HIER WOHNTE
MANFRED
ROSENDORFF
JG. 1924
FLUCHT 1939
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 6.6.1943
SOBIBOR
ERMORDET 9.6.1943
Manfred Rosendorff ist am 20. Oktober 1924 in Berlin geboren, er wohnte mit seiner Mutter Selma Rosendorff und seinem vier Jahre älteren Bruder Gerhard in der Roscherstraße 5. Der Vater war gestorben. Am 8. September 1938 konnten die drei vor der Judenverfolgung aus Berlin nach Groningen (Niederlande) flüchten. Aber am 3. Oktober 1942 wurde der damals knapp 18-jährige von den deutschen Besatzern festgenommen und zunächst bis zum 20. Februar 1943 im Sammellager Westerbork inhaftiert. Dann wurde er ins Konzentrationslager Vught-Hertogenbosch gebracht, wo er im Arbeitslager an der Moerdijk eingesetzt wurde und bis zum 3. Juli bleiben musste. Dann wurde er erneut nach Westerbork verlegt, von wo aus er am 6. Juli 1943 nach Sobibor in Ostpolen deportiert
wurde. Dorthin war kurz zuvor auch seine Mutter verschleppt worden, während der Bruder nach Auschwitz kam. In Sobibor ist Manfred Rosendorff am 9. Juli 1943 umgebracht worden.
Selma Rosendorff hatte einen dritten Sohn: Rudolf, geboren in Berlin am 14. Juli 1911.
Er flüchtete schon im Juni 1937 in die Niederlande und wohnte in Utrecht. Am 7. September 1939 heiratete er in Enschede Frieda Sommerfeld, geboren am 14. Juli 1911 in Krojanke. Sie war im Mai 1937 aus Berlin in die Niederlande geflüchtet. Am 4. Mai 1941 wurde eine Tochter Mirjam Hilde in Utrecht geboren. Rudolf wurde von Utrecht aus am 22.4.1943 in Vught-Hertogenbosch eingeliefert, musste wie seine jüngeren Brüder ins Arbeitslager Moerdijk und kam am 17.9.1943 nach Westerbork. Dort waren seit den 3.7.1943 schon seine Frau und seine Tochter. Die Familie ist am 4. September 1944 nach Theresienstadt deportiert worden. Rudolf Rosendorff wurde am 29. September 1944 nach Auschwitz deportiert, er kam am 21. März 1945 während eines Arbeitskommandos ums Leben. Frieda und Tochter Hilde sind am 6. Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz weiterdeportiert und dort ermordet worden, das Todesdatum ist nicht bekannt.
In der Roscherstraße 5 haben zeitweise auch Carola Friedlaender, Rosa Schwersenski und Rudolf Wronke gewohnt, die vor ihren Deportationen allerdings woandershin umziehen mussten. Die Nationalsozialisten haben viele jüdische Haushalte in Häusern arischer Eigentümer gezwungen, in sogenannte Judenhäuser umzusiedeln. So liegt der Stolperstein für Dr. Julius Grünthal , der von 1911 bis 1933 in der Roscherstraße 5 gewohnt hatte, vor dem Haus Wielandstraße 12.
Literatur: Heidede Becker: Ein Stück Stadt erkunden. Haus- und Quartiersgeschichte in Berlin-Charlottenburg. filum rubrum verlag, Nauen bei Berlin 2012. 168 Seiten, 190 Abbildungen, 18,90 Euro.
Recherchen: Heidede Becker, Frank Siebold, Helmut Lölhöffel. Quellen: Bundesarchiv, Auskünfte aus Westerbork, Berliner Adressbücher, Juden in Charlottenburg – Ein Gedenkbuch