Veranstaltungen im Jahr 2002

11. Dezember 2002

Dr. Ralf Engeln:

Uranabbau durch die AG Wismut in den frühen Jahren der DDR

Die Wismut GmbH zählt heute zu den sächsischen Musterbetrieben. Die Erfolge bei der Umweltsanierung im Territorium des ehemaligen Uranbergbaus machen ihre Mitarbeiter zu international gefragten Experten.
In der DDR war die Sowjetisch-Deutsche AG Wismut der bedeutendste Rüstungsbetrieb. Bereits in der Sowjetischen Besatzungszone entstanden, entwickelte sich der Uranbergbau quasi auf der grünen Wiese binnen weniger Jahre zum größten deutschen Industrialisierungsprojekt seit dem Aufschwung des Ruhrbergbaus im vorletzten Jahrhundert. Die Arbeitsämter verpflichteten in den ersten Nachkriegsjahren zehntausende Bürger zum Einsatz bei der Wismut. Zeitgenössischen westlichen Presseberichten zufolge hatten sie dort “schlimmste Sklavenarbeit nach sowjetischem Muster” zu verrichten. War die Gegend um Aue und Johanngeorgenstadt ein radioaktiv verstrahltes “Archipel Gulag” mitten Zentraleuropa? Oder waren die Wismut-Kumpel die Heldengestalten, die Verteidiger des Friedens und des Sozialismus, als die die DDR-Regierung sie feierte?
Diesen und weiteren Fragen geht der Autor in seiner Dissertation nach, 2001 als Buch veröffentlicht (s. biographische Angaben), die vor allem auf umfangreichen Recherchen in den Archiven der Arbeitsverwaltung, der FDGB-Gewerkschaften und der regionalen SED-Parteigliederungen, aber auch auf Befragung Beteiligter beruht. Danach ergab sich ein Bild, das sei vorweggenommen, ohne zu viel zu verraten, welches von der westlichen Kalte-Kriegs-Propaganda ebenso deutlich abwich wie von offiziellen DDR-Verlautbarungen.

Zum Autor: Dr. Ralf Engeln, M.A.; Jahrgang 1964; 2 Kinder; Studium der Volkswirtschaftslehre, Geschichte und Sozialwissenschaften an den Universitäten Bonn und Bochum, M.A. 1991; Dr. phil. an der Ruhr-Universität Bochum 1998; Studium und Veröffentlichungen mit Schwerpunkt Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte; Dissertation erschienen unter dem Titel “Uransklaven oder Sonnensucher? Die Sowjetische AG Wismut in der SBZ/DDR 1946-1953”, Essen 2001, ISBN 3-88474-988-9; z.Z. mit dem Aufbau eines technischen Kundendienstes für einen US-amerikanischen Medizintechnikanbieter beschäftigt.

13. November 2002

Dr. Stefan Wolle:

Der 17. Juni in der Literatur

Über kaum einen Tag der deutschen Geschichte wurde mehr geredet als über den 17. Juni 1953 – und über kaum einen Tag wurde mehr geschwiegen und verschwiegen. Dabei war es ein Tag von ungeheurer Dramatik, der geradezu nach literarischer Gestaltung schreit. Immerhin verfasste bereits unter dem Eindruck der Ereignisse der Dichter Kuba ein rührendes Märchen. Es handelt vom bösen Zauberer, der die guten, starken, aber nicht besonders klugen Arbeiter verführt hat, sich gegen den guten König zu erheben. Die Arbeiter müssen nun fleißig arbeiten, das Vertrauen der Regierung wiederzuerlangen.
Brecht schrieb darauf ein giftiges Epigramm – und ließ es in der Schublade liegen. Dies war die Geburtsstunde eines gestörten Verhältnisses der DDR-Intellektuellen zu jener werktätigen Klasse, auf die sie sich ständig beriefen.
Ein Text des Arbeiterdichters Kurt Barthel, alias Kuba, anläßlich des 17. Juni, der in der DDR-Presse erschien, aber auch von der SED als Flugblatt verteilt wurde, wie hier von der SED-Kreisleitung Jena.
In seinen im Sommer 1953 entstandenen “Buckower Elegien” kommentierte Bertolt Brecht Kubas Text mit dem Gedicht:

