105. Kiezspazierang am 11.9.2010
Vom Bahnhof Jungfernheide durch den Mierendorffkiez
Bürgerdienstestadtrat Joachim Krüger
Treffpunkt: S und U-Bahnhof Jungfernheide, Ausgang Olbersstraße
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 105. Kiezspaziergang.
Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen ist heute in Peking.
Deshalb vertrete ich sie wie bereits im letzten Monat auch
heute wieder gerne. Mein Name ist Joachim Krüger, und ich bin
Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Ausbildungsförderung und
Personal.
Wir wollen heute den Mierendorffkiez erkunden. Die wenigsten
werden wissen, dass es sich dabei eigentlich um eine Insel
zwischen der Spree und zwei Kanälen handelt, die früher den
Namen Kalowswerder trug. Wenn Sie in den Stadtplan schauen,
werden Sie feststellen, dass sie eine fast quadratische Form
hat und im Süden und Westen von der Spree begrenzt wird, im
Norden vom Westhafenkanal und im Osten vom Charlottenburger
Verbindungskanal.
Kaum jemand kennt heute noch den alten Charlottenburger
Stadtteil Kalowswerder, obwohl der Name hier am Spielplatz noch
auftaucht. Wir sprechen heute eher vom Mierendorffkiez.
Gleich am Anfang unseres heutigen Spazierganges stehen drei
Besichtigungen hier in unmittelbarer Nähe: Wir werden zuerst
das Gottfried-Keller-Gymnasium gleich gegenüber an der
Olbersstraße 38 besuchen, wo uns Schulleiter Kreitmeyer seine
Schule vorstellen wird. In der Aula werden uns Vertreter des
Unternehmerstammtisches Mierendorffkiez die Planungen zum 200.
Geburtstag von Kaiserin Augusta im nächsten Jahr vorstellen,
in denen die Kaiserin-Augusta-Allee, die Spree und die beiden
Kanäle rund um die Insel eine wichtige Rolle spielen.
Anschließend werden wir die Gustav-Adolf-Kirche und dann das
Landgericht am Tegeler Weg unter fachkundiger Führung
besichtigen. Und wenn wir diese drei Termine geschafft haben,
werden wir sehen, wie viel Zeit uns noch bleibt, um den Kiez
rund um den Mierendorffplatz zu erkunden.
Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt, der nächste, den Frau Thiemen wieder übernehmen wird, also am 9. Oktober. Der Treffpunkt ist dann um 14.00 Uhr am Bahnhof Charlottenburg am Stuttgarter Platz vor dem Ausgang an der Kaiser-Friedrich-Straße, und es wird von dort zum Lietzenseeufer gehen, wo das Haus See-Eck neben dem Hotel See-Hof seinen 100sten Geburtstag feiert. Der Besitzer, Herr Jost, hat den Kiezspaziergang dazu eingeladen und versprochen, dass auch 200 Personen in seinem Haus mit dem kleinen Hotel Belle Etage am Lietzensee Platz finden.
Olbersstraße
Die Straße wurde 1910 nach dem Mediziner und Astronom Heinrich
Willhelm Matthias Olbers benannt, der von 1757 bis 1840 lebte
und in Bremen starb.
Mierendorffkiez
Kalowswerder wurde erst relativ spät in größerem Stil
bebaut, und zwar in den letzten Jahren vor dem Ersten
Weltkrieg. Zunächst gab es nur eine einzige Brücke, und zwar
eine Zugbrücke, die heutige Schlossbrücke, die Kalowswerder
mit der Stadt Charlottenburg verband. König Friedrich Wilhelm
II betrachtete das Gelände als eine Art erweiterten
Schlossbezirk und wollte vom Schloss her über die Spree hinweg
freie Aussicht behalten. Im 19. Jahrhundert nannte man das
Gebiet “Über der Spree”, womit die Sicht aus der
Schlossperspektive gemeint war. So wurden zunächst lediglich
Holzplätze und Holzhandlungen hier geduldet. Später
entstanden einige kleinere Produktionsanlagen wie etwa die
Gottschalk’sche Zichorienfabrik und eine Ätherfabrik der
Firma Schering, heute das Gelände des Berlin Biotech
Parks.
