Stolpersteine Leibnizstraße 44

Hausansicht Leibnizstr. 44

Diese Stolpersteine wurden am 24.9.2015 verlegt. Anwesend waren Margot Friedländer, eine Überlebende des Holocaust, die häufig als Zeitzeugin auftritt, André Schmitz, ehemaliger Staatssekretär und Chef der Berliner Senatskanzlei, sowie Hausbewohner.

Stolperstein Clara Gottschalkson

HIER WOHNTE
CLARA GOTTSCHALKSON
GEB. ROSENTHAL
JG. 1880
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
25.9.1942

Clara Gottschalkson, geb. Rosenthal, wurde am 11. August 1880 in Berlin geboren. Sie war mit Paul Gottschalkson, geboren am 25. August 1874 in Fischhausen, verheiratet, der von Beruf Bücherrevisor war. Er starb am 15. November 1940 in Berlin.
Die Familie lebte seit dem Jahr 1933 in der Leibnizstraße 44.

Stolperstein Dr. Heinz Gottschalkson

HIER WOHNTE
DR. HEINZ
GOTTSCHALKSON
JG. 1909
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
27.9.1942

Heinz Gottschalkson, geboren am 19. Oktober 1909, studierte bis 1935 Medizin in Berlin und Leipzig. Er war dann Arzt in einer Privatklinik in Wilmersdorf und im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Ab 1938 musste er, der Dr.med. war, die Berufsbezeichnung „Krankenbehandler“ tragen. Im Berliner Telefonbuch war er 1941 noch unter der Adresse Leibnizstraße 44 verzeichnet.

Stolperstein Fritz Gottschalkson

HIER WOHNTE
FRITZ
GOTTSCHALKSON
JG. 1906
DEPORTIERT 26.9.1942
RAASIKU
ERMORDET

Über Fritz Gottschalkson, geboren am 2. Juni 1909 in Berlin, ist nur wenig bekannt. Er war Diplom-Kaufmann und hatte 1942 noch ein geringes Einkommen durch Vermögensverwaltung für Emigranten.
Die Familie musste wohl Ende 1941 unter Zwang in die Regensburger Straße 14a umziehen, ein sogenanntes „Judenhaus“.
Fritz Gottschalkson wurde am 26. September 1942 von Berlin-Moabit deportiert. Der Transport, der aus Frankfurt/Main kam, fuhr mit 1048 Menschen nach Raasiku bei Reval (Tallinn) in Estland. Die meisten von ihnen wurden nach Ankunft im nahegelegenen Waldgebiet erschossen, unter ihnen vermutlich auch Fritz Gottschalkson.

Clara Gottschalkson starb am 25. September 1942 durch Suizid, ihr Sohn Heinz Gottschalkson zwei Tage darauf, am 27. September 1942, ebenfalls durch Suizid.

Es ist zu vermuten, dass die Familie zusammen deportiert werden sollte, denn die Wohnung in der Regensburger Straße 14a war von der Dienststelle des GBI (Albert Speer) zur Räumung und Wiederbelegung im Zuge des Stadtumbaus für die Reichshauptstadt „Germania“ vorgesehen. Sie wurde im November 1942 von „Volksgenossen“ (so nannten die Nazis die „Arier“) neu bezogen.
Aus der Leibnizstraße 44 wurden zwölf der ehemaligen Nachbarn der Familie Gottschalkson deportiert und ermordet.

Die Gräber von Paul, Clara und Heinz Gottschalkson befinden sich auf dem Friedhof Berlin-Weißensee.

Text: Babara Boehm-Tettelbach und Helmut Lölhöffel.
Quellen: Jüdisches Adressbuch Berlin 1931, Gedenkbuch Bundesarchiv, Gedenkbuch Juden in Charlottenburg, 2009 Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 36 AII 12338,
Centrum Judaicum (Datenbank Friedhof Weißensee),
Archiv Jüdisches Museum Berlin: 2011_339_650-653,
Rebecca Schwoch: Krankenbehandler in Berlin zwischen 1938 und 1945, 2017 Margot Friedlander: Versuche, Dein Leben zu machen, 2008
Fischer, Erzwungener Freitod, 2007
Jäckel/Simon, Berliner Juden 1941, 2007
Birthe Kundus, Die Deportationen der Juden aus Deutschland, 2005
Gottwald/Schulle, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005