Villa Noelle, Baudenkmal

Villa Noelle, Winkler Straße 10, 10.2015

Villa Noelle, 18.11.2006, Foto: Raimund Müller

Die Villa ließ 1901/02 der Stahlbauunternehmer und Kommerzienrat Ernst Noelle von Hermann Solfs und Franz Wichards als Werksteinbau mit Stilelementen der deutschen Renaissance bauen. Das dazugehörige Grundstück war ursprünglich 9.000 qm groß, lag direkt am Dianasee und reichte bis zum Hasensprung. Es umfasste die heutigen Hausnummern 6a, 8 und 10. Ernst Noelle wurde 1854 in Mülheim an der Ruhr geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Über den Stahlhandel bei Thyssen kam er nach Berlin und gründete hier mit seinem Freund Steffen die Stahlhandelsfirma Steffen und Noelle. Die Firma hat unter anderem den Stahl für den Bau des Funkturms geliefert. Ernst Noelle beauftragte den Architekten Hermann Solf, der bereits einige Villen in Grunewald gebaut hatte, mit dem Bau eines repräsentativen Hauses.

Es wurde im Stil der deutschen Renaissance ausgeführt und erinnert mit seinen Giebeln, Erkern und Dachaufbauten an den Burgenstil. Der Stein für die Fassadengestaltung stammte aus Oberdorla bei Mühlhausen in Thüringen. Ernst Noelle zog 1901 mit seiner Frau und seinen 5 Kindern ein.
Er spendierte die Kirchenfenster für die Evangelische Grunewaldkirche und den jährlichen Tannenbaum für die Weihnachtsgottesdienste. Er starb 1916. Sein ältester Sohn hat später die Tobis-Filmgesellschaft gegründet, und dessen Tochter ist die bekannte Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann.

Der Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach kaufte das Haus im Oktober 1972, sanierte es und dokumentierte seine Geschichte sorgfältig. Die Firma Schulz-Ebschbach ist bekannt für ihre kunstvollen Restaurierungen und hat beispielsweise für den symbolischen Preis eines Preußentalers Schloss Sanssouci mit einem neuen Anstrich versehen.

Elisabeth Noelle-Neumann wurde 1916 hier in Berlin als Tochter von Eva und Ernst Noelle geboren. Sie legte 1935 in Göttingen das Abitur ab und studierte anschließend Philosophie, Geschichte, Zeitungswissenschaft und Amerikanistik in Berlin, Königsberg und in den USA.

1937/38 lernte sie in den USA neueste Demoskopie-Methoden kennen. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Meinungs- und Massenforschung in USA“ beschrieb sie Deutschlands schlechtes Ansehen in der Welt vor allem aus der Darstellung der Medien in den USA und machte den Einfluss der amerikanischen Juden dafür verantwortlich. Goebbels berief sie auf Grund ihrer Arbeiten 1942 zur Adjutantin. Eine längere Erkrankung hinderte sie jedoch daran, dieses Amt anzutreten. Seit 1946 war sie mit dem Journalisten Erich Peter Neumann verheiratet, der 1973 starb. 1979 heiratete sie in zweiter Ehe den Physiker Heinz Maier-Leibnitz.
Nach dessen Tod im Jahr 2000 nahm sie ihren Geburtsnamen Elisabeth Noelle wieder an, publizierte aber weiter unter dem Namen Noelle-Neumann.
1947 gründete sie ihr “Institut für Demoskopie Allensbach”, das erste Institut für Meinungsforschung in Deutschland. Seither galt sie als Pionierin der Umfragen und Meinungsforschung in Deutschland und wurde als “Pythia vom Bodensee” vor allem von Politikern gefürchtet. 2010 starb sie in Allensbach.