Die Eröffnung des Bahnhofs Jungfernheide am 1. April 1894 war
ein wichtiger Termin für die Entwicklung der Insel. Damit
hielt zum ersten Mal ein Zug in Kalowswerder. Zunächst
allerdings stiegen hier vor allem die Leute aus, die am
Wochenende die Jungfernheide besuchen wollten.
Aber der Bahnhof war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass
die Justizverwaltung das Angebot Charlottenburgs annahm, ein
Grundstück am Tegeler Weg kostenlos für den Bau des
Landgerichts zu nutzen. Die Stadt versprach sich davon einen
Aufschwung des Stadtteils, und sie sollte Recht behalten. Der
Bau des Landgerichts von 1901 bis 1906, der damit verbundene
Straßenbau und der Anschluss an die Kanalisation sorgten
dafür, dass in der Folge bis 1914 das Viertel zwischen dem
Tegeler Weg und der heutigen Mierendorffstraße mit
Mietshäusern bebaut wurde.
Das Kiezbüro Mierendorffplatz hat eine E-Mail von Frau Müller
an mich weiter geleitet. Sie beklagt darin die Veränderungen
der Wohnsituation in der alten GSW-Siedlung rund um die Gustav-Adolf-Kirche. Die
Wohnungen wurden von der GSW
verkauft, und durch die neuen Investoren modernisiert, was den
Auszug vieler Mieterinnen Mieter zur Folge hatte, so schreibt
Frau Müller. Inzwischen wehrt sich eine “Initiative des
Quartiers am Landgericht” gegen die Modernisierung und
setzt sich dafür ein, dass die Mieterinnen und Mieter in ihren
alten Wohnungen bleiben können.
Im September 2000 wurde der Verein DorfwerkStadt e.V. gegründet, aus dem die Kiez-Initiative Mierendorffplatz entstand, die an der Mierendorffstraße 6 ein Kiezbüro unterhält. Zum Kiezfest auf dem Mierendorffplatz am 5.6.2008 gab der Verein die erste Ausgabe der neuen Kiezzeitung heraus: “Insel-Echo. Zeitung aus dem Mierendorffkiez”.
Olbersstr. 38:
Gottfried-Keller-Gymnasium
Der Schulkomplex wurde zwischen 1914 und 1920 für die 35.
Gemeindeschule errichtet. Die hier 1919 eröffnete Realschule
wurde 1923 in “Friesen-Oberschule” umbenannt
– nach dem in den napoleonischen Kriegen gefallenen
Pädagogen Karl-Friedrich-Friesen (1785-1814). Im Zweiten
Weltkrieg wurde das 1929-1930 durch einen Anbau für eine
Hilfsschule erweiterte Schulhaus stark beschädigt. 1948 wurde
die Schule von der ehemaligen Oberrealschule in ein Gymnasium
umgewandelt und erhielt den Namen Gottfried-Keller-Oberschule.
Sie teilt sich den Schulkomplex mit der Elisabeth-Oberschule,
die im südlichen Teil der Anlage untergebracht ist.
Erst gestern wurde die neue Mediathek des
Gottfried-Keller-Gymnasiums eröffnet, und ich freue mich sehr,
dass Rektor Kreitmeyer uns eingeladen hat. Er wird uns seine
Schule kurz präsentieren. Und anschließend werden uns
Vertreter des Unternehmerstammtisches Mierendorffkiez ihre
Planungen zum 200. Geburtstag von Kaiserin Augusta im nächsten
Jahr 2011 vorstellen und uns sogar zwei kleine Werbefilme
zeigen, die dafür schon produziert wurden. Die Filme dauern
jeweils 2 Minuten.
Kamminer Straße
Die Straße wurde 1906 nach der Stadt Cammin in der Nähe von
Stettin benannt. Die Stadt kam 1648 zu Schweden und 1679 zu
Brandenburg, nach dem Zweiten Weltkrieg zu Polen. Heute heißt
sie Kamien Pomorski.
