Garten des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie

Garten des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, Foto: Wolfgang Reuss

Garten des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, Foto: Wolfgang Reuss

Der Garten des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie wurde 1938 – 40 vermutlich von Georg Bela Pniower angelegt.

Dieser Garten ist eine der wenigen erhaltenen Anlagen, die die Gestaltungsvorstellungen zum Ende der 30er Jahre dokumentieren. Im Zusammenhang mit einer Zusatzbebauung auf dem Grundstück hat der heutige Nutzer, die GAGFAH, den zugewucherten Garten aufwendig instandgesetzt. Der Entwurfsverfasser der Gartenanlage ist nicht gesichert. Gestaltungsart und die Pflanzenwahl machen jedoch auch bei diesem Objekt die Zusammenarbeit des Architekten des Hauses, August Breuhaus de Groot, mit Georg Bela Pniower wahrscheinlich. Pniower, von den Nationalsozialisten als “Halbjude” diffamiert, war in der Zeit des Faschismus mit Berufsverbot belegt. Breuhaus plazierte auf dem nahezu dreieckigen Grundstück ein L-förmiges Gebäude. Das leicht geschwungene Empfangsgebäude riegelt die repräsentative Vorfahrt und den von Koniferen gerahmten Vorgartenplatz vom übrigen Garten ab. Dort sind zwei Gartenbereiche deutlich voneinander getrennt: der von einer monumentalen Pergola umgebene, an die Wohnung des Direktors anschließende Privatgarten und der tiefer gelegene Pausengarten für die Belegschaft. Durch Höhenlage und Dimension behauptet der Direktorengarten eine hierarchische Dominanz gegenüber dem “Gefolgschaftsgarten”. Entlang der unregelmäßigen Umrißlinie des Pausengartens stehen locker verteilt Baum- und Strauchgruppen,sowie zwei mächtige Trauerweiden. An der Grundstücksgrenze bildet eine Säulenpappelreihe den räumlichen Abschluß. Mit der engen Verbindung von Gebäude und Gartenraum, der Vielfalt der Pflanzen und der Schaffung verschiedener Nutzungsbereiche führt der Architekt Traditionen der 20er Jahre fort. In der Monumentalisierung und hierarchischen Trennung der Gartenbereiche äußert sich nicht zuletzt die Gestaltungsintention der Auftraggeber.

Text: Ute Nitsch