Rideamus

Mein Vater war einer der bekanntesten humoristischen Schriftsteller und Librettisten des ersten Drittels des vorigen Jahrhunderts, der alle seine Werke unter dem Pseudonym Rideamus, (zu deutsch „lasst uns lachen“), veröffentlichte. Er schrieb verschiedene humoristische Versbücher. Das bekannteste ist „Willis Werdegang“, das eine Gesamtauflage von über 100.000 Exemplaren erreichte. Ebenfalls war er der Librettist verschiedener erfolgreicher Operetten wie etwa „Der Vetter aus Dingsda“ (Musik von Eduard Künneke) und „Die lustigen Nibelungen“ (Musik von Oscar Straus). Erstere wird gerade wieder in der Komischen Oper in Berlin aufgeführt und letztere voriges Jahr in der Volksoper Wien. Rideamus schrieb auch die Texte der in den zwanziger Jahren so erfolgreichen Haller-Revuen, die im Admiralspalast in Berlin jede ein Jahr lang liefen. Aus der Haller-Revue „Drunter und Drüber“ von 1923 stammt der bekannte „Lindenmarsch“ (Solang’ noch Unter’n Linden die alten Bäume blüh’n) sowie das „Angellied“ (Mit dir, mit dir, da möcht’ ich Sonntag angeln geh’n), meisterhaft vorgetragen von Marlene Dietrich. Mein Vater schrieb auch eine humoristisch- fiktive Autobiographie „Ein heiteres Leben“, die 1951 im Füllhorn Verlag und 1957 im Goldmann Verlag München erschien.

Es war schon immer mein Wunsch gewesen, dass eine Gedenktafel für Rideamus an dem Haus in der Giesebrechtstraße 11 angebracht wird. Vor einigen Jahren wandte ich mich diesbezüglich an die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, aber leider ohne Erfolg wegen finanzieller Schwierigkeiten. Da sah ich plötzlich in der Dezember 2008 Ausgabe der geschätzten Zeitschrift aktuell eine Zuschrift der Tochter des seinerzeit sehr bekannten Komponisten Werner Richard Heymann, der es gelang, dass eine Gedenktafel an seinem früheren Wohnhaus seitens der Stadt Berlin angebracht wurde.

Da fasste ich mir Mut und machte einen neuen Versuch. Ich schrieb direkt an den Kulturstaatssekretär sowie an „Universal“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es mir dann doch, dass innerhalb kürzester Zeit eine Gedenktafel für Rideamus am Haus in der Giesebrechtstraße am 28. September in einer schönen Feier eingeweiht wurde. Die Begrüßung hielt Frau Susanne Moser, die Direktorin der Komischen Oper Berlin. Die Laudatio hielt Marguerite Kollo, Enkelin des Komponisten Walter Kollo, mit dem zusammen mein Vater viele Werke veröffentlichte. Die Schauspieler und Musiker der Komischen Oper brachten einige musikalischen Beiträge aus „Der Vetter aus Dingsda“, und die Gedenktafel wurde enthüllt durch Marguerite Kollo, Susanne Moser und meine in Berlin lebende Tochter Miriam Oliven. Zum Schluss der würdigen Feier wurde den eingeladenen, zahlreich erschienenen Gästen ein von dem Universal Music Publishing Verlag gespendeter Umtrunk angeboten.

Ich bin sehr erfreut, dass auf diese Weise die Anbringung einer Gedenktafel für Rideamus seitens der Stadt Berlin zustande kam und somit meinem Vater diese posthume Ehrung über fünfzig Jahre nach seinem Tode zuteil wurde.


Klaus Oliven
Chiffre 110101