Brahestraße
Die Brahestraße wurde 1905 benannt nach dem dänischen
Astronomen Tycho Brahe benannt, der 1546 in Knudstrup geboren
wurde und 1601 in Benatky bei Prag starb.
Herschelstraße
Die Herschelstraße wurde 1905 nach dem Astronomen Sir
Friedrich Wilhelm Herschel benannt, der 1738 in Hannover
geboren wurde und 1822 in England starb. Er desertierte
während des Siebenjährigen Krieges nach England, wo er ein
Spiegelfernrohr baute und 1779 den Planeten Uranus entdeckte.
1816 wurde er von Könige Georg III
für seine Verdienste geadelt.
Herschelstraße 14 (Ecke Brahestraße) Gustav-Adolf
Kirche
Ich freue mich, dass nun Frau Thorau von der
Gustav-Adolf-Kirchengemeinde uns ihre Kirche vorstellen
wird.
Bereits 1915 wurde die damalige Gemeinde
“Luisen-Nord” als vierte Tochtergemeinde der
Luisenkirche in Charlottenburg gegründet. Sie wurde später in
“Gustav-Adolf-Kirchengemeinde” umbenannt und blieb
lange ohne eigenen Kirchenbau, bis 1934 die Kirche mit
Gemeinde- und Schwesternhaus nach einem Entwurf von Prof. Otto
Bartning mit Anklängen an die Neue Sachlichkeit und den
Expressionismus in Form eines Kreissegments gebaut wurde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark zerstört, 1950-60
durch ihren Erbauer Otto Bartning vereinfacht wieder
aufgebaut.
1984 wurde an der Kirche eine Gedenktafel enthüllt, die an den
am Bau beteiligten Architekten Pali Meller erinnert:
ZUM MAHNENDEN GEDENKEN
AN DIPL.ING. PALI MELLER
- 18.6.1902 + 31.3.1943
ARCHITEKT BEIM BAU DIESER KIRCHE
UMGEBRACHT IM ZUCHTHAUS BRANDENBURG
VOM NATIONALSOZIALSITISCHEM REGIME
AUS RASSISCHEN GRÜNDEN
Herrschelstraß e
Osnabrücker Straße
Die Straße wurde 1892 nach der niedersächsischen Stadt
benannt. In diesem Jahr fand zum dritten Mal das Straßenfest
auf dem Mierendorffplatz statt, das von der Stadt Osnabrück
unterstützt wird.
Tegeler Weg 17-20: Landgericht
(Löwen-Eingang Herrschelstraße Ecke Osnabrücker
Straße)
Ich freue mich sehr, dass der Viezepräsident des Landgerichts
und Hausherr dieses Gerichtsgebäudes, Dr. Holger Matthiessen,
sich bereit erklärt hat, uns sein Gericht zu zeigen.
Herzlichen Dank dafür.
Das Landgericht wurde 1901-06 von Hermann Dernburg und Ernst
Petersen gebaut. 1912-15 baute Waldemar Pattri den
Erweiterungsbau an der Herschelstraße. In einer
Baubeschreibung aus dem Jahr 1916 heißt es: “In
landschaftlich schöner Umgebung, im Angesicht des
Charlottenburger Schloßparks wurde das Königliche Landgericht
III Berlin in Charlottenburg
errichtet.” Den Bauplatz für das neue Gerichtsgebäude
hatte die Stadt Charlottenburg kostenlos zur Verfügung
gestellt. Ich hatte bereits erwähnt, dass Charlottenburg ein
großes Interesse an diesem Bau hatte und dass er dann
tatsächlich auch zur Initialzündung für die Entwicklung
dieses Wohngebietes wurde.
Tegeler Weg
Der Tegeler Weg wurde 1884 benannt, zuvor hieß er “Weg
nach Spandau”. 1955 erhielt der nördliche Teil des
Tegeler Weges den Namen Kurt-Schumacher-Damm.
Am 4.11.1968 fand rund um das Landgericht die sogenannte
“Schlacht am Tegeler Weg” statt, eine militante
Konfrontation zwischen linken Demonstranten und der Polizei.