Die Lösung

Nach dem Aufstand des 17. Juni
ließ der Sekretär des Schriftstellerverbandes
in der Stalin-Allee Flugblätter verteilen,
auf denen zu lesen war,
daß das Volk das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
und es nur durch verdoppelte Arbeit zurückerobern könne.
Wäre es da nicht doch einfacher,
die Regierung löste das Volk auf
und wählte ein anderes?

Natürlich gab es im Land der Andeutungen und Anspielungen einiges zwischen den Zeilen zu lesen: bei Anna Seghers, Stephan Hermlin, Dieter Noll, Hermann Kant, Heiner Müller und anderen. Auch gibt es einen großen Versuch der Bewältigung des Konflikts. Stefan Heyms “Fünf Tage im Juni”. Doch selbst der in der DDR bis 1989 verbotene Roman erweist sich im Kern als der Versuch einer Ehrenrettung des Sozialismus. Das Schweigen der Intellektuellen setzt sich nach 1989 fort. So redselig die ältere Generation der DDR-Intellektuellen den Verlust ihrer erhabenen Träume und Illusionen betrauert, so schweigsam wird sie, wenn es um den 17. Juni 1953 geht. Die Opfer des SED-Systems, die noch lebenden Teilnehmer und Protagonisten des Volksaufstandes dagegen haben in der öffentlichen Debatte immer noch nicht den gebührenden Stellenwert.

Zum Autor: Stefan Wolle, geboren 1950, Historiker; seit 2002 Mitarbeiter des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin; veröffentlichte seit 1989 zahlreiche Artikel und Bücher zur DDR-Geschichte, u.a. “Die heile Welt der Diktatur”, 1998, und zusammen mit Ilko-Sascha Kowalczuk “Roter Stern über Deutschland”, 2001.

21. Oktober 2002

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin:

“Hanna fährt die Diesellok” –
Der Aufbau des Sozialismus in der Literatur der frühen 50er Jahre

Als am 9. Juli 1952 die II. Parteikonferenz der SED eröffnet wurde und Walter Ulbricht den “Aufbau der Grundlagen des Sozialismus mit dem Staat als Hauptinstrument” ausrief, begann eine der schlimmsten Phasen in der Geschichte der DDR. Sie endete im Volksaufstand vom 17. Juni 1953.
Die offizielle Literatur und Propaganda dieser Zeit zeichnete ein anderes Bild. Ausgemalt wurde der “neue” Mensch, der Held des sozialistischen Aufbaus, der in der Stadt wie auf dem Lande enthusiastisch im Kampf gegen das Alte den gesellschaftlichen Sprung vom 19. ins 21. Jahrhundert wagt.
Dieser literarische Abend will mit zeitgenössischen literarischen und autobiographischen Texten, mit Bildern und Liedern die Zeit und Atmosphäre nach der II. Parteikonferenz der SED in Erinnerung rufen. In Gesprächen mit Autoren, die sich, wie Erich Loest und Klaus Poche, in den “Dienst der großen Sache” stellten, wollen wir uns die unterschiedlichen Zeiterfahrungen im Vorfeld des Volksaufstandes vergegenwärtigen.
Die große Mehrheit der DDR-Bevölkerung erlebte diese Zeit nicht als die des großen Aufbruchs, sondern als Phase eines verschärften Klassenkampfes, eines sozialen Krieges der Partei gegen das eigene Volk. Diesen Alltagserfahrungen weitaus näher als die offizielle Aufbauliteratur sind literarische Werke wie Uwe Johnsons “Ingrid Babendererde – Reifeprüfung 1953” und Hans Scholz’ “Am grünen Strand der Spree” oder Tagebucheintragungen, wie jene von Victor Klemperer und Brigitte Reimann.
Davon will dieser Abend etwas im “Originalton” vermitteln.

