Chronik Charlottenburg-Wilmersdorfs 9.11.2006 Schweigemarsch zur Erinnerung an die Pogromnacht des 9. November 1938

Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Pogromnacht des 9. November 1938, 9.11.2005, Foto: Raimund Müller

Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Pogromnacht des 9. November 1938, 9.11.2005, Foto: Raimund Müller

Unter dem Motto “Junge Menschen nehmen Stellung gegen Antisemitismus und Rassendiskriminierung” haben die Schülerinnen und Schüler der Hugo-Gaudig-Realschule in Tempelhof-Schöneberg und des Gottfried-Keller-Gymnasiums in Charlottenburg-Wilmersdorf mit Unterstützung der Landespolizeischule Berlin und der Bezirksämter Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf am Donnerstag, dem 9.11.2006, ab 16.30 Uhr einen Schweigemarsch mit anschließender Kundgebung am Mahnmal “Gleis 17” am S-Bahnhof Grunewald veranstaltet.
Der Schweigemarsch begann um 16.30 Uhr an der Erdener Straße/Ecke Koenigsallee in Berlin-Grunewald (gegenüber dem Rathenau-Gedenkstein). Er führte durch die Erdener und Trabener Straße zum Mahnmal, das an die Deportationszüge erinnert, die von hier aus mehr als 50.000 jüdische Mitmenschen in die nationalsozialistischen Vernichtungslager transportiert haben. Schülerinnen und Schüler der Hugo-Gaudig-Schule und des Gottfried-Keller-Gymnasiums begrüßten zusammen mit dem Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Thomas Härtel, und dem Berliner Polizeipräsidenten Dieter Glietsch, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – unter ihnen neben Vertretern der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und der politischen Parteien auch der türkische Generalkonsul, Ahmed Nazif Alpman und Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen. Worte des Gedenkens wurden gesprochen, Clemens Mai (Trompete) spielte die jüdische Melodie “Jiskor” und Kantor Simon Zkorenblut sang das Trauerlied “El Male Rachamim”. Zum Schluss spach Isaak Behar, Gemeindeältester der jüdischen Gemeinde zu Berlin, hier – am symbolischen Grab seiner Eltern, die zusammen mit seinen beiden Schwestern vom Gleis 17 aus nach Riga deportiert und dort ermordet wurden – das jüdische Totengebet “Kaddisch”.
Mit dieser Veranstaltung haben nun schon zum 21. Mal Schülerinnen und Schüler in eigener Verantwortung an die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht des 9. November 1938 erinnert. Mehr als 60 Jahre nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur haben sie, die selbst keine persönliche Schuld an jenen Ereignissen tragen, ihre Mitverantwortung für die freiheitliche Entwicklung der Gesellschaft, in der sie jetzt leben, und für die Gestaltung einer menschenwürdigen Zukunft im Zeichen von Humanismus und Toleranz gezeigt.