Anlass war das Berufsverbot für den damaligen APO-Anwalt Horst Mahler. Das Datum gilt als
wichtiger historischer Wendepunkt in der Entwicklung der
außerparlamentarischen Opposition der 68er Bewegung hin zur
gewaltsamen Auseinandersetzung.
Mindener Straße
Die Straße wurde 1906 nach der nordrhein-westfälischen
Kreisstadt Minden am Wasserstraßenkreuz von Weser und
Mittellandkanal benannt.
Mindener Str. 1: Syrisch-orthodoxe Kirche “Mor
afrem”
Das Gebäude wurde 1964-66 von Alfons Boklage als Nachfolgebau
der 1964 abgerissenen Kirche aus den zwanziger Jahren für die
katholische Gemeinde Mariä Himmelfahrt errichtet. Es ist eine
Vierflügelanlage in geschlossener Bebauung; neben
Sichtbetonbalken und verglasten Betonformsteinen ist die
Fassade mit rotbraunen holländischen Handstrichziegeln
verblendet. Der 33 m hohe halbrunde Glockenturm ist zu beiden
Seiten von über 600 farbigen Wabenfenstern umgeben. Seit 1988
war Mariä Himmelfahrt auch die Gottesdienststätte der
italienischen katholischen Mission (Missione Cattolica
Italiana). 2005 hat die katholische Kirche das Gotteshaus an
die syrisch orthodoxe Gemeinde Mor Afrem e.V. verkauft.
Offiziell eröffnete die syrisch-orthodoxe Gemeinde Mor Afrem
e.V. ihre Kirche am 4.5.2008.
Mierendorffstraße
Die Mierendorffstraße wurde 1950 benannt nach dem Politiker
und Widerstandskämpfer Carlo Mierendorff. Der 1897 in
Großenhain in Sachsen geborene Carlo Mierendorff kehrte aus
dem Ersten Weltkrieg als Pazifist heim und wurde 1930
Reichtstagsabgeordneter der SPD. Im
März 1933 floh er nach einer Hausdurchsuchung für 14 Tage in
die Schweiz, kehrte aber zurück und wurde am 13. Juni 1933 in
Frankfurt/Main verhaftet. Bis zum Juni 1938 war er in
verschiedenen Konzentrationslagern und im Gestapo-Gefängnis in
der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin inhaftiert. Nach seiner
Entlassung ging er als Mitglied des Kreisauer Kreises in den
Widerstand. Am 4. Dezember 1943 kam er in Leipzig bei einem
Bombenangriff ums Leben.
Mierendorffstr. 30: UdK, Gedenktafel
In diesem Haus hat die Universität der Künste ihren
Fachbereich Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation
untergebracht.
Eine von der UdK angebrachte Gedenktafel erinnert hier an Carlo
Mierendorff:
Dem Andenken an
Carlo Mierendorff
1897 – 1943
Nationalökonom und SPD-Reichstagsabgeordneter
Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Verbindungsmann der SPD zur
Widerstandsgruppe “Keisauer Kreis”
Hochschule der Künste Berlin
Nordhauser Straße
Die Nordhauser Straße wurde 1909 nach der Kreisstadt
Nordhausen am Südrand des Harzes benannt. Vor einigen Tagen
hat uns ein Bürger aus Nordhausen eine E-Mail geschickt und
darauf aufmerksam gemacht, dass es eigentlich
“Nordhäuser Straße” heißen müsste, so wie auch
der berühmte Kornbranntwein aus Nordhausen als
“Nordhäuser Doppelkorn” bekannt ist. Anscheinend
hat der damaligen Charlottenburger Magistrat, der für die
Straßenbenennung zuständig war, hier einen Fehler
gemacht.
