Drucksache - 0741/5  

 
 
Betreff: Blühstreifen- und flächen - das Wildbienenprojekt erweitern
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Dr. Vandrey/Wapler/Drews/Centgraf 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
24.05.2018 
20. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Umwelt, Natur- und Klimaschutz, Liegenschaften und Grünflächen Beratung
19.06.2018 
16. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Natur- und Klimaschutz, Liegenschaften und Grünflächen ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
21.06.2018 
21. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Antrag
Beschlussempfehlung
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Die BVV hat in ihrer Sitzung am 21.06.2018 beschlossen:

 

"Das Bezirksamt wird aufgefordert, über das bereits arbeitende Wildbienenprojekt hinaus Flächen- bzw. Standortvorschläge für die Einrichtung von Blühstreifen und Blühflächen zu erarbeiten und umzusetzen.

 

Dabei ist auf eine Artenzusammenstellung zu achten, die den örtlichen Standortverhältnissen angepasst ist und insbesondere für Wildbienen und Schmetterlinge, aber auch anderen Insekten Nahrung bietet. Für die Aussaat ist möglichst Saatgut in Bio-Qualität zu verwenden.

 

Eine ggf. erforderliche Mahd soll so terminiert werden, dass die Samenbildung und eine selbstständige Vermehrung ermöglicht wird.

 

Das Bezirksamt wird des Weiteren gebeten, Möglichkeiten zu unterbreiten, in welcher Form sich Anwohner*innen, Gewerbetreibende und Sponsor*innen an der Umsetzung von Bepflanzungsmaßnahmen auf den qualifizierten Flächen beteiligen können.

 

Die für diese Aufgaben zuständigen Mitarbeiter*innen des Straßen- und Grünflächenamtes sollen Fortbildungsmaßnahmen für eine bestäuberfreundliche Praxis nutzen können.

 

Flächen, die möglicherweise für eine entsprechende Bepflanzung in Frage kämen, sind die Grünflächen entlang von Straßen, begrünte Mittelinseln und Mittelstreifen, aber auch bestehende und neu zu gestaltende Gründächer und Fassadenbegrünungen sowie Gebäudebegleitgrün. Auch bei baulichen Gestaltungsvorhaben in Parks und Grünanlagen soll dieser Aspekt zukünftig stärker berücksichtigt werden.

 

Der BVV ist bis zum 31.12.2018 zu berichten."

 

 

Das Bezirksamt teilt dazu Folgendes mit:

 

Im Fachbereich Grünflächen wird bei Pflanzungen unter Berücksichtigung gestalterischer, gartenkünstlerischer und ökologischer Belange zwischen Vielfalt und gebietsheimischer Herkunft angemessen abgewogen. Grundlage ist hier das „Handbuch Gute Pflege“ der Sen UVK. Von der GALK (Gartenamtsleiterkonferenz) wurde es Ende 2016 mehrheitlich bestätigt.

 

In Charlottenburg-Wilmersdorf werden seit dem Jahre 2018 Pilotflächen am Spandauer Damm (Teilflächen des Straßengrüns) und im Ruhwaldpark nach den Qualitätskriterien des Handbuches entwickelt. U.a. wird bei der Ansaat der Säume auf die Verwendung von bestäuberfreundlichem regionalen Saatgut (an zwei Zertifikaten erkennbar: "VWW-Regiosaaten" und "Regiozert") geachtet.

 

Gebietseigene Pflanzen sind eine wesentliche Grundlage für die biologische Vielfalt. Gebietseigene Pflanzen weisen andere Merkmale und Reaktionsmuster auf als gebietsfremde Pflanzen derselben Art. Sie sind besser an die regionalen Bedingungen angepasst. U.a. wachsen diese Pflanzen besser an, zeigen eine größere Anpassungsfähigkeit und können eine bessere Umweltbilanz durch die Vor-Ort-Gewinnung des Pflanzenmaterials aufweisen.

