Gedenkstätte Stille Helden

Widerstand gegen die Judenverfolgung 1933-1945

_von Beate Kosmala und Barbara Schieb, Gedenkstätte Stille Helden_

Stille Helden

Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin und Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (von rechts) am Tag der Eröffnung der Gedenkstätte Stille Helden

In den vergangenen Jahren wuchs das öffentliche Interesse in Deutschland an den Lebensgeschichten von Menschen, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden halfen. Dies ist an der steigenden Zahl von Publikationen und vielen neuen Filmen zu diesem Thema ablesbar.

So gab es vielfältige Bemühungen, in dem Gebäude, wo sich seit zehn Jahren das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt befindet, auch einen Ort des Gedenkens über geglückte und gescheiterte Rettungen in Deutschland einzurichten. Die Publizistin Inge Deutschkron, der damalige Bundespräsident Johannes Rau und andere setzten sich dafür ein, dass der gesamte Gebäudekomplex Rosenthaler Straße 39 im Jahr 2004 in den Besitz der öffentlichen Hand überging.

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Geschichte wird in Vitrinen anschaulich gemacht

Mit der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung der Dauerausstellung wurde im April 2005 die Gedenkstätte Deutscher Widerstand beauftragt. Aufbauend auf Ergebnissen eines Forschungsprojektes am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin (1997- 2002) recherchiert seit Mitte 2005 ein Team von vier Historikerinnen viele weitere Geschichten von Rettungsversuchen.

Ende Oktober 2008 wurde die Gedenkstätte Stille Helden in der Rosenthalerstraße 39 eröffnet. Sie erinnert an jene mutigen Menschen, die während der nationalsozialistischen Diktatur den Verfolgten beistanden, und an Jüdinnen und Juden, die durch die Flucht in die Illegalität den Deportationen zu entkommen versuchten. Seit etlichen Jahren werden sie als „stille Helden“ bezeichnet. Ihr mutiges Handeln zeigt, dass es im nationalsozialistischen Deutschland möglich war, Verfolgte zu retten. Auch in den deutsch besetzten Gebieten fanden einzelne Deutsche trotz des Risikos den Mut, ihre Handlungsspielräume hierfür zu nutzen.

Die Dauerausstellung informiert über die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung seit 1933 und ihre ausweglose Situation angesichts der drohenden Deportationen „in den Osten“, über den Entschluss einzelner, sich durch Flucht in den Untergrund zu retten, sowie über das Handeln und die Motive der Frauen und Männer, die ihnen halfen. Auf diese Art und Weise wird das breite Spektrum der Hilfe, aber auch des Risikos, das die Helfer durch ihren Einsatz eingingen, aufgezeigt. Die Helfer kamen aus allen sozialen Schichten der Gesellschaft.

Unter den Helfern gab es sowohl überzeugte Christen beider Konfessionen als auch Kommunisten und Sozialdemokraten. Viele waren unpolitische oder nichtreligiöse Menschen. Auch einige Mitglieder der NSDAP befinden sich unter ihnen. Nicht zuletzt werden Beispiele von Wehrmachtsoldaten gezeigt, die als Retter bekannt geworden sind.

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Von vielen Helfern wird hier erzählt

Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf Rettungsgeschichten in Deutschland. Sie werden sowohl aus der Sicht der Helfer als auch der Verfolgten erzählt. Etwa 10.000 bis 12.000 deutsche Juden versuchten ihr Leben durch die Flucht in den Untergrund zu retten, nachdem im Herbst 1941 die Massendeportationen in die Ghettos und Vernichtungsstätten begonnen hatten. Schätzungen gehen heute davon aus, dass mehrere zehntausend Menschen diesen jüdischen Verfolgten im Deutschen Reich halfen. Etwa 5.000 „Untergetauchte“ überlebten hier, davon mehr als 1.700 in Berlin.

Dieser Widerstand gegen die Judenverfolgung wird in der ersten Etage der Gedenkstätte Stille Helden anschaulich gemacht. An einem Medientisch können 18 thematisch zugeordnete Rettungsgeschichten angesehen werden.

Die neun Vitrinen in der zweiten Etage erzählen Biografien von Verfolgten und Helfern auf unterschiedliche Weise. Ein kurzer Film stellt jedes einzelne Schicksal vor. Einen weiteren Zugang bieten Objekte, Dokumente und Fotos in den Schaukästen.

Ein Raum mit acht Bildschirm-Arbeitsplätzen bietet Möglichkeiten zur weiteren Recherche. Dort werden Biografien, Fotos und Dokumente von mehreren hundert Helfern und Verfolgten vorgestellt. Diese Recherchestation wird laufend ergänzt. Auch nimmt die Gedenkstätte weitere, bisher unbekannte Rettungsgeschichten auf, recherchiert die historischen Sachverhalte, spricht mit den Beteiligten oder ihren Nachfahren und archiviert relevante Fotos und Dokumente.


Gedenkstätte Stille Helden
Rosenthaler Straße 39 (Eingang in der ersten Tordurchfahrt)
10178 Berlin

Dr. Beate Kosmala
Tel.: 49 30 23457919
Mail: kosmala@gdw-berlin.de

Barbara Schieb
Tel.: 49 30 23457929
Mail: schieb@gdw-berlin.de

www.gedenkstaette-stille-helden.de