Nachruf auf Thomas Auerbach

Thomas Auerbach, Juni 1976 in Jena

Am 4. Juni 2020 verstarb mit Thomas Auerbach ein wichtiger Vertreter der DDR-Oppositionsbewegung, der sich auch nach der Friedlichen Revolution um die Aufarbeitung der SED-Diktatur verdient gemacht hat.

Thomas Auerbach engagierte sich bereits als Jugendlicher in der Jungen Gemeinde der Evangelischen Kirche gegen die kommunistische Diktatur. Nachdem er den Wehrdienst total verweigert hatte, absolvierte er eine Ausbildung zum Diakon. Als Stadtjugendwart in Jena unterstützte er kritisch denkende Jugendliche. Dieses Engagement löste zunehmend Konflikte mit der SED und der Kirchenleitung aus. Er organisierte 1976 eine Unterschriftensammlung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, wurde verhaftet und ein Jahr später gegen seinen Willen in den Westen abgeschoben.

Auerbach unterstützte die DDR-Opposition auch noch im Exil

Auerbach blieb weiterhin politisch in der Friedensbewegung aktiv. Zusammen mit den ebenfalls aus Jena ausgebürgerten Bürgerrechtlern Roland Jahn und Jürgen Fuchs unterstützte er die DDR-Opposition aus dem Exil. Auerbach hielt den Kontakt durch heimliche Treffen in der ČSSR und Polen. Entgegen dem damaligen Zeitgeist setzte er sich in der „Arbeitsgruppe Berlin- und Deutschlandpolitik“ der Alternativen Liste in West-Berlin und als Referent des Gesamtdeutschen Institutes ungebrochen für eine kritische Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur ein.

Wider den Zeitgeist

Nach dem Fall der Mauer war Auerbach ab Dezember 1989 über Monate wieder in der DDR und beteiligte sich an der Besetzung der MfS-Bezirksverwaltung sowie der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Gera. Nach der Wiedervereinigung stellte er sein Wirken als Publizist und Forscher fortan in den Dienst der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aufarbeitung. Zunächst als Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, leitete er von 2005 bis zum Ruhestand 2009 die Außenstelle in Schwerin. Daneben engagierte er sich für die gesellschaftliche Aufarbeitung der SED-Diktatur in verschiedenen Gremien. Thomas Auerbach wurde für seine herausragenden Verdienste 2000 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.