Rede am 13.09.2013 zur Einweihung des Hospizes der Paul Gerhardt Diakonie

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann auf dem Gelände des Martin-Luther-Krankenhauses

Sehr geehrter Bischof Dr. Dröge!
Sehr geehrter Herr Dr. Lütcke!
Sehr geehrter Herr Dr. Metzmacher!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich danke Ihnen für die Errichtung dieses Hospizes hier in Wilmersdorf auf dem Gelände des Martin-Luther-Krankenhauses. Es ist der 13. Hospiz-Standort in Berlin. Ich danke allen, die daran mitgewirkt haben, und ich danke vor allem den Frauen und Männern, die in diesem Hospiz arbeiten werden, die sich hier um sterbende Menschen und ihre Angehören kümmern.
Die Versorgung von schwerstkranken Menschen und ihren Angehörigen ist eine immer wichtiger werdende gesellschaftliche Aufgabe. Die Paul Gerhardt Diakonie nimmt sich dieser Aufgabe an, indem sich nicht nur dieses Hospiz errichtet hat, sondern parallel auch einen ambulanten Hospizdienst mit ehrenamtlichen Hospizbegleitern aufbaut. Wer schon einmal sterbende Angehörige in ihren letzten Tagen und Wochen begleitet hat, der weiß, wie wichtig solch ein Dienst ist – ein Dienst, der jede Altersgruppe betrifft.
Obwohl oder vielleicht auch gerade weil wir in einer immer älter werdenden Gesellschaft leben, verdrängen wir in der Öffentlichkeit gerne das Sterben. Verständlicherweise bevorzugen wir die Bilder der rüstigen Rentnerinnen und Rentner, die auf Weltreise gehen, sich mit Sport fit halten und sich aktiv ehrenamtlich für unser Gemeinwesen engagieren. Wir werden nicht nur immer älter, sondern viele von uns bleiben auch bis ins hohe Alter selbständig, gesund und tatkräftig.
Das ist die schöne Seite unseres hohen Lebensstandards und des medizinischen Fortschritts. Beides beschert uns eine lange Lebensdauer. Das sollen und dürfen wir genießen.
Aber auch der medizinische Fortschritt stößt an seine Grenzen. Die meisten von uns erfahren das, wenn Angehörige so schwer erkranken, dass eine erfolgreiche Therapie nicht mehr möglich ist. Es ist schwer, einzusehen, dass das Leben zu Ende geht. Und dieses Ende kann ein langer Prozess sein, der mit körperlichem und seelischem Leid verbunden ist.
Gerade in dieser Situation sind die Betroffenen und ihre Angehörigen besonders auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Das körperliche Leiden kann heute meistens von der Medizin gelindert werden. Und das seelische Leid kann mit erfahrenen, mitfühlenden Betreuerinnen und Betreuern besser verarbeitet werden.
Die Paul Gerhardt Diakonie hat sich zum Ziel gesetzt, “auch Schwerstkranken ein würdevolles, schmerzfreies und selbstbestimmtes Leben bis zuletzt zu ermöglichen”. Sie unterstützt die Charta zur Betreuung Schwerstkranker und Sterbender und fühlt sich verpflichtet, sich im Sinne der Charta für die Verbesserung der Situation schwerstkranker und sterbender Menschen, ihrer Familien und der ihnen Nahestehenden einzusetzen und auf dieser Grundlage für die Einlösung ihrer Rechte einzutreten.
Mit diesem Hospiz und den damit verbundenen ambulanten Diensten löst die Paul Gerhardt Diakonie als Teil meiner evangelischen Kirche diese Verpflichtung ein. Ich habe große Hochachtung für alle, die sich den damit verbundenen Aufgaben stellen und mithelfen, das Sterben menschlich zu gestalten. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und wünsche Ihnen viel Kraft und Erfolg bei der Bewältigung dieser Aufgaben.