11. September 2002

Ilko-Sascha Kowalczuk:

Hochschulpolitik nach der 2. Parteikonferenz der SED 1952

Nach der 2. SED-Parteikonferenz verschärfte sich auch die Lage an den Universitäten und Hochschulen in der DDR. Das wichtigste Ziel der Hochschulpolitik seit 1945 bestand darin, eine neue, eine “sozialistische” Intelligenz herauszubilden. Nach der 2. Parteikonferenz und im Vorfeld des Juniaufstandes 1953 ging die SED aggressiver und offensiver gegen “objektive Feinde”, aber auch gegen tatsächliche Widersacher des SED-Regimes vor. In dem Vortrag wird die Situation an den Hochschulen im Umfeld der 2. Parteikonferenz geschildert. Insbesondere geht es darum, zu zeigen, wie die SED ihre Hochschulpolitik durchsetzte und welche Opfer sie dabei in Kauf nahm. In dem Vortrag wird auch kurz auf die Situation an den Hochschulen im Umfeld des 17. Juni 1953 eingegangen.

Zum Autor: Geboren 1967 in Ostberlin; Lehre zum Baufacharbeiter, Abitur an einer Abendschule, 1990-95 Studium der Geschichte an der HUB; seit 1990 Mitglied des Unabhängigen Historiker-Verbandes; Promotionsstipendiat der Hans-Böckler-Stiftung an der Universität Potsdam; Mitarbeiter im Bereich Bildung und Forschung der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

12. Juni 2002

Axel Noack (Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen):

Der Kirchenkampf der SED 1952/1953

Anlässlich der ersten Volkszählung in der DDR erklärten sich 1950 noch 92,4 % der Befragten für religiös gebunden. Doch hinderte dies die SED nicht daran, im Rahmen ihres seit der 2. Parteikonferenz im Juli 1952 verschärften Kurses der “Revolution von oben” in aller Massivität auch gegen die Kirchen vorzugehen. Ziel war es, die weltanschauliche Vorherrschaft der SED durchzusetzen. Zugleich galt dieser Kampf, soweit er die evangelischen Kirchen betraf, der letzten gesamtdeutschen Institution, die zudem bis zum Zusammenbruch der DDR Fürsprecherin von der SED malträtierter gesellschaftlicher Schichten und Dach für oppositionelle Kräfte war.
Bevorzugtes Hassobjekt der Angriffe der SED war in dieser Zeit der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Otto Dibelius. Vor allem aber waren die Aktivitäten der Jungen Gemeinde, deren Mitglieder als “Agenten mit dem Kugelkreuz” diffamiert wurden, der Partei ein Dorn im Auge, sah sie doch im Kampf um die Jugend zu Recht in diesen kirchlich orientierten Gruppen die stärkste Konkurrenz zur Staatsjugend “FDJ”.
Der Magdeburger Bischof Axel Noack, zu DDR-Zeiten langjährig als Studentenpfarrer wirkend, wird in seinem Vortrag anhand zahlreicher zeitgeschichtlicher Zeugnisse ein dichtes Bild der Kirchenverfolgung im Vorfeld des 17. Juni 1953 zeichnen.

8. Mai 2002

Falco Werkentin:

Die II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952: Der Aufbau der “Grundlagen des Sozialismus” in der DDR und seine Konsequenzen für die Bevölkerung