 

Seit 2018 (mit Start der Maßnahmen im öffentlichen Raum im Frühjahr 2019) hrt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ein Pilotprojekt "Bestäuberfreundliche Stadt" zur Förderung von Insekten und Wildbienen durch. Fachlich wird dieses Projekt von der Deutschen Wildtier Stiftung (DeWiSt) und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) als Oberster Naturschutzbehörde bis zum Jahre 2022 begleitet. Im Rahmen dessen wird eine für Berlin einheitliche Saatgutzusammenstellung derzeit erarbeitet. Diese Saatgutmischungen sollen auf weiteren, geeigneten begrünten Mittelstreifen Anwendung finden.

 

Der Ruhwaldpark, die Mittelstreifen der Heerstraße, des Hohenzollerndamms oder der Otto-Suhr-Allee sind Beispiele für hierfür ausgewählte Standorte innerhalb des Bezirks. Durch das Einbringen von Wildkrautsamen soll der Blütenflor gezielt verbessert werden. Grundsätzlich werden diese Flächen zwei- bis dreimal jährlich gemäht, der Ruhwaldpark maximal einmal jährlich, damit sich der Wildkrautbestand und damit der Lebensraum der Wildbienen weiter vergrößern kann. Aus Gründen des Immissionsschutzes und zum Schutz von Kleintieren wird hier auf den Einsatz von Laubbläsern oder -saugern vollständig verzichtet. here Informationen gibt es unter den folgenden Links:

https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/wilde-bienen-hoch-bedroht und https://www.wildbiene.org/berlin/.

 

Darüber hinaus wird die rderung von Wildstauden mit durchgehenden Blühaspekten

auf Mittelstreifen bereits seit Jahren praktiziert. Die extensive Pflege der Flächen mit zwei- bis dreischüriger Mahd einerseits und ausbleibender Bewässerung der Areale andererseits führt zu einer stärkeren Entwicklung von blühenden Wildkräutern. Diese werden durch eine in verschiedenen Teilbereichen durchgeführte und zeitlich versetzte Mahd bei der Ausbildung von Samenständen gefördert. Bei Begrünungen von Gehölzflächen wird seit jeher darauf geachtet, bienen- und insektenfreundliches Pflanzenmaterial zu verwenden (siehe auch unten aufgeführte Maßnahmen).

 

Zusätzlich wurden durch die Deutsche Wildtier Stiftung Fortbildungenr die Mitarbeiter*innen der Straßen- und Grünflächenämter an mehreren Terminen durchgeführt, die neben theoretischen Kenntnissen ebenfalls im öffentlichen Raum praktische Maßnahmen zur Umsetzung vermittelt haben. Diese werden auch in den kommenden Jahren angeboten.

 

Interessierte Anwohner*innen, Stadtgärtner*innen, Wohnungsbaugesellschaften, Unternehmen usw. wurden und werden regelmäßig mit Vorträgen und praxisnahen Tipps informiert, u. a. bei den Veranstaltungen in der Gartenarbeitsschule.

 

Es erfolgte außerdem im Jahr 2019 die Anlage von weiteren bestäuberfreundlichen Flächen unabhängig vom Pilotprojekt durch Einsaat von gebietseigenem Saatgut (VWW-Regiosaaten zertifiziert) aus dem Ursprungsgebiet Ostdeutsches Tiefland, Pflanzung heimischer Gehölze sowie Einbringung von Geophyten an folgenden Standorten:

 

Außenanlagen Mosse-Stift

  • Einsaat gebietseigener Wildstauden (11 Arten) und Einbringung von Jungpflanzen
  • Einbringung von Geophyten (17 botanische Arten von Frühblühern)
  • Pflanzung von Beerensträuchern


Ehemaliger Spielplatz am Cornelsenweg

  • Einsaat gebietseigener Wildstauden (11 Arten)
  • Pflanzung von Beerensträuchern zum Naschen für die Anwohner*innen

 

schung am Horst-Dohm-Stadion

  • Einbringung von Geophyten (14 botanische Arten von Frühblühern)

 

Blühstreifen am Schulgartenprojekt Kracauerplatz (durchgeführt von engagierten Lehrerinnen und SuS)

 

Anfang 2020 kommen folgende Flächen hinzu:

 

