäude befindet sich die Anlegestelle der Lastkähne mit dem Wassertor.
Landschaftsplaner sehen die Spree als einen die Stadt durchquerenden Grünraum, der die Erholungsgebiete Müggelsee, Treptower Park, Tiergarten, Charlottenburger Schloßgarten und die Spandauer Uferanalagen verbindet. Ansätze zu diesem Gedanken finden sich schon bei Lenné um 1840.
Die vielfach durch hohe Ufermauern, Ladestraßen und Bebauung eingepferchte Spree wurde seit 1952 an vielen Stellen begrünt – zunächst im Notstandsprogramm. In Charlottenburg legte damals das Gartenbauamt unter Joachim Kaiser flache Uferböschungen und Fußwege an der Spree an. Vor allem das Südufer war wegen des vormaligen Treidelweges hierzu geeignet. Am Nordufer entstand die Sömmeringanlage.
Der letzte Charlottenburger Spreeabschnitt zwischen Gotzkowsky- und Röntgenbrücke ist seit einem Städtebaulichen Wettbewerb 1981 in Arbeit. Wenn zwei Fußgängerbrücken gebaut würden und die letzten zur Zeit noch unzugänglichen Uferstreifen geöffnet sind, kann man vom Reichstag bis Ruhleben die Spree entlanglaufen.
Das Grünflächenamt Charlottenburg entwarf hochwertige Grünanlagen, die die anspruchsvolle neue Architektur im Spreebogen wie das Fraunhofer-Institut ergänzen sollen.
Westlich der Gotzkowskybrücke, wo bisher ein Schrottplatz war, beginnt heute ein Grünzug mit einem Spielplatz und Kleingärten. Man hat die hohen Ufer so weit wie möglich abgetragen.
Die im Wind bewegliche Skulptur schuf Markus Heinsdorf 1988.
Bezirksamt Charlottenburg, Naturschutz- und Grünflächenamt”

Zwillingsbau von Jürgen Sawade, Carnotstr. 4-7, Foto: KHMM

Zwillingsbau von Jürgen Sawade, Carnotstr. 4-7, Foto: KHMM

Der Weg führt zunächst an den Zwillingsbauten von Jürgen Sawade vorbei. Die Adresse ist Carnotstraße 4-7. Diese beiden Bürogebäude wurden 1996 nach den Entwürfen des Architekten Jürgen Sawade gebaut. Er hat in Berlin viel gebaut, zum Beispiel auch den “Sozialpalast” in der Schöneberger Pallasstraße, der nicht gerade als architektonisches Glanzstück gilt, aber auch das Hotel Esplanade am Landwehrkanal. Sawade hat sich selbst einmal als “Berliner und Großstädter” bezeichnet und folgendermaßen charakterisiert: “Ich bin auch Preuße und als solcher in meiner ästhetischen Gesinnung ein Purist, ein Rationalist und zunehmend auch ein Minimalist. Das sieht man auch an diesen Zwillingsbauten, die einige als übergroße Schuhkartons bezeichnen, andere jedoch unter anderem wegen der ausgezeichneten Lichtverhältnisse in den Büros sehr schätzen. Seinen Kritikern hat Sawade ein Zitat des Architekten Heinrich Tessenow entgegengehalten: “Das Einfachste ist nicht immer das Beste, aber das Beste ist immer einfach.” Dazu passt der schöne Satz von Albert Einstein: “Immer so einfach wie möglich – aber nicht einfacher”.

PTZ, Pascalstr. 8, Foto: KHMM

PTZ, Pascalstr. 8, Foto: KHMM

Produktionstechnisches Zentrum (PTZ)
Adresse: Pascalstraße 8

Das Produktionstechnische Zentrum, kurz PTZ, wurde 1982-86 von Gerd Fesel, Peter Bayerer, Hans Dieter Hekker und Roland Ostertag für die Fraunhofer-Gesellschaft gebaut. Im Mittelpunkt steht die 3.200 Quadratmeter große verglaste, stützenfreie, kreisrunde Versuchshalle. Die ist halbkreisförmig mit einem gestaffeltem Gebäudegürtel für Arbeitsräume, Werkstätten und Laboratorien umgeben. Außerdem sind zwei Hörsäle mit 260, bzw. 110 Plätzen untergebracht. Das Gebäude demonstriert faszinierende, wegweisende Industriearchitektur am Ufer der Spree für das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandeten Forschung e.V. und das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der Technischen Universität Berlin. Die seit 1979 durch Kooperationsvertrag verbundenen Institute widmen sich Fragen der Erforschung und Optimierung von industriellen Produktionsprozessen. Wir haben das PTZ bei einem Kiezspaziergang im September 2002 besucht. Es war wohl unser bisher längster Kiezspaziergang. Die Demonstrationen im PTZ waren so interessant, dass wir es erst gegen 18.00 Uhr verlassen konnten. Unter anderem haben wir gesehen, wie eine Waschmaschine in Sekundenschnelle in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt wird, um sie getrennt den optimalen Recycling-Prozessen zuzuführen.

Gotzkowskybrücke
Die Gotzkowskybrücke gehört bereits zum Bezirk Mitte (Tiergarten/Moabit).

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, Foto: KHMM

Um rechtzeitig zur Langen Nacht der Wissenschaften bei der TU anzukommen, schlage ich vor, dass alle die, die daran interessiert sind, jetzt ohne weitere Unterbrechung auf dem kürzesten Weg dorthin gehen. Das ist durch die Franklinstraße über die Marchbrücke, danach ein Stück in die Marchstraße, dann links durch das TU-Gelände zur Straße des 17 Juni. Wenn wir diese dann überqueren, sind wir am Eingang zum Hauptgebäude. Dort gibt es die Karten für die Lange Nacht der Wissenschaften zum ermäßigten Preis von 7.- statt 11.- EUR. Und dort gibt es auch gleich eine Reihe von interessanten Veranstaltungen.

Wer daran nicht interessiert ist, kann entweder hier in einen Bus steigen oder durch die Franklinstraße und Marchstraße geradeaus zum U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz gehen.