Ca. 4.000 Delegierte und Gäste jubelten und klatschten frenetisch, als Walter Ulbricht am Nachmittag des 9. Juli 1952 anlässlich der II. Parteikonferenz der SED in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus als Tagesaufgabe verkündete. In bisher nicht gekannter Härte radikalisierte die SED in den folgenden Monaten ihren Konfliktkurs nahezu gegen die gesamte Gesellschaft. Auf dem Lande begann die Kollektivierung der Landwirtschaft und ein gnadenloser Kampf gegen so genannte kapitalistische Großbauern. Längst waren die großen Industrieunternehmen verstaatlicht, nun wurde in Kampagnen dem mittelständischen Handel und Gewerbe der Krieg erklärt; im Kampf um die ideologische Vorherrschaft verschärfte die Partei den Kampf gegen die Kirchen und insbesondere gegen Mitglieder der Jungen Gemeinde; innerhalb weniger Monate kamen mehrere Tausend Arbeiter auf Grundlage des Gesetzes zum Schutz des Volkseigentums in die Zuchthäuser. Die Zahl der Häftlinge wuchs von ca. 37.000 im Juli 1952 auf ca. 65.000 im Mai des folgenden Jahres.
Begleitet wurde diese Entwicklung von Preiserhöhungen und einer generellen Verschlechterung der Versorgungslage der Bevölkerung als Konsequenz des von Stalin angewiesenen Aufbaus “nationaler Streitkräfte”. Die Auswirkungen der II. Parteikonferenz für die Bewohner der DDR zu schildern heißt nichts anderes, als die Vorgeschichte des 17. Juni 1953 zu erzählen.

3. April 2002

Dr. Torsten Diedrich (Mitarbeiter im Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr, Potsdam):

Das Jahr 1952 – Schlüsseljahr der Aufrüstung in der DDR

Die DDR gehörte zweifellos zu den militarisiertesten Gesellschaften der Welt. Militärische und paramilitärische Formationen sowie ein hypertropher Apparat aus anderen bewaffneten Organen zur inneren Sicherung des politischen Systems besaßen beginnend mit der staatlichen Existenz einen exponierten Stellenwert im gesellschaftlichen Leben.
Das Jahr 1952 war in diesem Prozess politisch und militärisch ein Schlüsseljahr. Nach dem Scheitern des deutschlandpolitischen Kurses des Kremls zur Erhaltung des sowjetischen Einflusses auf Deutschland als Ganzes, fiel 1952 die Entscheidung Stalins, die DDR als militärisches Bollwerk gegen eine in das westliche Paktsystem involvierte Bundesrepublik auszubauen. Im ostdeutschen Staat sollten Nationale Streitkräfte, eine autarke Rüstungsindustrie sowie diverse wehrunterstützende Organisationen entstehen und auf ideologischem Gebiet die Wehrbereitschaft der Bevölkerung entwickelt werden.
Der Vortrag informiert über die Aufrüstungspläne und ihre Realisierung ebenso wie er deren politische und militärische Hintergründe untersucht. Letztlich führten der politische Kurs des Aufbaus der Grundlagen des Sozialismus und die massive Aufrüstung zu einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise des SED-Staates, die ihren markantesten Ausdruck in der Volkserhebung im Juni 1953 fand.

13. März 2002

Gerhard Wettig:

Stalins Deutschland-Note vom Frühjahr 1952: eine verpasste Chance?

Vor 50 Jahren, am 10. März 1952, wandte sich die Regierung der UdSSR an die Westmächte mit dem Vorschlag eines baldigen Friedensvertrags mit Deutschland und forderte die drei Staaten auf, in nächster Zeit einen Entwurf zu vereinbaren. Daran beteiligen sollte sich auch Deutschland, “vertreten durch eine gesamtdeutsche Regierung”. In die Geschichte ist dieser Vorschlag als “Stalin-Note” eingegangen.
Nach wie vor ist die Frage, ob damals wirklich keine Übereinkunft möglich war, umstritten. Hätte nicht vielleicht diese Stalin-Note vom März 1952 mit ihrem Friedensvertragsvorschlag bereits in den 50er Jahren die Chance zur Vereinigung in Freiheit geboten, wenn der Westen zu Verhandlungen bereit gewesen wäre? Hätte Stalin das Regime und System der DDR preisgeben können, um dafür den Verzicht der NATO-Staaten auf Soldaten aus der Bundesrepublik zu bekommen? War der sowjetische Führer im Frühjahr 1952 willens, einen politischen Ausgleich mit dem Westen zu suchen und die Grenzen seines “äußeren Imperiums” zurückzunehmen? Hatte für ihn das Interesse an Sicherheit vor einem militärischen Bund der Westdeutschen mit den Westmächten Vorrang vor dem Interesse an Wahrung und gegebenenfalls auch Mehrung des kommunistischen Besitzstandes?
Dr. Gerhard Wettig, ein ausgewiesener Fachmann in Fragen sowjetischer Deutschlandpolitik, wird auch auf Grundlage heute verfügbarer sowjetischer Akten in seinem Vortrag diesen Fragen nachgehen.