Vegetationsflächen an den beiden Jugendverkehrsschulen

  • Einsaat gebietseigener Wildstauden (20 Arten)
  • Pflanzung heimischer Wildrosen (JVS Charlottenburg)

 

Ehemalige Revierunterkunft im Messelpark

  • Einsaat gebietseigener Wildstauden auf 1200 m2 (20 Arten)

 

Teilbereiche des Betty-Hirsch-Platzes

  • Austausch nichtheimischer zugunsten heimischer, standortangepasster Gehölze
  • Bestäuberfreundliche Gehölze und Vogelnährgehölze
  • Wildobst für die ansässige Fauna und die Anwohner*innen

 

Dies erfolgt in guter Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Grünflächen des Straßen- und Grünflächenamtes und der Unteren Naturschutzbehörde im Umwelt- und Naturschutzamt.

Im Rahmen des Projektes CITY.biotop und der täglichen bürgernahen Verwaltungsarbeit wurden 2019 interessierte Anwohner*innen vor Ort beraten, mit ausführlichen Informationsmaterialien und kleinen Mengen an gebietseigenem Saatgut versorgt. Beispiele hierfür:

  • Grünanlage in der Delbrückstr. 2A
  • AG Interkultureller Garten auf der Mierendorff-Insel
  • Anwohner*innen der Sophie-Charlotten-Straße
  • Anwohner*innen des Heubnerweges
  • Anwohner*innen der Warmbrunner Straße
  • Teilnehmende am Sommerfest des Mosse-Stiftes

here Hinweise zu der von der Unteren Naturschutzbehörde zusammengestellten Saatgutmischung 2019 mit Beschreibung der einzelnen Arten finden sich unter folgendem Link:

https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/verwaltung/aemter/umwelt-und-naturschutzamt/umweltschutz/umweltschutzprojekte/artikel.842883.php

Hierbei handelt es sich nicht um die oben genannte Zusammenstellung aus dem Wildbienenprojekt.

Weitere bestäuberfreundliche Flächen mit Stauden und Gehölzen werden regelmäßig im Rahmen der kindgerechten und ökologischen Umgestaltung von Schulhöfen in Kooperation mit „Grün macht Schule“ im gesamten Bezirk angelegt. Hierbei werden auch entsprechende Informationen zu Wildbienen und insektenfreundlichen Freiflächen vermittelt.

 

Zusätzlich wurde eine Handreichung „Hinweise und Tipps für Planung und Praxis von Fassadenbegrünungsmaßnahmen“ erstellt. Weiterhin wird im Rahmen der Umsetzung von den BFF-Landschaftsplänen regelmäßig darauf hingewirkt, bestäuberfreundliche Mischungen gebietsheimischen Saatguts zu verwenden. Und zuletzt soll ab Mitte 2020 ein urbanes Grünlandkonzept (gefördert von „The Nature Conservancy“) für Charlottenburg-Wilmersdorf erstellt werden, das auch den Schutz von Bestäubern umfasst.

 

Eine hervorgehobene Rolle unter den Flächen der öffentlichen Hand in Charlottenburg-Wilmersdorf nehmen die Waldgebiete der Berliner Forsten ein. Die Berliner Wälder innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen werden seit Anfang der 1990er Jahre naturgemäß bewirtschaftet und sind seit 2002 nach FSC (Forest Stewardship Council) und Naturland zertifiziert. Zu den Kriterien der Zertifizierung gehört auch die Verwendung heimischer Arten. Umfangreiche Informationen hält das Internetangebot der Berliner Forsten vor: https://www.berlin.de/senuvk/forsten/waldpflege/index.shtml

 

Abschliend sei noch auf die Broschüre „Strategie zum Schutz und zur Förderung von Bienen und anderen Bestäubern in Berlin der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hingewiesen.

(Link: https://www.berlin.de/senuvk/natur_gruen/biologische_vielfalt/download/strategie_zum_bienenschutz_in_berlin_2019.pdf)

 

Das Bezirksamt bittet, den Beschluss damit als erledigt zu betrachten.

 

 

 

Reinhard Naumann Oliver Schruoffeneger

Bezirksbürgermeister Bezirksstadtrat

 

 

 

 

 

 


 

 
 

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