Veranstaltungsreihe 2017: Deutschland 2.0

Die DDR im vereinigten Deutschland

Kooperationsveranstaltungen des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, der Deutschen Gesellschaft e. V. und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Veranstaltungsort:
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5, 10117 Berlin

Der Eintritt ist frei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Vergangenheit ist nicht nur Geschichte; sie ist zugleich sehr lebendig und mit der Gegenwart verbunden. Auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktatur und der Wiedervereinigung wirkt die DDR in den unterschiedlichsten Bereichen der gesamtdeutschen Gesellschaft und den Mentalitäten der Menschen nach. Die Veranstaltungsreihe “Deutschland 2.0”, die im Jahr 2017 fortgesetzt wird, möchte danach fragen, wo und in welcher Gestalt die DDR heute noch zu finden ist. Dabei versucht sie zu ergründen, wie die historischen Erfahrungen aus den Zeiten der SED-Diktatur, der deutschen Teilung und dem Wiedervereinigungsprozess für die gesellschaftlichen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft genutzt werden können. In sechs Gesprächsrunden werden verschiedene Politik- und Gesellschaftsfelder in den Blick genommen, um bekannte, in Teilen eingefahrene Ost-West-Debatten zu hinterfragen sowie neue Perspektiven auf das vereinigte Deutschland zu eröffnen.

Dienstag, 10. Oktober 2017, 18.00 Uhr

Wem gehört der Osten? Bauern, Rote Barone und Agrarkonzerne auf dem Land

Die Strukturen der DDR-Agrarwirtschaft prägen bis heute die ländlichen Räume
in Ostdeutschland. Betriebe sind dort durchschnittlich fünfmal größer als im
Westen und stärker agrarindustriell geprägt, Familienbetriebe und bäuerliche
Landwirtschaft hingegen sind kaum vorhanden. In der SED-Diktatur wurde die
Landwirtschaft nach sowjetischem Modell und ideologischen Vorgaben umgestaltet. Bodenreform, Enteignungen und Zwangskollektivierung hatten die flächendeckende Proletarisierung der Bauern und die Einrichtung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zum Ziel. Im Zuge der deutschen Vereinigung profitierten oft alte DDR-Agrarkader von der Privatisierung der agrarindustriellen Betriebe und Flächen. Die übernommenen Strukturen sind heute attraktiv für große Konzerne und Kapitalanleger.

Die fünfte Veranstaltung der Reihe »Deutschland 2.0« im Jahr 2017 fragt nach
den Spuren der DDR in der ostdeutschen Landwirtschaft. Es wird unter anderem
untersucht, wie sich personelle und strukturelle Kontinuitäten auf die ländliche
Wirtschaft und Gesellschaft auswirken, wie die aktuelle politische Debatte darüber verläuft und welche Zukunft der ländliche Raum im Osten zu erwarten hat.

Begrüßung:
Dr. Robert Grünbaum (Stv. Geschäftsführer der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Kurzstatements:

  • Wolfgang Vogel
  • Georg Janßen

Podium:

  • Georg Janßen (Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e. V.)
  • Dr. Jens Schöne (Stv. Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)
  • Wolfgang Vogel (Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes e. V.)
  • Catherine Wildgans (Rechtsanwältin)

Moderation:
Catarina Zanner (Antenne Brandenburg)

Dienstag, 7. November 2017, 18.00 Uhr

Deutsche Einheit(lichkeit) – Lebensverhältnisse und Mentalitäten in Ost und West

Bisherige Veranstaltungen:

Dienstag, 4. April 2017, 18.00 Uhr

Ankunft in Europa. Ostdeutsche Perspektiven auf die europäische Integration seit 1989

Vom geteilten Land im Kalten Krieg zur “Macht in der Mitte” – Deutschlands
Rolle in Europa hat sich seit der Wiedervereinigung 1990 grundlegend geändert.
Aktuelle politische Herausforderungen wie die andauernde Finanzkrise, der
“Brexit” oder militärische Konflikte an den Grenzen der Europäischen Union (EU)
führen dazu, dass sich die Bundesrepublik steigenden Erwartungen ihrer Partner
gegenübersieht. Für das außenpolitische Handeln und das Selbstverständnis
des vereinigten Deutschlands spielen nicht nur die Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges eine entscheidende Rolle, sondern auch die Erfahrungen Ostdeutschlands aus vier Jahrzehnten kommunistischer Diktatur, die es mit den Staaten Ostmitteleuropas teilt. In der gesellschaftlichen Debatte über die Zukunft der EU sowie über die Beziehungen zu Russland und anderen autoritären Staaten treten dabei auch immer wieder unterschiedliche Sichtweisen der Menschen in Ost und West zu Tage.