Zur Person: Gerhard Wettig, geb. 1934 in Gelnhausen/Hessen; Abitur 1953; 1953-1959 Studium der Geschichte und der Slawistik; 1961 Promotion in Göttingen; 1966-1999 zuerst Wiss. Referent, dann Leiter des Forschungsbereichs Außen- und Sicherheitspolitik am Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln.
Zahlreiche Publikationen über außen- und sicherheitspolitische Vorgänge/Probleme in der Periode des Kalten Krieges sowie über die Deutschland- und Berlin-Politik der UdSSR und der DDR.

13. Februar 2002

Franz Bludau und Lothar Lienicke:

Der Tod des Michael Gartenschläger oder Was geschah an der Grenzsäule 231?

Die kurze und zugleich tragische Lebensgeschichte Michael Gartenschlägers ist geprägt vom Widerstand gegen die SED-Diktatur. Nachdem er als 17-Jähriger wegen politisch noch relativ unreflektierter, sprich jugendgemäßer Proteste gegen den Berliner Mauerbau zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, verbrachte er zehn Jahre in DDR-Zuchthäusern, bevor er – von der Bundesregierung “freigekauft” – in den Westen gelangte. Zwischen 1972 und 1975 verhalf er ehemaligen Mithäftlingen und Freunden zur Flucht aus dem “Arbeiter-und-Bauern-Staat”.
Um die Weltöffentlichkeit auf die mörderischen DDR-Grenzanlagen aufmerksam zu machen, demontierte er 1976 zwei der dort installierten “Todesautomaten”, Splitterminen vom Typ SM-70. Damit war die SED-Führung, die um internationale Anerkennung rang, in ihrer Unrechtspraxis bloßgestellt. Bei einem weiteren Abbauversuch wurde Michael Gartenschläger aus dem Hinterhalt heraus von einem MfS-Sondereinsatzkommando erschossen.
Franz Bludau und Lothar Lienicke zeichnen in ihrem Vortrag zum Buch “Todesautomatik” das Leben Michael Gartenschlägers sowie die komplexen Zusammenhänge der Ereignisse, die zu seinem Tod führten, nach und kommen aufgrund ihrer umfangreichen Recherchen zu dem Schluss, dass er Opfer eines MfS-Komplotts wurde, welches von den Stasi-Generälen Erich Mielke, Alfred Scholz und Karl Kleinjung akribisch vorbereitet und von den untergeordneten Diensteinheiten im MfS ausgeführt wurde. Ein nahezu perfekter Mord?

9. Januar 2002

Roman Grafe:

“Keine Musterleistung unserer demokratischen Justiz”. Das zerstörte Lebenswerk des Thüringer Industriepioniers Franz Itting (1875-1967)

Im Sommer 1950 flüchtet ein 74-jähriger Mann aus Probstzella in Thüringen nach Ludwigsstadt in Franken. Er lässt seine Lebensleistung zurück: ein Elektrizitätswerk, das über 140 Gemeinden mit Strom versorgt. Seinen Arbeitern hat Franz Itting, langjähriges Mitglied der SPD, Wohnungen bauen lassen, sogar ein “Haus des Volkes”. Nazis haben ihn ins KZ gesteckt, Kommunisten 1948 erneut eingesperrt und schließlich enteignet.
Der Versuch seiner Erben nach der Wiedervereinigung Deutschlands, Ittings Lebenswerk vor dem Verfall zu bewahren, scheitert.