Aber vermutlich werden wir mit diesem Fehler noch eine Weile
leben müssen, denn eine Straßenumbenennung ist nicht nur
teuer, sondern für die Anwohnerinnen und Anwohner auch immer
mit Unannehmlichkeiten verbunden. Auch die Wernigeroder Straße
unweit von hier müsste eigentlich Wernigeröder Straße
heißen. Im Harz liebt man offensichtlich die Umlaute
Nordhauser Str. 22: Künftige
Jugendkunstschule
Hier wird mein Kollege, Jugendstadtrat Reinhard Naumann, am 25.
September die Jugendkunstschule des Bezirks
Charlottenburg-Wilmersdorf eröffnen. Wir sind damit einer der
letzten Bezirke von Berlin, der eine solche Jugendkunstschule
erhält. Sie wurde bereits vor zwei Jahren im September 2008
von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen. Zunächst
war die Villa Oppenheim als Standort vorgesehen. Aber dort
zieht demnächst das Heimatmuseum ein. Deshalb wurde jetzt
dieser Standort im früheren Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst ausgewählt.
Die Schule erhält zwei Medienräume, ein Atelier und einen
Werkraum für Metall- und Holzarbeiten. Aber es wird hier nicht
nur um die Bildende Kunst gehen, sondern auch um Literatur,
Tanz und Theater. Eine Schreibwerkstatt und Kurse zur
Buchillustration sind vorgesehen. Auch Fotografie- und
Filmkurse soll es geben. Wir wollen mit dieser neuen Schule
dazu beitragen, dass alle Kinder die Möglichkeit bekommen,
ihre kreativen und künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten.
Mierendorffplatz
Wie die Mierendorffstraße wurde auch der Mierendorffplatz 1950
benannt nach dem Politiker und Widerstandskämpfer Carlo
Mierendorff. Zuvor hieß der Platz Gustav-Adolf-Platz; 1950. Es
ist ein verkehrsreicher Platz inmitten der von Spree,
Charlottenburger Verbindungs- und Westhafenkanal gebildeten
Charlottenburger Insel am Kreuzungspunkt von fünf Straßen und
mehreren Buslinien. Außerdem ist hier ein Bahnhof der U7.
Mittwochs und samstags ist von 8 bis 13 Uhr Wochenmarkt.
Bemerkenswert für die so genannte
“Kleine-Leute-Gegend” ist die aufwändige
Gestaltung der Parkanlage, deren Rekonstruktion nach den
historischen Plänen im Jahr 2000 mit dem Gustav-Meyer-Preis
ausgezeichnet wurde. Der Park wurde 1912-13 nach Entwürfen des
Städtischen Gartenbaudirektors Erwin Barth mit Rhododendren,
Blumengarten, Spielplatz, kleinen Laternen mit quadratischem
Glaszylinder sowie einem Fontänenbrunnen angelegt und von
Platanen eingerahmt; er spiegelt die soziale Gesinnung seines
Gestalters wider. Barths Credo lautete: “Wenn irgendwo
eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer
Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so
ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten
leisten können.”
Der Platz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach
vorübergehend kleingärtnerisch genutzt, 1950 wieder instand
gesetzt, 1975 für den U-Bahnbau abgeräumt und 1978 bis 1987
unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wieder hergestellt.
1980 wurde am Parkeingang eine Gedenktafel für Erwin Barth
enthüllt:
ERWIN BARTH
1880 -1933
GARTENDIREKTOR VON
CHARLOTTENBURG 1912 –
1926
GROSS-BERLIN 1926 – 29
GUSTAV ADOLF (MIERENDORFF)
PLATZ
KAROLINGERPLATZ LIETZENSEEPARK
SACHSEN (BRIX) PLATZ
VOLKSPARK JUNGFERNHEIDE
CHARLOTTENBURG 1980
Unter den originellen Läden und Geschäften am Platz ist bei Liebhabern besonders gefragt das Modellbahngeschäft von Hartmut Weidemann, wo keineswegs in erster Linie Kinder als Kunden gesichtet werden, sondern überwiegend leidenschaftliche erwachsene Männer. Weidemann findet seinen Standort ideal, besonders wegen der guten Bus- und U-Bahnverbindungen und der bezahlbaren Miete, die damit zusammen hängt, dass dies nicht gerade ein Schickeria-Viertel ist.