Stolperstein Pestalozzistr. 11

Hauseingang Pestalozzistr. 11, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 03.10.2012

Hauseingang Pestalozzistr. 11, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 03.10.2012

Dieser Stolperstein wurde am 26.04.2012 verlegt.

Stolperstein Frieda Plotke, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 03.10.2012

Stolperstein Frieda Plotke, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 03.10.2012

HIER WOHNTE
FRIEDA PLOTKE
JG. 1900
DEPORTIERT 3.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Frieda Plotke kam in Beuthen (Oberschlesien) am 19. Januar 1900 zur Welt. Da sie in Berlin bei ihren Eltern oder zur Untermiete gewohnt haben mag, ist in den Adressbüchern nichts über sie zu ermitteln. 1943 lebte sie, ledig, zur Untermiete in der Pestalozzistrasse 10, bei Hans Voss, (an anderer Stelle Foss geschrieben) im Gartenhaus, 1. Stock. Dort bewohnte sie ein möbliertes Zimmer. Ein Kaufmann Hans Foss ist im Adressbuch in der Pestalozzistrasse 10 nur 1937/38 nachzuweisen. Anfang 1943 war Frieda Plotke Zwangsarbeiterin bei der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde. Ihre gesamte Habe bestand nach ihren eigenen Angaben aus „Restbestände Wäsche“, „Berufs- und Gebrauchskleidung“ und 60.- Reichsmark. Auf dem Schätzungsformular in der Akte der Oberfinanzdirektion ist über ihren „Besitz“ lediglich „Schätzung erfolglos“ vermerkt. Ein zweiter Schätzungsbogen für Frieda Plotke führte nun doch einige Gegenstände im Gesamtwert von 59.- Reichsmark auf, darunter „20 Bücher“, die als „wertlos“ angesehen wurden. Den Erlös des Verkaufs nebst 33,79 Mark, die die Munitionsfabrik für Frieda Plotke nachzahlte, wurden als Einnahmen des Deutschen Reiches verbucht.

Am 28. Februar 1943 war Frieda Plotke bereits in der zur Sammelstelle umfunktionierten früheren Synagoge Levetzowstrasse 7-8, vermutlich wurde auch sie im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ am 27. Februar direkt am Arbeitsplatz festgenommen. Am Tag darauf, dem 28., unterschrieb sie die von ihr verlangte „Vermögenserklärung“ und bekam pro forma eine „Enteignungsverfügung“ zugestellt, die auf den 1. Februar datiert war. Am 3. März 1943, wurde Frieda Plotke mit dem umfangreichsten Transport, der je den Bahnhof Grunewald verließ, mit 1732 Menschen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Todesdatum ist nicht dokumentiert.

Einem Brief der Hausverwaltung ist zu entnehmen, dass Foss „ebenfalls evakuiert“ worden sei, ein Verschleierungsausdruck für „deportiert“ – in den zugänglichen Listen ist er allerding nicht auffindbar.

Der Stolperstein zum Gedenken an Frieda Plotke war wegen ungenauer Angaben am Haus 11 verlegt worden. Inzwischen ist belegt, dass sie in der Nummer 10 gelebt hat.

Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akten der Oberfinanzdirektion
Berliner Adressbücher
Texte: Micaela Haas