Die erste Veranstaltung der Reihe »Deutschland 2.0« im Jahr 2017 versucht zu
ergründen, inwieweit sich die Situation Deutschlands in Europa durch die Erweiterung der »alten Bundesrepublik« durch Ostdeutschland verändert hat. Zudem wird gefragt, welche besonderen Probleme, aber auch welche Chancen sich für die deutsche Europapolitik aus der kommunistischen Vergangenheit Ostdeutschlands ergeben.

Begrüßung:
Dr. Anna Kaminsky (Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Kurzstatements:
  • Christoph Dieckmann
  • Elmar Brok
Podium:
  • Elmar Brok (Mitglied des Europäischen Parlaments)
  • Christoph Dieckmann (Autor und Journalist)
  • Karoline Münz (Stv. Generalsekretärin der Europäischen Bewegung Deutschland e. V.)
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Weidenfeld (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Moderation:
Bettina Warken (Leiterin des ZDF-Landesstudios Berlin)

Dienstag, 2. Mai 2017, 18.00 Uhr

Zwischen Leere und Aufbruch. Umbau Ost und demografischer Wandel

Der umfassende Strukturwandel zwischen Ostsee und Erzgebirge ist größtenteils
vollzogen: Die Abwanderung aus den ostdeutschen Bundesländern ist fast zum
Stillstand gekommen, der Abbau von Arbeitsplätzen gestoppt. Der Osten ist für
viele Menschen wieder attraktiv geworden, so unter anderem die Metropolregionen
um Leipzig, Dresden und Berlin. Gleichwohl sind die negativen Folgen
jahrzehntelanger kommunistischer Misswirtschaft und des Transformationsprozesses nach 1990 weiterhin deutlich spürbar. Nach wie vor verlieren viele ländliche Regionen stark an Einwohnern, vor allem junge Menschen ziehen weg. Lange vernachlässigte Innenstädte und Infrastruktur, leerstehende Plattenbausiedlungen und Versorgungsprobleme stellen zahlreiche ostdeutsche Kommunen vor große Herausforderungen.

Die zweite Veranstaltung der Reihe »Deutschland 2.0« im Jahr 2017 möchte die
Bedingungen und Auswirkungen des Transformationsprozesses in Ostdeutschland
untersuchen. Wie wirken sich Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftlicher
Strukturwandel auf die unterschiedlichen Regionen sowie auf das Gemeinwesen
vor Ort aus? Wo liegen weiterhin Risiken und wo bieten sich Chancen? Lässt
sich vom Osten über den konstruktiven Umgang mit dem demografischen
Wandel, der sich auch im Westen Deutschlands längst angekündigt hat, lernen?

Begrüßung:
Martin Gutzeit (Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

Kurzstatements:

  • Kathrin Schneider
  • Franziska Schubert
Podium:
  • Dr. Reiner Klingholz (Direktor und Vorstand des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung)
  • Kathrin Schneider (Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg)
  • Franziska Schubert, MdL (Gründerin und Vorsitzende des Bündnisses Zukunft Oberlausitz)
  • Dr. Dietlind Tiemann (Oberbürgermeisterin von Brandenburg an der Havel)

Moderation:
Korbinian Frenzel (Deutschlandradio Kultur)

Dienstag, 6. Juni 2017, 18.00 Uhr

Vorbild oder Zerrbild? Die DDR-Schule in der gesamtdeutschen Bildungsdebatte

Der »PISA-Schock« stieß in Deutschland eine intensive Diskussion über die Qualität des Bildungssystems an und führte zu mehreren tiefgreifenden Schulreformen. In der bis heute anhaltenden Debatte wird auch immer wieder die DDR-Einheitsschule mit ihrem Leistungsprinzip, dem einheitlichen und gemeinsamen Lernen über viele Jahre hinweg und ihrem Fokus auf die Naturwissenschaften als Modell herangezogen. Die negativen Seiten des SED-Erziehungssystems bleiben oft unterbelichtet: ideologische Indoktrination und politische Reglementierung, starre Lehrpläne und formalisierte Unterrichtsmethoden, fehlende Individualität für Lehrende und Lernende. Besonders einige ostdeutsche Bundesländer scheinen heute mit Anleihen und fortgesetzten Traditionen aus dem sozialistischen Unterricht Erfolge zu feiern. Sachsen und Thüringen belegen bei nationalen Vergleichsstudien regelmäßig Spitzenplätze.

Die dritte Veranstaltung der Reihe »Deutschland 2.0« im Jahr 2017 möchte die
Rolle der DDR-Schule in der gesamtdeutschen Bildungsdebatte in den Blick
nehmen und danach fragen, welche Aspekte der DDR im föderal organisierten
Bildungssystem heute nachwirken. Es soll zudem diskutiert werden, ob es pädagogische Ansätze des untergegangenen Staates gibt, von denen Deutschland mit seinen aktuellen Herausforderungen auf dem Weg zur erfolgreichen Bildungsnation profitieren könnte.

Begrüßung:
Dr. Andreas H. Apelt (Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e. V.)

Kurzstatements:

  • Dr. Rosemarie Hein
  • Ulrich Bongertmann
Podium:
  • Ulrich Bongertmann (Bundesvorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands e. V.)
  • Prof. Dr. Gert Geißler (Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin)
  • Dr. Rosemarie Hein, MdB (Bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag)
  • Linda Teuteberg (Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und Vorstandsmitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.)

Moderation:
David Ensikat (Der Tagesspiegel)

Dienstag, 5. September 2017, 18.00 Uhr

Was bleibt? Die ostdeutsche Kulturlandschaft zwischen gestern und morgen

Ostdeutsche Kunst, Literatur und Kultur sind im vereinigten Deutschland allgegenwärtig.
Die Malerei der »Leipziger Schule« ist weltbekannt, Autoren aus dem
Osten feiern große literarische Erfolge und auf den Bühnen Berlins, Leipzigs oder
Dresdens finden aufsehenerregende Inszenierungen und Konzerte statt. Zugleich
müssen trotz künstlerischer Erfolge viele Kultureinrichtungen aus finanziellen
Gründen schließen oder ihre Angebote stark einschränken, vor allem in der
Provinz. In der DDR hingegen war die Kultur hoch subventioniert, sodass viele
Künstlerinnen und Künstler ein gesichertes Auskommen hatten. Zugleich standen
Formen und Inhalte der Kultur unter Kontrolle der Sozialistischen Einheitspartei
(SED) und wurden zensiert. Nach 1989/90 kam es zu einem grundlegenden
Transformationsprozess der kulturellen Infrastruktur im Osten, der mit einem
gravierenden Wandel für die kulturellen Akteure verbunden war.

Die vierte Veranstaltung der Reihe »Deutschland 2.0« im Jahr 2017 möchte die
Entwicklung des ostdeutschen Kulturbetriebs nach dem Ende der DDR thematisieren,
das Spannungsfeld zwischen Ost-Erbe und westlichem Einfluss vermessen
und nicht zuletzt nach dem Gewicht der Kultur in Politik und Gesellschaft
fragen.

Begrüßung:
Dr. Andreas H. Apelt (Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e. V.)

Kurzstatements:

  • Dr. Kerstin Decker
  • Dr. Uwe Lehmann-Brauns

Podium:

  • Dr. Kerstin Decker (Journalistin und Schriftstellerin)
  • Dr. Thomas Flierl (Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur a. D.)
  • Dr. Bettina Götze (Geschäftsführerin der Kulturzentrum Rathenow GmbH)
  • Dr. Uwe Lehmann-Brauns (Kuratoriumsmitglied der Deutschen Gesellschaft e. V., Vizepräsident des Abgeordnetenhauses von Berlin a. D.)

Moderation:
Thomas Rogalla (Berliner Zeitung)